In eigener Sache: Detektei Lessing Kriminalserie, Band 38. -  Uwe Brackmann

In eigener Sache: Detektei Lessing Kriminalserie, Band 38. (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-195-4 (ISBN)
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Zu nächtlicher Stunde wird auf dem Garnisonsberg im Wolfenbütteler Stadtpark eine Frau überfallen und missbraucht. Ein in der Nähe kampierender Obdachloser wird durch ihre Schreie aufmerksam und eilt ihr zu Hilfe. Der Täter wirft einen schweren Stein nach dem Hund und verletzt ihn schwer. Daraufhin ergreift der Vergewaltiger die Flucht.
Als der Obdachlose am Tag darauf seine Aussage zu Protokoll gibt, identifiziert er den zufällig dazu kommenden Detektiv Leopold Lessing als Täter. Was zunächst nach der wertlosen Aussage eines Alkoholikers aussieht, entpuppt sich schon bald als mögliches Szenario.

-2-


 

Von weitem schon sah Oberkommissar Sinner das blaue Rundumlicht der Einsatzfahrzeuge durch die übermannsgroßen Grabsteine blitzen. Sie ragten bizarr anmutend wie stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit in den nächtlichen Himmel hinter der Doppelturnhalle am Landeshuter Platz. Stumm und apathisch, wie bleierne Soldaten und doch standen sie an diesem Ort, um die Vergangenheit wach zu halten.

Kommissar Schubert erwartete seinen Kollegen bereits am Tatort. „Ich muss unbedingt an meiner Kondition arbeiten“, schnaufte der Oberkommissar, als er den Garnisonsberg erklommen hatte. Schubert sah seinen Vorgesetzten mit einiger Verwunderung an. „Wenn dieser Hügel bereits ausreicht, um Sie aus der Puste zu bringen, kann ich Ihrem Vorsatz nur zustimmen.“ Mit solcher Offenheit hatte Sinner nicht gerechnet. Er rümpfte seine Nase daher etwas pikiert und verschaffte sich mit einem Rundumblick einen ersten Eindruck vom Tatort.

Das kleine Plateau, auf dem die Tat geschah, war gleichzeitig der höchste Punkt des Berges. Von einer Parkbank aus konnte man von dem mit Buschwerk ansonsten zugewachsenen Aussichtspunkt den nordöstlichen Teil des Stadtgrabens einigermaßen überblicken. Links neben der Bank hatte die Spurensicherung mehrere Beweissicherungsmarken verteilt. „Dort wurde das Opfer missbraucht“, erklärte Schubert. „Ich habe Augen im Kopf“, reagierte der Oberkommissar unausgeschlafen. Der lockere Spruch seines Kollegen steckte ihm offenbar noch im Hals.

„Wo befindet sich das Opfer?“, erkundigte sich Sinner. „Tja, das wüsste ich auch gern“, erklärte Schubert. „Was soll das heißen?“, wollte Sinner seinen Ohren nicht trauen. „Bislang gibt es nur einen Zeugen, der dem Opfer zu Hilfe kam“, erklärte Schubert. „Eine Fußstreife ist der Obdachlose durch Zufall aufgefallen, als er mit seinem Hund auf dem Arm an der Doppelturnhalle entlanglief.“ Sinner sah sich fragend um. „Wo ist der Mann?“ „Eine Streife hat ihn und seinen Hund in die Tierklinik am ‚Neuer Weg‘ gefahren.“ Die Stirn des Oberkommissars krauste sich. „Wollen Sie mich veräppeln?“ „Äh, nein. Der Hund wurde durch einen Stein verletzt, als er dem Täter an den Kragen ging.“

