Drei Krimis Spezialband 1055 -  Alfred Bekker,  Konrad Carisi,  Henry Rohmer

Drei Krimis Spezialband 1055 (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7640-3 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Krimis: Killer Angel (Alfred Bekker) Trouble in Tallinn (Konrad Carisi) Alain Boulanger und die baskischen Verschwörer (Henry Rohmer) Der Pariser Privatdetektiv Alain Boulanger begibt sich für seinen neuesten Fall ins Baskenland, um dort Mikel Otxoa, den Sohn eines reichen Parisers mit baskischen Wurzeln, wieder nach Hause zu holen. Der Vater vermutet, dass sich sein Sohn der ETA anschließen will. Kaum ist Boulanger dort und nimmt die Suche nach dem Jungen auf, wird er von der dortigen Polizei festgenommen, denn man hält ihn für einen führenden Kopf der ETA ...

Trouble in Tallinn


von Konrad Carisi


Der Umfang dieses Buchs entspricht 44 Taschenbuchseiten.


Alexander Samson besucht seinen Cousin in Tallinn. Auf der Fähre begegnet ihm eine geheimnisvolle Frau, die er später in der Stadt wiedertrifft. Damit beginnt eine aberwitzige Geschichte, in der die russische Mafia, Drogenkuriere und der Kampf ums Überleben eine Rolle spielen.


Copyright


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

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© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de




1


Ich sehe sie das erste Mal auf der Fähre von Lübeck über Helsinki nach Tallinn. Sie steigt bei unserem Halt in Helsinki zu.

Es ist eine preiswerte Fährenfahrt über die Ostsee. Die Fahrt ist sehr viel länger als ein Flug mit dem Flugzeug, aber die Ostsee so vor sich zu haben ist einfach schön. Zudem sollte man, wenn man es kann, eine Stadt immer vom Wasser aus betreten, denke ich. Außerdem gibt es Livemusik: Dicke Finnen in über Bäuchen spannenden Anzügen spielen finnischen Tango. Sie stehen auf einer kleinen Bühne im Hauptsaal. Dazu wird immer mal etwas gespielt, das nach Pop oder von der Melodie nach Schlager klingt.

Ich sitze auf dem Vorderdeck der Fähre in der Bar Mare Nostre. Vor mir steht eine überteuerte Tasse schwarzen Tees auf dem kleinen runden Tisch. Er ist im Boden festgeschraubt. Das bedeutet, bei Seegang wird nur meine Tasse umfallen, das ist tröstlich. Der artdeco-artige Sessel ist mit Kunstleder bespannt, das bei jeder Bewegung knirscht, aber er ist bequem. Da setzt sich dieser Engel mit weißblonder Löwenmähne neben mich. Ihre schwarzen Augenbrauen bilden einen harten Kontrast zu den hellen Haaren. Ein fließend enges Kleid aus engmaschig gestrickter Wolle umfließt ihre fraulichen Rundungen. Ich bin sofort in den Bann geschlagen bei diesem Anblick. Es gibt diese seltenen Momente, wenn einen die Welt wirklich vor etwas stellt, was einen überwältigt. Für mich ist sie diese Überwältigung.

Die Band wechselt gerade vom Tango in irgendwas mit Vier-Viertel-Takt, das nach Uff-ta-ta klingt. Würde nicht auf Finnisch dazu gesungen werden, könnte es auch ein deutscher Schlager sein.

Die eisblauen Augen des Engels mustern mich flüchtig, dann wendet sie sich der grünblauen Ostsee zu. Ihre Lippen sind schwarz geschminkt, was sie bleicher wirken lässt, als sie sicher ist. Es ist eine kühle, fast noble Blässe, nicht kränklich. Das verstärkt den Eindruck von Distanziertheit, den sie ausstrahlt, wie von einem überirdischen Wesen. Ihre Präsenz wirkt doch irgendwie fehl am Platz.

