21 Minikrimis -  Eva Joachimsen

21 Minikrimis (eBook)

Kriminelle Lösungen, wenn das Geld nicht reicht
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
150 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7819-3 (ISBN)
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21 Minikrimis von Eva Joachimsen Bei einem Überfall oder Diebstahl sollte der Täter auch in die dunklen Ecken schauen, denn dort sitzt vielleicht ein Zeuge. Selbst Hochbetagte können in so einem Fall lästig werden. Wenn Ehepartner oder Verwandten nerven, finden sich bestimmt kreative Lösungen, die unauffällig sind. Dieser Band enthält folgende Minikrimis: Treue Stammkundin Schlecht beraten Der Griff in die Kasse Segeltörn Opas Ableben Ein sorgfältig geplanter Einbruch Die Entführung Viel zu viele Schulden Stuntmen-Vorführung Karriere geht vor Der Beobachter auf dem Hochsitz Die Nebenbuhlerin Der beste Freund als Helfer Johanns Großherzigkeit Die offene Rechnung Nicht mit meiner Schwester Der Gemälderaub Vergessliche Schwiegermutter Verkehrsunfall bei der Diskofahrt Ein fast perfekter Mitarbeiter Meine Schülerin Alma

Der Griff in die Kasse


„Mario, das muss du mir erklären. Aber wenn du keine gute Ausrede hast und das Geld nicht in zwei Tagen auf meinem Konto ist, gehe ich zur Polizei“, drohte Ute.

Mario glaubte ihr aufs Wort, denn Ute war als knallharte Geschäftsfrau mit ihrem Fitnessstudio und der Sonnenbank überaus erfolgreich. Im Laufe ihres Geschäftslebens war ihr jegliche liebenswürdige Weiblichkeit abhandengekommen. Auch wenn sie sich täglich stundenlang schminkte und mit allen Männern schamlos flirtete, konnte sie ihre Härte und Bitterkeit nicht verdecken. Mit ihrer unbeugsamen Haltung hatte sie erst ihren Ehemann, später ihren Sohn aus dem Haus getrieben. Jetzt warf sie sich mannstoll jedem an den Hals.

„Oh, sorry, das Geld habe ich ganz vergessen. Ich wollte es in die Kasse legen, aber da kamen diese beiden neuen Mädchen dazwischen und brauchten Hilfe. Ja, und dann wurden an der Bar Getränke gewünscht. Das muss der Tag gewesen sein, an dem Ira krank war und alles drunter und drüber ging“, entschuldigte sich Mario mit einem kläglichen Lächeln.

„Und wo ist das Geld jetzt?“, fragte Ute herrisch.

„Ich weiß es nicht, ich habe es aus der Hand gelegt, aber wohin? Vielleicht in den Terminkalender?“, grübelte Mario.

„Oder in deine Hosentasche?“, schlug Ute zuckersüß vor.

Schreck breitete sich auf Marios Gesicht aus. „Hoffentlich nicht, dann hat Mai-Britt es schon gewaschen“, stöhnte Mario.

„In drei Tagen erwarte ich das Geld“, drohte Ute und ließ ihn stehen.

Zischen ließ Mario die Luft entweichen. Drei Tage waren nicht viel Zeit. Wo sollte er das Geld auftreiben? Die Bank hatte ihm schon vor Monaten den Überziehungskredit gestrichen.

Sollte er den Rover verkaufen? Aber das würde er nicht in der kurzen Zeit schaffen. Und seine Freundin Mai-Britt saß auch auf dem Trockenen. Wenigstens war durch den Wasserrohrbruch das Studio drei Tage geschlossen, bis die Handwerker einen Teil wieder hergerichtet hatten. Gelegenheit, sich in Ruhe einen Plan auszudenken.

Nachdenklich fuhr Mario zum Parkplatz im Wald und zog sich Joggingschuhe an. Er lief häufig vor oder nach der Arbeit. Seinen Tag verbrachte er als Trainer im Fitnessstudio, da brauchte er in der Freizeit auch einmal frische Luft. Außerdem gehörte ein durchtrainierter Körper zu seinem Beruf. Während er lief, beruhigte er sich. Natürlich würde ihm eine Lösung einfallen. Seit wann schlief Ute denn mit dem Gerhard Pranzow? Diese Liaison war ganz neu. Und ausgerechnet Pranzows Geld hatte Mario entwendet! Hoffentlich prüfte Ute ihre Bücher nicht gründlicher, da war so einiges verschwunden. Mario atmete tief durch. Es roch nach Wald, nach Tannen und Pilzen.

