Rückkehr nach Terra: 3 Science Fiction Abenteuer -  Alfred Bekker,  Jo Zybell,  Duncan Farnsworth

Rückkehr nach Terra: 3 Science Fiction Abenteuer (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7630-4 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer: Operation Delta (Alfred Bekker) Lennox im Reich der Fischmenschen (Jo Zybell) Raumschiff der Selbstmörder (Duncan Farnsworth) Der Mars-Astronaut John Bradford und seine Crew gelangten durch ein Wurmloch in die Zukunft und finden eine veränderte Erde vor. Aliens haben die Macht übernommen, denen die irdischen Großmächte nichts entgegenzusetzen hatten. Die Fremden beherrschen nun die vollkommen veränderte Erde...

9


Die Frauen und Kinder standen vor den Zelten und sahen ihm hinterher. Die Männer begleiteten ihn ein Stück zu Fuß und verabschiedeten ihn am Bachlauf hinter den Äckern. Dort blickten auch sie ihm hinterher.

Nach und nach verschwamm die Silhouette von Reiter und Kamel mit dem Wald.

»Wohin reitet Utna‘pischti?«, fragte einer der Halbwüchsigen.

»Zum Strom«, antwortete die älteste Frau des Kamelreiters.

»Ganz allein?«

»Ganz allein und mit einem einzigen Kamel wollte er aufbrechen.« Die Frauen schüttelten den Kopf, die Halbwüchsigen und Kinder sahen einander verwundert an. Aber gut, so war er; so war Utna‘pischti, der Lehrer, der Patriarch, der wunderliche Mann.

»Warum tut er das?«, fragte jemand. »Es ist doch gefährlich.«

»Ein Gott hat zu ihm gesprochen«, sagte Utna‘pischtis älteste Frau. »Heute Nacht im Traum. Einer wie er muss aufbrechen, wenn göttliches Traumgesicht ihn ruft.«

Die anderen nickten langsam, einige seufzten, seine jüngste Frau verhüllte ihr Gesicht mit dem Schleier.

Der, von dem die Rede war, ritt in den Eichenwald hinein. Wenn er im Kamelsattel schlief, würde er das Ufer des westlichen Stroms in spätestens zwei Tagen erreichen. Das Tier würde den Weg von allein finden. Es kannte ihn gut.

Bis Sonnenuntergang folgte Utna‘pischtis Kamel den ausgetretenen Pfaden der Handelskarawanen durch den wilden Wald und entlang von Sümpfen und kleinen Seen und Bachläufen. Als das letzte Licht des Tages verblasste und zwischen den Baumwipfeln der Abendstern aufging, dachte er an den Traum, der ihn auf diese Reise geschickt hatte.

Im Traum hatte er einen Mann in einem Boot gesehen.

Der Mann saß am Bug und hielt ein langes geflochtenes Seil aus Leder in den Händen. Das andere Ende des Seils war an der Rückenflosse eines großen Fisches befestigt.

Der Fisch zog den Mann und sein Boot durch die Wogen des Meeres bis in eine Flussmündung hinein. Danach ging die Bootsfahrt durch Seen und Sümpfe bis in den Lauf eines großen Stromes. Der Fisch zog das Boot stromaufwärts. Vorbei an Schilfufern und Dattelpalmen fuhr das Boot bis zu einer Stelle, von der aus nicht weit vom Ufer entfernt eine Tempelanlage zu sehen war. Oh, wie vertraut war Utna‘pischti diese Stelle!

Der Fisch schüttelte das Lederseil von seiner Rückenflosse und tauchte unter. Er verließ den Mann und sein Boot, schwamm stromabwärts zurück ins Meer.

Der Mann aber machte das Boot an einer Anlegestelle fest. Während er sich nach einem toten Körper am Boden des Bootes bückte, sammelten sich Menschen an der Anlegestelle. Den Toten auf den Armen, verließ der Mann sein Boot. Die Menschen umringten ihn. »Wie heißt du?«, fragten sie ihn.

