Der Nonnen-Aufstand: Historischer Roman -  W.A. Hary,  Alfred Bekker,  Hendrik M. Bekker

Der Nonnen-Aufstand: Historischer Roman (eBook)

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2023 | 1. Auflage
260 Seiten
Ybeling Verlag
978-3-7532-9996-9 (ISBN)
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Im Jahr 589 nach Christus im Frankenreich:
Zusammen mit anderen Frauen soll Anna, die überzählige Tochter eines niederen Adeligen, ins Kloster Saint Croix gebracht werden, um dort den Rest ihres Lebens in Armut und Keuschheit zu verbringen. Ihre Familie wüsste sie dann gut versorgt. Unterwegs werden sie von Räubern überfallen. Oswin, ein Recke des Frankenkönigs, hilft ihnen und rettet sie.
Anna verliebt sich in Oswin, obwohl sie weiß, dass es für diese Liebe eigentlich keine Hoffnung gibt.
Unter den Frauen, die neu ins Kloster kommen, sind etliche Damen von königlicher Herkunft, die hierher abgeschoben wurden, um Thronansprüche auszuschließen. Aber Anna merkt schnell, dass es unter den Damen rumort. Es kommt zum Aufstand der Nonnen, die gegen ihr Schicksal rebellieren. Auch Anna schließt sich dem an. Die Nonnen ziehen zum Bischof nach Tours, besetzen die Kirche des Heiligen Hilarius und werben sogar Söldner zu ihrem Schutz an. Bald rücken königliche Truppen nach Tours vor und die Frauen werden exkommuniziert. Die Lage ist bald völlig aussichtslos. Kann Oswin seiner Anna noch helfen?

Kapitel 3


 

Seit Jahren nun schon stand Oswin als Krieger und Ritter im Dienst des Frankenkönigs Gunthram in Poitiers. Dabei durfte er sich rühmen, so etwas wie ein Vertrauter des Königs geworden zu sein, was ihn immerhin auch offiziell in den Rang eines Kriegers hatte erheben lassen, was dem niedrigen Adel entsprach.

Wann immer es dem König danach war, hatte er einen Auftrag für seinen Krieger Oswin. Meist waren diese Aufträge derart, dass er sonst niemanden anderen damit beauftragen wollte. Obwohl sogar Oswin selbst kaum jemals genau genug wusste, wieso er nun den einen oder anderen Auftrag so dringend erledigen und wieso das unter allen Umständen geheim bleiben musste.

Wie beispielsweise der Auftrag, im Kloster Saint Croix »nach dem Rechten zu sehen«. Wörtlich sogar.

Was war damit eigentlich gemeint? »Nach dem Rechten sehen?«

Nun gut, Oswin machte sich halt wie immer auf den Weg, verkniff sich jegliche Hinterfragung, für die sein König erfahrungsgemäß kaum jemals auch nur den Hauch von Verständnis aufgebracht hätte, um schließlich im Kloster selbst endlich zu erfahren, was sein König damit vielleicht bezweckt hatte.

Äbtissin Brunhilde, bis hin zum Königshof als besonders streng, aber dennoch gerecht im Umgang mit den ihr anvertrauten Nonnen bekannt, zeigte jedenfalls deutlich ihre Erleichterung bei Oswins Ankunft. Und sie eröffnete ihm schließlich, dass sich Räuber neuerdings in der Gegend herumtrieben. Noch machten sie einen gehörigen Bogen um das Kloster, weil sie anscheinend dem Frieden nicht so recht trauten, doch es sei zu befürchten, dass sie mit der Zeit diese Scheu ablegen würden.

Mit anderen Worten: Die Äbtissin war ernstlich um die Sicherheit ihrer Nonnen besorgt.

Oswin bekam von der Äbtissin eine besondere Führung im ganzen Kloster geboten, natürlich mit Hauptaugenmerk auf die möglichen Verteidigungseinrichtungen, falls die Raubgesellen tatsächlich übergriffig werden sollten.