Mit Mühe verkneife ich mir das Anstarren der Guten. Ich bin seit einigen Monaten Single. Hatte einfach nicht mit uns geklappt, sagt zumindest meine ehemalige Freundin. Nein, Ex-Freundin muss das ja jetzt heißen. Ich finde, sie hat einfach etwas am Rad gedreht und war zu prüde, um nur über einen Teil unserer Auseinandersetzung zu reden. Irgendwie war ein Streit eskaliert und sie war im wahrsten Sinne geflohen, um mir per Chat den Laufpass zu geben. Nicht mal eine SMS hat sie gesendet! Nicht mal das Ausgeben von Geld war ich wert?

Ich bin immer noch empört. Einen gewissen Wert messe ich mir schließlich auch zu.

Dem Schlagerrhythmus folgt etwas, das nach Rock-around-the-clock klingt, allerdings eben auf Finnisch. Man muss den dicken Männern in Schwarz auf der Bühne schon lassen, dass sie ganz schöne Ausdauer haben.

Die Musik ist laut und es gibt eine Tanzfläche vor der Bühne. Vor allem die Über-Vierzigjährigen frequentieren diese rege. Einige tanzen hingegen eher so, als wäre das nur eine Ausrede, mal wieder den Partner anfassen zu können, andere sind aber ziemlich gut für ihr Alter.

Was soll es, geht mir durch den Kopf. Beim Tanzen geht es ums Gefühl, nicht um perfekte Choreographie. Rhythmusgefühl ersetzt jeden vergessenen Tanzschritt. Umgekehrt erkennt man immer, wer nur die Schritte kann, aber nicht fühlt, was zu tun ist. Es wirkt immer hölzern. Es ist wie im Umgang mit Menschen, da gibt es auch die Theoretiker und die mit Gefühl.

Eigentlich gibt das ein schönes Bild für eine Beziehung: Wenn einer im Gefühl hat, was zu tun ist, muss der andere zum Gelingen wenigstens loslassen können und einfach folgen.

Immer mal nutze ich die Gelegenheit, um einen Blick auf den blonden Engel zu werfen. Sie sitzt noch immer an einem Tisch neben mir. Dann leider wird etwas von mir entfernt ein Tisch mit Blick aufs Wasser frei und sie entschwindet mit einem freundlichen Lächeln, um dort alleine zu sitzen.

Der Moment etwas zu sagen, etwas Unverfängliches zu tun, ist vergangen. Das sind diese Momente, wo man weiß, dass sie einem lange in Erinnerung bleiben.



2


Einige Stunden später erreichen wir Tallinn. Die Stadt zieht sich wie die meisten Hafenstädte eher in die Länge der Küste als in die Breite. Die alte mittelalterliche Innenstadt und die Oberstadt sind gut zu sehen. Sie erheben sich über den Rest der Stadt.

Ich bin hier, um einen Cousin von mir zu besuchen. Meine Familie hat einen Zweig in Estland. Es sind Semesterferien, und was ist ein Leben wert, in dem man nicht reist? Mein Cousin liegt mir schon seit Monaten in den Ohren, dass ich mir Tallinn einmal mit ihm ansehen müsste. Also bin ich jetzt hier. Bei ihm im Studentenwohnheim darf ich leider nicht übernachten. Nicht das in seinem Wohnschrank ohne Klo noch Platz wäre, aber die Heimleitung ist was Übernachtungsgäste angeht ziemlich streng.

Ich mache mich auf den Weg zu dem Hostel, in dem ich wohnen werde. Es liegt nahe am Hafen, auf dem Weg vom Dock zur Innenstadt. Die Übernachtung im Hostel kostet nur sechzehn Euro und es liegt im Rotermanni-Viertel. Mein Cousin Olev hat mir die Adresse rausgesucht und im Internet sah es gut aus. Die Website zeigt Bilder von gepflegten, großen Räumen. Das Gebäude von außen macht jetzt allerdings nicht viel her. Es ist ein dreckiger Kasten zwischen anderen Häusern eingepfercht. Optisch ist es die späte Rache des Sozialismus.

