Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 18 (eBook)

Brennende Erde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5447-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 18 - Jonny Kent
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Auf seinem Ritt in den Westen macht Jack Farland in St. Louis Station, wo er James Trimbaut, einen alten Freund seines Vaters, besuchen will. Zunächst ist der Ohioman durchaus fasziniert von der aufblühenden Stadt, dann aber erfährt er, dass Trimbaut vor einiger Zeit unter seltsamen Umständen zu Tode gekommen ist, und kurz darauf auch dessen Frau verstarb. Auf der Suche nach Antworten stößt Farland nun nicht nur bei Trimbauts Kompagnon, dem zwielichtigen Lacosta, auf Ablehnung, sondern landet vorübergehend wegen Störung der Ordnung sogar im Jail. Doch das ist noch das kleinste Problem des Ohiomans, denn schon bald gerät er selbst in Lebensgefahr. Gleich von mehreren Seiten droht dem blonden Hünen jetzt der Tod ...


Brennende
Erde

Von Jonny Kent

Am späten Nachmittag hielt der Reiter auf einer kleinen Anhöhe und blickte auf den Fluss hinunter, an dessen Ufern sich die Stadt ausbreitete; drüben im Westen zog sich St. Louis weit ins Land hinein.

Es war eine große Stadt, die größte, die Jack Farland auf seinem Weg nach Westen gesehen hatte.

Das Gelände senkte sich dem Flusstal zu und war stark mit Büschen besetzt. Farland, der den ganzen Tag über ziemlich schnell geritten war, glaubte, sich jetzt auf dem letzten Stück Zeit lassen zu können. Eben hatte er eine Buschgruppe hinter sich gebracht, als er plötzlich in seinem Rücken ein merkwürdiges Geräusch vernahm ...

   

Er wandte sich um, und das Bild, das sich ihm da bot, ließ ihn die Augen ganz weit aufreißen.

Auf einem Feldstein, der gleich hinter den Büschen lag, saß ein Mann. Er hatte in der linken Armbeuge ein zweiläufiges Sharps-Gewehr, dessen Läufe zur Hälfte abgesägt waren. Der Mann trug einen grauen Schlapphut, dessen Krempe stark ausgefranst und dessen Oberteil mit großen Schweißflecken überzogen war. Sein Anzug musste irgendwann einmal schwarz gewesen sein. Der Rock war zu lang und die Hose zu kurz; sie steckte in halbhohen, riesigen Stiefeln. Und um die Hüften hatte er sich einen Strick gebunden, an dem ein Lederbeutel, ein Messer und ein Colt hing, dessen Holster am Oberschenkel befestigt war.

Der Mann hatte ein hageres Gesicht, über das sich die gelbe Haut wie ein Trommelfell spannte. Seine Augen waren dunkel und standen zu nahe bei der Nasenwurzel. Brauen schien er gar keine zu haben, wie auch die Augen wimpernlos zu sein schienen. Sein Mund wiederum war groß und blass; er wurde von scharfen Falten zerschnitten, deren Enden nach unten zeigten. Hätten die Augen nicht so nahe an der Nase gestanden, wäre der mongolische Ausdruck dieses Gesichtes noch stärker zum Ausdruck gekommen. Grauschwarzes Haar blickte in struppigen Strähnen unter der Hutkrempe hervor. Das graue Kattunhemd wurde am Hals von einer seidenen, mit Flecken übersäten Schleife zusammengehalten.

Der Mann hatte den Kopf der rechten Schulter zugeneigt und blickte unter der hochgeschlagenen Hutkrempe zu Farland auf, wobei er zu lächeln versuchte, was ihm jedoch kläglich misslang.

»He, Bruder, du hast etwas vergessen.«

Farland, der sich mit der Musterung dieses seltsamen Kauzes nicht länger befassen wollte, schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um sein Pferd wieder in Gang zu setzen.

Da machte es erneut klick, und diesmal hatte der seltsame Fremde den zweiten Hahn seiner abgesägten Büchse gespannt.

»Ich an deiner Stelle würde nicht weiterreiten«, krächzte er. »Es sei denn, du willst sterben, Bruder.«

Der Ohioman hatte auf seinem weiten Weg nach Westen schon mancherlei Gestalten kennengelernt und auch schon allerlei erlebt, sodass er vorsichtig geworden war. Er wandte sich wieder um, stützte sich mit der Rechten auf die Hinterhand des Pferdes und fragte: »Was wollen Sie?«

Der andere schob den kleinen Finger der linken Hand zwischen seine Zähne und nagte an dem Nagel herum, während er kauend erklärte: »Du solltest wissen, Bruder, dass jeder, der diese schöne Stadt betreten will, seinen Zins zu zahlen hat.«

»Zins? Was soll der Unsinn?«

Da riss der kleine Mann seine stechenden Augen auf und heftete ihren Blick böse auf Farlands Gesicht.

