Die Botschaft des Mörders: Paul Pecks siebter Fall. Österreichkrimi -  Max Oban

Die Botschaft des Mörders: Paul Pecks siebter Fall. Österreichkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
268 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-122-1 (ISBN)
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Er hat sie beobachtet, hartnäckig verfolgt und schließlich lustvoll getötet. „Mattseemörder“ haben ihn damals die Zeitungen genannt. Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass sechs junge Mädchen brutal ermordet und ganze Landstriche in Angst versetzt worden waren. Trotz intensiver Ermittlungen war der Serienkiller nie gefasst worden. Privatdetektiv Paul Peck stößt auf weitere ungeklärte Mordfälle. Rasch begreift er, dass nichts so ist, wie es scheint. Im Zuge der Ermittlungen trifft er auf eine mysteriöse Botschaft des Serienkillers und kommt den Geheimnissen einer okkulten Esoterikgruppe gefährlich nahe. Dann bestätigt der schockierende Fund einer brutal massakrierten Mädchenleiche die schlimmsten Befürchtungen: der Tathergang gleicht jenen vor zwanzig Jahren aufs Haar. Ist der „Mattseemörder“ zurückgekehrt? Der neue Fall führt Privatdetektiv Paul Peck nicht nur nach Salzburg und ins ländliche Oberösterreich sondern auch weit in die Vergangenheit zurück. Ein Krimi mit Salzburg-Flair und der siebte Band in der Serie um den Privatdetektiv Paul Peck.

1. Kapitel


 

Nur unter Anwendung eines Tricks war es Leopold Funke gelungen, in das Archiv im Keller des LKA Salzburg zu gelangen. Seit seiner Pensionierung vor mehr als zwei Jahren war ihm der Einlass zu den weitläufigen Kellerräumen verwehrt. Heute war ihm der Zutritt nur deshalb gelungen, weil sich Georgius Dolezal, sein Nachfolger beim LKA, auf Mallorca-Urlaub befand. Saufen und Partyurlaub am Ballermann. Das passte zu dem Typen.

Seit mehr als zwei Stunden saß Leopold Funke im Halbdunkel des Archivs und blätterte in einem der staubigen Aktenordner, deren Rücken mit dem Titel MATTSEEMÖRDER beschriftet waren. Er überflog die Namen der Opfer, die ihm bis heute schmerzhaft deutlich im Gedächtnis geblieben waren, obwohl zwischenzeitlich zwanzig Jahre vergangen waren. Alles Mädchen, die zwischen siebzehn und fünfundzwanzig Jahre alt waren, Schülerinnen, Sekretärinnen, Studentinnen. Und eine Prostituierte. Lange Zeit hatte er gemeinsam mit einem halben Dutzend seiner Leute nach dem Serienmörder gefahndet, der das gesamte Land in Atem gehalten hatte.

Auf einer der Seiten war ein Zeitungsartikel eingeklebt, der den traurigen Fall der Lotte Reinfels schilderte, deren Leiche von spielenden Kindern in einem abgelegenen Waldstück in der Glasenbachklamm gefunden wurde. Tod durch Erwürgen lautete die Überschrift.

Funke erinnerte sich gut an das Aussehen des Mädchens, den Tatort und die langwierigen Untersuchungen. Hunderte Zeugen wurden befragt, Spuren gesichert, Meldedaten geprüft und Autofahrer befragt, die zu den fraglichen Zeiten unterwegs waren. Müde und niedergeschlagen blätterte er sich durch den staubigen Aktenordner. Für Funke war es eine Reise zurück in die Vergangenheit, als die Welt noch analog war, ohne Standortdaten von Handys zur Erstellung von Bewegungsprofilen und wenig Unterstützung durch überregionalen Austausch forensischer Daten. Während er in den Aktenordnern blätterte, tauchte der Begriff DNA-Analyse nur einmal auf. Erst kurz vor der Jahrtausendwende, erinnerte er sich, wurde die DNA-Datenbank des Bundeskriminalamtes als Pilotprojekt und mit bescheidenen Mitteln gestartet.

