G. F. Unger 2219 (eBook)

Viele Hügel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5382-1 (ISBN)

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G. F. Unger 2219 - G. F. Unger
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Der Lebensweg eines Mannes gleicht oft dem Lauf eines Flusses. Beide werden irgendwo geboren und suchen sich nur zögernd ihren ersten Weg. Und sie wachsen ständig. Irgendwann ziehen sie beide ihre Bahn, überwinden Hindernisse - oder erliegen.
Aber es gibt viele Flüsse, und keiner gleicht dem anderen. So ist es auch bei den Männern.
Der Lebensweg eines Mannes kann ruhig, friedlich und sanft verlaufen wie der Lauf eines ruhigen und stillen Flusses, dem sich nichts entgegenstellt und dessen Ende das große Meer ist.
Doch der Weg eines Mannes kann auch anders sein - wie der eines wilden Flusses, der brausend aus den Bergen kommt, sich in tiefe Schluchten stürzt, alle Hindernisse überwindet und beiseitestößt, immer größer und mächtiger wird, sodass er kleinere Flüsse in sich aufnimmt und mitzieht in seinem Sog.
Ja, so kann der Lebensweg eines Mannes sein. Es braucht am Anfang nur eine Kleinigkeit zu geschehen - und schon ist es entschieden, ob der Weg eines Mannes friedlich und sanft oder wild und kämpferisch verlaufen wird.
Es ist der 21. Oktober 1868 in Texas am Brazos River, als der noch sehr junge Daniel Slater als letzter Mann der großen Mannschaft von der Sommerweide und dem Herbst-Round-up heimkehrt zum Hauptquartier der mächtigen Skull Ranch. Daniel ist kaum zwanzig Jahre alt. Er reitet langsam in den großen Ranchhof und grinst vergnügt bei dem Gedanken an die kommenden Stunden ...


Viele Hügel

Der Lebensweg eines Mannes gleicht oft dem Lauf eines Flusses. Beide werden irgendwo geboren und suchen sich nur zögernd ihren ersten Weg. Und sie wachsen ständig. Irgendwann ziehen sie beide ihre Bahn, überwinden Hindernisse – oder erliegen.

Aber es gibt viele Flüsse, und keiner gleicht dem anderen. So ist es auch bei den Männern.

Der Lebensweg eines Mannes kann ruhig, friedlich und sanft verlaufen wie der Lauf eines ruhigen und stillen Flusses, dem sich nichts entgegenstellt und dessen Ende das große Meer ist.

Doch der Weg eines Mannes kann auch anders sein – wie der eines wilden Flusses, der brausend aus den Bergen kommt, sich in tiefe Schluchten stürzt, alle Hindernisse überwindet und beiseitestößt, immer größer und mächtiger wird, sodass er kleinere Flüsse in sich aufnimmt und mitzieht in seinem Sog.

Ja, so kann der Lebensweg eines Mannes sein. Es braucht am Anfang nur eine Kleinigkeit zu geschehen – und schon ist es entschieden, ob der Weg eines Mannes friedlich und sanft oder wild und kämpferisch verlaufen wird.

Es ist der 21. Oktober 1868 in Texas am Brazos River, als der noch sehr junge Daniel Slater als letzter Mann der großen Mannschaft von der Sommerweide und dem Herbst-Round-up heimkehrt zum Hauptquartier der mächtigen Skull Ranch. Daniel ist kaum zwanzig Jahre alt. Er reitet langsam in den großen Ranchhof und grinst vergnügt bei dem Gedanken an die kommenden Stunden ...

Drüben bei den Wassertrögen arbeiten ein Dutzend halb nackter Männer mit viel Seife und noch mehr Wasser an der äußerlichen Säuberung. Eine Stimme ruft: »Ah, da kommt ja auch der Kleine!«

Damit ist Daniel Slater gemeint. Nun, er ist durchaus nicht klein. Er ist so groß wie die größten Männer dieser rauen und harten Mannschaft. Aber es fehlt ihm noch das volle Gewicht eines erwachsenen Mannes. Er wirkt knochig, etwas ungelenk und noch unfertig. In einigen Jahren wird sich das geändert haben.

Doch weil er der jüngste Reiter auf dieser Ranch ist, nennt man ihn nur den »Kleinen«.

