G. F. Unger Sonder-Edition 269 (eBook)

Clearwater

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5162-9 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 269 - G. F. Unger
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Die drei Savage-Brüder hatten mich eingekeilt, und ich wusste, ich war schon so gut wie tot. Aber als die rothaarige Frau mit einer Schrotflinte auf dem Hotelbalkon erschien, schöpfte ich wieder Hoffnung. Und wirklich, mit ihrer Hilfe kam ich zurecht.
Die Schöne rettete mir also das Leben, und ich stand in ihrer Schuld. Fast glaubte ich, sie hatte es darauf abgesehen, denn sie verlangte sogleich eine Gegenleistung von mir. Ich sollte sie nach Clearwater bringen, wo sie einige Männer suchte. Mir war, als träfe mich ein Maultierhuf, und plötzlich konnte ich über meine Rettung überhaupt keine Freude mehr empfinden. Denn Clearwater war ein schlimmes Nest, um das sogar der Teufel einen Bogen machte...


Clearwater

Die Savage-Brüder hatten mich eingekeilt an diesem grauen Morgen, als ich aus Molly Dunns Etablissement trat. Es war das nobelste Sündenhaus von Fort Benton.

Fort Benton war längst kein Fort mehr. Ein Armeefort war es nie gewesen, sondern von weißen Händlern erbaut worden. Am oberen Missouri gelegen, war es der Endpunkt für jede Art von Schiffen. Denn oberhalb von Fort Benton gab es die Great Falls. Sie waren unüberwindlich. Nur Kanus konnte man um sie herumtragen, um weiter stromaufwärts zu kommen.

Nun, ich hatte also bei Molly Dunns Schönen eine lange Nacht verbracht, zuletzt mit der wirklich wunderbaren Sally in deren Bett. Und so war ich richtig zufrieden mit mir und der ganzen Welt. Ich hatte meinen Spaß gehabt hier in Fort Benton, das eine hektische Stadt geworden war am großen Strom, den man auch Big Muddy nannte.

Nun wollte ich so schnell wie möglich von hier fort. Denn die Savage-Brüder, Tom, Clark und Jesse waren schon lange scharf auf meinen Skalp. Ich hatte erfahren, dass auch sie sich in Fort Benton aufhielten, und wollte ihnen aus dem Weg gehen.

Deshalb verließ ich das Haus der sieben Sünden im Morgengrauen.

Dabei hätte ich ebenso gut noch eine Weile bei Sally im Bett bleiben können. Da hätte ich wenigstens noch etwas Spaß und Freude gehabt.

So aber – das wusste ich – musste ich um mein Leben kämpfen. Tom und Clark standen vor mir. Sie waren aus einer Gasse getreten und versperrten mir mitten auf der staubigen Fahrbahn den Weg. Sie grinsten mich im ersten Morgengrauen voll böser Freude an und kamen sich wie Jäger vor, die ein Wild endlich in die Enge getrieben und zum Abschuss gestellt hatten.

Ja, ich saß also mächtig in der Klemme.

Tom Savage rief mir zu: »Wenigstens hast du noch mal deinen Spaß gehabt, Cliff Adams. Jetzt machen wir dich alle, so wie du damals unseren Bruder Cabe allegemacht hast.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Lasst es lieber sein, Tom!«, rief ich ihm zu. »Einer oder gar zwei von euch werden es auch nicht überleben. Und überdies hatte euer Bruder Cabe eine faire Chance. Er hätte mir nicht die Pelzausbeute eines ganzen Jagdwinters zu stehlen versuchen sollen. Er war ein verdammter Pelzräuber. Als ich ihn stellte, gab ich ihm dennoch eine faire Chance. Doch er war nicht schnell genug. Lasst es also sein mit mir.«

»Nein, Cliff Adams, nein!«, rief Tom Savage heiser zurück. »Wir lassen es nicht sein. Unser Bruder würde aus dem Jenseits auf uns spucken, wenn wir ihn nicht rächen würden. He, da hinter dir steht Jesse mit einer Schrotflinte. Er wird gleich ein mächtiges Loch in dich schießen, durch das ein Hase springen könnte, Du bist tot, Cliff Adams, mausetot wie unser Bruder Cabe!«

Ich warf einen Blick über die Schulter.

