Science Fiction Dreierband 3031 -  Jo Zybell,  Hendrik M. Bekker,  David Wright O'Brien

Science Fiction Dreierband 3031 (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7719-6 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Eroberer der Galaxis - Jäger (Hendrik M. Bekker) Lennox und der Wettlauf gegen die Zeit (Jo Zybell) Die Fischmenschen der Venus (David Wright 0'Brien) Die Traniatische Föderation freier Welten, der klägliche Rest eines gigantischen Reiches, das lange vor den ersten raumfahrenden Menschen bereits existierte. Heute eher ein Schutz- und Trutz-Bündnissystem, als eine echte galaktische Größe. Das Kratische Konsortium, ein Bündnisgeflecht von Verbrecherlords, Unterweltbossen und Alleinherrschern. Manche sagen, nirgendwo in der Galaxis sei mehr Verkommenheit zu finden. Und für diejenigen, die sich keinem von ihnen unterordnen wollen, gibt es nur die Flucht in die Weite des Anarchistischen Raums. Niemand ahnt, dass im Hintergrund Entwicklungen in Gang gesetzt wurden, die möglicherweise das empfindliche Gleichgewicht der Machtverhältnisse im All für immer verändern werden. Ohne dass das Leben in der Galaxis es weiß, steht die momentane Phase der Ruhe und Ordnung in der Galaxie vor ihrem Ende ... Isaak Sanders sucht in den Tiefen von Chutala-City nach seinem Vater, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Jerel Rimasen ist als Deserteur und Dieb im Kaiserreich gesucht, weil er das Kaiserreich mehr bedroht als er ahnt. Zaren Daler versucht genau dieses Kaiserreich zu bewahren.

1


Die Spitfire pflügte durch den Fluss. Metall kreischte. Wasserfontänen bäumten sich vor Propeller und Bug auf, klatschten gegen das Cockpit und strömten über das Glas. Die Maschine bremste abrupt, als ihre Nase unter den Wasserspiegel tauchte. Ein letzter nasser Vorhang rauschte gegen das Cockpit. Dann fiel das Flugzeug zurück und kam zur Ruhe. Durch einen trüben Vorhang sah David Mulroney die Umrisse kahler Bäume zu beiden Seiten des Ufers. Am linken ragten die verschwommenen Konturen eines hohen Gebäudes in den Himmel.

Dave sank in seinem Pilotensitz zusammen und stöhnte laut. »Ich hab’s geschafft, ich bin unten.« Seine Knie zitterten; schweißnass klebte ihm die Pilotenkombi an Oberschenkeln, Brust und Rücken.

»Verdammt noch mal, ich hab’s tatsächlich geschafft!«

Die Erschöpfung strömte wie flüssiges Blei durch seine Glieder. In beiden Schläfen dröhnten Pauken – sein Herzschlag. Ihr Echo antwortete aus seinem Bauch. Herzschlag, Atmen, Schwitzen, Rumoren in den Gedärmen – viel mehr nahm sein Bewusstsein in diesen Sekunden kaum wahr. Vielleicht beiläufig noch das herabströmende Wasser auf der Cockpit-Kuppel der Supermarine Spitfire.

Die verschwommene Uferkulisse stand fast still, drehte sich behäbig. Das Flugzeug wurde nur noch von der Strömung getragen.

Dann neigte es sich zur linken Seite.

»Jesus!« Und schon wieder fiel Daves Herz in rasenden Galopp. Er presste die Stirn links gegen die Cockpit-Kuppel: Die Spitze der linken Tragfläche war schon im Wasser versunken. Er blickte nach rechts: Die Spitze der rechten Tragfläche schwebte eine Handbreit über der Wasseroberfläche.

»Sie kippt um!« Dave stieß die Kuppel auf. »Wenn ich nicht aufpasse, kentert sie!«

Er stemmte sich aus dem Cockpit. Eine Armeslänge trennte die Spitze des rechten Flügels bereits von den Wellen. Dave tat einen Schritt auf die Tragfläche hinaus, während er sich am Rand des Cockpits festhielt. Eiskalt war der Rhein; rauer Wind zerzauste Daves langes Haar. Wassertropfen spritzten gegen seine Brillengläser.

Er spürte, wie die Neigung des Flugzeugs sich verlangsamte.