Er grinst stärker und reitet zwischen den Ställen hindurch zu den Corrals. Er bringt das Pferd zu dem Rudel der anderen und lädt sich den Sattel auf. Damit geht er zu einem anderen Corral, in dem sich wertvollere Tiere bewegen. Herrliche Pferde, die für die Herdenarbeit zu kostbar sind.

Ein grauer Wallach kommt sofort näher, als Daniel Slater leise mit der Zunge schnalzt.

Daniel öffnet das Gatter, lässt das Tier heraus und beschäftigt sich mit ihm. Er flüstert ihm geheimnisvolle Worte ins Ohr und liebkost es wie ein Mann, dem ein solches Pferd der beste Freund ist. Dann legt er den Sattel auf und geht davon.

Das Tier kommt hinter ihm her wie ein folgsamer Hund.

Daniel bindet es in der Nähe des langen Schlafhauses an einen der Haltebalken. Hier sind schon einige andere Pferde reitfertig bereitgestellt.

Aus der Tür des Schlafhauses kommen die ersten Männer heraus. Sie haben sich inzwischen für die Stadt feingemacht. Sie tragen ihre besten Hüte und Hemden.

Pecos Charly duftet wie immer nach Fliederparfüm – und Arizona Jims Pomade verbreitet ihren Honigduft auf zwanzig Yards im Umkreis.

Es folgen noch andere Reiter – und sie alle grinsen und sind gut gelaunt. Noch nie hat Daniel diese hartbeinigen Burschen so freundlich und friedlich gesehen.

Er steht an der Tür – still, bescheiden und sich ganz seiner Stellung als jüngster und letzter Reiter dieser Ranch bewusst. Er lässt sie an sich vorbei.

Fast alle rufen sie ihm gutmütige Scherzworte zu. Sporenklingelnd stelzen sie über den Hof und auf die Veranda zu, wo Buck Perrit, der Rancher, mit dem Lohnbuch und dem Geldkasten an einem Tisch sitzt und darauf wartet, den Lohn auszahlen zu können.

Daniel grinst zu ihren Scherzen. Als keiner mehr durch die Tür kommt, tritt er ein. Er grinst immer noch, denn ein hartes Jahr der Weidearbeit ging jetzt zu Ende. Jetzt wird bald der Winter kommen, und es tut gut zu wissen, dass man ein Dach über dem Kopf hat, nur leichte Arbeit zu verrichten ist und die Stadt nach dieser langen Zeit harter Weidearbeit mit vielen Freuden wartet.

Aber Daniel Slaters Grinsen erstirbt auf seinem mageren und fast hübschen Gesicht, als er die drei Wagoner-Brüder erkennt.

Ollie Wagoner bindet sich gerade sein rotes Halstuch um.

Jack Wagoner versucht, seinem neuen Hut einen Kniff zu geben.

Und Simson Wagoner sitzt auf einem Hocker und starrt missmutig auf seine schmutzigen Stiefel. Es sind prächtige Stiefel aus Alabama – aber sie sind so schmutzig, weil er sie im Frühjahr einfach ungeputzt in seine Kiste geworfen hatte.

Er hebt den Kopf, starrt Daniel Slater einige Sekunden lang aus seinen kleinen, lackschwarzen Augen an und sagt lässig: »Komm her, Kleiner! Es ist gut, dass du endlich deine Nase durch diese Tür steckst. Du wirst diese prächtigen Stiefel so schön putzen, dass sie wie neu aussehen, nicht wahr?«

Er grinst voll wilder Freude. Er ist ein großer, schwerer und bei aller Massigkeit sehr geschmeidiger Mann. Er ist ein Revolvermann.

Alle drei Wagoner-Brüder sind Revolvermänner. Sie bekommen hier auf der Skull Ranch doppelten Lohn. Buck Perrit, der Rancher, hat sie sich gemietet und hält sie schon viele Jahre, um durch sie seine ohnehin schon sehr raubeinige Mannschaft noch zu verstärken, denn Buck Perrit hat viele Feinde im Land. Er hat im Lauf der Jahre fast alle Nachbarn aus dem Tal gejagt und sich ihre Weiden genommen. Er ist auf diese rücksichtslose Art groß und mächtig geworden. Und damit er es bis an sein Lebensende bleibt, hält er sich eine raue Mannschaft, deren Rückgrat diese drei Wagoners sind.

