Lunatic (eBook)
477 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4362-4 (ISBN)
Eine klare Nacht in Philadelphia. Eine schöne junge Frau in einem weißen Kleid sitzt am Ufer des Flusses und starrt mit großen Augen zum Mond. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine Märchenfee, bedeckt von einer glitzernden Schicht aus Eis. Auf den zweiten Blick sieht man, dass ihre Schuhe fehlen. Und ihre Füße.
Eine Spur von weiteren Leichen führt den Schuykill River hinauf. Verzweifelt versuchen Jessica Balzano und Kevin Byrne, Detectives der Mordkommission, die Zeichen zu deuten, die der Täter hinterlässt. Was hat der Verrückte im Sinn, der im Licht des Vollmonds grausige Märchen inszeniert?
Nichts für schwache Nerven! Die spannungsgeladenen Thriller des Bestsellerautors Richard Montanari um das Ermittlerduo Byrne und Balzano:
Band 1: Crucifix
Band 2: Mefisto
Band 3: Lunatic
Band 4: Septagon
Band 5: Echo des Blutes
Band 6: Der Teufel in dir
Band 7: Der Abgrund des Bösen
Band 8: Tanz der Toten
Band 9: Shutter Man
Band 10: Mord am Heiligen Abend
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Richard Montanari wurde in Cleveland, Ohio, als Sohn einer amerikanischen Familie italienischer Herkunft geboren. Nach dem Studium lebte er eine Zeitlang in Europa und ließ sich schließlich in London nieder, wo er sich unter anderem als Verkäufer in einem Kleiderladen und Handelsvertreter für Enzyklopädien durchschlug. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er ein paar Jahre bei der väterlichen Baufirma, bevor er beschloss, dass das Schreiben doch ein einfacherer Weg sei, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als freiberuflicher Autor schrieb er für über 200 Publikationen in <i>The Chicago Tribune, The Detroit Free Press, The Seattle Times </i>und vielen anderen. 1996 erschien sein erster Roman. Mit <strong>CRUZIFIX</strong>, dem ersten Band um das Ermittlerduo Kevin Byrne und Jessica Balzano aus Philadelphia, gelang ihm auch in Deutschland der Durchbruch als Bestsellerautor.<br></p> <p><br></p>
2.
Die Stadt hat sich verändert. Er war zwar nur eine Woche fort gewesen und hatte keine Wunder erwartet, doch nach mehr als zwanzig Jahren bei der Polizei in einer Stadt wie dieser, einer Stadt mit einer der höchsten Verbrechensraten des Landes, blieb immer noch die Hoffnung auf Besserung. Auf dem Weg in die Stadt hatte er zwei Unfälle und drei Schlägereien vor drei verschiedenen Kneipen gesehen. Gar nicht zu denken daran, was hinter manchen verschlossenen Türen vor sich ging.
Aaah, Urlaubszeit in Philly. Das wärmt einem das Herz.
Detective Kevin Francis Byrne saß am Tresen des Crystal Diner, eines kleinen, sauberen Coffee Shops in der Achtzehnten Straße. Seitdem das Silk City Diner geschlossen hatte, ging er spät abends am liebsten ins Crystal Diner. Aus den Lautsprecher erklang Silver Bells. Die bunten Lichter in den Straßen kündeten von Weihnachten, dem Fest der Liebe.
Friede, Freude, Eierkuchen.
Kevin Byrne brauchte etwas zu essen, eine heiße Dusche und Schlaf. Morgen früh um acht Uhr begann sein Dienst.
Auch Gretchen war da. Sie drehte Byrnes Tasse um und goss ihm Kaffee ein. Gretchen Wilde kochte vielleicht nicht den besten Kaffee in der Stadt, aber niemand sah besser aus, wenn er ihn eingoss. Ihr Parfum turnte unglaublich an, und ihre dunkelroten Lippen waren sexy. Gretchen war jetzt Mitte dreißig und viel attraktiver geworden, als sie es früher gewesen war, nachdem ihre jugendliche Schönheit fraulichere, weichere Züge angenommen hatte.
»Lange nicht gesehen«, sagte sie.
»Bin heute erst zurückgekommen«, erwiderte Byrne. »Ich hab eine Woche Urlaub in den Poconos gemacht.«
»War sicher schön.«
»Ja«, sagte Byrne. »Nur dass ich in den ersten drei Tagen nicht schlafen konnte. Es war so verdammt ruhig.«
Gretchen schüttelte den Kopf. »Städter.«
»Städter? Ich?« Byrne betrachtete sich auf der dunklen Fensterscheibe: Sieben-Tage-Bart, LL-Bean-Jackett, Flanellhemd, Timberland-Stiefel. »Ich dachte, ich sehe aus wie Lederstrumpf.«
»Du siehst aus wie ein Städter, der einen auf Lederstrumpf macht«, sagte Gretchen.
»Wie geht es Brittany?«, fragte Byrne.