Für den Recken Oswin als waren alle vorhandenen Maßnahmen äußerst unbefriedigend. Andererseits: Dies hier war schließlich ein Nonnenkloster und keine Trutzburg. Die Nonnen vertrauten in erster Linie auf den Schutz ihres Herrn im Himmel, wenngleich die Äbtissin eher zu der Meinung zu neigen schien, dass ein zusätzlicher weltlicher Schutz vielleicht trotzdem nicht ganz unangebracht sein könnte.

Oswin überlegte sich bei dem Gespräch ernsthaft, ob er wirklich seinem König den Vorschlag unterbreiten durfte, eine Truppe von Bewaffneten abzustellen, um das Kloster zu beschützen…

Doch dann fragte er sich, wieso ihn König Gunthram überhaupt hierher entsendet hatte, wobei die Äbtissin Stein und Bein schwor, bislang noch kein Ersuchen an den König ob eines eventuellen Schutzes gestellt zu haben, was letztlich zu Oswins Hiersein hätte führen können.

Woher also hatte König Gunthram dann von den neuerlichen Problemen des Klosters wissen können?

Oswin konnte nicht verhindern, dass berechtigte Neugierde an ihm zu nagen begann. Also stellte er ganz gezielt seine Fragen:

»Wie war das denn vorgefallen, das euch beunruhigt?«

»Was meint Ihr damit?«, wunderte sich Äbtissin Brunhilde und verstand offenbar tatsächlich nicht den Sinn seiner Frage.

Oswin musste konkreter werden:

»Das Kloster besteht schon länger, aber wurde es in dieser Zeit jemals bedroht von Räubern?«

Die Äbtissin verneinte, und sie begründete das damit, dass wohl alle potenziellen Räuber bislang befürchten mussten, bei einem Übergriff die Rache des Königs und seiner Vasallen zu spüren zu bekommen. Ganz zu schweigen vom möglichen göttlichen Zorn.

Oswin überlegte dabei, was denn nun inzwischen anders geworden sei. Es war nicht gerade die Zeit größerer Unruhen im Königreich. Außerdem, was hätten Räuber hier eigentlich finden können im Kloster, was für sie das Risiko eines Überfalls hätte lohnend werden lassen?

Das fragte er jetzt ganz direkt.

Die Äbtissin druckste erst noch verlegen herum, ehe sie sich dazu bequemte, zumindest etwas in dieser Richtung anzudeuten:

»Einige Frauen finden den ganz besonderen Weg zu Gott, dem sie künftig ihr Leben widmen wollen, obwohl sie aus höherem Hause stammen.«

Da hatte Oswin eine Begründung: Anscheinend gingen die Räuber davon aus, die eine oder andere Nonne könnte ein hübsches Sümmchen einbringen, falls man sie gefangen nahm, um Lösegeld zu fordern. Inzwischen gab es von diesen Frauen wohl mehr im Kloster als die Äbtissin zugeben wollte. Was das Kloster für potenzielle Räuber für entsprechende Lösegeldforderungen zunehmend attraktiver gemacht hatte.

Und da fiel ihm endlich ein, wieso er überhaupt hierher entsandt worden war:

Hatte denn König Gunthram selbst vor, Frauen hierher zu schicken, vielleicht sogar eine Verwandte?

Welche Frauen würden denn da in Frage kommen?

Oswin war zwar ein Vertrauter des Königs, aber in seiner Eigenschaft als dessen Recke in solchen Dingen nicht ganz so gut informiert, weshalb ihm da kein passendes Beispiel einfallen wollte.

Jedenfalls war das Gespräch mit der Äbtissin mehr als interessant geworden für ihn, weshalb er beschließen konnte, jetzt nur noch die Nacht hier zu verbringen, um am nächsten Tag endlich wieder zurückzukehren an den Hof in Poitiers.

