Lassiter Sonder-Edition 22 (eBook)

Lassiters großer Totentanz

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5284-8 (ISBN)

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Lassiter Sonder-Edition 22 - Jack Slade
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Seit einer halben Stunde beobachtete Lassiter die Geier. Sie kreisten träge über einer bestimmten Stelle weiter im Norden und warteten beharrlich. Dass sie noch nicht nach unten stießen, zeigte Lassiter, dass dort noch Leben war. Wahrscheinlich Menschen. Für Lassiter bedeutete es Gefahr, gleichzeitig aber auch Hoffnung. Wo Menschen waren, gab es auch Wasser und Nahrung.
Lassiter hatte seit zwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Ebenso lange war seine Wasserflasche leer. Er besaß kein Geld mehr, und seine einzige Waffe war der mexikanische daga, dessen rasiermesserscharfe Klinge in der Scheide an Lassiters Gürtel steckte. Alles andere hatte ihm die Yaquihorde abgenommen, die ihn in der Sierra plötzlich umzingelt hatte. Sein Pferd, das Geld, die Schusswaffen.


LASSITERS
GROSSER TOTENTANZ

von Jack Slade

Seit einer halben Stunde beobachtete Lassiter die Geier. Sie kreisten träge über einer bestimmten Stelle weiter im Norden und warteten beharrlich. Dass sie noch nicht nach unten stießen, zeigte Lassiter, dass dort noch Leben war. Wahrscheinlich Menschen. Für Lassiter bedeutete es Gefahr, gleichzeitig aber auch Hoffnung. Wo Menschen waren, gab es auch Wasser und Nahrung.

Lassiter hatte seit zwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Ebenso lange war seine Wasserflasche leer. Er besaß kein Geld mehr, und seine einzige Waffe war der mexikanische daga, dessen rasiermesserscharfe Klinge in der Scheide an Lassiters Gürtel steckte. Alles andere hatte ihm die Yaquihorde abgenommen, die ihn in der Sierra plötzlich umzingelt hatte. Sein Pferd, das Geld, die Schusswaffen.

Er hatte keine Zeit gehabt, sich die Sachen zurückzuholen. Er musste weiter. Er war wie ein angeschossenes Tier, das sich ins Dickicht zurückziehen muss, um seine Wunden zu lecken. Er brauchte dringend eine Verschnaufpause.

Seit ihn Sidney Blood in Manitoba aufgespürt hatte, ließ er ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Lassiter floh bis zur Ostküste, schiffte sich nach Mexiko ein, glaubte, die Verfolger endlich abgeschüttelt zu haben. Aber der Apparat von Wells Fargo arbeitete präzise wie ein Uhrwerk. Sidney Blood ließ nicht locker. In Vera Cruz wurde Lassiter von Bloods Agenten erneut aufgespürt.

Er setzte sich nach Norden ab, tötete einige seiner Verfolger, aber es wurden nicht weniger. Im Gegenteil.

Aber wo waren sie jetzt? Seit dem Zwischenfall mit den Yaquis hatte Lassiter nichts mehr von Verfolgern bemerkt. Nichts wies darauf hin, dass sie noch hinter ihm her waren.

Lassiter marschierte weiter. Er sah aus wie ein mexikanischer Landarbeiter. Bastsandalen an nackten Füßen, verschossene Leinenhose, bunter Poncho, spitzkroniger Sombrero.

Sein scharfgeschnittenes Gesicht war von der Sonne verbrannt.

Die Geier kreisten jetzt tiefer, trauten sich aber noch immer nicht an das tote oder sterbende Wesen heran, das Lassiter nicht sehen konnte.

Aber dann war es endlich soweit.

Lassiter blickte hinunter in eine langgestreckte Senke. Er sah ein Maisfeld, eine karge Wiese, auf der drei magere Kühe weideten, und er sah die baufällige Hütte und den morschen Schuppen.

Der Mann hing an der Schuppenwand. Gekreuzigt. Man hatte Nägel durch seine Hände und Füße getrieben. Sein Körper war mit Pfeilen gespickt.

