G. F. Unger 2222 (eBook)

Ein Revolver für Jessica

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5385-2 (ISBN)

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G. F. Unger 2222 - G. F. Unger
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Weil ich Deputy in Longhorn war und natürlich immer gern wusste, wer in unser Land kam, war ich fast immer zur Stelle, wenn die Postkutsche eintraf. Sie lud bei uns nicht nur Post und Pakete ab und wechselte das Gespann - nein, manchmal brachte sie auch Fahrgäste mit, die in Longhorn ausstiegen.
Und so war es auch an jenem heißen Julitag.
Einer der neun Fahrgäste - es war eine Frau - stieg nicht nur aus, um sich ein wenig die Füße zu vertreten oder im Restaurant eine Erfrischung einzunehmen, nein, die blonde Schöne ließ sich ihr weniges Reisegepäck geben. Es waren nur zwei schon recht abgenutzte Segeltuchtaschen. Mit ihnen in den Händen trat sie einige Schritte von der Kutsche weg und sah sich suchend um.
Sie gefiel mir von Anfang an.
Ja, es traf mich wie ein Blitz, als sich unsere Blicke begegneten. Das spürte ich gleich ...


Ein Revolver für Jessica

Weil ich Deputy in Longhorn war und natürlich immer gern wusste, wer in unser Land kam, war ich fast immer zur Stelle, wenn die Postkutsche eintraf. Sie lud bei uns nicht nur Post und Pakete ab und wechselte das Gespann – nein, manchmal brachte sie auch Fahrgäste mit, die in Longhorn ausstiegen.

Und so war es auch an jenem heißen Julitag.

Einer der neun Fahrgäste – es war eine Frau – stieg nicht nur aus, um sich ein wenig die Füße zu vertreten oder im Restaurant eine Erfrischung einzunehmen, nein, die blonde Schöne ließ sich ihr weniges Reisegepäck geben. Es waren nur zwei schon recht abgenutzte Segeltuchtaschen. Mit ihnen in den Händen trat sie einige Schritte von der Kutsche weg und sah sich suchend um.

Sie gefiel mir von Anfang an.

Ja, es traf mich wie ein Blitz, als sich unsere Blicke begegneten. Das spürte ich gleich ...

Ihr Haar war so gelb wie reifer Weizen. Doch ihre Augen waren so dunkel wie schwarze Kirschen. Heiliger Rauch, was für eine Fee war das! Gelbe Haare und schwarze Augen. Oho!

Ich trat näher, griff an meinen Hut und fragte: »Ma'am, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Ich bin hier der Sheriff. Mein Name ist Adam Kingfisher.«

»Und Texaner sind Sie auch«, sagte sie. Ihre Stimme gefiel mir. Es war eine dunkle und melodische Stimme mit einem ganz besonderen Timbre, das mir irgendwie unter die Haut ging, wie man so sagt. »O nein, ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können. Oder haben Sie einen Job für mich, bei dem ich möglichst schnell das Reisegeld nach Montana verdienen könnte – sagen wir, innerhalb eines Monats etwa?«

Sie war abgebrannt. Ihr Reisegeld hatte nur bis hier zu uns nach Longhorn gereicht.

Longhorn war eine typische Rinderstadt, ziemlich jung noch – weil es ja vor noch gar nicht langer Zeit hier nur Indianer und Büffel gab.

Da war also diese reizvolle Fee, bei deren Anblick es mich wie ein Blitz traf. Und sie wollte nach Montana.

Oha, ich wusste, warum!

In Montana wurde immer noch Gold gefunden.

Dort konnten Glücksjäger und Abenteurer jeder Sorte ihr Glück machen oder gänzlich zum Teufel gehen.

Und als ich dem schönen Kind vor mir nochmals in die Augen sah, da erkannte ich, dass auch sie zu dieser Sorte gehörte oder gehören wollte.

Sie lächelte plötzlich. Dabei gefiel sie mir noch besser. Ich aber wusste ihr keinen Rat zu geben. Denn um in einem Monat so viel Geld zu verdienen, um weiter ins Goldland von Montana reisen zu können, gab es hier bei uns in Longhorn nur eine einzige Möglichkeit. Und die wollte ich nicht aussprechen.

