Kopfnebel -  Joachim Krug

Kopfnebel (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
544 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-5836-3 (ISBN)
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Im Elsterflutbecken wird die Leiche einer kopflosen Frau angeschwemmt. Hauptkommissar Jan Krüger rätselt, könnte die junge Frau Opfer einer Fehde zwischen Russenmafia und Albaner-Clan geworden sein? Während der Ermittlungen erfährt er, dass ein Mann, der in den Achtzigern mehrere Frauen getötet und enthauptet haben soll, wieder auf freiem Fuß ist. Jan findet heraus, dass auf den Treffen einer Freimaurerloge regelmäßig junge Frauen einer Begleitagentur eingeladen werden. Wenig später wird auch eine dieser Frauen tot aufgefunden. Dabei gerät ein Leipziger Richter ebenso in das Visier der Ermittlungen, wie ein hochangesehener Justizbeamter. Doch dann tauchen plötzlich Hinweise auf, die Jan und seiner Kollegin Hannah das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ist es möglich, dass sie dermaßen tief in die Ermittlungen eingetaucht sind, dass sie die Hand vor Augen nicht mehr sehen?

Joachim Krug wurde 1955 in Gifhorn geboren, machte in Wolfsburg Abitur und studierte in Köln und Bochum Sport und Latein. Der Diplomsportlehrer, Studienrat und Fußball-Lehrer mit UEFA-Pro Lizenz war als Spieler, Trainer und Manager viele Jahre erfolgreich im Profifußball tätig, bevor er 2016 mit Schwarzer Drache seinen ersten Thriller veröffentlichte. Das vorliegende Buch Kopfnebel ist bereits der fünfte Roman um den Leipziger Hauptkommissar Jan Krüger. Joachim Krug ist Sportlicher Leiter bei Rot Weiss Ahlen und wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Dortmund.

Bis zur Straße Am Elsterflutbecken waren es nicht mal zehn Minuten Fußweg. Jan hatte vorgeschlagen, den Wagen auf dem Parkplatz am Seesportclub stehen zu lassen, damit Podelczik nicht schon durch ein vorfahrendes Auto gewarnt wurde.

Sie überquerten auf einer kleinen Brücke die Weiße Elster und nahmen Kurs auf eine kleine Siedlung mit älteren Einfamilienhäusern. Am ersten Straßenschild stand Am Elsterbogen.

»Weder Elstergraben noch Elsterflutbecken, sondern Elsterbogen. Jetzt können wir nur hoffen, dass wenigstens die Hausnummer stimmt«, meckerte Jan.

Bereits das erste Haus auf einem dicht bewachsenen Eckgrundstück, das von einem niedrigen braunen Holzzaun umgeben war, bei dem schon etliche Latten herausgebrochen waren, war die Nummer vierzehn. Jan schätzte, dass dieses Haus irgendwann in den Siebzigern gebaut worden war. Die Außenfassade war mit grauen Riemchen verkleidet, Klinkersteine waren zu dieser Zeit in der DDR eine echte Seltenheit.

Das Dach war mit wohl ehemals grauen Betonziegeln gedeckt, das jetzt komplett von einer dicken Schicht von Moss und Flechten überzogen war. An den Holzfenstern war kaum noch Farbe und die Rahmen waren von dicken Rissen durchzogen. Im Vorgarten wucherte das Unkraut, die Waschbetonplatten der Einfahrt waren gebrochen und aus den Spalten wuchsen Disteln. Vor der Garage stand ein roter Kleinwagen, der sich bei näherer Betrachtung als ein älteres Modell eines Opel Corsa entpuppte.

»Also, wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich sagen, hier wohnt nicht Bruno Podelczik, sondern Norman Bates«, schüttelte Oskar den Kopf.

»Wer?«, fragte Hannah.

»Norman Bates, der irre Typ, der bei Psycho mit seiner toten Mutter in einem Haus lebt.«

»Ist ein bekannter Psychothriller von Alfred Hitchcock aus den frühen Sechzigern«, erklärte Jan.