Er war tot, war langsam und qualvoll gestorben.

Aber warum wagten sich die Geier noch immer nicht an ihn heran?

Lassiter ließ seinen Blick schweifen. Irgendein lebendes Wesen musste sich noch in der Nähe der Hütte befinden. Jemand, vor dem sich die Raubvögel fürchteten.

Nach einer Weile erspähte er eine Bewegung am Rande des Maisfeldes. Eine Frau kauerte zwischen den Halmen, reglos, furchtsam lauernd, wie ein scheues Reh. Soweit Lassiter erkennen konnte, war sie nur notdürftig bekleidet. Sonnenlicht spielte auf ihrer bronzefarbenen Haut und auf dem Lauf des Gewehrs, das sie in den Händen hielt.

Lassiter wandte sich nach links. Er durfte sich dem Anwesen nicht offen nähern. Die Frau würde sofort schießen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, war das die wahrscheinlichste Reaktion.

Lautlos und geduckt glitt Lassiter den Hang hinunter. Das Maisfeld nahm ihn auf. Wie eine Schlange kroch er zwischen den großen Halmen hindurch. Ein aufgeschrecktes Kaninchen flitzte hakenschlagend davon.

Nach einer Weile sah Lassiter wieder die Frau. Sie kauerte noch immer an derselben Stelle. Sie weinte leise vor sich hin, ihre Schultern zitterten. Sie hatte kräftige Schultern, einen kräftigen Rücken. Ihre ganze Kleidung bestand aus einem roten Tuch, das sie sich um die Lenden geschlungen hatte.

Sie war noch jung, nicht viel älter als zwanzig, schätzte Lassiter.

Er näherte sich ihr lautlos. Als sein Schatten über sie fiel, warf sie sich herum.

Sie bewegte sich sehr schnell. Und sie schoss sofort. Aber in derselben Sekunde, als sie abdrückte, schlug Lassiter den Lauf des Gewehrs beiseite. Die Kugel zupfte an seinem Poncho und fetzte durch die dichtstehenden Maishalme.

Lassiter zog ihr die Waffe aus den Händen.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er auf Mexikanisch. »Ich bin nicht dein Feind.«

Seine Stimme schien beruhigend auf sie zu wirken. Sie starrte ihn lange an, ungläubig, erstaunt, hilflos.

Lassiter lächelte. Sie war gut gebaut, einen Kopf kleiner als er, kleine straffe Brüste, runde Hüften. Straffes, pechschwarzes Haar hing ihr bis über die Schultern.

»Wer bist du?«, fragte sie leise.

Er nannte seinen Namen.

»Americano?«, fragte sie.

Er nickte.

»Ich heiße Franca«, sagte sie.

Er deutete zum Haus hin. »Dein Mann?«

Sie nickte hastig. Dann begann sie wieder zu weinen. Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zum Haus. Ihre Haut war warm und weich. Es war schon Wochen her, seit er zum letzten Mal mit einer Frau zusammen gewesen war. Er spürte Verlangen in sich aufsteigen, aber dann dachte er an den Mann draußen an der Schuppenwand.

Zusammen mit der Frau ging er in die armselige Hütte. Das Innere war in zwei Räume unterteilt, einen Wohnraum und den kleineren Schlafraum. Die Einrichtung war ärmlich, aber sauber. Lassiter fand eine Flasche Tequila und füllte der Frau einen Becher. Sie trank gierig. Dann wankte sie zum Bett und ließ sich niedersinken. Mit geschlossenen Augen blieb sie liegen. Das Tuch um ihre Lenden war etwas verrutscht, so dass Lassiter jetzt fast ihren gesamten Körper bewundern konnte.

Er ging wieder nach draußen. Zum Brunnen. Er ließ den Holzeimer am Seil in die Tiefe und holte kühles, klares Wasser hoch. Er trank und steckte anschließend seinen Kopf in den Eimer. Dann kümmerte er sich um den Toten.