Sie sah mir das an. Und deshalb lächelte sie auf eine irgendwie spöttische Art. Dann setzte sie sich in Bewegung. Sie ging geradewegs auf den Longhorn Saloon zu und zögerte nur unmerklich, bevor sie darin verschwand.

In mir war ein Gefühl des Bedauerns.

Denn unsere Stadt war ziemlich wild.

Im Longhorn Saloon war manchmal der Teufel los.

Und dort drinnen wollte sich das gelbhaarige Schwarzauge also das Reisegeld verdienen. Sie tat mir leid.

Dann aber fiel mir ein, dass sie wahrscheinlich auch im Goldland von Montana nicht wie ein Goldgräber nach Gold suchen, sondern auch dort in den Tingeltangels arbeiten würde. In dem Fall konnte sie ebenso gut auch hier damit beginnen.

Ich wusste nicht mal ihren Namen, obwohl ich ihr meinen genannt hatte.

Aber was waren bei uns in den Nebraskahügeln schon Namen? Ich zuckte mit den Schultern und sah mir die anderen Passagiere an. Aber es war keiner dabei, auf den ich hätte achten müssen.

Sie stiegen auch bald alle wieder in die Kutsche, welche ein frisches Gespann bekommen hatte und lossauste.

Ich überlegte, ob ich in den Saloon gehen sollte. Aber dann ließ ich es bleiben und ging in mein Office zurück. Ich legte mich auf eine der Pritschen in einer der drei Zellen.

Ja, wahrscheinlich war ich ein fauler Hund, der diesen Job nur angenommen hatte, weil er doppelten Cowboylohn einbrachte und nicht halb so anstrengend war wie Weidearbeit.

Denn weil sie alle meinen schnellen Revolver respektierten, hatte ich es nicht sehr schwer und brauchte niemandem etwas zweimal zu sagen.

Ich ahnte nicht, wie bald sich das ändern würde.

Ich schlief bis zum Abend, denn ich wusste, dass ich fast die ganze Nacht auf den Beinen sein musste, um die paar redlichen Bürger dieser Stadt vor den wilden und rauen Burschen zu schützen.

Vorgestern erst war ich von einem Drei-Tage-Ritt zurückgekommen. Denn zwei Kerle hatten den Storehalter ausgeraubt und böse zusammengeschlagen. Als sie dann merkten, dass ich sie verfolgte, hatten sie mir einen Hinterhalt gelegt und mich ins Kreuzfeuer genommen. Doch sie waren nicht so gut wie ich, wenn es ums Überleben ging. Und so lebten sie nicht mehr.

Natürlich war ich wegen dieser Sache angefüllt mit Bitterkeit. Und der Storehalter, dem ich das Geld zurückgebracht hatte, hielt nicht mal ein Dankeschön für nötig. Für ihn war ich der Sheriff, der nur seine verdammte Pflicht getan hatte.

Die Stadt hatte keinen Town Marshal. Ich war hier eingesetzt von einem fernen Sheriff, welcher hundert Meilen weit weg in der County-Hauptstadt sein Office hatte.

Mein Magen knurrte vor Hunger. Und so steuerte ich Mary Scotts Speiselokal an.

Als ich an der ersten Gassenmündung vorbei wollte, erhaschte ich aus dem Augenwinkel in der schon dunklen Gasse eine Bewegung. Es war mehr ein instinktives Ahnen als ein Erkennen. Aber es genügte mir, um eine reflexartige Bewegung zu machen.

Dabei sah ich in ein Mündungsfeuer. Ich spürte die Kugel. Sie fetzte durch meinen Hemdsärmel. Im Mündungsfeuer sah ich auch den Mann. Und dahinter etwas seitlich war noch einer.

Ich ließ mich fallen, zog den Colt – und noch bevor ich auf dem Bauch im Staub der dunklen Gasse lag, schoss ich.