Sinner sah seinen Kollegen durchdringend an. Dann verzog er das Gesicht, als hätte er gerade in eine besonders saure Pampelmuse gebissen. „Sie wollen mich doch verarschen.“ „Als der Zeuge und dessen Hund das Plateau erreichten, hob der Täter gerade einen großen Stein auf, um das Opfer damit zu erschlagen“, erklärte Schubert seinem immer noch skeptisch dreinschauenden Vorgesetzten. „Der Hund riss sich los und griff den Täter an. Der drehte sich um und warf den Stein kurzerhand nach dem Hund. So hat es der Zeuge auf dem Weg in die Klinik zumindest den Beamten erzählt.“

Sinner schüttelte ungläubig den Kopf. „Die Kollegen haben ihn dann zusammen mit dem Hund abgesetzt und haben die Angaben überprüft“, fuhr Schubert fort. „Als sie auf dem Plateau ankamen trafen sie allerdings niemanden mehr an. Dafür entdeckten sie zwischen den Büschen den Rucksack des Opfers.“ „Dann hat der Hund dem Opfer wahrscheinlich das Leben gerettet“, stellte Sinner anerkennend fest. „So könnte man sagen.“ „Wahrscheinlich läuft die arme Frau völlig unter Schock stehend durch die Stadt“, sorgte sich der Oberkommissar.

„Ich gehe davon aus, dass sich im Rucksack zumindest ein Hinweis auf den Namen des Opfers befindet“, mutmaßte Sinner. Der Kommissar verzog das Gesicht. „Leider nicht. „Die Beschreibung der Frau wurde an alle Streifenwagen weitergegeben.“ „Gut.“ Der Oberkommissar nickte und wandte sich den Kollegen der Spusi zu. „Haben Sie eventuell etwas für uns?“ Die Kriminaltechniker waren nach wie vor im Licht der Scheinwerfer auf Spurensuche. „DNA fähiges Material können Sie vergessen“, entgegnete Ramsauer. „Der Regen hat den Tatort nahezu blankgewaschen. Außer Schuhabdrucken, die zum Teil auch noch überlagert sind, gibt es herzlich wenig.“

Sinner stieß einen tiefen Seufzer aus. „Dann bleiben uns wohl nur die Aussage des Zeugen“, seufzte der Oberkommissar ein weiteres Mal. „Der Zeitpunkt der Vergewaltigung muss übrigens zwischen 23 Uhr und Mitternacht liegen“, fuhr Schubert mit dem Briefing seines Vorgesetzten fort. „Wieso ist diese Angabe derart vage?“ „Der Zeuge war derart aufgeregt, dass ihn die Kollegen von der Streife nicht weiter befragten.“ Sinner rümpfte die Nase. „Na schön, dann wollen wir.“

„Was ist mit dem Tatort?“, hakte Schubert nach. „Was soll sein? Hier geht auch ohne uns alles seinen Gang. Ich schlage vor, wir erkundigen uns zunächst nach dem Hund und befragen bei der Gelegenheit den Zeugen.“ Sinner rieb sich nachdenklich den Hinterkopf. „Hatten Sie eigentlich schon den Namen des Zeugen genannt?“ Schubert sah in sein Notizheft. „Mike Knabe.“ „Gut, dann lassen Sie uns am besten gleich losfahren.“

Als die Kommissare kurz darauf die Tierarztpraxis erreichten, war das Gebäude hell erleuchtet. „Ich wusste gar nicht, dass Sie auch Notfallsprechstunde haben“, zeigte sich Sinner angetan. „Mitten in der Nacht kommt dies auch eher selten vor, erklärte die Tierarzthelferin, nachdem sie die Kommissare in das Wartezimmer gebeten hatte. „Andererseits ist es nicht anders als beim Menschen, der in Not ist. Wir helfen, wann immer es notwendig ist.“

