Die Bienenkönigin: Kärnten-Krimi -  Wilhelm Kuehs

Die Bienenkönigin: Kärnten-Krimi (eBook)

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2023 | 1. Auflage
260 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-244-0 (ISBN)
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Die bekannte Imkerin Melitta Schober liegt tot in ihrem Bienenhaus. Allem Anschein nach hat sie eine Biene in den Rachen gestochen, und Melitta ist an der Schwellung erstickt. Doch bald kommen Zweifel am Unfalltod auf, und der Journalist Ernesto Valenti beginnt zu ermitteln. Melittas Vater etwa behauptet, seine Tochter wäre niemals ohne Schleier und Anzug zu den Bienen gegangen. Die Polizei in der Person von Major Steinkellner will diesen vagen Ahnungen zunächst keine Beachtung schenken. Doch der Vater ist so hartnäckig, dass die Staatsanwaltschaft eine Obduktion anordnet, und dabei treten einige sehr seltsame Umstände zutage. Noch während die Polizei die ersten Ergebnisse der Obduktion abwartet, befragt Ernesto Valenti längst schon mögliche Verdächtige.

 

Für meinen Großvater Stefan Bachler,

der mich zu den Bienen mitgenommen hat.

 

1. Kapitel


 

1


 

Imkerin stirbt durch Bienenstich

Auf einem Bauernhof in der Umgebung von Maria Rain ereignete sich gestern ein folgenschwerer Vorfall. Eine 32-jährige Imkerin wurde offensichtlich während der Arbeit von einer Biene in den Hals gestochen. Die Reaktion auf den Stich war so heftig, dass die Frau selbstständig keine Hilfe mehr holen konnte. Als der Notarzt eintraf, stellte er nur noch den Tod fest.

 

Ernesto Valenti las die dürre Meldung noch einmal und sah sich im Großraumbüro der Kärntner Tagespost um, konnte den zuständigen Redakteur aber nirgends sehen. Eigentlich ging Ernesto dieser Artikel nichts an. Er kümmerte sich nur um seine eigene Regionalausgabe. Aber für ein paar Tage vertrat er den Chef vom Dienst, und deshalb musste er auch alle Texte der anderen Regionalausgaben lesen und freigeben.

Also griff er zum Telefonhörer und ließ sich mit dem Redakteur verbinden. Der hatte aber nicht viel zu dem Einspalter zu sagen. Eine Pressemeldung der Polizei war ihm heute Vormittag aufgefallen, und weil es kurios sei, dass eine Imkerin durch einen Bienenstich sterbe, habe er ein paar Zeilen geschrieben. Er wusste aber weder den Namen der Imkerin noch sonst irgend­etwas. So wie er klang, hatte er auch keine besondere Lust, der Geschichte weiter nachzugehen.

»Ist gut«, meinte Ernesto. »Ich werde ein bisschen herumtelefonieren und sage dir dann Bescheid, ob wir noch etwas machen oder nicht.« Er legte auf und zog ein verkniffenes Gesicht. Es schien immerhin möglich, dass an der Sache etwas dran war. Eine Imkerin, die an einem Bienenstich stirbt, das war unter Umständen mehr wert als ein Viertel einer Außenspalte in der Regionalausgabe.

Ernesto drehte sich zum Computer und begann zu recherchieren. Er wollte einerseits mehr über die Frau herausfinden, andererseits interessierte ihn auch die Todesursache. Die Polizeimeldung sah er sofort. Dort stand nichts weiter als in dem Artikel. Der Redakteur hatte die Sätze nur etwas umformuliert. Sicher gab es aber noch mehr Informationen, und so rief Ernes­to bei der Pressestelle der Polizei an. Dort hatte man den Bericht der Polizeidienststelle Maria Rain vorliegen, und der war wesentlich umfangreicher als die Meldung.

»Sie wissen doch, das ist immer so«, sagte die Beamtin am anderen Ende der Leitung.

