Davyan (Band 1): Der Aschenprinz (eBook)

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2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Sternensand Verlag
978-3-03896-280-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Davyan (Band 1): Der Aschenprinz -  C. M. Spoerri
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Davyan ist ein Nichts. Ein Niemand. Das hat er in den dreißig Jahren verinnerlicht, die er als Knecht auf dem Weingut seiner Stiefmutter Libella arbeitet. Missgeburt wird er genannt, da sein Äußeres viel langsamer altert als bei anderen Menschen. Libella und ihre beiden Söhne behandeln ihn wie Dreck, Prügel sind an der Tagesordnung. Und doch schafft er es nicht, ihnen den Rücken zu kehren. Denn sein Ziehvater ist seit Jahren bettlägerig und ohne Davyans seltsam magische Kräfte, von denen niemand wissen darf, wäre er längst nicht mehr am Leben. Als der junge Mann eines Tages in die Hauptstadt Fayl geschickt wird, um einen Heiler zu holen, eröffnet sich ihm allerdings eine Welt, wie er sie nie geglaubt hat, kennenzulernen. Nicht nur, dass ein mächtiger Magier ihm das Leben rettet - er trifft auch auf einen Menschen, der seinem Schicksal eine Wendung geben könnte, wie es nur in einem Märchen der Fall ist. Aber Märchen ... sind nicht für Aschenprinzen bestimmt, oder?

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (?Alia-Saga?, ?Greifen-Saga?) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

Kapitel 1 - Klang der Stille


 

Tag 4, Monat 6, 1 EP 11 150

 

Gegenwart

 

Der vierte Fußtritt schmerzt weniger. Auch weil ich heimlich das Hämmern, das durch meinen Rücken schießt, mit Magie dämme. Doch die Seele vermögen meine Kräfte nicht zu heilen … die vielen eiternden Wunden, die darin klaffen, während ich vorgebe, nicht zu spüren, wie weh sie mir tun. Äußerlich und innerlich.

Ich bin anders. Das war ich immer schon und ich käme im Grunde damit zurecht. Meine Umwelt allerdings weniger.

»Winsle um Gnade, Schweinejunge! Du dreckiger Bastard!«, bellt mich einer der Knechte an, die mich eingekreist haben. Seine Stimme trieft vor Hohn und Abscheu gleichermaßen.

So viel Hass … habe ich ihn verdient? Ich wüsste nicht, womit.

Ich liege im schmutzigen Stroh des Schweinestalls und habe mich zu einem Päckchen zusammengerollt, die Arme schützend um den Kopf geschlungen. Wenn sie mich dort treffen und ich ohnmächtig werde, werden die Qualen so lange dauern, bis ich vor Schmerzen wieder aufwache, das ist mir klar.

Die Knechte des Weingutes wollen ihren Spaß mit mir, mich betteln und winseln hören. Falls ich ihnen das nicht biete, werden sie zu härteren Mitteln greifen, bis ihre sadistische Lust gestillt ist.

»Bitte … hört auf«, nuschle ich trotzdem gegen den Ellenbogen und hasse mich dafür, dass meine Stimme zittert.

Am liebsten würde ich die Peiniger meine Magie spüren lassen, aber die Fußtritte wären nichts gegen die Folgen, die das nach sich ziehen würde.

Keiner weiß, dass ich diese Kräfte in mir trage, seit ich zehn Jahre alt wurde. In den vergangenen zwanzig Jahren habe ich gelernt, meine Fähigkeiten vor anderen zu verbergen, sie nur heimlich einzusetzen und zu üben.

»Oh nein, du eklige Missgeburt, wir fangen gerade erst an!«, höhnt einer der Peiniger und ein weiterer Tritt gegen meinen Rücken lässt mich laut aufkeuchen, was die vier Kerle zum Lachen bringt.

Missgeburt … so nennen sie mich, weil ich trotz meiner dreißig Jahre aussehe wie sechzehn. Ich altere rein äußerlich so viel langsamer als normale Menschen. Keine Ahnung, warum das so ist. In die Schule bin ich aufgrund meiner Andersartigkeit nie gegangen, habe Schreiben und Lesen nur von meinem Vater gelernt – ehe er bettlägerig wurde. Da war ich gerade mal acht Jahre alt.