Ja, da stand Jesse Savage mit einer doppelläufigen Schrotflinte und zielte auf mich. Er hielt das Ding im Hüftanschlag, aber er würde nicht vorbeischießen. Das wusste ich.

Ich war wirklich schon so gut wie tot.

Dass sie mich nicht aus dem Hinterhalt abschossen, lag wohl daran, dass sie mir noch sagen und mich begreifen lassen wollten, warum ich zur Hölle fuhr.

Sie wollten ihren Triumph und ihre Rache genießen.

Und vielleicht hofften sie auch, dass ich vor ihnen auf die Knie fallen und um mein Leben betteln würde.

Doch diesen Gefallen würde ich ihnen nicht tun.

Ich würde ihnen einen Kampf liefern. Und so spannte ich mich schon, um herumzuwirbeln, mich dabei zu ducken und zu schießen. Meinen Colt würde ich gewiss höllisch schnell herausbekommen.

Dennoch war ich schon so gut wie tot. Da biss keine Maus mehr einen Faden von ab.

Ich lebte also nur noch wenige Sekunden.

Oha, ich hätte wirklich noch gerne mit Sally im Bett gelegen.

Aber irgendwann hätte ich Molly Dunns wunderschönes Etablissement verlassen müssen.

Es war seltsam, was einem alles für Gedanken durch den Kopf schossen, wie sich alles im Hirn jagte in einer solchen Situation.

Und dann sah ich etwas, was mir Hoffnung machte.

Denn dort, wo Jesse mit der Schrotflinte stand, da befand sich links von ihm ein Hotel. Auf dem umlaufenden Balkon im oberen Stockwerk stand plötzlich eine rothaarige Frau mit einem Gewehr. Sie zielte damit auf Jesse Savage. Ihre Stimme klang dunkel, kraftvoll und selbstbewusst.

Sie rief: »He, Mann, wenn du abdrückst, bekommst du es von mir in deinen dummen Kopf geballert! Lass es also sein!«

Jesse Savage warf einen schnellen Blick über die Schulter und hinauf zu ihr.

Ich aber rief: »He, Lady, ich bin Ihnen sehr dankbar! Werden Sie wirklich auf ihn schießen?«

»Darauf können Sie sich verlassen, mein Freund!«, rief sie zurück.

Es war ja zu dieser Morgenstunde noch still auf der Hauptstraße. Wir waren allein, ganz unter uns. Und so mussten wir nicht besonders laut rufen, um jedes Wort verstehen zu können.

Ich wandte mich wieder Tom und Clark Savage zu.

»Seht ihr, Jungs, so ist das manchmal im Leben. Denn jetzt sind eure Karten gar nicht mehr so gut. Euch beide schaffe ich. Jesse hinter mir wird es sich nun mächtig überlegen. Na, wie soll's denn jetzt weiter gehen? Ihr habt die Wahl.«

Ich konnte erkennen, wie jäh sie nun von Zweifeln geplagt wurden. Nun fragten sie sich, ob sie überleben konnten. Ja, sie begannen sogar zu zittern vor ohnmächtiger Wut, denn sie begriffen wohl, dass der Preis für ihre Rache zu hoch sein würde.

Und da gab Tom Savage endlich das Zeichen.

»Wir bekommen dich ein anderes Mal«, stieß er heiser hervor und wandte sich ab. Auch Clark tat es. Sie verschwanden wieder in der Gasse, aus der sie hervor und mir in den Weg getreten waren.

Und auch Jesse hinter mir verschwand in einer Gasse.

Ich sah zu der Lady hinauf. Sie stand immer noch mit dem Gewehr auf dem umlaufenden Balkon des City Hotels, nahm endlich langsam das Gewehr herunter und rief mir zu: »Kommen Sie herauf, Cliff Adams! Wir haben miteinander zu reden!«

Ich staunte, denn sie kannte meinen Namen.

