Schwarze Steine: Kriminalroman -  Franz-Josef Gemmel

Schwarze Steine: Kriminalroman (eBook)

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2023 | 1. Auflage
230 Seiten
Pandion Verlag
978-3-86911-557-3 (ISBN)
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?Edelsteinhändler Martin Wilde liegt tot in seiner Wohnung. Vermutlich erschlagen. Das Opfer wurde erst vor Kurzem auf der Rückfahrt von der Messe in Basel auf einem Autobahnrastplatz ausgeraubt. Die Täter konnten flüchten. Jede Menge Thekengerüchte und Mutmaßungen machen die Runde.
Hauptkommissar Lothar Schmied und sein Team ermitteln in der Edelsteinbranche, die ihre eigenen Gesetze hat. Und wie passt da der weitere Tote vor der Felsenkirche ins Bild?
Der Fall weitet sich aus. Haben sie es sogar mit Organisierter Kriminalität zu tun, ausgerechnet hier in der beschaulichen Provinz?



Franz-Josef Gemmel ist 1954 geboren, in Idar-Oberstein wohnhaft und hat am örtl­ichen Göttenbach-Gymnasium Abitur ge­macht. Nach der Bundeswehrzeit und einem abgebrochenen Jura­studium hat er eine Ausbild­ung zum Bankkaufmann absolviert. Er war über zwanzig Jahre in der Filialleitung der ört­lichen Sparkasse und in dieser Funktion auch als Fir­­men­­kundenberater tätig. Die letzten sechs Jahre bis zum Renteneintritt 2019 war er Geld­wäsche- und Com­pliance­beauf­tragter. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Bei seinem Hobby Laufen hat es zu seinem Bedauern nur bis zum Halbmarathon gereicht. Er veröffentlichte Publikationen in geringem Umfang im Heimatkalender des Land­kreises Birkenfeld und gelegentliche Presse­berichte.

1


 

Es war kein schöner Anblick. Der Tote im Wohnzimmer. Eine Blutlache hatte sich unter seinem Kopf ausgebreitet und den einst teuren Perserteppich wohl für immer ruiniert. Die aufgeplatzte Wunde an der Stirn ließ das schmerzverzerrte Gesicht noch unwirklicher erscheinen. Schlafshorts und ein T-Shirt waren die einzige Bekleidung. Die Frau im weißen Schutzanzug hatte sich über den Toten gebeugt und bewegte mit der linken Hand den Kopf vorsichtig etwas zur Seite, um nach weiteren Verletzungen zu suchen.

„Na, Frau Doktor, wie schaut‘s aus?“

Erschrocken drehte Rechtsmedizinerin Liane Bommer den Kopf nach links. Sie hatte sich auf die Untersuchung der Leiche konzentriert und nicht mitbekommen, dass Haupt­kommissar Schmied den Raum betreten und sich hinter ihr aufgebaut hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie seine angeschmutzten Nike-Schuhe unter den ebenso unsauberen Jeans hervorschauen. Die weißen Frottee-Socken waren zu den Jeans und den Sneakers gerade noch akzeptabel. Sie hatte den Kommissar allerdings auch schon mit diesem längst aus Mode gekommenen Accessoire in Verbindung mit einem dunklen Anzug und schwarzen Lederschuhen gesehen. Über den Klei­dergeschmack von Schmied, der nach seiner Scheidung be­stimmt nicht besser geworden war, konnte sie ja noch hinwegsehen, aber dass er ohne Schutzanzug und Schuh­­über­zieher am Tatort herumlatschte, machte sie wütend.

„Ziehen Sie sich erst mal die Überziehschuhe über Ihre ausgelatschten Treter, bevor Sie hier alles konterminieren“, raunzte sie ungehalten.

„Oh, sorry“, murmelte Lothar Schmied und fühlte sich mal wieder ertappt. Ausgerechnet von der Gerichtsmedizinerin musste er sich zurechtweisen lassen.

„Scheiße“, dachte er, „jetzt bin ich auch noch rot geworden.“ Schnell drehte er sich zur Seite.

„Da, Loddar!“, grinste ihn ein Kollege im weißen Overall an und hielt ihm die hässlichen blauen Überziehschuhe hin. Das auch noch, als ob der Tag nicht schon schlimm genug wäre. Kalli von der Spurensicherung musste ihn auch noch mit seinem Namen aufziehen.