»Kaj‘in«, sagte der Mann in Utna‘pischtis Traum.

Die Menschen deuteten auf den toten Körper in seinen Armen. »Und dieser da? Ist das Ab‘el, dein Bruder, den du erschlagen hast?«

Der Mann blickte auf den Toten in seinen Armen. Er war kleiner als ein Mensch. Türkisfarbene Schuppen bedeckten den zierlichen Körper. Dort, wo ein Mensch Ohren hatte, hatte dieser Kiemendeckel. Und auf seinem Schädel saß ein hoher Scheitelkamm.

»Nein«, antwortete der Mann schließlich. »Das ist keineswegs Ab‘el, mein Bruder.«

»Wer ist es dann?«, fragten die Menschen. Der Mann schwieg, und der Strom raunte den Namen des Toten. Es war ein Name, den Utna‘pischti sehr gut kannte. Der Strom raunte ihn wieder und wieder, und immer lauter.

Am Ende brüllte der Strom den Namen, und Utna‘pischti fuhr aus dem Schlaf hoch und wusste, dass jemand nach ihm rief.

Daran dachte er, während die Nacht über den Baumwipfeln aufzog. Utna‘pischti schlief ein. Als er aufwachte, dämmerte bereits der neue Tag herauf. Das Kamel trug ihn am Ufer eines kleinen Flusses entlang. Es war der Fluss, den sie in dieser Gegend den »Klaren« nannten und der einen Tagesritt weiter in den westlichen der beiden Ströme mündete. Im hohen Gras auf der anderen Uferseite des Klaren weidete eine große Herde wilder Esel. Utna‘pischti aß Datteln und Fladen aus Hafer und trank aus seinem Wasserschlauch. Er hielt das Kamel nicht an, um zu essen und zu trinken. Selbst seine morgendliche Entleerungen verrichtete er vom Sattel aus.

Je weiter östlich sein Reittier ihn trug, desto häufiger sah Utna‘pischti Menschen. Sie saßen vor Hütten und flochten oder töpferten oder streiften Erbsen oder Linsen aus den Schoten in Tongefäße. Sie hüteten Schafe oder Ziegen auf den Weiden. Sie mähten Gras oder bestellten ihre Hafer- und Weizenäcker oder arbeiteten an Bewässerungsgräben. Sie ritten auf zahmen, voll bepackten Eseln oder Kamelen auf den Handelspfaden nach Norden oder warfen von langen Booten aus ihre Netze in den Fluss. Je näher man dem westlichen Strom kam, desto fruchtbarer war das Land, und desto dichter besiedelt war es.

Am Lauf des Klaren entlang trug ihn sein Kamel nach Südosten. In der Abenddämmerung ritt er durch einen Hain von Dattelpalmen. Die Nacht kam, Utna‘pischti schlief ein, das Licht des neuen Tages weckte ihn, und nach dem Essen erblickte er in der Ferne die vertraute Tempelanlage und wenig später das Ufer des Stroms.

In der Böschung stieg er aus dem Kamelsattel. Sein Reittier begann zu saufen und zu weiden. Utna‘pischti legte sein Gewand ab und sprang ins Wasser des Stroms.

Er wusch sich, schwamm in die Mitte des Stroms, tauchte zurück, und als er später nackt und nass im Ufergras saß, war sein Herz fröhlich. Ja, es war gut, ein Mensch zu sein!

Er wartete. Er schlief ein. Er wachte auf, er schwamm erneut in die Mitte des Stroms, tauchte zurück ans Ufer und wartete weiter. In Gedanken begann er den Namen dessen zu rufen, den er verehrte, seit er denken konnte; seit über achthundert Jahren.

Sie tauchten auf, als der Abend kam. In der Mitte des Stroms sah er ihre Scheitelkämme leuchten – türkisfarben der eine, rötlich-violett der andere. Sie schwammen zu ihm. Im seichten Uferwasser verharrten sie eine Zeitlang und blickten zu ihm herauf. Er kannte beide. Der ältere, der mit dem türkisfarbenen Scheitelkamm, war zu seiner Zeit Mitglied des Geheimrates gewesen. Er hieß Neph‘turain.

