Deine Lügen bringen dich ins Grab (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
262 Seiten
Empire-Verlag
978-3-7579-3650-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deine Lügen bringen dich ins Grab -  Gillian Hobbs
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Nach »Ich lüge bis du stirbst« ist Scarlett Dyer wieder zurück. Noch böser und noch gemeiner als zuvor.
Scarlett Dyer hieß früher Olivia Lewis und hat eine ganze Stadt ins Chaos gestürzt. Kurze Zeit nach den Geschehnissen in dem Küstenstädtchen St. Pit ziehen Scarlett und Jacob ins beschauliche Woodnock am Rande der schottischen Highlands. Hier wimmelt es nur so von Touristen anstelle von neugierigen Nachbarn, und zum ersten Mal scheint es, als könne Scarlett endlich ein ruhiges Leben führen.
Doch dann findet Scarlett ihr unvollendetes und in St. Pit zurückgelassenes Manuskript vor ihrer Haustür, in dem sie ihren in dem Küstenstädtchen durchgeführten Racheplan festgehalten hat. Als dann Jacob und ihr seltsame Dinge widerfahren wird ihr klar: Jemand hat es auf sie abgesehen und diese Person wird dafür bezahlen.
»Deine Lügen bringen dich ins Grab« entwickelt ab der ersten Seite einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann, bis man nicht auch das letzte Geheimnis enträtselt hat.
»Deine Lügen bringen dich ins Grab« ist eine Neuauflage und erschien ursprünglich unter dem Titel »Du lügst. Du stirbst.«

Gillian Hobbs wurde in Niedersachsen, Deutschland geboren, entdeckte aber schon früh ihre Faszination für regnerische, englische Kleinstädte in Küstennähe. "Ich lüge bis du stirbst" ist ihr Thriller-Debüt. Zuvor hat sie bereits unter ihrem Klarnamen mehrere Romane veröffentlicht.

Gillian Hobbs wurde in Niedersachsen, Deutschland geboren, entdeckte aber schon früh ihre Faszination für regnerische, englische Kleinstädte in Küstennähe. "Ich lüge bis du stirbst" ist ihr Thriller-Debüt. Zuvor hat sie bereits unter ihrem Klarnamen mehrere Romane veröffentlicht.

Kapitel 1 – Aufgewacht

 

Drei Monate zuvor

 

Nichts kannte Aleen besser als ihren Schmerz. Er lebte in ihr, hielt sie in einer ewigen Umarmung fest und füllte zugleich ihr Innerstes aus. Schmerz. Ihr treuster Begleiter. Alles beim Alten.

Als Aleen leicht benommen die Augen öffnete, weil das vertraute Pochen ihren Körper durchflutete – dieses Mal spürte sie es vor allem im Gesicht – stellte sie nichts Ungewöhnliches fest. Ihr Verstand arbeitete noch langsam, ihre Sicht war alles andere als klar, aber das würde sich bald legen, also schloss sie die Augen wieder. Das Pochen würde weiter zunehmen, hier und da einem Ziehen weichen, einem Brennen vielleicht oder einem Jucken. Auch das war nichts Neues. Er hatte sie einfach mal wieder bewusstlos geschlagen. Auf dem Sofa oder im Bett, während er ihr ins Ohr keuchte.

Gewalt und Sex waren ein und dasselbe für ihn. Er brachte es oft zu Ende, wenn sie bereits von tiefer Dunkelheit umgeben war. Manchmal konnte sie noch sein langsam immer dumpfer werdendes Grunzen hören, bevor sie versank und einige Zeit später von lautem Schnarchen in das Licht zurückgezerrt wurde. Zurück zu ihrem Schmerz.

Alles beim Alten.

Aleen öffnete erneut die Augen. Das Licht stach zu wie mit Nadeln. Sie blinzelte. Eine Faust preschte auf sie zu, nur um sogleich verschwommenen Farben zu weichen. Das Stechen ließ ein wenig nach.

Blinzeln.

Wieder sah sie kurz etwas vor sich, das dieses Mal wie ein Blutfleck aussah. Und daneben? Bevor sie es erkennen konnte, war das Bild verschwunden.

Was hast du dieses Mal wieder angestellt?, fragte sie ihn, dann merkte sie, dass sie nicht mal die Kraft hatte, den Mund zu öffnen.

Das Denken fiel ihr immer noch schwer, aber endlich wurden die Konturen klarer, Umrisse erkennbar. Sie versuchte, den Arm zu heben, um sich über die Augen zu reiben, ihre Finger zuckten als Antwort.

Da bemerkte sie, dass diese weißen Wände nicht ihre Wände waren. Dass das Bett, in dem sie lag, nicht ihr Bett war. Die Bettwäsche, aus der ihre Arme und ihr Kopf hervorlugten, nicht ihre war. Die Kleidung, die sie trug, nicht ihre war.