Als Jugendlicher hatte er Lothar Matthäus bewundert. An die Weltmeisterschaft in Italien, bei der Deutschland mit dem Spielführer Matthäus Weltmeister geworden war, konnte er sich noch gut erinnern. Er hatte alle Spiele der deutschen Mannschaft vor dem heimischen Fernseher verfolgt und mitgezittert, als Andy Brehme zum entscheidenden Elfmeter an­trat. Rudi Völler war gefoult worden und Matthäus hatte sich vor der Ausführung gedrückt, aber das hatte er erst später wahrgenommen und vielleicht war sein Schuh ja wirklich kaputt gewesen, wie sein Namensvetter behauptet hatte. Das hatte er ihm ohnehin schon längst verziehen, zumal Brehme den Elfmeter damals sicher verwandelt hatte. Aber die späteren Kapriolen und das Geschwätz von dem einst Bewun­derten, hatten ihn doch etwas verstört ­– und, dass ihm dann auch noch die Verballhornung seines Namens angehängt wurde, machte die Sache auch nicht besser. Er hasste sie beide mittlerweile: Matthäus und den Namen.

Ich glaube, ich schweife etwas ab und sollte mich besser auf meine Arbeit konzentrieren, ging ihm gerade durch den Kopf als Kalli feixte:

„Hallo Loddar, träumst du. Wir sind gleich fertig hier und den Bericht von Spusi haste spätestens morgen Mittag auf dem Tisch.“

„Is gut Kalli, und danke, du Arsch“, wobei er die beiden letzten Worte nur dachte. Hoffentlich schaffe ich es, sowas weiterhin nur gedanklich dran zu hängen. Da würde ich es mir bei den Kollegen wohl ganz verscherzen. Er war in letzter Zeit öfters versucht, diesen Zusatz zu verwenden. Lag wohl an der schlechten Laune, die er schon ein paar Tage mit sich herumschleppte, ohne die Ursache zu kennen. Also weiterhin lieber erst auflegen, dann „Arschloch“ sagen. Einfach nur sachlich bleiben.

„Was wissen wir über das Opfer?“

„Martin Wilde, 56 Jahre alt, Edelsteinhändler. Das ist bis jetzt alles.“ Auch Kalli war wieder sachlich geworden.

Spusi hieß eigentlich Wolfgang Schipulski und musste auch mit einem dämlichen Spitznamen leben. Der grauhaarige Endfünfziger war der Leiter des Erkennungsdienstes und galt als hochgradig kompetent.

„Wo ist er überhaupt?“, fragte Schmied und blickte sich suchend um.

„Er wollte noch Spuren an der Tür zum Wintergarten untersuchen und kommt sicher gleich.“ Kalli pinselte weiter am Tisch herum, um Fingerabdrücke zu sichern. Besser den Loddar nicht weiter provozieren, scheint nicht seinen besten Tag zu haben, ging Kalli durch den Kopf, den er jetzt lieber gesenkt hielt und so tat, als widmete er sich ganz seiner Arbeit.

„Ich bin jetzt auch so weit, Sie können sie abtransportieren lassen“, war die angenehme dunkle Stimme von Frau Dr. Bommer zu vernehmen. Sie trat ein paar Schritte zurück und schälte sich aus ihrem weißen Schutzanzug. Sie zog die Plastikhaube vom Kopf und hervor kam ein schwarzer Kurzhaarschnitt. „Wie eine Raupe, die sich aus ihrem Kokon schält und in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt“, dachte Schmied und beobachtete fasziniert den Um­wandlungsprozess. Die schlanke Frau, Schmied schätzte sie auf Ende dreißig, sah einfach atemberaubend in ihren hellen Jeans und der blaukarierten Bluse aus. Eine der wenigen Frauen, der kurze Haare gut stehen, ertappte sich Schmied schon wieder selbst bei einem seiner abschweifenden Gedan­ken­­gänge, als ein provozierendes „Ist was?“ von Frau Doktor zu hören war.