Daniel Slater hört den Befehl des Mannes also, und er bleibt unbeweglich an der Tür stehen. Seine ganze Freude ist dahin. Er wird sich wieder bewusst, dass er nun auf der Hauptranch und damit den Dingen ausgeliefert ist, die Simson Wagoner mit einer bösen Lust immer wieder auf ihn loslässt.

In diesen wenigen Sekunden des Schweigens erinnert sich Daniel Slater wieder an alles, was er bisher von Simson Wagoner erdulden musste. Es ist eine lange Kette von Gehässigkeiten. Simson Wagoner ist ein Mann von jener Sorte, die schon als kleine Jungen daran Freude hatte, jemanden quälen zu können. Seine Brüder Jack und Ollie sind nicht viel besser. Deshalb beginnen sie zu grinsen.

Ollie sagt mit hinterhältiger Sanftheit: »Nun, Daniel, du hast doch schon immer deinem Onkel Simson jeden Wunsch von den Augen abgelesen, nicht wahr? Du bist schon ein prächtiger Junge.«

Jack Wagoner aber hört auf zu grinsen, starrt Daniel Slater nachdenklich an und sagt zweifelnd: »Ich weiß nicht, Brüder, ob das noch ein Junge ist. Seht ihn euch an. Im letzten Frühjahr hat er sich von seinem ersparten Geld einen Colt gekauft – und jetzt war er den ganzen Sommer lang oben in der Weidehütte und hat auf die Rinder auf der Mesa geachtet. Er hatte sich eine große Menge Patronen mitgenommen – und nun sind sogar die Schlaufen in seinem Gürtel leer. Brüder, ich sage euch: Gebt einem Bengel einen Colt, genügend Munition und lasst ihn damit lange genug in der Einsamkeit. Ich wette, dass er sich für einen stolzen Revolvermann hält, wenn er nach langer Zeit wieder unter Menschen kommt. Simson, ich gehe mit dir jede Wette ein, dass er dir vergangene Weihnachten das letzte Mal die Stiefel geputzt und das Pferd gesattelt hat. Pass auf, Simson, der fühlt sich jetzt erwachsen und spuckt dir gleich ins Gesicht.«

Jack Wagoner ist lang, dürr, ledern und gefährlich. Bei seinem Anblick denkt man an einen schlimmen Wüstenwolf. Er starrt kalt auf Daniel und studiert ihn genau.

Nun wird auch Ollie wach. Er ist klein, schnell und ständig wachsam.

Er betrachtet sich Daniel noch einmal genauer und murmelt dann zweifelnd: »Sollte es möglich sein, dass er wirklich ein Mann geworden ist, obwohl Simson ihn immer wieder zurechtstutzte und durch den Dreck kriechen ließ? Wahrhaftig, er trägt seinen Colt. Hat ihn die Kanone jetzt wirklich so stolz gemacht, dass er dem guten Onkel Simson nicht mehr die Stiefel putzen will?«

Er grinst plötzlich wieder und wendet sich an Simson.

»Bruder, er war zu lange Zeit außerhalb deiner Reichweite.«

Simson Wagoner nickt langsam und starrt Daniel Slater an. Er sitzt vorgeneigt auf dem Schemel, hat die Ellbogen auf die Knie gestemmt und das Kinn auf die verschränkten Hände gelegt.

»Komm, Junge«, murmelte er, »komm nur! Putz mir die Stiefel! Dein Blick hat mich schon immer gereizt. Ich habe schon vor drei Jahren in deinen Augen erkannt, was du über mich denkst. Ich konnte immer erkennen, wie stolz du bist. Und deshalb machte es mir ja auch immer einen solchen Spaß, dich zurechtzustutzen. Als ich und meine Brüder so jung waren wie Welpen, da wuchsen wir bei einem Mann auf, vor dessen Tür unsere Mutter gestorben war, als sie für uns um Brot bettelte. Und dieser Mann nahm uns zu sich – und wir waren viele Jahre lang seine Hunde. Auch wir waren so stolz wie du, Daniel. Aber er zerbrach uns immer wieder. Bis wir ihn eines Tages anfielen und erschlugen. Und ich möchte herausfinden, ob auch...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5382-6 / 3751753826
ISBN-13 978-3-7517-5382-1 / 9783751753821
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