Nichts als Leben -  Wolf Ollrog

Nichts als Leben (eBook)

Gedichte

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
358 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-7308-0 (ISBN)
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Gedichte aus 6 Jahrzehnten Leben. Von der Liebe bis zum Tod. Alltägliches, Außergewöhnliches und Grundsätzliches.

Wolf Ollrog, Pfarrer, Bonding-Psychotherapeut. Autor.

1. Buch


Ich nennte es Liebe


Ich nennte es Liebe


Wenn ich dies Reißen fühle

Wenn ich mit Einsatz spiele

Wenn ich mich sehne und eile

Wenn ich gern alles teile

Wenn ich mit dir weine lache

Wenn ich Verrücktes mitmache

Wenn ich wie aufgedreht bin

Wenn mir dein Bestes im Sinn

Wenn ich auf Wolken schwebe

Wenn ich mich völlig ausgebe

Wenn ich wohl weiß es tut weh

Wenn ich auch dann zu dir steh

Wenn ich das Gute das Schlimme

Wenn ich ihm wissend zustimme

Wenn ich trotz allem noch bliebe

Dann nennte ich‘s Liebe

Das kleine Einmaleins der Liebe


Sagt euch ein klares Ja, und darin seid euch 1,

den 2fel nehmt als Preis des Wachsens und des Seins.

Und seid euch grad in schlechten Zeiten 3,

springt ans Kla4 und singt die alten Lieder neu

und lasst mal 5e grade sein, auch wenn es hakt.

Dem 6 gebt munter Raum, ob jung, ob hochbetagt.

Es werden beide immer wieder was ver7,

dann bitte Ob8, und im Zwiegespräch geblieben!

Es braucht die Partnerschaft so manches ja und 9.

Zeigt eure 10 wie eure Lust, so soll die Liebe sein.

In die Wiesen


Sommers gehn wir in die Wiesen,

mittags, barfuß, wenig an,

und vergessen unsre Krisen

zwischen Moos und Löwenzahn.

Aus dem Boden dünstet Laune,

Säfte treibend hitzt das Blut,

in den Büschen hockt Alraune,

sieht uns zu, wie gut das tut.

Die Hände meiner Mutter


Auf bloßer Haut, wenn fremde Hände

mich nehmen, bleibt mein Atem stehn.

Sie zünden in mir Feuerbrände.

Sie heben mich in Himmelshöhn.

Denn wie ich oftmals saß und gerne

als Prinz auf deinem warmen Schoß -

war auch dein eignes Sehnen ferne -,

tratst du in mir den Aufruhr los.

Und während ihm in Männerkriegen

und dir nichts zart die Haut bestrich,

hieltst du, wenn deine Träume stiegen,

mich anstatt seiner, nahmst du mich.

Wie du dann mit gespreizten Fingern

und sacht durch meine Haare zogst,

trieb es den Puls in mir zum Schlingern,

und wie du mir den Nacken bogst,

und wenn du wie vergessen leise

mir unterm Nachthemd aufwärts kamst

und auf so unerhörte Weise

dann meinen Rücken übernahmst:

Noch immer fühl ich dieses Ziehen,

dies Kribbeln, Beugen, Mich-Verdrehn,

der ganze Rücken wie ein Glühen

und ein Sich-Geben, ein Verstehn.

Ist dein Gesicht mir auch vergangen,

und lang vergessen, wie es spricht,

und selbst, wie deine Lieder klangen:

wie du mich nahmst, vergess ich nicht.

Erste Liebe


Es war auf Kritters Kopf,

der Buckelweide,

fernab vom Dorf nach Westen hin,

die Pferde standen noch im Stall,

im ersten kalten Frühling war’s.

Ich saß mit blaugefrornen Beinen

und klammen Händen

dicht neben dir,

doch meilenweit entfernt.

Ich wagte nicht, dich zu berühren.

Die Sonne schob sich ohne Kraft

bald hintern Berg.

Die Kälte zog mir

schmerzhaft in die Poren,

und du verharrtest kauernd neben mir.

Ich wartete,

doch nichts geschah,

wir hockten da

und schauten in die Felder.

Dort fand ich nichts,

was Halt versprach.

So zog die Zeit

und stieg die Kälte,

doch jeder blieb,

als gäbe es nur dieses Mal.

Wir saßen eine Ewigkeit

mit wenig Worten.

Ich übte tausendfach

und wusste nicht,

wie ich es hätte sagen können,

ich wusste nur,

jetzt muss es sein.

Und du – du schwiegst

und überließt es alles mir.

Dann endlich

schob ich mich

ein wenig,

rückte dichter an

und spürte,

wie kalt du warst,

und fragte dich

und hörte gar kein Nein

und küsste dich

mit ungeübtem Mund

und wärmte dich und mich.