Der Mann sah entsetzlich aus. Blut hatte die morsche Holzwand des Schuppens gefärbt. Fünf Pfeile steckten in seiner nackten Brust. Lassiter fand eine Zange und zog die langen Nägel aus dem Holz. Etwas abseits vom Schuppen hob er ein Grab aus und legte den Mann hinein.

Als Lassiter ins Haus zurückkam, war die Frau eingeschlafen. Er fand im Vorratsschrank Rauchfleisch, Käse und Maisbrot. Endlich konnte er seinen knurrenden Magen wieder beruhigen. Nach dem Essen trank er Tequila. Dann zog er sich aus und legte sich neben die Frau auf das niedrige Bett.

Sie schlief fest. Es war die Nachwirkung auf den Schock.

Auch Lassiter schloss die Augen. Sein Körper verlangte nach Schlaf. Als er erwachte, war es dunkel in dem kleinen Raum. Durch den Glasperlenvorhang fiel gedämpfter Lichtschein. Die bunten Perlen glitzerten. Im Wohnraum hantierte Franca.

Lassiter stand auf. Es duftete nach gebratenem Fleisch und Tortillas. Er schob die Perlenschnüre beiseite. Franca stand vor der Feuerstelle. Es war noch immer recht warm, und ihr Gesicht war vom Feuer erhitzt. Sie trug als einziges Kleidungsstück weiterhin das rote Tuch, das sie wie einen Rock um ihre Lenden geschlungen hatte.

»Du wirst Hunger haben«, sagte sie mit ihrer herben Stimme.

Er ging zu ihr hin und zog sie an sich. Sie wehrte sich nicht, sondern presste ihre Brust gegen ihn. Er streichelte über ihren Rücken, löste das Lendentuch. Sie ließ es wie etwas völlig Selbstverständliches geschehen.

Ruhig ging sie vor ihm her auf die kleine Kammer zu. Ihre Schenkel waren ein wenig zu dick, und sie hatte einen leicht watschelnden Gang. Aber sonst stimmte alles an ihr.

Sie ließ sich auf das Bett sinken und maß ihn mit einem hungrigen Blick.

Schweigend legte er sich neben sie. Er war erregt, und das Pochen in seinen Lenden wurde fast unerträglich.

Er wälzte sich über sie. Ihre runden Hüften hoben und senkten sich. Ihre Augen brannten, und die Innenseiten ihrer Schenkel waren heiß und feucht.

Ohne Umschweife drang er in sie ein. Ihre festen Schenkel schlossen sich um seine Hüften. Sie keuchte und stöhnte und umklammerte seinen Nacken wie eine Ertrinkende. Und das hölzerne Bettgestell knarrte in immer schneller werdendem Rhythmus.

Schon sehr bald kam für den großen Mann die Entspannung. Aber die Frau hatte noch lange nicht genug. Sie lachte wild, und ihre Bewegungen wurden noch heftiger. Lassiter grinste. Er hätte sich nicht gewundert, wenn das Bett in diesen Minuten zusammengebrochen wäre.

Plötzlich stieß Franca ein Knurren aus. Es kam tief aus ihrer Brust und hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit dem zornigen Knurren eines Raubtieres. So viel animalische Wildheit hatte Lassiter noch bei keiner Frau erlebt.

In dieser Mexikanerin steckte ein unglaubliches Temperament. Sie stöhnte, fauchte, schrie. Sie gönnte sich und dem Mann keine Pause.

Lassiter gab ebenfalls nicht nach. Ihr Zusammensein hatte Ähnlichkeit mit einem zügellosen Kampf. Franca schien den Mann in sich aufnehmen zu wollen wie ein vielarmiger Polyp. Aber schließlich war sie es, die die ersten Ermüdungserscheinungen zeigte.

Schwer atmend lag sie neben ihm.

»Du kannst bei mir bleiben«, sagte sie. »Die Farm wirft genug ab, um zwei Leute zu ernähren.«

Er schüttelte grinsend den...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2023
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5284-6 / 3751752846
ISBN-13 978-3-7517-5284-8 / 9783751752848
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