Das Pochen in ihrem Gesicht nahm zu. Es fühlte sich an, als würden irgendwelche winzigen Wesen auf der Haut ihrer Wangen und ihrer Stirn Trampolin springen.

Wieder versuchte sie, den Arm zu heben, dieses Mal gelang es ihr zumindest, ihn wenige Zentimeter über der Matratze zu halten.

Aleen atmete tief ein. Der unverkennbare Geruch von Desinfektionsmittel lag in der Luft. Was war geschehen? Hatte er etwa nicht aufgepasst und sie in ein Krankenhaus bringen müssen? Nein, es war ihm sonst auch egal, wie schlimm er sie zurichtete. Hauptsache, es ließ sich durch einen Unfall erklären.

Erneut blitzte eine Abfolge von Bildern vor ihrem inneren Auge auf. Er, wie er sie gegen die Wand schubste. Finger, die sich um ihren Hals legten. Sie, wie sie nach einer Vase griff.

Die Tür ging auf und eine Krankenpflegerin kam herein. Als sie bemerkte, dass Aleen wach war, lächelte sie und meinte, dass sie sofort den Arzt holen werde.

Das ›Sofort‹ zog sich ganz schön.

Die Warterei brachte Aleen beinahe um den Verstand. Irgendjemand in diesem grässlich sterilen Gebäude sollte ihr sagen, was passiert war und warum sich ihr Körper verdammt noch mal anfühlte, als würde der Unsichtbare ein Nickerchen auf ihr halten.

Ein drittes Mal bemühte sie sich, den Arm zu heben. Endlich schaffte sie es so weit, dass sie ihn betrachten konnte. Sie trug ein kurzärmeliges OP-Hemd, das ihre Schnitte und Brandwunden nicht zu verbergen vermochte. Sofort verspürte sie den Drang, etwas anderes anzuziehen und ruckte hoch, nur um wenige Zentimeter mit dem Kopf über dem Kissen zu schweben und schon nach kurzer Zeit zurückzusinken.

Ihre Handfläche war mit einer Bandage umwickelt. So sehr sie sich auch bemühte, sich daran zu erinnern, was passiert war, es gelang ihr nicht.

Aleen nahm den Arm runter, schaffte es aber nicht, ihn unter die Bettdecke zu schieben. Auch der andere, der, wie sie nun bemerkte, leicht geschwollen war, fühlte sich so schwer an, als wäre er mit unsichtbaren Riemen an die Matratze geschnürt.

Da öffnete sich erneut die Tür. Ein untersetzter Mann kam herein. Er trug einen Kittel und ein Stethoskop um den Hals.

Na endlich, dachte Aleen und wartete gar nicht erst ab, bis er sich vorgestellt hatte. »Was ist passiert?«, fragte sie und zuckte zusammen. Zu sprechen fühlte sich an, als bestünde ihr Rachen aus Sandpapier. Der Schmerz zwang sie, ein paar Mal kräftig zu schlucken, was alles nur schlimmer machte.

Der Arzt trat an das Kopfende ihres Bettes, füllte ein Glas mit Wasser und hielt es ihr so vor den Mund, dass sie daraus trinken konnte, ohne sich vollständig aufsetzen zu müssen.

Sofort nahm sie einen gierigen Schluck und hustete heftig.

»Nicht so hastig!«, mahnte der Arzt.

Aleen konnte sich geradeso zügeln.

»Langsame und kleine Schlucke.«

Sie tat, was er sagte und obwohl sie kaum Flüssigkeit zu sich nahm, war ihr, als könne ihr Hals die Menge an Wasser nicht ertragen. Sie hustete wieder.

Der Arzt wollte das Glas zurückstellen, doch Aleen bedeutete ihm mit dem Kinn, dass sie noch nicht genug hatte. Wieder wurde ihr bewusst, dass ihre Arme zu sehen waren, und dieses Mal war der Drang, sie zu bedecken, kaum auszuhalten. Trotzdem zwang sie sich, sich nichts anmerken zu lassen, leerte das Glas und sank zurück aufs Kissen. Mit letzter Kraft schaffte sie es endlich, ihre Arme unter die Bettdecke zu schieben.

»Geht es etwas besser?«, fragte der Arzt.

Aleen nickte, was eine Lüge war. Es schien den Mann jedoch zu überzeugen, denn er lächelte kurz und ging zurück ans Bettende.

Er sah ganz anders aus als diese gut aussehenden Ärzte in den Krankenhausserien, die sie sich manchmal heimlich ansah, wenn er mit seinen Kumpanen auf Tour war.