Die direkte Nachbarschaft besteht aus Hotels und Stripteaseschuppen, hier Striptiis genannt, und wirkt wenig anheimelnd. Aber man soll ein Buch ja nicht nach seinem Umschlag bewerten.

Die Frau an der Rezeption überfliegt kurz das Formular, in das ich meine Daten eintragen soll. Es ist nur ein Kreuz bei Vor- und Nachname und eines bei meiner Unterschrift. Mehr wird nicht von mir verlangt. Sie liest ein dickes Buch und mir fallen zwei schwarze Piercings über der linken Oberlippe auf. Rechts hat sie keine. Irgendwie stört mich diese Asymmetrie, aber sie belustigt mich auch gleichzeitig. Die Frau händigt mir die Schlüssel aus und wünscht mir auf Englisch einen schönen Aufenthalt. Dabei sieht sie kaum von ihrem Buch auf.

Ich gehe die verwinkelte Treppe hinauf. Das ganze sieht aus, als hätte man in einer alten Industriehalle neue Wände und Stahlträger eingezogen und sie dann als Hotel ausgebaut. Das Gebäude ist allerdings nicht bewusst in diesem urbanen schäbigen Stil eingerichtet, der inzwischen bei vielen in Deutschland so beliebt ist. Das hier ist einfach abgenutzt, denke ich.

Das Zimmer sieht zugegeben nicht so aus wie im Internet, eher wie eine schäbige Version davon. Ich nehme an, das Bild wurde direkt nach der Renovierung gemacht, die dürfte aber schon einige Jahre her sein. Dafür habe ich eine eigene Dusche. Allerdings sieht der Raum so aus, dass ich nicht sicher bin, ob ich nicht pro Stunde zahle. Der Stripteaseschuppen in der Nachbarschaft verstärkt den Eindruck. Aber ich hoffe, ich liege da falsch. Nachdem ich mein Gepäck auf einem Stuhl im Zimmer abgelegt habe, rufe ich mit meinem Handy meinen Cousin an.

Olev Samov meldet sich fröhlich auf Deutsch bei mir. Die Anruferkennung dürfte ihm verraten haben, dass ich es bin.

„Alex, wie geht es dir? Bist du schon da?“, fragt er.

„Bin ich. Die Absteige, die du mir empfohlen hast, ist wirklich ... preiswert. Geradezu billig“, füge ich trocken hinzu.

Er lacht laut. „Aber ohne Viecher. Ehrenwort. Ich kenne da eine Kleine, die da putzt. Sehr gewissenhaft ist die“, erwidert er kichernd. Ich kann mir sein Grinsen dabei regelrecht vorstellen. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein anzügliches Grinsen. „Lass uns bei den Blumenläden an der Viru Väravad treffen“, sagt er. „Da ist ein altes Stück Stadtmauer, schön die Ecke. Wenn du noch nichts gegessen hast, ist da auch ein McDonald‘s.“

„Von mir aus, treffen wir uns gleich da“, stimme ich zu.

Ich mache mich mit einer Kartenapp auf den Weg und finde die Stelle schnell. Hier beginnt auch Tallinns Altstadt und ich muss Olec zustimmen: Sie ist wunderschön.

Als wir an den Blumenläden vorbeigehen, wundere ich mich darüber, dass es gleich drei Stück auf einmal sind. Ich frage meinen Cousin danach.

„Weil man immer eine Blume dazu tut, wenn man etwas schenkt“, sagt Olev daraufhin. „So macht man das bei uns.“

Ich nicke und merke es mir, falls ich jemals...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7640-X / 373897640X
ISBN-13 978-3-7389-7640-3 / 9783738976403
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