Nach einer kurzen Zeit des Wartens erschien Mike Knabe im Warteraum. „Wie geht es Ihrem Hund?“, erkundigte sich Kommissar Sinner. „Hat er es gut überstanden?“ „Benny ist wie ich. So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen“, zeigte sich der Zeuge kämpferisch. „Übrigens vielen Dank für die Hilfe Ihrer Kollegen. Ohne die hätte ich nicht gewusst, an wen ich mich mit Benny wenden soll.“ Schubert winkte ab „Dafür ist die Polizei auch da. Ohne das mutige Eingreifen Ihres Hundes wäre die junge Frau wahrscheinlich nicht mehr Leben.“

„Wie geht es ihr eigentlich?“, erkundigte sich der Obdachlose. „Leider konnten wir sie noch nicht befragen. Sie ist verschwunden“, erklärte Schubert. „Umso wichtiger wäre es, wenn Sie uns schildern könnten, was geschah“, nahm Sinner den Faden auf. „Ich habe den beiden Polizisten doch schon alles gesagt“, erinnerte sich Mike Knabe. „Seien Sie so gut und erzählen Sie es uns noch einmal.“ „Ich störe nur ungern, meine Herren, aber ich möchte Sie bitten, dies an einem anderen Ort zu tun“, unterbrach die Ärztin die Befragung. „Hier können Sie jetzt ohnehin nichts mehr für Benny tun. Viel ist von der Nacht nicht mehr übrig und ein wenig Schlaf hätte ich dann trotzdem noch gern.“ „Oh ja, natürlich“, zeigte Sinner Verständnis. „Toll, dass Sie sich sofort um den Hund gekümmert haben. Die Rechnung schicken Sie bitte an die Dienststelle an der Lindener Straße.“

Schubert war mehr als überrascht. Von dieser Seite kannte er seinen Chef bislang nicht. „Wenn das geht“, entgegnete die attraktive Ärztin nicht weniger verwundert, während sie gemeinsam das Gebäude verließen. „Wir haben da so einen Sonderfond“, erklärte Sinner. „Na wunderbar“, freute sich die Ärztin. „Sie können Benny morgen Nachmittag hier besuchen“, wandte sie sich Mike Knabe zu. „Dann wünsche ich den Herren noch eine gute Nacht.“

„Tja, dann fahren wir jetzt am besten in die Dienststelle“, seufzte Schubert und entriegelte den Wagen. „Wenn es nicht zu viel verlangt ist, wäre es nett, wenn Sie vorher am Stadtgraben vorbeifahren würden, damit ich meine Sachen zusammenpacken kann“, bat Mike Knabe. „Das heißt, falls noch etwas davon da sein sollte.“ „Ich kann Sie beruhigen“, entgegnete Sinner. „Die Kollegen haben Ihre Habseligkeiten mit in die Dienststelle genommen.“ Erleichterung zeichnete sich im Gesicht des Obdachlosen ab.

Als der Zeuge den Kommissaren in der Dienststelle an der Lindener Straße das Protokoll unterschrieb, in dem er den Tathergang noch einmal so ausführlich wie möglich geschildert hatte, blinzelten bereits die ersten Sonnenstrahlen des noch jungen Tages durch die trüben Fenster des Büros. Mehrere Kannen Kaffee waren nötig gewesen, um die Männer wach zu halten.

„War es das jetzt?“, schnaufte Mike Knabe. „Leider noch nicht ganz“, raubte Oberkommissar Sinner dem Zeugen jegliche Hoffnung. „Sie haben den Täter gesehen. Leider war Ihre Beschreibung wegen der Dunkelheit nicht so gut“, erklärte der Ermittler. „Möglicherweise erkennen Sie ihn aber auf einem der Fotos in unserer Verbrecherdatei.“ „Ich möchte Ihnen ja wirklich gern weiterhelfen, aber ich fürchte, mit leerem Magen kann ich mich nicht so richtig konzentrieren.“ „Ach du liebes Lottchen, wie konnte ich das nur vergessen“, griff sich Sinner an den Kopf. „Der Kollege wird uns...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96586-195-6 / 3965861956
ISBN-13 978-3-96586-195-4 / 9783965861954
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