Ohne dann allerdings der Äbtissin große Versprechungen machen zu können, was den künftigen Schutz des Klosters betraf, denn Oswin wusste noch immer nicht so richtig, wie er das seinem König überhaupt erklären sollte, denn er konnte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so recht vorstellen, dass überhaupt ein ausreichendes königliches Interesse an einem solchen Schutz bestand. Der König behielt seine Soldaten für gewöhnlich lieber bei sich, zu seinem eigenen Schutz.

Mit gemischten Gefühlen ritt Oswin schließlich davon. Den einzigen Weg entlang, der vom Kloster wegführte und nur durch die tiefen Furchen im Untergrund, verursacht von ungezählten Wagenrädern, zu erkennen war.

Derzeit war der Boden knochentrocken, weil es schon zu lange nicht mehr geregnet hatte. Wenn dann der nächste Regenguss hernieder prasselte, würde das Wasser kaum einsickern können, was die Landschaft und vor allem diesen Weg hier in ein Schlammbad verwandeln würde.

Jedenfalls war Oswin die Trockenheit unter solchen Umständen lieber.

Er erreichte hoch zu Ross den zum weitläufigen Klostergelände gehörenden Wald, den der Weg teilte. Die Bäume standen hier schon manchmal so dicht, dass ihre Kronen wie ein Dach über dem Weg wirkten.

Da hörte er auf einmal weiter vor sich laute Geräusche, die ihn sein Pferd zügeln ließen. Er lauschte nur kurz. Das genügte völlig, um ihn zu der Schlussfolgerung zu bringen, dass da vorn ein Scharmützel im Gange war.

Prompt dachte er an die Räuber. Waren sie denn dem Kloster tatsächlich schon so nah? Dann waren sie womöglich soeben dabei, jemanden zu überfallen, der den Weg zum Kloster nehmen wollte?

Er trieb sein Pferd zu höchster Eile an und zog im Galopp schon seinen Schwert.

Zwar sah die Waffe aus wie neu, aber nur deshalb, weil er sie stets pflegte, damit auch ja kein Blutstropfen auf ihr zurückblieb. Sonst hätte man dem Schwert wohl ansehen können, dass er schon einige Kehlen durchschnitten und nicht weniger Leiber durchstoßen hatte. Ganz und gar im Auftrag Seiner Majestät, dem König.

Und tatsächlich, am anderen Ende des kleinen Waldgebietes war eine große Kutsche zum Stehen gekommen, gezogen von zwei stämmigen Gäulen, die womöglich eher froh über die Zwangspause waren, doch andererseits auch ziemlich unruhig ob des Geruches bereits vergossenen Blutes, das ihre geblähten Nüstern erreichte.

Oswin sah drei der Räuber, wie sie sich soeben anschickten, die Frauen zu ergreifen, die sich auf der Kutsche ängstlich zusammendrängten.

Als der galoppierende Reiter jedoch angestürmt kam, ließen die drei von den Frauen ab und wandten sich Oswin zu.

Drohend erhoben sie ihre blutigen Knüppel. Der eine hatte Köcher und Pfeile auf den Rücken geschnallt. Oswin war jedoch schon zu nah für einen Bogenschuss. Bis der Schütze den Bogen mit einem Pfeil klar gemacht hätte, wäre Oswin schon angelangt gewesen.

Oswin ließ sein Pferd einen leichten Haken schlagen, sobald er sein Ziel beinahe erreicht hatte. Zwei Knüppel, mit Wucht geführt, verfehlten ihr Ziel, dafür holten sich die Schläger im wahrsten Sinne des Wortes blutige Köpfe durch das Schwert Oswins.

Verletzungen, die jedoch ihre Mordlust nur noch zu steigern vermochten.

Im nächsten Moment ließ Oswin sich vom Rücken seines galoppierenden Pferdes gleiten. Er kam in einer geschickten Rolle vorwärts am Boden auf, ohne sein Schwert dabei zu verlieren, und landete schließlich auf beiden Beinen.

Ohne zu zögern, hatten die drei Räuber ihm nachgesetzt und bedrängten ihn jetzt zu dritt...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7532-9996-0 / 3753299960
ISBN-13 978-3-7532-9996-9 / 9783753299969
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