Nichts als Leben (eBook)
358 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-7308-0 (ISBN)
Wolf Ollrog, Pfarrer, Bonding-Psychotherapeut. Autor.
1. Buch
Ich nennte es Liebe
Ich nennte es Liebe
Wenn ich dies Reißen fühle
Wenn ich mit Einsatz spiele
Wenn ich mich sehne und eile
Wenn ich gern alles teile
Wenn ich mit dir weine lache
Wenn ich Verrücktes mitmache
Wenn ich wie aufgedreht bin
Wenn mir dein Bestes im Sinn
Wenn ich auf Wolken schwebe
Wenn ich mich völlig ausgebe
Wenn ich wohl weiß es tut weh
Wenn ich auch dann zu dir steh
Wenn ich das Gute das Schlimme
Wenn ich ihm wissend zustimme
Wenn ich trotz allem noch bliebe
Dann nennte ich‘s Liebe
Das kleine Einmaleins der Liebe
Sagt euch ein klares Ja, und darin seid euch 1,
den 2fel nehmt als Preis des Wachsens und des Seins.
Und seid euch grad in schlechten Zeiten 3,
springt ans Kla4 und singt die alten Lieder neu
und lasst mal 5e grade sein, auch wenn es hakt.
Dem 6 gebt munter Raum, ob jung, ob hochbetagt.
Es werden beide immer wieder was ver7,
dann bitte Ob8, und im Zwiegespräch geblieben!
Es braucht die Partnerschaft so manches ja und 9.
Zeigt eure 10 wie eure Lust, so soll die Liebe sein.
In die Wiesen
Sommers gehn wir in die Wiesen,
mittags, barfuß, wenig an,
und vergessen unsre Krisen
zwischen Moos und Löwenzahn.
Aus dem Boden dünstet Laune,
Säfte treibend hitzt das Blut,
in den Büschen hockt Alraune,
sieht uns zu, wie gut das tut.
Die Hände meiner Mutter
Auf bloßer Haut, wenn fremde Hände
mich nehmen, bleibt mein Atem stehn.
Sie zünden in mir Feuerbrände.
Sie heben mich in Himmelshöhn.
Denn wie ich oftmals saß und gerne
als Prinz auf deinem warmen Schoß -
war auch dein eignes Sehnen ferne -,
tratst du in mir den Aufruhr los.
Und während ihm in Männerkriegen
und dir nichts zart die Haut bestrich,
hieltst du, wenn deine Träume stiegen,
mich anstatt seiner, nahmst du mich.
Wie du dann mit gespreizten Fingern
und sacht durch meine Haare zogst,
trieb es den Puls in mir zum Schlingern,
und wie du mir den Nacken bogst,
und wenn du wie vergessen leise
mir unterm Nachthemd aufwärts kamst
und auf so unerhörte Weise
dann meinen Rücken übernahmst:
Noch immer fühl ich dieses Ziehen,
dies Kribbeln, Beugen, Mich-Verdrehn,
der ganze Rücken wie ein Glühen
und ein Sich-Geben, ein Verstehn.
Ist dein Gesicht mir auch vergangen,
und lang vergessen, wie es spricht,
und selbst, wie deine Lieder klangen:
wie du mich nahmst, vergess ich nicht.
Erste Liebe
Es war auf Kritters Kopf,
der Buckelweide,
fernab vom Dorf nach Westen hin,
die Pferde standen noch im Stall,
im ersten kalten Frühling war’s.
Ich saß mit blaugefrornen Beinen
und klammen Händen
dicht neben dir,
doch meilenweit entfernt.
Ich wagte nicht, dich zu berühren.
Die Sonne schob sich ohne Kraft
bald hintern Berg.
Die Kälte zog mir
schmerzhaft in die Poren,
und du verharrtest kauernd neben mir.
Ich wartete,
doch nichts geschah,
wir hockten da
und schauten in die Felder.
Dort fand ich nichts,
was Halt versprach.
So zog die Zeit
und stieg die Kälte,
doch jeder blieb,
als gäbe es nur dieses Mal.
Wir saßen eine Ewigkeit
mit wenig Worten.
Ich übte tausendfach
und wusste nicht,
wie ich es hätte sagen können,
ich wusste nur,
jetzt muss es sein.
Und du – du schwiegst
und überließt es alles mir.
Dann endlich
schob ich mich
ein wenig,
rückte dichter an
und spürte,
wie kalt du warst,
und fragte dich
und hörte gar kein Nein
und küsste dich
mit ungeübtem Mund
und wärmte dich und mich.
Und es war gut.
Die Möwen
Auf Sylt,
ein großer Sommer war’s,
durchstreiften wir
die heißen Dünen,
abseits der Strände,
suchten Mulden,
wo der Hafer um uns wogte
und uns niemand fand.