»Du gehst mir nicht unter!«, brüllte er. »Nicht, nachdem wir so weit gekommen sind!« Er wusste, dass die Außenhülle der Spitfire dicht sein musste. Er hatte sie schließlich selbst zusammengebaut.

Zentimeter um Zentimeter schob er seine Füße weiter auf die Tragfläche hinaus. Endlich begann die rechte Tragfläche sich dem Wasser entgegenzuneigen.

Dave richtete sich im gleichen Maße wieder auf und stand schließlich aufrecht dicht am Rumpf. Mit der Rechten hielt er sich am Cockpit-Rahmen fest, mit der Linken zog er die Brille von der Nase und wischte sie am Brustteil seiner Kombi ab.

Als er sie wieder aufsetzte, sah er Gebäude am linken Ufer vorbeiziehen.

Verwundert betrachtete er die mittelalterlich anmutenden Bauwerke. Keine Ruinen, richtige Gebäude – windschief zum Teil und mit maroden Dächern, aber bewohnte Gebäude. Über einigen sah er Rauchsäulen, die der Wind von den Dächern riss. Und mittendrin ein alles überragendes schwarzes Bauwerk mit zwei gotischen Türmen.

»Das glaubst du nicht, Mickey!«, flüsterte Dave seinem imaginären Bruder zu, mit dem er sich unterhielt, wenn er alleine war. »Das ist der Kölner Dom! Er steht noch … ich glaub’s nicht!«

Ungläubig betrachtete er den schwarzen Doppelturm der uralten Kathedrale. Im zerstörten Berlin hatte er keine einzige Ruine solcher Höhe gesehen. Der himmelstürmenden Architektur waren die Gipfel gestutzt worden – durch den Glutorkan, den der Komet vor über fünfhundert Jahren entfacht hatte.

Auch aus dem Wirrwarr von Dächern, Giebeln, Türmchen und Laubkronen rund um die Kathedrale am linken Rheinufers ragte kein Bauwerk von nennenswerter Höhe, keine Kirchenruine, kein Turm – nur der alte Dom. Er allein schien, wenngleich stark beschädigt, der Apokalypse standgehalten zu haben.

David Mulroney, vom amerikanischen Ostküsten-Katholizismus geprägt, erfüllte diese Einsicht mit einem Anflug von Ehrfurcht.

Die Ansammlung von Häusern glitt langsam vorbei. Eine knapp fünf Meter hohe Mauer grenzte sie vom Fluss ab. Eine breite Mauer, die kaum Zerfallsspuren aufwies – in Köln schienen Leute zu leben, die Wert auf ihre Instandhaltung legten. Hinter ihr verlief wohl ein unbebauter Streifen, zwanzig oder dreißig Meter breit, bevor die Fassaden der Stadt begannen. Oder die Fassaden dessen, was der Komet und die Jahrhunderte von ihr übrig gelassen hatten.

Die Spitfire lag jetzt flach auf dem Strom. Dave ging in die Hocke, streckte ein Bein ins Cockpit und setzte sich auf dessen Rahmen. Die Maschine kippte nicht ab. Trotzdem wagte er nicht, die Tragfläche zu verlassen.

Der Dom rückte näher. Und mit ihm ein bizarres Gebilde aus drei grünen Bögen. Misteln, Efeu und Weinranken spannen es vollkommen ein und hingen von ihm herab wie eine Zottelmähne. Eine Brücke – langsam trieb die Spitfire unter ihr durch.

David Mulroney, erst seit September 2012 in Deutschland, war nie in Köln gewesen. Den Dom kannte er von Postkarten, aus Geschichtsbüchern, aus Filmen. Die Hohenzollern-Brücke nicht.

Sie blieb zurück, und Dave erkannte ein paar Gestalten an der Stelle, wo sie ans stadtseitige Ufer führte.

»Hey!« Er winkte, das Flugzeug schwankte.

»Habt ihr ein Boot?« Die Gestalten – es waren drei oder vier – reagierten nicht. »Einen Kahn!«

Dave schrie so laut er konnte. »Hilfe! Holt mich hier runter!« Keine Reaktion. Sie beobachteten ihn reglos. »Verdammt…«

Die Brücke blieb zurück, die Stadtmauer endete, eine zweite Brücke schob sich über ihn hinweg, nicht ganz so grün verhüllt wie die erste. Bald sah Dave keine Dächer mehr; nur noch der Dom ragte im Süden aus dem Wald.