Gretchens Tochter Brittany war fünfzehn, sah aber aus wie fünfundzwanzig. Vor einem Jahr war sie bei einer Razzia auf einer Party mit so viel Ecstasy erwischt worden, dass es für eine Klage wegen Drogenhandels gereicht hatte. In jener Nacht hatte Gretchen in ihrer Verzweiflung Byrne angerufen, worauf Byrne sich an einen Kollegen gewandt hatte, der ihm einen Gefallen schuldete. Als der Fall dann vor Gericht kam, lautete die Anklage nur noch auf einfachen Drogenbesitz, und Brittany wurde zu sozialem Dienst verdonnert.
»Ich glaube, es geht ihr gut«, sagte Gretchen. »In der Schule läuft es besser, und sie kommt auch nicht mehr mitten in der Nacht nach Hause. Jedenfalls unter der Woche.«
Gretchen war zweimal verheiratet gewesen, und sie war zweimal geschieden. Ihre beiden Ex-Männer waren gewalttätige Loser, denen die Drogen den Verstand geraubt hatten. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hatte Gretchen sich nicht unterkriegen lassen. Kevin Byrne bewunderte allein erziehende Mütter. Es war unbestritten der härteste Job auf Erden.
»Und wie geht es Colleen?«, fragte Gretchen.
Byrnes Tochter war das Licht seines Lebens. »Sie ist toll. Einfach toll. Jeden Tag eine neue Welt.«
»Das kenne ich.« Gretchen lächelte.
»Ich hab mich eine Woche lang von zweitklassigen Sandwiches ernährt«, sagte Byrne. »Was habt ihr an warmen, süßen Sachen zu bieten?«
»Anwesende ausgeschlossen?«
»Niemals.«
Gretchen lachte. »Ich gehe mal gucken, was wir haben.«
Sie verschwand in der Küche. Byrne schaute ihr nach. In ihrer engen pinkfarbenen Trikot-Uniform sah sie schnuckelig aus.
Byrne warf einen Blick auf die Uhr, eine große Multifunktions-Armbanduhr, auf der man alles Mögliche ablesen konnte, nach einigem Suchen sogar die Zeit. Die Uhr war ein Geschenk von Victoria.
Er kannte Victoria Lindstrom seit mehr als fünfzehn Jahren, seitdem sie sich bei einer Razzia der Sitte in einem Massagesalon, Victorias damaliger Arbeitsstätte, zum ersten Mal gesehen hatten. Damals war sie ein unsicheres, bildhübsches Mädchen von siebzehn Jahren gewesen, das kurz zuvor aus Meadville, Pennsylvania, in die Stadt gekommen war. Später hatte Victoria sich ein neues Leben aufgebaut – bis sie von einem Mann angegriffen worden war, der ihr Gesicht mit einem Cuttermesser brutal zerschnitten hatte. Es waren zahlreiche schmerzhafte Operationen erforderlich gewesen, um die Funktionen von Muskeln und Nervengewebe wiederherzustellen. Die Verletzung ihrer Seele war durch keine Operation zu heilen.
Sie waren einander erst kürzlich wieder begegnet. Victoria hielt sich zurzeit bei ihrer kränklichen Mutter in Meadville auf. Byrne hatte sich vorgenommen, sie anzurufen. Er vermisste sie.
Er rührte seinen Kaffee um und dachte an den morgigen Dienstbeginn. Er fragte sich, mit welchen neuen Fällen die Abteilung es wohl zu tun hatte, welche Fortschritte es in den laufenden Ermittlungen gab und welche Verhaftungen vorgenommen worden waren, falls überhaupt. Im Grunde hatte Byrne während des ganzen Urlaubs an seinen Job gedacht – einer der Gründe, weshalb er sein Handy nicht mitgenommen hatte: Er hätte mindestens zweimal täglich die Kollegen angerufen.
Byrne nippte von seinem Kaffee und ließ den Blick durch das Lokal schweifen. Nur eine Hand voll Gäste waren da: Ein Paar mittleren Alters, das in einer Nische saß. Zwei junge Frauen, die mit ihren Handys telefonierten. Ein Mann in der Nähe der Tür, der Zeitung las …
Es traf Byrne wie ein Schlag.
Er kannte den Mann. Er hieß Anton Krotz. Ein paar Jahre gealtert, seitdem Byrne ihn das letzte Mal gesehen hatte, ein paar Pfund zugenommen, ein wenig muskulöser. Doch es gab nicht den geringsten Zweifel, dass es Krotz war. Byrne erkannte das kunstvolle Skarabäus-Tattoo auf der rechten Hand des Mannes. Er erkannte die verrückten Hundeaugen.