Er hat von einem Tag auf den anderen einfach aufgehört zu sprechen. Zu essen. Zu … leben. Keiner weiß, warum das geschah, kein Heiler konnte ihm helfen. Seither liegt er im Bett, und wenn ich mich nicht um ihn kümmern und ihm täglich Suppe einflößen würde, wäre er wohl längst tot.

Danach wurde mir keinerlei Ausbildung mehr zuteil, da meine Stiefmutter sich weigerte, einen Lehrer für mich zu bezahlen oder mir gar selbst zu helfen. Alles, was ich nach Vaters Erkrankung lernte, habe ich aus Büchern aufgeschnappt, die ich unbemerkt in der Bibliothek unseres Gutshauses lese. Wenn alle schlafen und ich für ein paar Stunden in die Magie der Geschichten entfliehen kann.

Bücher sind meine Erlösung. Sie helfen mir, weit weg zu reisen. Weg von meinem furchtbaren Alltag. Weg von Momenten wie eben diesen, wenn die anderen Knechte mich drangsalieren.

Ein nächster Tritt gegen mein Steißbein treibt mir die Tränen in die Augen und ich unterdrücke mit Müh und Not ein erstes Wimmern. Heule ich zu schnell, wird alles nur schlimmer, da sie dadurch noch mehr angestachelt werden. Der Zeitpunkt meines Zusammenbruchs muss gut mit ihrem Blutdurst abgestimmt sein.

Es ist ein brutaler Tanz, den ich seit meiner Kindheit trainiere. Eine Überlebenstaktik, zu der ich mindestens ein Mal in der Woche greifen muss, denn niemand kommt mir zu Hilfe. Weder meine Stiefmutter noch ihre zwei Söhne, obwohl sie genau wissen, was im Schweinestall des Gutshofes gerade vor sich geht. Die Knechte machen keinen Hehl daraus, wie sehr sie mich verachten und dass es ihnen Spaß bereitet, mich zu verspotten und zu quälen.

Erneut schicke ich Magie in die Stellen meines Körpers, die mich vor Schmerz fast in den Wahnsinn treiben. Ich mindere hingegen nur das Leid, stille nicht die Blutungen und entferne keine Blutergüsse. Dazu habe ich später noch Zeit. Es gilt, ihnen ein Schauspiel zu liefern, damit sie möglichst schnell wieder von mir ablassen. Und das tun sie meistens, wenn ich so richtig schön aus allen erdenklichen Wunden blute.

Ich halte die Luft an und warte die weiteren Schläge ab, zähle gedanklich mit, wie oft ihre Füße meinen Leib treffen.

Bei einem Dutzend bricht etwas in mir und ich lasse den Tränen freien Lauf, was meine Peiniger mit boshaften Jubelschreien kommentieren. Die Folge sind sechs zusätzliche Tritte, die allerdings weniger stark ausfallen als die ersten.

Der Zeitpunkt war richtig gewählt …

Ich presse die Augen zusammen und versinke in mir selbst, rufe Bilder in meinen Geist, die mir helfen, die Erniedrigung und Misshandlung zu ertragen.

Bilder von den ausladenden Weinbergen, die es hier in Fayl gibt. Von den fruchtbaren Hügeln, den Mohn- und Lavendelfeldern, durch die ich stundenlang gehen könnte – dürfte ich das Weingut denn überhaupt verlassen.

Wie oft ich mir vorgestellt hatte, einfach abzuhauen und mein elendes Leben hinter mir zu lassen. Trotzdem habe ich in all den Jahren noch keinen einzigen Fluchtversuch unternommen.

Aus … Angst davor, erwischt zu werden.

Aus … Überforderung, wohin ich sollte.

Aus … Hoffnungslosigkeit, wozu ich überhaupt tauge, wenn nicht als Knecht im eigenen Haus.

Aus … Zweifel, dass es irgendeinen Ort gibt, an dem es mir besser gehen könnte.

Zudem … wenn ich nicht mehr da bin, wer würde sich um Vater kümmern? Meine Stiefmutter ganz sicher nicht. In den ersten Jahren hat sie ihn noch ab und an am Krankenbett besucht, aber irgendwann einfach ihr Leben weitergelebt. Ohne ihn. Als wäre er längst tot.