»Nenne deinen Namen«, forderte dieser.

»Ihr kennt meinen Namen«, antwortete Utna‘pischti.

»Ich bin Ramyd‘sam. Der Große, der Letzte, der Neunundzwanzigste.«

»Und wer ist der, an den du seit der Mitte des Lichtes unablässig denkst?«

»Malengish, der Große Weltenwanderer. Der Lehrer der Fischmenschen, wie diejenigen Fischartigen sich nennen, die seiner Weisheit anhängen. Die Güte und die Nachsicht der Schöpfer sei mit dir, Neph‘turain, und auch mit dir, junger Euga‘mot. Wo habt ihr euren Fisch gelassen?«

»Er weidet ein Stück stromabwärts auf dem Grund des Stromes.« Die beiden Boten aus Malengish‘gad stiegen ans Ufer und setzten sich rechts und links von Utna‘pischti ins Ufergras. »Er hätte zu viel Aufsehen erregt, wenn wir hier in der Nähe der Siedlung und der Tempelanlage mit ihm aufgetaucht wären.«

Neph‘turain blies das Wasser aus den Kiemen und sog die Luft in seine Lungen. Utna‘pischti wunderte sich insgeheim, dass der alte Fischmensch noch lebte. Zu der Zeit, als er selber seinen Geist auf den halbtoten Kaj‘in übertrug, lag die Lebenserwartung der Fischmenschen schon bei weniger als vierhundert Umläufen. Und Neph‘turain war damals bereits zweihundert Umläufe alt gewesen.

Warum die Zellalterung seiner Gattung sich beschleunigte – praktisch mit jeder Generation – wusste er nicht zu sagen. Keiner der hochrangigen Forscher von Malengish‘gad hatte es herausgefunden.

»Die vom Menschengeschlecht vermehren sich rasch entlang der Stromufer«, sagte der uralte Fischmensch.

»Und sie werden immer gewalttätiger. Deine Lehren fruchten nicht, wie es scheint.«

»Es sind immer nur Einzelne, die sich neuen Gedanken öffnen.« Utna‘pischti blieb kurz angebunden und wechselte rasch das Thema. »Euer Ruf klang dringend. Steht es schlecht um Malengish‘gad?«

»Es steht schlecht um die Anhänger des Schrecklichen Mar‘os«, antwortete Neph‘turain. »Die Fischartigen wissen nicht einmal, wie schlecht es um sie steht. Ihr Untergang steht kurz bevor. Noch neunzig Lichter, dann werden die Molekularbeschleuniger aktiviert.«

»Das ist Wahnsinn!« Wie flehend hob Utna‘pischti die Arme zum Himmel. »Hat sich der fanatische Pozai‘don also durchgesetzt!«

»Er und sein Erzeuger, ja. Nach sieben Neuwahlen und fast dreihundert Umläufen haben sie den Einsatz der Molekularbeschleuniger endlich durchgesetzt.«

»Nun, ich ahnte es. Nicht umsonst habe ich mich für das Leben in Menschengestalt und als Lehrer des Menschengeschlechts entschieden.« Utna‘pischti runzelte die Stirn und musterte den Fischmenschen zu seiner Rechten.

»Habt ihr mich gerufen, um mir zu berichten, was ich längst wusste, Neph‘turain?«

»Wir haben dich gerufen, um dich zu warnen, Ramyd‘sam.« Neph‘turains Scheitelkamm nahm eine blassgrüne Färbung an, seine Stimme klang auf einmal sehr ernst. »Der Geheimrat wird die Waffe in großem Stil einsetzen.«

»Was heißt das?«

»Vierzig Molekularbeschleuniger sind auf ebenso viele Großstädte der Fischartigen gerichtet. Einige Ingenieure fürchten eine Kettenreaktion, wenn das Wasser in den Zielgebieten erhitzt...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-7630-2 / 3738976302
ISBN-13 978-3-7389-7630-4 / 9783738976304
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