Krieg der Wikinger 4: Der arabische Nordmann (eBook)
100 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7776-9 (ISBN)
Krieg der Wikinger 4: Der arabische Nordmann
Roman von Pete Hackett, Alfred Bekker und Hendrik M. Bekker
Es waren elf Drachenschiffe, die vom Fluss aus aufs Meer hinausglitten. Die Ruder waren eingezogen worden. Der Wind stand günstig und blähte die riesigen, rechteckigen Segel auf. Die Leinen knarrten und ächzten. Die Schiffe nahmen Fahrt in Richtung Westen auf.
Leif Eriksson war mit fünf Langschiffen, sogenannten Knorren, und dreihundert Kriegern nach Bremun gesegelt, um sich als den Entdecker von Vinland, dem grünen Land weit im Westen, von Bischof Adam ins Kirchenbuch eintragen zu lassen.
Bjarni Herjulfsson war ihm mit sechs Schiffen und fünfhundert Mann Besatzung gefolgt, um das zu verhindern. Es hatte zu einer gewaltigen Schlacht geführt. Bjarni Herjulfsson und seine Männer gegen die Stadt Bremun und Leif Eriksson sowie dessen Getreuen. Nun war Bjarni tot, seine Männer, die nicht in sinnlosen Angriffen ihr Leben gelassen hatten, waren zu Leif Eriksson übergelaufen. Ein Unterführer namens Snorre hatte die Stelle von Bjarni Herjulfsson eingenommen, sich jedoch unter das Kommando Leif Erikssons gestellt.
Leif Eriksson wollte auf neue Entdeckungsfahrt gehen. Er war sich sicher, dass das Land, das er entdeckt und dem er den Namen Vinland gegeben hatte, riesig war. Er wollte dieses Land von Norden nach Süden und von Osten nach Westen erschließen.
Aber die Meinung unter den Kriegern waren zweigeteilt. Vor allem die Männer, die bisher mit Bjarni Herjulfsson gesegelt waren, hatten kein Interesse an neuen Abenteuern. Sie wollten nach Skandinavien, wo sie vor ihren Entdeckungsreisen gelebt hatten, um wieder einmal ihre Familien zu sehen und zu helfen, die Äcker und Felder zu bestellen. Nach vielen Monaten auf See und dem blutigen Kampf um Bremun wollten sie für eine Weile ganz einfach nur zu Hause sein und ein friedliches, ruhiges Leben führen.
Sie waren die Nacht hindurch gesegelt. Der Tag, der die Nacht in Richtung Vinland vertrieb, war düster und trüb. Eine dichte, tiefhängende Wolkendecke glitt über das Meer und verlieh ihm eine unfreundliche graue Farbe.
Leif wollte an der Südküste Britanniens vorbei in Richtung Westen segeln. Anlaufen wollte er die Insel nicht, denn es hätte Probleme mit den Angelsachsen geben können, die den Süden größtenteils für sich behauptet hatten. Man konnte die Steilküste schon von weitem sehen.
Weit im Westen, dort, wo der Himmel mit dem Meer zu verschmelzen schien, türmte sich ein furchtbarer, drohender Horizont auf. Die Wolken ballten sich zu formlosen, tiefdunklen Gebilden zusammen und wurden von einem ungeheuren Sturm herangetrieben.
Snorre Asmundson signalisierte Leif, dass er an Bord dessen Schiffes kommen wollte, weil er mit ihm sprechen müsse. Schon gleich darauf wurde ein Ruderboot ins Wasser gelassen, in dem Snorre und zwei weitere Krieger saßen. Einer von ihnen ruderte. Hilfsbereite Hände halfen ihnen an Bord des Kommandantenschiffs. Leif Eriksson trat der kleinen Abordnung ahnungsvoll gegenüber. „Snorre“, stieß er hervor, „du begehrst ein Gespräch mit mir. Ich glaube, ich weiß, was der Grund dafür ist. “
“So?”
“Viele der Männer haben es satt, getrennt von ihren Familien Mond um Mond auf See oder in irgendeinem Land zu verbringen, wo die Gefahr überall lauern kann und der Tod allgegenwärtig ist. Habe ich recht, Snorre?“
“Bei Thor, du hast die Kraft, Gedanken zu lesen, Leif!”
“Dann stimmt es also.”
„Das ist so, Leif“, antwortete Snorre, scheinbar erleichtert, dass Leif sein Anliegen selbst auf den Punkt gebracht hatte und er es nicht lange begründen oder sich gar rechtfertigen musste. „Du solltest es jedem Krieger freistellen, ob er mit dir auf Entdeckungsfahrt gehen oder heimkehren will. Es wäre auch für dich erstrebenswert, mit weniger Schiffen und einer dezimierten Mannschaft neue Länder zu suchen. Du müsstest Unmengen von gesalzenem Kraut, Fleisch und Fisch, Brot und Getreide sowie Trinkwasser an Bord nehmen, damit die Männer nicht hungern oder dürsten. Wenn erst einmal die Mägen leer sind, erzeugt das Unzufriedenheit und die Mannschaft könnte meutern.“
„Natürlich zwinge ich keinen, mit mir zu segeln“, erwiderte Leif und starrte nach Westen, wo sich verschwommen die Küste Britanniens unter den dunklen Wolken abzeichnete. Vor dieser Kulisse zuckte ein Blitz am Horizont entlang, und ein erneuter heftiger Windstoß brachte rollenden Donner mit. Hier bahnte sich lautlos und unheimlich die Hölle eines Orkans an. „Jeder, der je mit mir auf See war, hat sich mir freiwillig hinzugesellt“, fügte er hinzu. Der Sturm, der mit hoher Geschwindigkeit heranzog, bereitete ihm Sorgen. Er konnte schon den fernen Heulton hören, der außer den schwarzen Gewitterwolken sowie neben Blitz und Donner den Orkan ankündigte.