»Da hatten wir noch keinen Fernseher«, witzelte Hannah »Den gab's ja auch nur im Kino. Ist 'n echter Klassiker. Besonders die Szene mit dem durchsichtigen Duschvorhang, vor dem sich der Kerl mit einem riesigen Messer nähert und...«

»Oskar, heb dir deine Horrormärchen für später auf, vielleicht stehen wir ja gleich einem waschechten Serienmörder gegenüber«, bremste ihn Jan.

»Wartet mal. Wenn der Kerl jetzt drei Leute vor seiner Haustür stehen sieht, wird er vermutlich nicht öffnen. Ich schlage vor, ich gehe zunächst allein und ihr kommt nach, sobald er aufgemacht hat«, schlug Hannah vor.

»Hast du deine Pistole dabei?«, fragte Jan.

»Liegt im Wagen im Handschuhfach. Dich brauch ich wohl gar nicht erst zu fragen, oder?«

»Im Schreibtisch, wie immer«, sagte Jan.

»Dann nehmen wir meine«, Oskar öffnete seine wattierte Winterjacke, hinter der in einem Brusthalfter seine Pistole steckte.

»Seit wann tragen denn Azubis 'ne Waffe?«, wunderte sich Jan.

»Ist zu meinem persönlichen Schutz. Ist 'ne Gaspistole. Sieht allerdings verblüffend echt aus, oder?«

Jan verdrehte die Augen. »Mensch, Oskar, du hast nur dummes Zeug im Kopf. Los, gib das Ding Hannah, falls der Kerl sie bedroht oder angreift, bevor wir eingreifen können.«

»Quatsch, ich kann mir auch anderweitig behelfen. Also los, bleibt hier hinter den Bäumen außer Sichtweite«, lehnte Hannah dankend ab.

Hannah schellte an der Haustür. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie Schritte hörte. Dann öffnete sich ein kleiner Türspalt und eine alte Frau lugte vorsichtig hindurch.

»Was wollen Sie?«, fragte die Alte.

Hannah musste improvisieren. »Ja, Guten Tag, bin ich hier richtig bei Podelczik?«

»Sind Sie von der Zeitung? Mein Sohn ist nicht zu Hause.

Weiß auch nicht, wann er zurückkommt.«

»Wer ist da, Mutter?«, rief eine männliche Stimme aus dem Hintergrund.

»Eine Frau von der Zeitung, Bruno«, rief die Alte.

Hannah hörte eine Tür knallen, dann vernahm sie das typische Geräusch von schlürfenden Pantoffeln.

»Bitte gehen Sie. Ich habe nichts zu sagen«, rief Bruno Podelczik durch die halboffene Tür.

»Ich bin nicht von der Presse«, sagte Hannah.

Die Tür öffnete sich und ein älterer Mann im Bademantel, einer abgewetzten Jogginghose und ausgetretenen Filzpantoffeln stand vor ihr.

»Wer sind Sie dann?«, fragte er.

»Hannah Dammüller, Kripo Leipzig. Wir müssen mit Ihnen reden, Herr Podelczik.«

Der Mann wich erschrocken zurück und wollte gerade die Tür zuschlagen, als Jan einen Fuß in die Öffnung stellte.

»Machen Sie keinen Ärger, Podelczik. Wir haben nur ein paar Fragen.«

»Das haben die Typen von der Stasi vor dreißig Jahren auch gesagt«, schimpfte Podelczik.

Hannah und Jan betraten den Flur, Oskar blieb vor der Tür stehen.

»Können wir hier vernünftig miteinander reden, oder müssen wir Sie mit aufs Präsidium nehmen?«, fragte Jan.

»Zeigen sie mir zuerst mal ihre Ausweise«, verlangte Podelczik.

Hannah und Jan wiesen sich aus.

»Also, was ist jetzt?«, wurde Jan lauter.

»Mutter, geh auf dein Zimmer, es ist alles gut«, sagte Bruno.

»Kommen sie, wir setzen uns in die Küche.«

Die Küche war groß, sauber und aufgeräumt. In der Mitte stand ein viereckiger Holztisch mit sechs Korbstühlen.