Dadurch fiel ihm ein, dass Ute auf dem Markt eingekauft hatte, in ihrem Korb hatten Eier und Pilze gelegen. Sicher kochte sie heute für ihren Geliebten.

Pilze! Das war die Lösung! Mario hatte doch gewusst, dass ihm etwas einfallen würde. Seit seiner Kindheit kannte er sich mit Pilzen aus, denn sein Großvater war immer mit ihm auf Pilzsuche gegangen. Unter den Buchen in der Nähe des Hundeübungsplatzes wuchsen Knollenblätterpilze, die hatte er schon vor Tagen entdeckt. Es war eine Fügung des Schicksals, dass Ute immer erzählte, wie gern sie Pilze sammelte, dabei konnte sie noch nicht einmal einen Pfifferling von einem Champignon unterscheiden. Als er sich dem Hundeplatz näherte, sah sich Mario aufmerksam um, er erspähte niemanden, dann suchte er die richtige Stelle, bückte sich wie nebenbei, nestelte an seinen Schuhbändern, dabei drehte er schnell einige Pilze heraus.

Beschwingt lief er zurück. Vielleicht könnte er mit Utes Erben einen Mietkaufvertrag für das Studio abschließen? Sie hatten viele Mitglieder, außerdem verdienten sie an Getränken und Zubehör sehr gut, trotzdem interessierten sich ihr Ex und ihr Sohn nicht dafür.

Auf dem Parkplatz wechselte er seine Schuhe, putzte die Pilze sauber und fuhr zurück. Das Auto stellte er sicherheitshalber ein paar Straßen entfernt ab.

Vorsichtig spähte er durch die Fenster. Das Büro und die Anmeldung waren leer.

Leise schloss er die Tür auf. Zum Glück hatte Ute ihm nicht den Schlüssel abgenommen. Auf Zehenspitzen schlich er ins Büro. Nebenan kramte Ute laut herum, sicher kontrollierte sie seinen Spind. Sollte sie doch, dort würde sie das Geld nicht finden. Schnell tauschte Mario die Pilze aus. Hoffentlich reichten drei Stück. Obenauf legte er die gekauften Champignons. Unbemerkt schlich Mario weg.

Mai-Britt stand in der Küche und probierte ein neues Rezept aus. Mario hatte sie noch nicht überzeugen können, dass ihre Stärken auf anderen Gebieten lagen und sie ihm lieber das Kochen überlassen sollte. Hilfsbereit deckte Mario den Tisch und lobte die missratene Tarte.

„Siehst du, ich kann doch kochen“, strahlte Mai-Britt.

„Sicher, aber ich koche so gerne und gebe es ungern an dich ab“, neckte Mario sie und füllte ihre Weingläser nach.

„Mai-Britt, wenn dich jemand fragt, wo ich gewesen bin, sagst du bitte, wir beiden sind zusammen im Wald gejoggt. Anschließend haben wir den gesamten Abend gemeinsam verbracht“, bat Mario seine Freundin.

„Warum?“ Mai-Britt schaute ihn misstrauisch an.

„Ute hat wieder ihre Zicken. Wer weiß, was ihr einfällt oder was sie so an Gerüchten streut“, erfand Mario.

Drei Tage später fuhr Mario zur gewohnten Zeit zum Studio. Wie er gehofft hatte, war Ute noch nicht da. Er schloss auf und bereitete, so gut es ging, das Nötigste für den Tag vor. Schon bald würden die ersten Mitglieder eintreffen. Nur die verschiedenen Kurse im großen Saal fielen für längere Zeit aus, denn in dem Raum lief noch eine Weile ein Bautrockner.

Als Erster erschien Timo, Utes Sohn. Er sah sehr blass aus.

„Tag, Mario, das Studio bleibt heute geschlossen“, erklärte er.

„Wieso?“, gab sich Mario verwundert. „Sind die Wasserschäden doch größer als gedacht?“

„Meine Mutter ist vorgestern gestorben“, sagte Timo leise.