»Lassen wir noch etwas fürs nächste Mal übrig, der hat vorerst genug«, ertönen die erlösenden Worte eines der Männer und nach zwei weiteren Tritten gegen meine Oberschenkel lassen sie endlich von mir ab.

»Du gildenlose Ratte!« Ich spüre, wie sie mich bespucken, dann, dass etwas Warmes über meine Unterarme läuft, und ich rieche den Gestank nach Urin, der mich würgen lässt.

Hustend drehe ich den Kopf weg und blende das boshafte Lachen der Kerle aus, warte, bis sie das Finalisieren ihrer Tortur abgeschlossen haben.

Als sie endlich den Schweinestall verlassen und ihre Stimmen leiser werden, hieve ich mich auf den Rücken und bleibe regungslos liegen, versuche, meinen Atem zu beruhigen.

Derweil meine Magie durch den drangsalierten Körper gleitet und mit der Heilung beginnt, wird mein Herzschlag langsamer. Ich nehme die Umgebung nach und nach wieder stärker wahr, höre das leise Schnauben und Grunzen der Schweine, deren Geruch mir in die Nase dringt.

Diese Kombination ist jedes Mal besänftigend. Obgleich viele Menschen den Schweinegeruch hassen oder eklig finden – für mich bedeutet er Frieden. Denn ich rieche ihn nur, wenn ich so daliege wie jetzt. Nicht, während ich gepeinigt werde.

Und das leise Grunzen, das mich umgibt …

Stille.

So klingt für mich die Stille.

Nein, es existiert kein Platz für mich in dieser Welt. Nirgendwo würde es mir besser gehen … überall gäbe es Kerle wie diese, die mich aufgrund meiner Gildenlosigkeit verachten und verurteilen.

Dabei liegt es nicht daran, dass ich keiner der vier Elementgilden beitreten wollte, wie jeder hier in Altra es mit dem Erwachsenwerden zu tun pflegt, sondern, dass ich es nicht durfte.

Meine Stiefmutter verbot es mir, als ich dreizehn Jahre alt wurde und wie alle anderen in meinem Alter zur Gilden-Aufnahmezeremonie in der Hauptstadt hätte gehen sollen. Denn spätestens dann zeigt sich in jedem Menschen eines der vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde oder Luft. Viele zeigen bereits im Kindesalter erste Anzeichen, die sich in der Jugend noch stärker manifestieren.

Mit dem Element, das die Götter einem schenken, geht eine Begabung einher, die den Platz in der Gesellschaft weist. So sind Erdbegabte zum Beispiel gute Bauern und Heiler, Luftbegabte widmen sich vor allem der Jagd, sind aber auch hervorragende Händler, Wasserbegabte sind beispielsweise der Fischerei zugetan und Feuerbegabte dem Kampf und dem Schmieden von Waffen. In den vier Elementgilden lernen alle normalen Menschen ab dreizehn Jahren ihre Berufe. Wenn man zusätzlich noch Magie in sich trägt, wird man in die fünfte Gilde, die der Magier, geschickt, die ihren Sitz im Magierzirkel hat. Dieser ist wiederum in vier Zirkel unterteilt: Feuerzirkel, Wasserzirkel, Erdzirkel und Luftzirkel.

Bei der Aufnahmezeremonie, die zur Sommersonnenwende mit großem Tamtam auf den riesigen Gildenplätzen aller Hauptstädte Altras abgehalten wird, erhält jeder Gildenanwärter einen Ring. Dieser verbindet sich mit dem Träger und man kann ihn danach nie wieder ablegen. Was wohl auch an der Rune liegt, die mit ihrer braunen, grünen, blauen oder roten Farbe das...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2023
Reihe/Serie Davyan
Verlagsort Hirzel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Aschenputtel-Märchenadaption • epische Fantasy • Er liebt ihn • gay romance • High Fantasy • Liebe • Magie • Märchen • Romantasy
ISBN-10 3-03896-280-5 / 3038962805
ISBN-13 978-3-03896-280-9 / 9783038962809
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