»Steht irgendwo, was genau passiert ist?«

»Allerdings. Der Vater hat den Notarzt gerufen, und bald ist auch die Polizei eingetroffen. Als der Notarzt den Tod festgestellt hat, wurde die Abteilung für Leib und Leben verständigt. Die haben die weiteren Ermittlungen übernommen.«

»Das hat es aber nicht in die Pressemeldung geschafft«, sagte Ernesto.

»Die geben selbst einen Bericht heraus, wenn sie es für notwendig halten«, meinte die Beamtin.

»Sie können mir aber wenigstens den Namen der Toten verraten.«

»Normalerweise darf ich das nicht. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«

Während des Telefonats hatte Ernesto darüber nachgedacht, wer die Tote sein könnte. Es gab eine sehr bekannte Imkerin in der Gegend. Melitta Schober. Zu ihr würde auch das Alter passen. Sie musste etwa Anfang bis Mitte dreißig sein. Er kannte sie als Funktionärin des Landesverbandes für Bienenzucht. Wenn das stimmte, war das eine ganz andere Geschichte, und der Einspalter war eindeutig zu wenig.

Auf der Webseite des Landesverbandes für Bienenzucht fand Ernesto ihr Foto, eine Handynummer und eine E-Mail-Adresse. Er rief an und ließ es so lange läuten, bis er aus der Leitung geworfen wurde. Es gab keinen Anrufbeantworter. Das mochte noch nichts bedeuten. Sie konnte ihr Telefon irgendwo weggelegt haben, oder sie hatte gerade keine Lust ranzugehen.

Ernesto recherchierte weiter und stieß auf die Website des Bauernhofs von Melitta Schobers Vater. Im Impressum stand eine andere Mobilnummer, und Ernesto zögerte nicht, sie zu wählen. Diesmal läutete es nur dreimal, bis sich eine Männerstimme meldete.

»Helmut Schober«, stellte sich der Mann vor.

»Ernesto Valenti, Kärntner Tagespost. Ich möchte mit Ihnen über Ihre Tochter reden.«

»Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von euch anruft«, sagte Schober unfreundlich.

»Dann stimmt es also, dass ihr etwas zugestoßen ist?«, fragte Ernesto.

»Sie ist gestorben.«

»Ihre Tochter war eine prominente Persönlichkeit unter den Imkerinnen und Imkern in Kärnten. Ich schreibe gerade einen Nachruf«, sagte Ernesto. »Vielleicht können wir uns unterhalten.«

»Ist gut«, kam es barsch.

Ernesto stellte die üblichen Fragen. Melitta Schober war ges­tern schon am Vormittag zu den Bienen gegangen. Sie hatte dort gearbeitet und sich wie immer Zeit gelassen. Am Nachmittag, so gegen sechzehn Uhr, hätte sie wieder am Bauernhof sein sollen. Dort ist sie aber nicht aufgetaucht, und als sie um siebzehn Uhr immer noch nicht zurück war, hatte ihr Vater sie gesucht und am Boden des Bienenhauses gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war sie vermutlich schon tot. Ja, ganz sicher lebte sie nicht mehr. Trotzdem hatte der Vater die Rettung und den Notarzt alarmiert.

Der Arzt legte sich bald auf eine Todesursache fest. Ein Bienenstich in den Hals. Der Stich musste sie im Rachen getroffen haben, und daraufhin waren die Atemwege zugeschwollen.

»Das hat der Arzt gesagt. Sie ist erstickt. Er hat gemeint, es muss sich um einen Unfall handeln. Ich habe gesagt, das kann nicht sein. Meine Tochter hat immer einen Anzug getragen, wenn sie zu den Bienen gegangen ist. Es ist also unmöglich, dass sie eine Biene in den Hals gestochen hat.«

»Ausgeschlossen ist es nicht, oder? War sie allergisch gegen Bienengift?«

»Ich habe die Polizei gerufen, und die Beamten haben ein Protokoll aufgenommen«, erzählte Schober weiter. Die Prozedur hätte lange gedauert, und die ganze Zeit sei seine Tochter tot auf dem Boden gelegen. Der Notarzt wollte schon wieder gehen, aber die Polizei hinderte ihn daran. Man bräuchte noch seine Aussage und eine Abschrift des Totenscheins.

