Die Kriegerin – Tochter der Steppe (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3410-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kriegerin – Tochter der Steppe - Julie Peters
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Gegen übermächtige Kräfte kämpft sie für die Freiheit.

Hippolyte ist die junge Herrscherin über die Skythen. Sie führt das Erbe ihrer Mutter Otrere fort und versucht, ihr Volk der Amazonen zu einen und seine ursprüngliche Lebensweise zu bewahren. Doch als der griechische Held Theseus sie entführt und sie zwingen will, ihm den Waffengürtel zu überlassen, den ihr einst ihr Vater, der Kriegsgott Ares, schenkte, muss sie den Kampf gegen die Achaier wieder aufnehmen ...

Die große Saga über die stärksten Frauen, die es in der Antike gab: die Amazonen.



Julie Peters, geboren 1979, arbeitete als Buchhändlerin und studierte Geschichte, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Im Aufbau Taschenbuch sind bereits zahlreiche ihrer Romane erschienen, unter anderem die Romane »Käthe Kruse und die Träume der Kinder« und »Käthe Kruse und das Glück der Kinder«, die Saga »Die Dorfärztin« und der erste Band der Amazonen-Trilogie »Die Kriegerin - Tochter der Amazonen«.

2


Ich wuchs auf der Steppe auf, weil die Stadt kein Ort war, um Kinder aufzuziehen. Das sagte zumindest meine Mutter.

Wie kann ich jemandem, der nur das Leben hinter hohen Mauern kennt, verdeutlichen, warum sie recht hatte?

Auf der Steppe ist alles anders. Die Elemente berühren Körper und Herz ganz anders, wenn du nur in einem Zelt oder auf einem Karren Schutz vor dem beißenden Ostwind suchen kannst. Wenn im Winter die Kälte alles erstarren lässt, werden Mensch und Tier in einen langsameren Rhythmus gezwungen. Die dunklen Monate verbringen wir meist nah beisammen, wir singen Lieder und erzählen Geschichten, und in den größeren Zelten wärmen wir uns an den Herdfeuern, über denen wir gemeinsam die kargen Mahlzeiten zubereiten. Wenn sich die Vorräte neigen, werden die Tage schon wieder spürbar länger, und wenn die ersten zarten Triebe auf der Steppe hervorspitzen, wenn bald darauf die Tulpen und Krokusse die Ebene überziehen, dann wissen wir, dass wir wieder einen Winter überstanden haben. Dann dauert es nicht mehr lang, bis die ersten zarten Wurzeln und die ersten Blätter unseren kargen Speiseplan bereichern. Nun üben wir uns nicht mehr im Kampf, damit uns warm wird. Wir können mit jedem Sonnentag etwas mehr Kleidung ablegen. Den Winter aus den Pelzen und Decken klopfen. Der Jahreslauf, der aus jagen und sammeln, ernten und schlachten besteht, beginnt aufs Neue.

Im Sommer kennen wir nur eine Pflicht: Vorräte anlegen für den kommenden Winter. Beeren und Pilze sammeln und trocknen, wilde Zwiebeln flechten wir zu Zöpfen und hängen sie mit Büscheln duftender Kräuter unter die Balken unserer Karren. Decken und Goldschmuck tauschen wir bei durchreisenden Händlern gegen Hirse und Öl. Gelegentlich können wir auch ein seltenes Fell eines Schneeleoparden oder Löwen anbieten, jedoch behalten wir diese meist selbst.

Im Herbst versammeln sich viele skythische Sippen am Ufer des Borysthenes. Hier werden Verlobungen geschlossen, es wird Recht gesprochen, gehandelt und getauscht. Es ist wie ein großes Fest, bevor die Sippen sich in ihren Zelten und Karren einigeln und nach einem letzten Schlachtfest kurz vor der Wintersonnenwende in der Stille aus Schnee und Kälte erstarren.

Auf der Steppe hat unser Jahr einen Rhythmus. Jeder Tag ist anders, und doch sind sie verlässlich in ihrer Regelmäßigkeit. Wenn man dieses Leben gewohnt ist, mit all seinen Härten, die es mit sich bringt, lernt man, es zu lieben. Wir Kinder können wählen, wo wir uns einbringen: ob wir uns zu Kriegerinnen ausbilden lassen wollen oder doch eher in der Nähe der Herdfeuer bleiben. Für mich wurde früh entschieden, wohin ich gehörte.

Es mag merkwürdig anmuten, dass ausgerechnet meine Mutter, die im Rhythmus der Natur auf der Steppe aufgewachsen war und stets betonte, dass ich dorthin gehörte, uns schon kurz nach der Gründung von Themiskyra zum ersten Mal dorthin mitnahm. Damals zählte ich gerade sechs Sommer, und meine Erinnerung an die Seereise über das Pontische Meer Richtung Süden ist allenfalls verschwommen. Penthesilea war damals eine trotzige Dreijährige, und Antiope lag als Säugling die meiste Zeit friedlich in einem Weidenkorb und blickte verzückt zu den Segeln auf, die sich im Wind blähten.

In Ionien hatte meine Mutter am Ufer des Flusses Thermodon, gelegen im Schatten bewaldeter Hügel, die sich zu zerklüfteten Bergen auftürmten, ein Stück Land abstecken lassen. Sie gab der Siedlung, die dort schon bald entstand, den Namen Themiskyra.