„Ich wusste, Leif, dass du ein gerechter Mann bist“, lobte Snorre. „Ich lasse die Männer auf jedem der Schiffe befragen. Wer nach Hause möchte, soll sich auf die Schiffe begeben, die bis zu seinem Tod Bjarni Herjulfsson gehörten. Die anderen, die sich dir anschließen, sollen sich auf den Schiffen versammeln, mit denen du nach Bremun gesegelt bist.“
„So machen wir es“, stimmte Leif zu. Es kam seinen Wünschen entgegen. Er würde wieder viele Mondphasen lang auf See sein. Die Männer mussten ernährt werden. Eine derart große Zahl von Kriegern benötigte Unmengen von Nahrungsmitteln und Trinkwasser. Dazu würden Ängste und Zweifel die Stimmung aufheizen, wenn die Ungewissheit, wohin sie überhaupt segelten, um sich griff.
„Willst du nicht den Sturm abwarten?“, fragte Leif. „Er wird bald hier sein.“
„Die Männer sind ungeduldig“, erwiderte Snorre. „Außerdem besteht bei einer großen Ansammlung von Schiffen die Gefahr, dass es zu Havarien kommt. Du weißt selbst, dass die Knorren solchen Stürmen oft hilflos wie Spielbälle ausgeliefert sind.“
Leif nickte. „Du hast recht. Veranlasse die Trennung der Schiffe und der Mannschaft, Snorre. Ich wünsche euch viel Glück auf eurem Weg nach Norden.“
Boten wurden zu den verschiedenen Knorren geschickt, die den Entschluss Leif Erikssons den Krieger verkündeten, wonach die diejenigen, die nach Hause wollten, von ihm, Leif Eriksson, die erforderliche Anzahl von Schiffen zur Verfügung gestellt bekommen würden, um die Heimreise antreten zu können. Es sei jedem freigestellt, wofür er sich entscheide.
Man hatte in Sichtweite der britannischen Südküste die Anker ausgeworfen und die Segel eingeholt. Der Wind als Vorbote des Sturms sorgte für eine nicht ganz ruhige See. Die Wellen schlugen gegen die Bordwände der Langschiffe und selbst die Rundschilde, die an den oberen Rändern der Bordwände befestigt waren, konnten die Männer auf den Schiffen nicht vor dem kalten Spritzwasser schützen. Flüche und Verwünschungen wurden laut.
Leif Eriksson stand mit vor der Brust verschränkten Armen am Bug seines Schiffes, das sechzig Ruderplätze aufwies, und beobachtete die Vorgänge bei den verschiedenen Schiffen. Ruderboote brachten die Krieger zu den jeweiligen Knorren, für die sich entschieden hatten. Der raue Wind wirbelte Leifs rote Haarmähne und den Bart, der bis auf seine Brust reichte, durcheinander und zerrte an seiner Kleidung. Die blauen Augen waren in ständiger Bewegung. Halblinks hinter ihm stand Halvar, sein Freund und Vertrauter, und auch er verinnerlichte, was sich seinem Blick bot. Irgendwann sagte er:
„Es sieht ganz so aus, als würden sich die meisten der Krieger, die mit Bjarni gekommen sind, für die Weiterfahrt nach Norwegen entscheiden.“
„Ich bin deswegen keinem böse“, antwortete Leif. „Eine kleine Mannschaft ist leichter mit allem Notwendigen zu versorgen.“
Halvar nickte. „Auch wir könnten für einige Zeit nach Grönland zurückkehren“, schlug er dann vor. „Dort sind unsere Familien. Unsere Frauen müssen sie versorgen, weil wir nicht zu Hause sind. Das Leben auf Grönland ist kein einfaches. Wer dort überleben will, muss schwer schuften, tagtäglich, und von früh bis spät. Unsere Frauen, aber auch unsere alten Väter und Mütter würden uns gewiss dankbar sein, wenn wir ihnen wenigstens für eine Weile etwas von ihren Verpflichtungen abnehmen würden.“
„Bist du es auch müde, mit mir die Ozeane zu erkunden, Halvar?“, fragte Leif, drehte sich halb herum und heftete den erwartungsvollen, vielleicht sogar etwas angespannten Blick auf das Gesicht des Freundes. „Du kannst es mir ruhig sagen, Halvar. Es wird dir allerdings nichts nützen, wenn du dich Snorre und jenen anschließt, die es vorziehen, keine erneute Expedition durchzuführen. Sie segeln nach Norwegen. Du aber lebst in Grönland.“
„Ich habe nicht vor, dich zu verlassen, Leif“, knurrte Halvar. „Es war nur ein Vorschlag. Wir würden aber wahrscheinlich nur Zeit verlieren. – Ich glaube‘, die Angelegenheit ist abgeschlossen. Snorre kommt, um dir wahrscheinlich zu melden das es getan ist.“
Tatsächlich waren die Aktivitäten zwischen den Langschiffen beendet, die Ruderboote waren an Bord der Knorren geholt worden, und es näherte sich ein Ruderboot mit Snorre Asmundson und zwei weiteren Männern, von denen einer ruderte. Snorre und einer der beiden anderen Krieger kletterten an Bord des Kommandoschiffes, traten vor Leif Eriksson hin und Snorre sagte: „Deine...
Erscheint lt. Verlag | 29.5.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Historische Romane | |
ISBN-10 | 3-7389-7776-7 / 3738977767 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7776-9 / 9783738977769 |
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