»Nehmen sie bitte Platz, möchten sie 'nen Kaffee? Meine Mutter hat gerade frischen aufgesetzt«, fragte Bruno ausgesprochen höflich.

»Gern«, nahm Hannah die Einladung an. Jan nickte kurz.

»Kann mir schon denken, warum sie hier sind. Hab's ja in der Zeitung gelesen.«

»Was haben Sie gelesen?«, wollte Jan wissen.

»Na, das mit der Toten in der Weißen Elster.«

»Und warum, glauben Sie, kommen wir deshalb zu Ihnen?", bohrte Jan nach.

»Na ja, so viele verurteilte Frauenmörder gibt's ja wohl in Leipzig nicht«, antwortete Bruno und schenkte Kaffee ein.

»Wo waren Sie in den letzen zwei Tagen?«, fragte Hannah.

Bruno, der gerade die Kanne zurück auf die Anrichte gestellt hatte, drehte sich verwundert um. »Wie bitte, warum wollen sie das denn wissen? Dieser Mord ist doch sicher schon mehr als zwei Wochen her.«

Hannah sah Jan an. Offensichtlich dachten sie dasselbe.

Entweder war das bereits Taktik oder der Kerl hatte tatsächlich nichts mit dem Tod der jungen Frau am Cospuderer See direkt vor seiner Haustür zu tun.

»Herr Poldeczik, bitte beantworten Sie die Frage«, forderte Hannah.

»Da muss ich nicht lange nachdenken. Ich war hier. Ich bin immer hier, seit ich vor einem Jahr entlassen wurde. Die Welt da draußen ist für mich gestorben. Fahre gelegentlich einkaufen oder bringe meine Mutter zum Arzt. Das war's.«

»Und ihre Mutter kann das sicher bezeugen«, fragte Hannah.

»Wohl kaum.«

Hannah sah Podelczik fragend an und runzelte die Stirn.

»Sie ist hochgradig dement. Die weiß nicht mal mehr, wer da gerade an der Tür war.«

»Oh, das tut mir leid«, sagte Hannah.

Bruno zuckte mit den Schultern. »Meine Eltern sind an der Sache damals zerbrochen. Mein Vater hat sich vor zehn Jahren aufgehängt und meine Mutter hat daraufhin ihren Verstand verloren.«

»Kann denn sonst irgendwer bezeugen, wo sie in dem letzten Tagen waren? Sie sagen, sie waren beim Arzt und Einkaufen. Da wird sie doch sicher jemand gesehen haben und kann sich an sie erinnern?«, hakte Jan nach.

»Die Leute hier in Hartmannsdorf beschimpfen oder ignorieren mich, aber gewöhnlich bin ich für sie Luft. Der ein oder andere hat Mitleid mit meiner Mutter, sprechen ihr manchmal Mut zu. Aber fragen sie doch mal ihren pensionierten Kollegen, der sich hier laufend vor meinem Haus rumtreibt.

Der muss doch meinen Wagen vor der Tür gesehen haben.«

»Wen meinen Sie?«, fragte Hannah scheinheilig.

»Bernstein, diesen Verrückten. Der kann es bis heute nicht ertragen, dass ich letztendlich rehabilitiert worden bin. Der ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass ich drei Frauen umgebracht und enthauptet habe, dieser irre Fanatiker. Hat doch früher selbst für die Stasi gearbeitet, dieses Schwein.«

»Na ja, immerhin hat man ja im Keller ihres Hauses die drei abgetrennten Köpfe gefunden, oder?«, kam Jan zur Sache.

Podelczik atmete genervt tief durch. »Bitte, ich möchte das alles nicht mehr erzählen müssen. Lesen sie einfach den Artikel der Leipziger Volkszeitung, der vor rund einem Jahr geschrieben wurde. Steht online unter Die wahre Geschichte des Bruno P..«

»Was hatte dann die Stasi damals für einen Grund, sie als den sogenannten Köpfer von Hartmannsdorf wegsperren zu lassen?«, fragte Hannah.

»Junge Frau, ich höre an ihrem...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7407-5836-8 / 3740758368
ISBN-13 978-3-7407-5836-3 / 9783740758363
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