Die erste Stadt der Skythen, die den Namen auch verdiente. Es gab schon seit Langem eine Siedlung weit im Norden, wo die Steppe fruchtbar war und sich manche Skythen niederließen, um Hirse anzubauen und in einem großen Stammesverbund zusammenzuleben. Auch die beiden anderen Könige der Skythen, alte zahnlose Onkel meiner Mutter, lebten in Mamai-Gora. Doch sobald ich das erste Mal bewusst Themiskyra oder die achaischen Palaststädte wahrnahm, erkannte ich, dass Mamai-Gora nur ein Schatten dessen war, was hätte möglich sein können.

Für Otrere war das Leben in einer Stadt, hinter hohen Mauern versteckt und in winzigen Behausungen eingepfercht, nie erstrebenswert gewesen. Auch aus Stein erbaute, prächtige Paläste bereiteten ihr Unwohlsein, sie wohnte dort nicht gern. Sie tat es trotzdem. Weil sie den Wandel nicht aufhalten konnte, der durch den Kontakt mit den Achaiern über unser Volk gekommen war. Viele Skythen wandten sich von dem entbehrungsreichen Leben auf der Steppe ab, sie erhofften sich in den Städten mehr Sicherheit, Nahrung und Schutz.

Dass ausgerechnet meine Mutter diese Stadt am Thermodon gründete, noch dazu so nah bei den Achaiern, verstand ich lange nicht. Es ergab überhaupt keinen Sinn für mich. Bis ich sah, wie Themiskyra meine Mutter empfing. Wie die Menschen dort auf sie reagierten. Sie jubelten ihr zu, als sie durch die Straßen zu dem Palast schritt, der damals noch eine Baustelle war. Sie wollte mir das alles zeigen, denn eines Tages sollte es mir gehören.

Einst wurden unsere Könige in Mamai-Gora gewählt. Wenn ein König starb, kamen die Skythen dort zusammen und wählten aus ihren Reihen neu. Da es seit Anbeginn der Zeit immer drei skythische Könige gab, passierte dies ziemlich häufig. Könige starben in der Schlacht, manchmal kämpften sie auch gegeneinander, weil sie in Streit gerieten, wer gerade wie viel Macht haben sollte.

Doch spätestens mit meinem Großvater Mazjar änderte sich das. Wir gaben diesen Ort auf und überließen ihn den greisen, machtlosen Mitkönigen, die sich verzweifelt daran klammerten, ein Mitspracherecht zu haben. Hatten sie aber nicht. Keiner fragte sie.

Denn die Macht war bei uns. Bei meiner Familie. Sie war nicht länger an einen bestimmten Ort gebunden, sondern nun fest verknüpft mit den Personen, die diese Macht ausübten.

Die Macht, das war meine Tante Melanippe, die mit ihren Kämpferinnen, denen der Ruf von den Amazonen vorauseilte, über die Steppe ritt und die Thraker, Kimmerer und Achaier, die es wagten, in unser Reich einzudringen, zurückschlug.

Die Macht, das war meine Großmutter Barkida, deren sieben Kinder in alle Himmelsrichtungen verstreut lebten und die die Grenzen unseres Reichs sicherten.

Die Macht, das war vor allem meine Mutter Otrere. Königin des skythischen Volks. Geliebte des achaischen Kriegsgott Ares. Mutter von drei Töchtern: Penthesilea, Antiope und als Älteste ich, Hippolyte.

Die Macht, das waren wir drei. Denn nachdem sie ihre greisen Onkel in Mamai-Gora endgültig von ihrem Thron gestoßen hatte, stand für meine Mutter fest, dass meine Schwestern und ich ihr einst nachfolgen würden.

Ich zählte acht Sommer, als sie mich zum zweiten Mal nach Themiskyra mitnahm. In den vergangenen drei Jahren war die Stadt am Thermodon von einer Ansammlung von Zelten und Erdhöhlen zu einer Stadt herangewachsen, in der über tausend Skythen lebten – eine für mich unvorstellbar große Zahl. Die Stadtmauern wuchsen ebenso in die Höhe wie die Häuser und Paläste der reichen Bürger. Sogar ein paar achaische Händler und Handwerker hatten sich inzwischen in der Stadt niedergelassen und einen Tempel gebaut, den sie Apollon widmeten.

»Natürlich Apollon«, knurrte meine Mutter, als sie davon erfuhr. Aber dann lachte sie, denn sie war dem achaischen Gott der Heilkunst einmal begegnet, als er meine Tante Melanippe von ihrem Krebsgeschwür heilte. Sie war ihm dankbar für das, was er damals getan hatte. Was aber nicht hieß, dass sie ihn in ihrer Stadt duldete.

Die Skythen bauten keine Tempel. Sie verließen sich bei der Anbetung ihrer Götter auf die Enaree – Hohepriester, die im Kontakt mit Tabiti und den anderen Göttern standen und uns mitteilten, welche Opfer sie von uns verlangten. Einer der Enaree war mein Onkel Maspi, der mit seiner achaischen Frau und seinen Söhnen in Tyras lebte – einer achaischen Stadt an der Nordküste des Pontischen Meers. Einst kamen die Achaier in unser Land, besetzten den Küstenstreifen und bauten ihre Tempel und Paläste. Als meine Mutter es an ihrer Küste im Süden ihnen gleichtat und Themiskyra aufbaute, sorgte dies für Unruhe unter den Achaiern.

Verhindern konnten sie den Bau unserer Stadt allerdings nicht, und nach drei Jahren hatte sich ein brüchiger Frieden etabliert, der vermutlich nur so lange hielt,...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Reihe/Serie Kämpferische Frauen der Antike
Kämpferische Frauen der Antike
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Amazonen • Antike • Griechenland • Hippolyte • Historischer Roman • Mythologie • Schwestern • Skythen • Theseus
ISBN-10 3-8412-3410-0 / 3841234100
ISBN-13 978-3-8412-3410-0 / 9783841234100
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