Nach dem Ende der Welt: 4 Science Fiction Romane -  Jo Zybell,  Lloyd Cooper

Nach dem Ende der Welt: 4 Science Fiction Romane (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7843-8 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Lennox und die Erbe der Menschheit (Jo Zybell) Lennox und der Barbar (Jo Zybell) Lennox und der Aufbruch in die NEUE WELT (Jo Zybell) Lennox und die Amazonen von Berlin (Lloyd Cooper) Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf ...

1


Ein Tier schrie anders. Nicht so gellend, nicht so lang anhaltend. Das waren die Schreie eines Menschen in Todesnot!

Im Laufschritt pflügte Fanlur durch das Schilf. Bis über die Knöchel versanken seine Stiefel im sumpfigen Boden. Wulf setzte in weiten Sprüngen an ihm vorbei. Bald sah Fanlur nicht einmal mehr den weißen Schweif seines Lupas vor sich.

Schlagartig lichtete sich das mannshohe Schilf, und Fanlur stand bis zu den Knien im Uferwasser. Am anderen Ufer der Themse ragten Ruinentürme auf, und mitten im Fluss erhob sich das Skelett eines Brückenfragments. Gut dreißig Schritte vom Ufer entfernt sah er Wulfs weißes Fell – er schwamm auf ein Kanu in der Flussmitte zu. Einer der drei Menschen darin war es, der so panisch schrie.

Fanlur setzte sein Binokular an die Augen. Der Schreihals war ein Junge, fünf oder sechs Jahre alt. Und er hatte Grund zu schreien: Der Fluss entlang des Bootsrandes schien zu brodeln. Wasser spritzte, Fontänen schossen in die Luft, massige dunkle Körper wurden für Augenblicke sichtbar; Reptilien, Fische – Fanlur konnte es nicht erkennen, zu blitzartig tauchten sie aus den Fluten auf, zu schnell verschwanden sie wieder darin. Zwei Männer versuchten den Angriff abzuwehren. Der eine stand aufrecht am Bug und stach mit einem Speer ins Wasser, der andere kniete im Kanu und schwang ein kurzstieliges Beil.

„Zurück!“, brüllte Fanlur dem Lupa hinterher. Er zoomte die Szene heran. Der Junge kauerte im Heck des Kanus, die Schultern hochgezogen, Knie und Schenkel gegen die Brust gepresst, die Hände auf den Wangen, als wollte er seine verzweifelten Schreie festhalten.

Die Männer waren in hellbraune Wildlederwesten gehüllt. Ihr zu Zöpfen geflochtenes Langhaar flatterte um bärtige Gesichter, während sie nach den rätselhaften Angreifern stachen oder hieben.

Etwas schoss aus dem Wasser, schlang sich um die Hand des Beilkämpfers und riss ihn auf den Bootsrand herab. Vergeblich versuchte er seinen Arm von der Schlinge zu befreien – das klebrige rote, riemenartige Ding zog sich nur noch fester zusammen. Dann schnellten zwei Hände aus dem Fluss – schmutzig-grün und Schwimmhäute zwischen den langen Fingern –, fuhren in die Haare des armen Kerls und zerrten ihn ins Wasser. Das Kanu drohte zu kentern. Die Schreie des Jungen schraubten sich in höchste Tonlagen.

Dann eine Wasserfontäne, ein schmutzig-grüner Körper sprang mitten ins Kanu, groß wie Fanlurs Lupa – eine Riesenkröte! Fanlur ließ das Binokular los und riss seinen Laserbeamer von der Schulter. Der Lupa war noch etwas mehr als einen Speerwurf weit vom Boot entfernt. Gleißend weiß schoss der Zielstrahl über das Wasser und erfasste die Kröte. Dann der Blitz der Energiekaskade aus dem unteren Lauf. Eine zweite, glühende Haut schien um das Tier zu wachsen; es schwoll an, sein Körper warf Blasen, und endlich zerplatzte es. Teile seines kochenden Gewebes zischten, eine Rauchwolke hinter sich herziehend, durch die Luft und klatschten ins Wasser.