Natürlich ist was, du blöde Kuh, rumorte es in seinem Kopf, als er merkte, dass er sie mal wieder zu lange angestarrt hatte. Wie kann man da einen klaren Kopf behalten, wenn man ständig so abgelenkt wird. „Nee, nee, alles klar. Vielen Dank“, versuchte er wieder auf eine arbeitsgemäße Routine einzuschwenken.

„Bis wann kann ich mit Ihrem Bericht rechnen? Todesur­sache, Todeszeitpunkt, Abwehrverletzung und den sonstigen üblichen Kram.“

„Denke, dass ich bis morgen Nachmittag fertig bin.“ Liane Bommer klemmte sich den weißen Anzug unter den rechten Arm, drehte sich um, verließ das große Wohnzimmer in Richtung Flur. Er kam nicht umhin, ihr beim Hinausgehen auf den Hintern zu starren und dachte darüber nach, ob er mittlerweile wirklich zu einem sexistischen Arschloch mutiert war oder ob alle Männer ab einem gewissen Alter so gepolt waren.

Scheinbar, denn hinter ihm ertönte eine ihm bekannte joviale Stimme:

„Nur gucken, nicht anfassen!“ Spusi war wohl mit seiner Untersuchung des Wintergartens fertig.

„Du auch noch, mir bleibt heute wirklich nichts erspart.“ Schmied drehte sich um und lachte den großen, drahtigen Mann an. Spusi war früher ein ambitionierter Radsportler und machte sich heute noch einen Spaß daraus, die Jüngeren aus seiner Radsportgruppe in Grund und Boden zu fahren. Nur an den grauen Haaren und den Falten im auch jetzt braungebrannten Gesicht konnte man andeutungsweise die siebenundfünfzig Jahre erkennen, die er mittlerweile auf dem Buckel hatte.

„Seit wann bist du zurück?“

„Seit drei Tagen, war wieder mal geil mit den Jungs auf Mallorca. Waren auch ein paar Mädels dabei. Davon eine frisch geschiedene in deinem Alter. Vielleicht solltest du auch mal wieder aufs Rad steigen. Schaden könnte es dir jedenfalls nicht.“

Spusi schielte auf seinen Bauchansatz, der sich deutlich über den Gürtel seiner Jeans wölbte.

„Das ist, glaub ich, nichts für mich, dass wird nix mehr mit mir.“

Schmied dachte mit Schrecken an die Tour vor drei Jahren, als Spusi ihn überredet hatte, an dem Frühjahrstraining seiner Radgruppe auf Mallorca teilzunehmen, unter anderem mit dem Hinweis, dass auch eine frisch Geschiedene in seinem Alter zur Truppe gehörte. Er fühlte sich damals gut vorbereitet, hatte er doch im Winter zwei- bis dreimal auf dem heimischen Ergometer jeweils eine Stunde zugebracht. Da war allerdings das Hochholen aus dem Keller, das Abstauben und das Einstellen des Fahrradcomputers schon eingerechnet.

Bereits auf dem Flug schwante ihm bereits Böses, als er die künftigen Radkameraden, von denen er einige flüchtig kannte, von ihren Wintertouren auf dem Mountainbike und den ersten tausend Rennradkilometern im milden Februar reden hörte. Als ihn dann nicht nur die drahtigen jungen Burschen, sondern auch die ganz jungen Mädels und gar die 64-jährige Seniorin der Truppe am ersten Hügel abhängten, war der Spaß endgültig vorbei.

Da es auch am nächsten Tag nicht besser wurde, schürzte er eine alte Verletzung vor und verbrachte die restlichen Tage mit San Miguel, der heimischen Biersorte, und Sangria am Hotelpool. Der Radverleiher hatte sogar kulanterweise ein Teil der im Voraus gezahlten Kosten erstattet und das Geld musste ja schließlich wieder unter die Leute. Dass er nach diesem „Sporturlaub“ drei Kilo mehr als vorher auf den Rippen hatte, daran wollte er erst recht nicht mehr denken. Dann eher daran, dass man „frisch Geschiedene in meinem Alter“ sicherlich auch anders kennenlernen konnte. Zumal die besagte Dame sich bereits am ersten Tag auf...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-86911-557-2 / 3869115572
ISBN-13 978-3-86911-557-3 / 9783869115573
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