Schober versuchte, dem Arzt und der Polizei zu erklären, wie seltsam ihm das alles vorkam. Noch vor ein paar Stunden hatte er mit seiner Tochter geredet, und jetzt war sie tot. Einfach so. Sie war doch immer zu den Bienen gegangen, und nie war etwas Schlimmes passiert. Ein paar Stiche, sicher, die hatte es gegeben. Das ist doch ganz normal bei einer Imkerin, aber so etwas war unvorstellbar.

Das wundere ihn nicht besonders, meinte der Notarzt. Die Biene hatte die Frau an einer ungünstigen Stelle gestochen. Direkt in den Hals. Die Schwellung sei gar nicht so bedeutend, aber eben schlimm genug.

»Ich habe darauf bestanden, dass er in den Totenschein nicht einfach irgendeine Todesursache einträgt. Er konnte sich ja nicht hundertprozentig sicher sein, dass es wirklich ein Bienenstich war«, sagte Schober.

»Aber alles deutet darauf hin. Wie kommen Sie darauf, dass es nicht so war?«

»Ein Gefühl«, sagte Schober. »Ich bin mir fast sicher, dass der Bienenstich nichts mit ihrem Tod zu tun hat. Da war noch etwas anderes.«

»Und was?«

»Ich weiß es nicht. Aber ich möchte, dass man es herausfindet. Meine Tochter soll obduziert werden. Deshalb habe ich den Arzt gebeten, die Todesursache als ungeklärt anzugeben.«

»Hat er das getan?«

»Nach langem Reden hat er es so hineingeschrieben. Er sagte, er sei sich zwar ziemlich sicher mit dem Bienenstich, aber immerhin könnte es doch sein, dass etwas anderes an ihrem Tod schuld sei, ein Herzinfarkt vielleicht. So unwahrscheinlich das auch sein mag.«

 

2


 

Ein paar Minuten später hatte Ernesto Major Horst Steinkellner am Apparat, aber wie so oft wollte Steinkellner nichts sagen. Diesmal, so meinte er, weil es gar nichts zu berichten gab. Die Angelegenheit beruhe auf nichts weiter als auf der hysterischen Reaktion des Vaters nach dem Tod seiner Tochter.

»Es gibt überhaupt keinen Fall«, sagte Steinkellner. »Die junge Frau ist an einem Bienenstich gestorben, weiter nichts. Das ist völlig klar.«

Staatsanwalt Auffenstein war über die Angelegenheit bereits informiert, aber wie es aussah, wollte auch er sie nicht weiterverfolgen. Man musste sehen, was die Obduktion ergab, doch viel durfte man sich nicht erwarten. Zumindest nichts anderes als die Bestätigung des Verdachts des Notarztes.

»Es werden ohnehin viel zu wenige Obduktionen durchgeführt«, sagte Ernesto. »Oft genug sehen die Ärzte nicht genau hin, wenn ein Toter vor ihnen liegt. Vielleicht kommt in diesem konkreten Fall nichts Neues zutage. Schaden wird es aber auch nicht.«

Steinkellner grummelte etwas ins Telefon und legte auf, ohne sich zu verabschieden. Es konnte gut sein, dass Steinkellner diesmal recht hatte und nichts weiter an der Sache dran war. Aber selbst wenn es so war, blieb immer noch eine Geschichte zu schreiben. Melitta Schober hatte sich als junge...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-244-2 / 3990742442
ISBN-13 978-3-99074-244-0 / 9783990742440
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