Der Junge verstummte. Der Schock schien ihm den Atem zu rauben; wie erfroren hockte er im Heck des Kanus. Sein Begleiter stieß den Speer rechts und links des Bootes ins brodelnde Wasser. Hinter ihm klammerten sich amphibische Pranken am Bootsrand fest, ein platter schwarz-grüner Krötenkopf schnellte aus dem Fluss, etwas Rotes, Schmales schoss aus seinem Maul – eine Zunge. Fanlur drückte den Knopf für die Laseroptik, doch bevor der dünne Zielstrahl den Kopf der Kröte erfasste, tauchte die Bestie wieder unter – und zog den zweiten Mann in den Fluss. So schnell, dass er kaum zum Schreien kam.

„Wulf! Bleib dem Boot fern!“, brüllte Fanlur. Doch der Lupa schien ihn nicht zu hören. Zielstrebig schwamm er dem Kanu entgegen. Der Jagdtrieb beherrschte ihn, und die Gewohnheit, kleine und geschwächte Menschen zu beschützen. Das hatte Fanlur ihm antrainiert – jetzt würde es den Lupa womöglich das Leben kosten.

Wieder begann der Junge zu schreien. Das Kanu schaukelte hin und her. Einen Wasserschleier mit sich reißend, sprang eine besonders große Kröte ins Boot. Sie überragte den Jungen um mehr als eine Elle. Fanlur reagierte blitzschnell: Zielstrahl, Abzugstaste, Energieblitz – die Kröte quoll auf und zerplatzte.

Doch sofort griffen zwei Paar Schwimmklauen aus den Fluten nach dem Bootsrand. Sie rüttelten an dem Kanu

Sind sie intelligent?, schoss es Fanlur durch den Kopf. Es sah tatsächlich so aus, als wollten sie gezielt das Kanu zum Kentern bringen. Er legte die Waffe an und schätzte gleichzeitig die Entfernung zwischen Wulf und dem Boot – weniger als zwanzig Meter. Außer den beiden Kröten am Bootsrand waren keine weiteren Angreifer mehr zu sehen.

Der Ziellaser bohrte sich ins Wasser, eine der Kröten glühte auf und platzte. Die zweite ließ los und tauchte ab.

„Nimm das Paddel!“, rief Fanlur. „Nimm das Paddel, und versuch hierher ins Schilf zu kommen!“ Der Junge reagierte nicht, obwohl Fanlur die englische Sprache benutzte. Er wusste, dass die Stämme in den Ruinen Londons Hoch-Englisch zumindest teilweise verstanden.

Er verlegte sich auf Gesten und winkte den Jungen heran. Endlich beugte sich dessen kleiner Körper ins Kanu hinein und tauchte mit einem Paddel wieder auf. Es war fast doppelt so lang wie er selbst. Kaum konnte er es halten – trotzdem gelang es ihm, das Kanu zu drehen. Bug voran nahm es Fahrt auf. Wulf schwamm noch dreißig Schritte entfernt und näherte sich dem Jungen rasch.

Plötzlich begann das Kanu zu schwanken. Fanlur musste das Binokular ansetzen, um die Krötenpfoten hinter dem Jungen am Heckrand zu entdecken. Als wollte sie das Kanu zwischen sich und Fanlur bringen, griff die Bestie von hinten an. Fanlur ließ den Laserbeamer sinken – zu gefährlich; der Junge befand sich direkt in der Schussbahn.

Das Boot neigte sich gefährlich zur Seite. Der Junge ließ das Paddel los. Schreiend stürzte er in den Fluss, tauchte unter, tauchte auf, verschwand erneut unter Wasser, und dann war der Lupa bei ihm. Er schwamm an seiner Seite, und der Junge griff in sein langes Zottelfell. Die Wasseroberfläche wölbte sich, untertassengroße Augen wurden sichtbar, ein flacher Kopf, ein breites Maul, das sich öffnete und dem Lupa die rote Zunge entgegenschleuderte.