Die Strömung trug die Spitfire an der Ruine einer dritten Brücke vorbei. Etwa dreißig Meter weit ragte ein Bruchstück von der rechten Uferseite auf den Rhein hinaus. Dann beschrieb der Fluss eine Biegung nach links; die Maschine näherte sich dem rechten Ufer.

Dave blickte sich um. Das Heck der Spitfire war eingedrückt, direkt hinter dem Cockpit. Das Seitenleitwerk bestand nur noch aus ein paar Splittern, das rechte Höhenruder war zerbrochen. Auch Querruder und Bremsklappe an der linken Tragfläche hatten den Angriff der Rieseneule nicht unbeschadet überstanden. Der Gedanke an den Luftkampf gegen die Schuppenbestie – die Eingeborenen in den Ruinen Berlins hatten sie »Eluu« genannt – jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Dave schüttelte sich.

»Das Biest hat mich verfolgt«, murmelte er, während er das näher rückende Ufer im Auge behielt. Frost überzog gelbliches Gras und die kahlen Zweige niedriger Büsche. »Von Berlin aus hat es mich verfolgt … nur um Rache zu nehmen für seinen toten Gefährten. Irre!«

Er beglückwünschte sich zu dem Entschluss, ein altes 7,7-mm-Maschinengewehr nachträglich in den linken Flügel einzubauen. In seinem Feuer war der Eluu vom Himmel gestürzt.

Die Spitfire schaukelte heftiger in der Strömung, ihre Schnauze drehte plötzlich ab, das Ufer entfernt sich wieder. »Mist, verdammter«, knurrte Dave.

Er dachte daran, in den Fluss zu springen und das Ufer schwimmend zu erreichen. Prüfend steckte er die Hand ins Wasser – eiskalt. Er stellte sich vor, wie sein Luftwaffen-Overall sich mit dem kalten Wasser vollsog.

»Du säufst ab«, murmelte er. »Und selbst wenn du das Ufer erreichst – bis du dich zu den Leuten am Dom durchgeschlagen hast, holst du dir den Tod.«

Dave verabschiedete sich von der Idee. Er würde sich nicht nur den Tod holen – er würde vor allem die Spitfire verlieren. Mitsamt ihrer Fracht: Werkzeug, Ersatzteile, Schweißbrenner.

Nein, sich von der Maschine zu trennen hieße, sich auch von seinem Ziel zu trennen: nach London zu fliegen und Commander Timothy Lennox zu suchen. Fast fünf Monate hatte er für dieses Ziel gearbeitet. »Kommt nicht in Frage«, knurrte er. »Ich werde nach England fliegen.«

Bald trieb die Maschine wieder in der Mitte des Stroms flussabwärts. Kahle Laubwälder zogen an beiden Ufern vorbei, hin und wieder ausgedehnte Ruinenkomplexe – zerstörte Fabriken, Hafenanlagen, Brückenpfeiler und so weiter. Alles von Gestrüpp und Gebüsch und auch Frost überzogen. Überresten verlassener Dschungelstätten gleich, wie man sie in den Zeiten, aus denen David Mulroney stammte, nur in archäologischen Dokumentarfilmen zu sehen bekommen hatte.

Dave wartete. Irgendwann würde der Strom wieder eine Biegung machen, vielleicht schaffte er es dann, das Flugzeug ans Ufer zu bringen.

Grübelnd lehnte er sich, auf der Tragfläche stehend, an das Cockpit. Ein Blick auf die Uhr – der Kalender am unteren Rand des Zifferblatts zeigte den 24. Dezember. 2516, nicht 2012. Daran hatte er sich noch immer nicht gewöhnen können. Es war zwanzig vor zehn. Vor etwas mehr als zweieinhalb Stunden war er in Berlin gestartet. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor.

»Fröhliche Weihnachten«, murmelte er. Sein schmales Gesicht verzog sich zu einem bitteren Grinsen. Er dachte an Jennifer Jensen und an Daanahs Grab. Beide hatte er in Berlin zurückgelassen.

Der Gedanke an die Ruinen des Reichstags erfüllte ihn mit Wehmut. Sogar mit Trauer. Ursprünglich hatte er schon vor Wochen zum Flug nach...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-7719-8 / 3738977198
ISBN-13 978-3-7389-7719-6 / 9783738977196
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