»Mein Name ist Doctor Hendricks. Ich bin Ihr zuständiger Arzt.« Er machte eine kurze Pause. »Mrs Gibbs, Sie haben eine Menge durchmachen müssen. Wissen Sie, was mit Ihnen geschehen ist?«

»Mein Mann …« Das Sprechen tat weiterhin weh, zudem hatte sie große Mühe, die Worte zu formen.

Der Arzt nickte. »Sie haben viel Blut verloren. Daher waren wir gezwungen, eine Notoperation durchzuführen. Ihre Nachbarin fand sie auf der Türschwelle. Sie müssen bei einem Fluchtversuch oder Ähnlichem zusammengebrochen sein, die Beine sogar noch im Haus. Wir wissen bislang nicht, wie lange Sie so dort lagen.« Erneut eine dramatische Pause. Er räusperte sich. »Die Blutung konnten wir stoppen, jedoch …« Statt weiterzureden, betrachtete er kurz die Gegenstände in seinen Händen.

Erst jetzt fiel Aleen auf, dass er nicht nur ein Tablet hielt, sondern auch einen Spiegel, der bis eben von dem Gerät verdeckt worden war. Jetzt hielt Doctor Hendricks ihn hoch, sodass Aleen hineinsehen konnte.

Was sie daraus anstarrte, hatte mit ihr wenig Ähnlichkeit. Viel eher glich die Gestalt darin einer Mumie. Ihr ganzes Gesicht war in Bandagen gehüllt. Lediglich ihre Nase, ihre Augen und Lippen, so geschwollen wie nach einer Schönheits-OP, lugten daraus hervor. Aleen keuchte.

»Es tut mir sehr leid«, sagte Doctor Hendricks. »Ihnen wurde das Gesicht zerschnitten.«

Wieder ein Bild, das vor Aleens innerem Auge aufblitzte. Eine Scherbe, die er ihr drohend auf Augenhöhe hielt. Etwas, das er immer tat, wenn ihr etwas runtergefallen war, um ihr Angst einzujagen. Und manchmal fügte er ihr Schnitte zu. Ihr Gesicht hatte er meistens verschont. »Das zerbrochene Weinglas, ich erinnere mich. Es ist mir aus der Hand gefallen. Das hat ihn wütend gemacht.« Ihre Worte waren kaum mehr als nuschelnde Laute.

Erneut nickte Doctor Hendricks, dieses Mal wirkte er bekümmert. »Ich fürchte, Ihr Gesicht wird nie wieder das Alte sein. Ihre Zunge wurde ebenfalls verletzt. Ich vermute, er hat Sie Teile des Glases essen lassen. Oder wollte es zumindest. Sie haben es offenbar wieder ausgespuckt, was Ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet hat.«

Das wunderte sie nicht. Er hatte sie schon alles Mögliche »fressen« – so nannte er es – lassen. Unter anderem Zigarettenstummel, die er zuvor an ihrer Brust oder ihren Armen ausgedrückt hatte. Allein der Gedanke daran brachte die Übelkeit zurück, die sie danach immer überfallen hatte.

Nach einer weiteren kurzen Pause fügte der Arzt hinzu: »Es grenzt an ein Wunder, dass Ihre Augen unversehrt geblieben sind.«

»Er mag sie. Manchmal glaube ich, meine Augen sind alles, was er an mir mag.« Da der Arzt nichts erwiderte, wandte Aleen sich von der Gestalt im Spiegel ab und sah Hendricks an.

Der räusperte sich wieder. »Es steht bereits ein OP-Termin für Ihr Gesicht. Wir wollen so viel retten wie möglich. Natürlich benötigen wir dazu Ihre Einwilligung. Jede Operation birgt gewisse Risik…«

»Tun Sie, was Sie tun müssen.«

»Gut. Eine Schwester wird Ihnen die Einverständniserklärung bringen. Doch zuerst … draußen warten Polizisten auf Sie, Mrs Gibbs. Sie möchten Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.« Schon wieder dieses lästige Räuspern. »Zum Tod Ihres Mannes.«

Die Vase in ihrer Hand. Der brennende Schmerz, als das Porzellan unter dem Aufprall zerbarst und ihrer Handfläche einen tiefen Schnitt zufügte. Ein Aufschrei. Er, wie er polternd die Treppe hinunterfiel. Eine sich ausbreitende Blutlache auf dem Boden.

»Dann sage ich den Männern Bescheid, dass Sie bereit sind, sie zu empfangen«, sagte Doctor Hendricks, was Aleen aus ihrer Erinnerung schrecken ließ. »Sind Sie denn bereit?«, hakte er vorsichtig nach.

Sie wollte...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2023
Reihe/Serie Rote Rache
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Drama • England • Flucht • Kleinstadt • Mord • Psychothriller • Rache • Schottland • Serienmörderin • Vergeltung
ISBN-10 3-7579-3650-7 / 3757936507
ISBN-13 978-3-7579-3650-1 / 9783757936501
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