Dabei sah ich abermals in Mündungsfeuer. Es waren nun zwei, und das Krachen der Colts erfüllte die Gasse.

Ich schoss viermal.

Dann wartete ich. Und sie stöhnten vor mir in der Gasse. Eine heisere Stimme sagte stöhnend und voll Bitterkeit: »Aaah, Jorge, jetzt hat er auch uns erwischt. Verdammt, ist dieser Hurensohn denn mit dem Teufel im Bunde? Ich – ich – ich kann meinen Colt – nicht mehr halten. Aaah ...«

Er atmete langsam aus.

Ein paar Leute kamen herbei. Ich erkannte den Sattler, den Schreiner und Leichenbestatter, dazu kamen noch andere. Jemand brachte eine Laterne.

Nun sahen wir die beiden Burschen, die mich hatten umbringen wollen.

Jemand sagte: »Das sind ja die Brady-Brüder.«

Ja, es waren die Brady-Brüder, Mae Bradys Söhne. Und zwei davon hatten den Storehalter beraubt und mir den Hinterhalt gelegt, sodass ich um mein Leben kämpfen und sie töten musste.

Diese beiden hier wollten ihre Brüder rächen. Und auch sie konnten mich nicht töten. Das Schicksal war gegen sie.

Ein Mann drängte sich zwischen uns. Es war der Doc. Im Laternenschein untersuchte er die beiden Brady-Jungs.

Als er sich schnaufend aufrichtete, fragte er: »Kennt ihr die? Haben die jemanden, der für sie zahlt?«

»Sie kamen gewiss nicht zu Fuß«, sagte ich. »Also kann ich schon mal Pferde und Sättel sicherstellen.«

»Dann bringt sie zu mir«, sagte er. »Die sind vielleicht noch zu retten. Kennt ihr sie?«

»Es sind Mae Bradys Söhne«, sagte jemand. »Und Mae Brady bringt immer Butter, Eier und Käse zum Verkauf in unsere Stadt.«

»Ja, die kenne ich auch«, nickte der Doc. »Die macht mir immer Konkurrenz mit ihren Kräutertees. Vielleicht sollte sie ihre Söhne selber gesund machen. Doch das wird ihr mit Tees schwer fallen. Denn ich muss operieren. Das sind zwei böse Schüsse, Sheriff.«

Seine letzten Worte galten mir.

Und zu meiner Bitterkeit kam nun ein sarkastischer Zorn.

»Sicher, Doc«, sagte ich. »Aber ich konnte nicht besonders gut zielen. Ich sah die Mündungsfeuer, ließ mich fallen und schoss. Vielleicht hätte ich sie lieber bitten sollen, doch nicht auf mich zu schießen, weil das doch böse wäre und sie deshalb nicht in den Himmel kämen. Ja, ich hätte sie lieb und nett bitten sollen, mir doch nichts zu tun.«

Nach diesen Worten drängte ich mich aus der zusammengelaufenen Gruppe. Ich hatte plötzlich genug von meinem Job. Immer wieder machte ich mir Feinde, weil ich den Stern trug und meine Pflicht zu tun versuchte.

Mir war plötzlich danach, mein Pferd aus dem Mietstall zu holen und wegzureiten, egal wohin, vielleicht sogar ins Goldland von Montana in die Last Chance Gulch.

Als ich daran dachte, fiel mir das gelbhaarige und dunkeläugige Mädchen wieder ein. Auch sie wollte ins Goldland, hatte offenbar alle Brücken hinter sich abgebrochen und suchte neue Chancen.

Und ich? Sollte ich hier aufgeben, fortlaufen?

Ich hatte bisher in meinem ganzen Leben noch niemals aufgegeben und war auch noch niemals fortgelaufen. Denn fortlaufen war einfach. Ich wusste schon immer, dass man mit dem Fortlaufen gar nicht erst anfangen durfte. Sonst tat man das vor jeder unangenehmen oder zu schwer erscheinenden Sache.

Und so...

Erscheint lt. Verlag 6.6.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5385-0 / 3751753850
ISBN-13 978-3-7517-5385-2 / 9783751753852
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