Der Staub kitzelte ihn in der Nase und er musste kräftig niesen. Draußen legte sich langsam die Dämmerung über die Stadt und Funke rückte seinen Stuhl näher ans Fenster. Sie hatten den Mattseemörder trotz intensiver Ermittlungen nie gefasst. Funke machte sich Vorwürfe, damals versagt zu haben. Ein Polizeibeamter hat immer ein schlechtes Gewissen, wenn er in Pension geht und ungeklärte Fälle zurück lassen muss. Zusammengesunken kauerte er auf dem harten Stuhl und sah sich um. Hier im Keller lagerten die verstaubten Aktenordner, gefüllt mit den Unterlagen über mindestens sechs ungeklärte Mordfälle. Cold Cases. Mit Unbehagen erinnerte er sich an diese Zeit zurück, an den Druck der Öffentlichkeit und die massiven Vorwürfe, mit denen die Presse über sie herfiel. Eine stressvolle Zeit war es gewesen, in der seine Leute neben den Serienmorden noch an einer Handvoll anderer Fälle gearbeitet hatten. Während einer davon bereits vor Gericht verhandelt wurde, nachdem der Täter endlich gestanden hatte, war bei Lotte Reinfels in der Glasenbachklamm gerade die Leichenstarre eingetreten.

Warum saß er überhaupt hier im Keller und blätterte in den alten Akten? War es die unangenehme Erinnerung an die ungelösten Morde oder eher Langeweile, die ihn viel zu oft überfiel, seit seine Frau gestorben war? Nächste Woche jährte sich Hannas Todestag zum ersten Mal. Sie hätte ihm wahrscheinlich ausgeredet, einen ganzen Tag in staubigen Polizeiakten zu wühlen. Noch dazu mit Selbstvorwürfen und schlechtem Gewissen. Hanna fehlte ihm.

Verschwommene Bilder vom Begräbnis schoben sich vor sein geistiges Auge. Der Sarg, in dem die Leiche seiner Frau lag, fuhr ruckartig, so als ob die Seilmechanik nicht in Ordnung wäre, in die Grube hinunter. In diesem Moment war die Sonne durch die Wolken gebrochen, doch sie hatte ihn nicht erwärmen können. Er erinnerte sich, dass er erschrak, als die Erde, die seine Tochter in die Grube warf, auf das Holz krachte.

In all den Monaten seit dem Tod seiner Frau hatte er gelernt, mit den kleinen Dingen, die ihn täglich an sie erinnerten, gelassen umzugehen: Ihre Brille, die er in einer Schublade fand, die gefütterten Handschuhe oder ihre rote Lieblingsweste. In den ersten Wochen nach der Beerdigung wäre er nicht in der Lage gewesen, diese Gegenstände woanders hinzulegen oder gar wegzuwerfen. Sie waren es doch, die ihn in ganz persönlicher Weise an sie erinnerten, das Loch am Zeigefinger eines der Handschuhe und Hannas Duft, wenn er die Weste an sein Gesicht drückte.

Er stellte den Aktenordner auf den Boden neben seinen Sessel und sah Hannas Gesicht vor sich. Jedes Detail. Ganz deutlich. Sie lag mit eingefallenen Wangen in den zerdrückten Polstern ihres Krankenbettes. Mit einer unendlich langsamen Bewegung beugte er sich nach vor und hoffte, ihren Atem zu hören. Es war dämmrig im Zimmer, er strich über ihre Hand und ihr feuchtes Gesicht. Dann hörte er sie atmen. Sie schläft, dachte er. Es ist noch nicht zu Ende. An einem Dienstag hatten sie ihn angerufen. Um die Mittagszeit herum. Es war auf einer Fortbildung in Wien gewesen, wo ihn das Telefonat erreichte und er alles stehen und liegen ließ und nach Hause fuhr. »Es geht ihr schlechter«, sagte der Arzt, der einen Kaugummi im Mund hatte und stakkatohaft darauf herumkaute. In diesem Moment dachte er zum ersten Mal, dass er sie bald verlieren würde. Neben ihrem Bett lag ein Roman von Thomas Manns »Der Zauberberg.« Funke erinnerte sich, dass er das Buch dort öffnete, wo sich das Lesezeichen befand. Der Absatz, den Hanna zuletzt gelesen hatte, beschrieb, wie der junge Held in dem Roman gerade sein eigenes Röntgenbild betrachtet und sich mit bangen Gefühlen seiner Sterblichkeit bewusst wird.