Fanlur riss den Laserbeamer hoch – doch zu spät: Die Zunge schlang sich um Wulfs Nacken. Wieder erklangen die Schreie des Jungen, kläglicher diesmal und unterbrochen von Prusten und Keuchen – es gelang ihm kaum noch, sich über Wasser zu halten.

Wulfs Kopf fuhr herum, und sein Raubtiergebiss schnappte nach der Zunge. Er biss sie glatt durch. Wulf setzte nach, erwischte das Biest im kurzen Nacken. Er und die Kröte versanken in den Fluten. Der Junge schlug mit den Armen um sich und drohte jeden Moment abzusaufen. Fanlur war zum Zuschauen verurteilt – er konnte weiter nichts tun, als den Ziellaser um den zappelnden Jungen kreisen zu lassen – für den Fall, dass Wulf den Kampf verlor oder dass sich weitere Kröten näherten.

Doch die Fänge des Lupas gaben die Kröte nicht mehr frei. Ihr großer Körper hüpfte im Wasser auf und ab – Fanlur konnte die langen dunkelgrünen Beine und die flossenförmigen Füße sehen. Sie zerrte an Wulfs Fell, stemmte sich mit den Flossen gegen seine Flanken, ihr breites Maul öffnete und schloss sich, schnappend zunächst, und dann immer träger und seltener, und ihre Bewegungen wurden schwächer und schwächer. Schließlich erschlaffte sie ganz.

Der Lupa ließ den Kadaver los und schwamm zu dem Jungen. Der schlang beide Arme um Wulfs Hals. Nach ein paar vergeblichen Versuchen schaffte er es, sich halb auf den Rücken des mutierten Wolfs zu schieben. Viel mehr als Ohren und Schnauzenspitze sah Fanlur nicht von seinem Gefährten, als der den Jungen in Richtung Schilf trug.

Fanlur schulterte den Laserbeamer und watete durchs seichte Uferwasser, bis es ihm bis zu den Hüften reichte. Fast doppelt so lange brauchte der Lupa für den Rückweg. Aber Fanlur wusste, dass er es schaffen würde.

Auch ihn selbst hatte der Lupa drei Tage zuvor an ein rettendes Ufer gezogen. An die Südküste Britanas. Eine gewaltige Flotte der Nordmänner hatte seinen Steamer beschossen und vermutlich versenkt. Fanlur war überzeugt davon, dass seine Gefährten längst tot waren. Zwei waren vor seinen Augen von detonierenden Kanonenkugeln zerfetzt worden. Von der Steilküste aus hatte Fanlur gesehen, wie die Nordmänner den havarierten Steamer geentert hatten. Er kannte das Mordvolk aus dem Norden: Sie pflegten keine Gefangenen zu machen. Sie nannten sich selbst Disuuslachter – Götterschlächter.

Der Lupa näherte sich seinem Herrn. „Tapfer, mein Freund“, lobte Fanlur. Er griff nach dem Jungen und nahm Wulf die Last ab. In großen Sprüngen legte der Lupa die letzten Schritte zurück. Sein langes Fell war schwer von Wasser. An Land schüttelte er es aus.

Fanlur trug den entkräfteten Körper des Jungen bis zum Waldrand. Dort legte er ihn ins Gras. „Wie heißt du?“, fragte er ihn. Nur ein undeutliches Krächzen drang aus dem kleinen Mund.

Fanlur ließ ihm Zeit. Er setzte sich neben ihn und zog ihm die nasse Lederkutte aus. Der schmächtige Körper bibberte. Fanlur streifte seine braune Lederweste ab, zog sein graues Hemd aus und hüllte das Kerlchen in den trockenen Leinenstoff. „Verschnauf erst einmal.“

Es dauerte seine Zeit, aber bald kam der Junge wieder zu Kräften. Zaghaft streckten sich...

Erscheint lt. Verlag 5.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-7843-7 / 3738978437
ISBN-13 978-3-7389-7843-8 / 9783738978438
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