Wir redeten in einem fort,
begleitet nur
vom niemals endenden Geschrei
der Möwen.
Auf Amrum
suchten wir erneut
die leeren Strände,
erzählten uns
unsere Geschichten,
liefen dabei weit hinaus,
bis, schreiend
ihre Brut verteidigend,
und manchmal im Sturzflug
uns verscheuchend
niemand mehr war, nur
die Möwen.
Auf Föhr
kam Wind auf.
Der Hafen roch
nach Fisch und Ozean.
Die steife Brise
trieb den Sand heran
und schob uns vor sich her.
Sie machte uns das Reden schwer.
Unüberhörbar,
in rasanten Schleifen,
den Wind mitnehmend,
jagten über uns
die Möwen.
Auf Hallig Hooge
bahnten wir uns eigne Wege
durch Salzmarsch
und verzweigte Priele
bis weit ins Watt.
Ausgeredet, ohne Worte
stapften wir durch hartes Gras,
vorbei an alten Nestern
und zerbrochenen Eierschalen
und scheuchten manchmal
unversehens
eine Brandgans auf.
Und stets beäugten uns
sehr aufmerksam
die Möwen.
Der Weg
Ich kenne diesen Weg genau,
und seitwärts jeden Strauch,
ich wurde längst beim Wandern grau,
die Blumen kenn ich auch.
Im Dunkeln ging ich ihn, vertraut,
und viele Mal im Licht,
hab jede Biegung angeschaut
und kenne jede Sicht.
Wie oft ich ihn gelaufen bin,
ich wüsste nicht die Zahl.
Und manchmal ist‘s, als säh ich ihn
trotzdem zum ersten Mal.
Schubidubidu
Du kämst vom andern Sterne
und eiltest auf mich zu,
verweiltest, nähmst mich gerne,
entwendetest mich, huh!,
verschwändest mit mir in der Ferne.
Schubidubidu.
zweifel
wenn ich
am blühenden
feldrand
verhalte
wenn ich
am nahen baggersee
kiesel
springen lasse
wenn ich
nach durchwachter nacht
das flöten der vögel
erwarte
wenn du
mich nach längerem schweigen
wieder
berührst
dann hab ich
kaum kraft mehr
zu zweifeln
Noch einmal
ich habe geträumt
nach zwei Leben
nein mehr
längst vergessene Geschichten
Schleichwege
durchs vieläugige Dorf
ein Blick ein Zeichen ein Wink
durch Gardinenspalten
Wartezeiten voller Zweifel
Schattenrisse gehen mit mir
nach Hause
Welcher Aufwand
für eine Verabredung
für eine Berührung
die vielen Anläufe
bis endlich
dein vrsichtiger Mund
kostbar
fast heilig
ich habe geträumt
nach zwei Leben
nein mehr
trafen wir uns
liefen noch einmal
lange Wege
das gleiche Gefühl
die Aufregung
die Sehnsucht
das Drängen
zwar jetzt ohne Zweifel
doch wieder
voller Vorsicht
dein Mund
Davon
Ich habe deinen Schlaf behütet
Liebster
und mich an deinen Zügen satt gesehn
eh du dich in die Lüfte hebst
und davonwärst
Ich habe meine Augen fest verschlossen
Liebste
und deinen Atem aufgesogen
eh ich mich in die Lüfte hebe
und davonwär
Berührung
Menschen, Namen, Zeiten, Orte,
Bilder, gute, böse Worte
kamen, gingen wie Verführung.
Unvergessen: die Berührung.
Ich pflückte eine Blüte
Ich pflückte eine Blüte
am Strauch nicht weit vom Haus.
Sie roch wie Aphrodite,
sie strömte Liebe aus.
Ich lobte ihre Süße,
berauschte mich am Duft.
Ein Hauch vom Paradiese
durchschwängerte die Luft.
Ich stellte sie mit Wonne
auf meinen Tisch ins Licht.
Es fiel das Licht der Sonne
von ihr auf mein Gesicht.
Sie stand da ohne Eile,
mit Stolz und üppig rot,
und war kaum eine Weile
danach schon welk und tot.
Kusshandgrüße
Ich warf dir Kusshandgrüße
und lange Blicke nach,
ich schmecke noch die Süße,
vom Scheitel in die Füße,
den Duft der Haare, ach.
Was waren das für Tage!
Verschwenderisch, bereit,
kein Zaudern, keine...
Erscheint lt. Verlag | 2.6.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
ISBN-10 | 3-7578-7308-4 / 3757873084 |
ISBN-13 | 978-3-7578-7308-0 / 9783757873080 |
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