„Aber vor drei Tagen war sie noch putzmunter. Ein Autounfall?“, platze Mario heraus.

Timo schüttelte den Kopf. „Eine Vergiftung, eine Pilzvergiftung.“

„Mein Gott! Sie hat doch ihre Pilze immer auf dem Markt gekauft“, sagte Mario.

„Das dachten wir auch, aber sie muss sie wohl wirklich selbst gesammelt haben“, erklärte Timo. „Gerhard hat es erzählt. Sie hatte für ihn gekocht. In der Nacht ist er wieder nach Hause gefahren. Als ihm übel wurde und es ihm immer schlechter ging, hat seine Frau den Notarzt geholt. Der hat ihn sofort ins Krankenhaus gebracht. Leider war er erst nicht ansprechbar. Als es ihm wieder besser ging und er alles berichten konnte, sind sie sofort zu meiner Mutter gefahren und haben die Wohnung aufgebrochen. Aber es war schon zu spät. Ihr Herz hat wohl versagt. Sie hatte doch eine Herzschwäche“, erzählte Timo. Dann weinte er. Tröstend nahm Mario ihn in den Arm.

„Wie schrecklich“, murmelte er. „Und Gerhard?“, fragte er, als Timo sich etwas beruhigt hatte.

„Der wird es überstehen. Er hat auch erklärt, dass Ute die Pilze selbst gesammelt hat. Als er es nicht glauben wollte, sagte sie, sie zeige ihm ihre Pilzstelle, sie wäre im Wald in der Nähe des Hundeübungsplatzes.“

„Und ich habe immer gedacht, sie gibt damit nur an“, sagte Mario erschüttert.

„Das Studio bleibt erst einmal geschlossen. Wir müssen überlegen, was wir damit machen“, erklärte Timo.

„Ich könnte es nach der Beerdigung erst einmal mit Ira alleine weiterführen. Die Kosten fallen doch weiterhin an. Bis eine endgültige Lösung gefunden ist, vergeht sicher viel Zeit“, bot Mario an.

Aber Timo lehnte ab. Er stand noch sichtlich unter Schock. Gemeinsam hängten sie ein Schild an die Tür und verschlossen die Räume.

Als Mai-Britt am Abend nach Hause kam, hatte sie schon von Utes Tod gehört.

„Deshalb soll ich also sagen, wir waren zusammen. Ich soll dir ein Alibi liefern. Nie im Leben hat Ute Pilze gesammelt. Du hast dich doch über ihr angebliches Wissen immer lustig gemacht. Du hast sie für sie gesucht!“ Mai-Britt funkelte Mario böse an.

„Das stimmt überhaupt nicht“, wehrte er ab.

„Warum hast du sie umgebracht? Erbst du das Studio?“, fragte sie.

„Nein, Blödsinn. Ich habe überhaupt nichts gemacht. Und erben tue ich auch nicht. Wieso auch? Schließlich hat sie einen Sohn. Arbeitslos bin ich, die haben das Studio geschlossen“, verteidigte sich Mario und nahm Mai-Britt in den Arm. Sie schnurrte wie ein Kätzchen.

„Heirate mich und kaufe mir ein Haus, dann erzähle ich der Polizei alles, was du willst.“

„Wir wollten doch schon seit langem heiraten“, flüsterte Mario und küsste Mai-Britt.

Am nächsten Tag joggte er. Diesmal vorsichtshalber im Stadtpark. Das Problem Ute hatte er gelöst, dafür hatte er jetzt Mai-Britt am Hals. Warum hatte er sie bloß um ein Alibi gebeten, statt sich auf Utes Prahlerei zu verlassen?

In den nächsten Tagen verwöhnte er Mai-Britt. Gemeinsam planten sie ihre Hochzeit.

Auf Utes Beerdigung erschien er im schwarzen Anzug und zeigte sich erschüttert. Hoffentlich erzählte Gerhard nicht von dem verschwundenen Geld!

Am folgenden Freitag schien die Sonne. Aber für das Wochenende war Sturm angesagt.

„Wollen wir nicht an die See...

Erscheint lt. Verlag 3.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7819-4 / 3738978194
ISBN-13 978-3-7389-7819-3 / 9783738978193
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