Wieso kannte sie mich? Und hatte sie mir deshalb beigestanden?

Ich begann zu ahnen, dass etwas auf mich zukam.

Aber was war es?

Hatte auch diese rothaarige Lady darauf gewartet, dass ich aus dem Haus der Sünden kommen würde? Denn auch ich hatte ja im City Hotel ein Zimmer genommen, weil ich zuvor einige Geschäfte zu erledigen hatte. Mein Besuch dann in Molly Dunns Etablissement war sozusagen der Abschluss meines Hierseins in Fort Benton.

Nun, ich machte mich also auf den Weg.

Der Portier stand noch nicht hinter dem Anmeldepult in der Empfangshalle.

Ich ging zum Schlüsselbrett, nahm meinen Zimmerschlüssel und stieg dann die Treppe hinauf. Oben erwartete mich die schöne Lady im Gang vor ihrem Zimmer.

»Kommen Sie, Cliff Adams«, sagte sie ruhig. »Wir haben miteinander zu reden.«

Ich trat ein, folgte ihr also in ihr Zimmer, schloss hinter mir die Tür und lehnte mich mit dem Rücken dagegen, verschränkte meine Arme vor meiner Brust.

»Sie kennen mich also, Lady?«

Sie nickte. Im noch grauen Tageslicht betrachteten wir uns.

Ja, sie war schön. Sie hatte ein klares und zugleich rassig und eigenwillig wirkendes Gesicht, schwarze Augen und kupferrotes Haar.

Sie war mittelgroß und prächtig gewachsen. Es war alles richtig an ihr.

Ja, sie war eine junge Frau, die man nicht so schnell vergisst, selbst nicht nach einer nur kurzen Begegnung.

Aber was wollte sie von mir?

»Ich bin Fee Clayton«, sprach sie dann ruhig. »Und ich habe Sie gesucht, Cliff Adams. Mein Vater sagte mir, wo ich Sie finden könnte.«

Als ich ihren Namen hörte, wusste ich ein wenig besser Bescheid.

Denn ein gewisser Bill Clayton stand mir einmal bei, als eine Bande von Crows hoch oben in den Bitter Roots meinen Skalp haben wollte.

Und dann blieben wir einen ganzen Jagdwinter zusammen und hatten eine gute Pelzausbeute. Ja, ich erinnerte mich wieder an alles, so als wäre es erst vor wenigen Wochen geschehen. Dieser Bill Clayton war ein feiner Kerl, ein guter Partner. Und ich verdankte ihm mein Leben, so wie jetzt seiner Tochter.

Ich stand also in doppelter Schuld bei den Claytons. Dies wurde mir jetzt klar.

»Woran konnten Sie mich erkennen?«, fragte ich sie.

Ihr Lächeln war irgendwie nachsichtig, und wie sie da so vor mir stand, gefiel sie mir immer besser. Sie trug ein flaschengrünes Reisekostüm, aber im Zimmer lagen ein Sattel und anderes Gepäck, zum Beispiel auch eine Sattelrolle, so wie jeder Reiter sie mitführt, wenn er im Freien kampieren und an einem Lagerfeuer die Nächte verbringen muss. Ja, sie war für einen langen Ritt ausgerüstet. Ihr Gewehr lehnte neben der Fensterbank.

Ich wartete immer noch auf ihre Antwort. Und da sprach sie: »Cliff Adams, Sie sind leicht zu erkennen, nachdem Sie mir von meinem Vater beschrieben wurden. Mein Vater sagte damals in seiner letzten Stunde: Suche Cliff Adams. Er wird dir helfen, denn er ist mir das schuldig. Von Zeit zu Zeit kommt er aus den Bitter Roots nach Fort Benton, um Vorräte zu holen oder seine Pelzausbeute zu verkaufen. Und er begeht dann auch einige Sünden, denn er ist ein gesunder Mann,...

Erscheint lt. Verlag 6.6.2023
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-5162-9 / 3751751629
ISBN-13 978-3-7517-5162-9 / 9783751751629
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