Anton Krotz war ein kaltblütiger Killer. Sein erster aktenkundiger Mord war das Ergebnis eines stümperhaften Raubüberfalls auf ein kleines Kaufhaus in South Philly gewesen. Für eine Beute von siebenunddreißig Dollar hatte er die Kassiererin aus nächster Nähe erschossen. Er wurde zum Verhör aufs Revier gebracht, doch sie mussten ihn wieder laufen lassen. Zwei Tage später raubte er ein Juweliergeschäft in Center City aus. Die Erschießung der Inhaber, eines Mannes und einer Frau, glich einer regelrechten Hinrichtung. Die Überwachungskamera hatte die Morde aufgenommen – und den Täter. Ein riesiges Polizeiaufgebot legte die Stadt an jenem Tag beinahe lahm, aber Krotz gelang es irgendwie, durch die Maschen zu schlüpfen.
Als Gretchen nun mit einem großen Holländischen Apfelkuchen aus der Küche zurückkehrte, griff Byrne langsam nach seinem Dufflecoat auf dem Nachbarhocker, zog bedächtig den Reißverschluss auf und beobachtete Krotz aus dem Augenwinkel. Langsam zog er seine Waffe und legte sie sich auf den Schoß. Er hatte kein Handy dabei, kein Funkgerät; im Augenblick war er ganz auf sich allein gestellt. Und einen Mann wie Anton Krotz nahm niemand gerne allein hoch.
»Hast du hinten im Lokal ein Telefon, Gretchen?«, fragte Byrne leise.
Gretchen, die gerade den Apfelkuchen in Stücke schnitt, hob den Blick. »Ja, sicher. Im Büro.«
Byrne nahm seinen Kugelschreiber und schrieb auf ihren Block:
Ruf 911 an. Sag, dass ich hier Unterstützung brauche. Der Verdächtige heisst Anton Krotz. Sie sollen das Sondereinsatzkommando schicken. Hintereingang. Wenn du das gelesen hast, lache.
Gretchen las die Notiz durch und lachte.
»Der ist gut«, sagte sie.
»Ich wusste, dass er dir gefällt.«
Sie schaute Byrne in die Augen. »Ich hab die Schlagsahne vergessen«, sagte sie laut genug, aber nicht zu laut. »Bin gleich wieder da.«
Gretchen ging in die Küche, ohne Eile an den Tag zu legen. Byrne trank noch einen Schluck Kaffee.
Krotz hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Byrne wusste nicht, ob der Mann ihn erkannt hatte oder nicht. Er hatte Krotz damals vier Stunden lang verhört, und dabei war viel böses Blut geflossen. Es war sogar zu körperlicher Gewalt gekommen. Nach einer solchen Begegnung vergaß keiner der Beteiligten den anderen so schnell.
Byrne durfte nicht zulassen, dass Krotz verschwand. Wenn er den Coffee Shop verließ, würde er untertauchen in der Anonymität der Stadt, und vielleicht würde sich eine solche Gelegenheit dann nie wieder bieten.
Als Byrne dreißig Sekunden später den Blick nach rechts wandte, sah er Gretchen in der Küchentür stehen. Er konnte an ihrer Miene erkennen, dass sie den Anruf getätigt hatte. Byrne ergriff die Pistole und legte den Arm hinter den Rücken, sodass Krotz die Waffe nicht sehen konnte.
In diesem Augenblick rief eine der beiden jungen Frauen: »Was!«
Erschrocken fuhr Byrne auf seinem Hocker herum und schaute zu ihr hinüber. Die Frau telefonierte noch immer über ihr Handy und hatte offenbar auf irgendeine sensationelle Nachricht aus dem Freundeskreis reagiert.
Als Byrnes Blick zurück zu Krotz wanderte, saß der nicht mehr auf seinem Platz.
Er hatte eine Geisel.
Die Geisel war die Frau aus der Nische hinter Krotz’ Platz. Krotz stand hinter der Frau, hatte ihr einen Arm um die Taille geschlungen und drückte ihr die Spitze eines Springmessers an den Hals. Die Frau war um die vierzig, zierlich und hübsch. Sie trug einen blauen Pullover, Jeans und Wildlederstiefel. An ihrem Finger steckte ein Ehering. Ihr Gesicht war verzerrt vor Todesangst und maßlosem...
Erscheint lt. Verlag | 30.5.2023 |
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Reihe/Serie | Spannende Thriller mit Byrne und Balzano | Spannende Thriller mit Byrne und Balzano |
Übersetzer | Karin Meddekis |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Merciless |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Amerika • Balzano • beste thriller • blutig • Blutlinie • Byrne • Cody McFadyen • Dan Brown • detective • Ermittlerin • ethan cross • Fitzek • Gänsehaut • Gewaltverbrechen • Hardboiled • homicide • Kommissarin • Krimi • Kriminalroman • Mord • Nervenkitzel • Ostküste • Pageturner • Philadelphia • Philly • Polizei • Polizeiarbeit • Psycho • Psychothriller • Rache • Schießerei • Schlitzer • serienermittler • Serienkiller • Serienmord • Serienmörder • Serienthriller • spannend • Spannung • Spannungsroman • Tess Gerritsen • Thriller • todeskünstler • USA • Vatikan • Verbrechen • Verschwörung |
ISBN-10 | 3-7517-4362-6 / 3751743626 |
ISBN-13 | 978-3-7517-4362-4 / 9783751743624 |
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