Es war kalt im Kellerarchiv und Funke fror. Seine Gedanken lösten sich von Hanna und machten eine Reise zurück in die Gegenwart und zu den Aktenordnern über den Mattseemörder. Er fand eine Auflistung aller Mordopfer, die sie damals dem Serienkiller zugeschrieben hatten, heftete das Blatt vorne ein und klappte den Aktenordner zu, was eine Staubwolke auslöste.

 

*

 

Von Sophias Buchgeschäft am Waagplatz bis zum ›Wilden Mann‹ brauchte Peck fünf Minuten. In der Getreidegasse standen eine Menge Touristen vor dem SPAR-Supermarkt, der vor einigen Jahren in Mozarts Geburtshaus eröffnet wurde und fotografierten sich gegenseitig.

Drei Stunden hatte Peck geholfen, eine gefühlte Tonne neu angelieferter Bücher ins Geschäft zu tragen und unter Sophias Anweisungen sachgerecht in die Regale zu schlichten. Nach Abschluss der schweißtreibenden Arbeit kam es zum Eklat. Sophia zeigte auf Pecks Hemd, das um den Bauch spannte und warf ihm vor, einige Kilos zugenommen zu haben.

»Ich diskutiere nicht mit Leuten, die anderer Meinung sind«, sagte er und verließ protestierend das Buchgeschäft. Er musste ihr versprechen, ein scharfes Gewichtsziel in seine guten Vorsätze fürs neue Jahr aufzunehmen.

Dass das neue Jahr bereits mehr als vier Monate alt war, spielte für Sophia keine Rolle. Auf den nächsten Metern versuchte er die um sein Körpergewicht kreisenden Gedanken zu verdrängen, als er in dem zum ›Wilden Mann‹ führenden Durchhaus auf eine altertümliche Waage stieß. Einwurf ein Euro. Er sah sich um und da niemand in der Nähe war, holte er eine Münze aus der Geldtasche und kletterte auf die Waage, die augenblicklich begann, unfreundliche Brummtöne von sich zu geben. Zwei Karten kamen zum Vorschein.

Verblüfft starrte er auf die erste, die in lesefreundlichem Großdruck darauf hinwies, dass er 72 Kilogramm wog. Ein Ding der Unmöglichkeit, sagte er sich, hatte ihn doch Sophia vor zwei Tagen auf die in ihrem Badezimmer stehende Waage gezwungen, die dreißig Kilo mehr anzeigte, obwohl er nur mit einer extra leichten Unterhose bekleidet war. Beruhigt steckte er die Karte in die Hosentasche. Endlich hatte er den Beweis, dass Sophias Waage nicht ernst zu nehmen war. ›Sie sind intelligent und gebildet‹, stand auf der zweiten Karte. ›Sie haben einen geraden und ehrlichen Charakter, was von anderen jedoch oft falsch eingeschätzt wird‹.

Erstaunt schob Peck auch diese Karte ein und fand es bewundernswert, wie treffsicher er von einem leblosen Automaten beurteilt wurde.

Das Gasthaus ›Zum Wilden Mann‹ war ziemlich voll. Peck blieb in der Tür stehen und sah sich nach einem Platz um. Er kannte kein anderes Lokal in Salzburg, wo es so selbstverständlich war, sich an einen Tisch dazuzusetzen, auch wenn dort bereits Gäste saßen. Peck liebte den Wilden Mann, der versteckt in einem der Durchhäuser zwischen der Getreidegasse und dem Hanuschplatz lag. An einem der Tische am Fenster aßen zwei ältere Männer mit offensichtlicher Begeisterung einen Schweinsbraten. Freundlich luden sie ihn ein, sich zu ihnen zu gesellen.

Nachdem er die Bestellung bei dem Kellner in der Lederhose deponiert hatte, legte er sein Notizbuch auf den schweren Holztisch und überlegte sich...

Erscheint lt. Verlag 5.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-122-5 / 3990741225
ISBN-13 978-3-99074-122-1 / 9783990741221
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