Und es war gut.

Die Möwen


Auf Sylt,

ein großer Sommer war’s,

durchstreiften wir

die heißen Dünen,

abseits der Strände,

suchten Mulden,

wo der Hafer um uns wogte

und uns niemand fand.

Wir redeten in einem fort,

begleitet nur

vom niemals endenden Geschrei

der Möwen.

Auf Amrum

suchten wir erneut

die leeren Strände,

erzählten uns

unsere Geschichten,

liefen dabei weit hinaus,

bis, schreiend

ihre Brut verteidigend,

und manchmal im Sturzflug

uns verscheuchend

niemand mehr war, nur

die Möwen.

Auf Föhr

kam Wind auf.

Der Hafen roch

nach Fisch und Ozean.

Die steife Brise

trieb den Sand heran

und schob uns vor sich her.

Sie machte uns das Reden schwer.

Unüberhörbar,

in rasanten Schleifen,

den Wind mitnehmend,

jagten über uns

die Möwen.

Auf Hallig Hooge

bahnten wir uns eigne Wege

durch Salzmarsch

und verzweigte Priele

bis weit ins Watt.

Ausgeredet, ohne Worte

stapften wir durch hartes Gras,

vorbei an alten Nestern

und zerbrochenen Eierschalen

und scheuchten manchmal

unversehens

eine Brandgans auf.

Und stets beäugten uns

sehr aufmerksam

die Möwen.

Der Weg


Ich kenne diesen Weg genau,

und seitwärts jeden Strauch,

ich wurde längst beim Wandern grau,

die Blumen kenn ich auch.

Im Dunkeln ging ich ihn, vertraut,

und viele Mal im Licht,

hab jede Biegung angeschaut

und kenne jede Sicht.

Wie oft ich ihn gelaufen bin,

ich wüsste nicht die Zahl.

Und manchmal ist‘s, als säh ich ihn

trotzdem zum ersten Mal.

Schubidubidu


Du kämst vom andern Sterne

und eiltest auf mich zu,

verweiltest, nähmst mich gerne,

entwendetest mich, huh!,

verschwändest mit mir in der Ferne.

Schubidubidu.

zweifel


wenn ich

am blühenden

feldrand

verhalte

wenn ich

am nahen baggersee

kiesel

springen lasse

wenn ich

nach durchwachter nacht

das flöten der vögel

erwarte

wenn du

mich nach längerem schweigen

wieder

berührst

dann hab ich

kaum kraft mehr

zu zweifeln

Noch einmal


ich habe geträumt

nach zwei Leben

nein mehr

längst vergessene Geschichten

Schleichwege

durchs vieläugige Dorf

ein Blick ein Zeichen ein Wink

durch Gardinenspalten

Wartezeiten voller Zweifel

Schattenrisse gehen mit mir

nach Hause

Welcher Aufwand

für eine Verabredung

für eine Berührung

die vielen Anläufe

bis endlich

dein vrsichtiger Mund

kostbar

fast heilig

ich habe geträumt

nach zwei Leben

nein mehr

trafen wir uns

liefen noch einmal

lange Wege

das gleiche Gefühl

die Aufregung

die Sehnsucht

das Drängen

zwar jetzt ohne Zweifel

doch wieder

voller Vorsicht

dein Mund

Davon


Ich habe deinen Schlaf behütet

Liebster

und mich an deinen Zügen satt gesehn

eh du dich in die Lüfte hebst

und davonwärst

Ich habe meine Augen fest verschlossen

Liebste

und deinen Atem aufgesogen

eh ich mich in die Lüfte hebe

und davonwär

Berührung


Menschen, Namen, Zeiten, Orte,

Bilder, gute, böse Worte

kamen, gingen wie Verführung.

Unvergessen: die Berührung.

Ich pflückte eine Blüte


Ich pflückte eine Blüte

am Strauch nicht weit vom Haus.

Sie roch wie Aphrodite,

sie strömte Liebe aus.

Ich lobte ihre Süße,

berauschte mich am Duft.

Ein Hauch vom Paradiese

durchschwängerte die Luft.

Ich stellte sie mit Wonne

auf meinen Tisch ins Licht.

Es fiel das Licht der Sonne

von ihr auf mein Gesicht.

Sie stand da ohne Eile,

mit Stolz und üppig rot,

und war kaum eine Weile

danach schon welk und tot.

Kusshandgrüße


Ich warf dir Kusshandgrüße

und lange Blicke nach,

ich schmecke noch die Süße,

vom Scheitel in die Füße,

den Duft der Haare, ach.

Was waren das für Tage!

Verschwenderisch, bereit,

kein Zaudern, keine...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-7578-7308-4 / 3757873084
ISBN-13 978-3-7578-7308-0 / 9783757873080
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