»Das ist kein Unsinn, Bruder. Jeder, der die Stadt betritt, hat die Vorteile, die er da genießt, zu bezahlen.«

»Vorteile, was gibt's denn da für Vorteile?«

»Da gibt es zum Beispiel eine Menge Häuser, in denen man schlafen kann; dann Straßen, durch die man gehen und reiten kann, und natürlich gibt es auch Frauen, die man besuchen kann: St. Louis hat eine Menge zu bieten – es ist eine große Stadt, eine Weltstadt, eine schöne Stadt ...« Das Gesicht des sonderbaren Menschen hatte einen fast abwesenden Ausdruck angenommen. Er blickte an Farland vorbei ins Tal hinunter, nahm den Finger von den Zähnen und deutete zur Stadt herüber. »Ich kannte da mal einen Burschen, der genauso dachte wie Sie. Ich denke, ich sollte Ihnen seine Geschichte erzählen. Er hieß Billie Jackson. Er kam unten aus Tennessee herauf und meinte auch, es wäre Unsinn, dass er hier Stadtzins zahlen sollte. Das war ein großer Fehler, er kam leider nicht mehr dazu, ihn zu bedauern.« Bei diesen Worten huschte ein hässliches Lächeln über das fahle Gesicht des Mannes.

»Ich habe keine Zeit, mir Ihren Unfug anzuhören, Mister«, erklärte Farland und wollte sich abwenden.

»Augenblick!«, kam es da schrill über die Lippen des seltsamen Zinskassierers, und das Sharps-Gewehr wurde mit der Mündung seiner beiden Läufe nach vorne hochgerissen. »Da ist nämlich noch ein Mann namens Penker gewesen, Tony Penker. Er kam aus Virginia. Ein ganz netter Bursche, und sicher war er auch nicht dumm. Aber er machte den gleichen Fehler wie Billie. Sie wissen schon, Billie Jackson.« Wieder kroch das hässliche Lächeln über das verschlagene Gesicht des Banditen.

Im Grunde hätte Farland über diesen seltsamen Kauz selbst nur lachen können. Aber angesichts zweier, mit Schrot gefüllter Läufe, die auf ihn gerichtet waren, gab es nichts zu lachen. »Wie hoch ist der Zins?«, fragte er daher.

»Fünf Dollar.«

»Sie müssen wahnsinnig sein. Fünf Dollar, Mensch! Wo soll ich die denn hernehmen? Wenn jeder, der in die Stadt will, fünf Dollar zahlt ...«

»Die zahlt jeder.«

»Ich nicht.« Jack hatte sich blitzschnell vom Pferd fallen lassen.

Das Sharps-Gewehr brüllte auf, die Geschosse zischten aber glücklicherweise über das Tier hinweg. Farland hätte aber die volle Ladung abbekommen, wäre er im Sattel sitzen geblieben. Er hatte jetzt seinen Revolver in der Hand und erhob sich langsam.

Auch der hagere Mann war aufgestanden. Er hatte entsetzlich krumme Beine, und seine langen Füße standen nach innen. Lächelnd blickte er Farland entgegen.

»Was gibt's denn, Mister? Ich habe da drüben auf einen Krähenfuß geschossen, ein scheußliches Getier. Ich hasse die Viecher.«

Jack ging auf ihn zu.

Da hob der Mann seine Linke bis in Brusthöhe und spreizte die Finger. »Bleiben Sie stehen, Mister. Ich bin nicht gesund«, sagte er, und seine Stimme klang fast weinerlich, und unwillkürlich hielt der Ohioman an.

Dann sagte der Kleine im selben Tonfall: »Mein Name ist Beerbater, Thomas Jerobuam Beerbater. Meine Freunde nennen mich Tom.«

Farland zweifelte daran, dass es Leute gab, die mit einem solchen Menschen befreundet sein konnten.

»Ich habe nun einmal die schwere Aufgabe übernommen, hier Geld zu kassieren. Die Stadt verlangt es, und niemand will die Arbeit leisten. Es ist ganz einfach. Sie werfen die fünf Bucks da auf den Boden, steigen in den Sattel und reiten weiter.«

Ein Lächeln lag auf den Lippen des blonden Hünen vom Eriesee. Er schob den Remington-Revolver zurück in den Lederschuh, stemmte seine kantigen Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf.

»Es ist noch einfacher, Mister Beerbater. Ich werde Ihnen keinen Cent geben und dennoch weiterreiten.«

»Ich würde es Ihnen nicht raten«, hechelte der Wegelagerer, wobei er den Kopf wieder der rechten Schulter zuneigte. »Denken Sie an Billie Jackson und Tony Penker.«

Da wandte Farland ihm den Rücken zu und wollte auf sein Pferd zugehen. Aber das war ganz unzweifelhaft ein Fehler, den er sofort zu bereuen hatte, denn die rechte Hand des »Zinseinnehmers« zuckte zum schweren Knauf seines Armee-Revolvers und zerrte die Waffe aus dem Holster.

Zum dritten Mal klickte es. Jack Farland blieb stehen. Ganz langsam wandte er sich um.

Beerbaters Gesicht war zu einem demütigen, fast unterwürfigen Lächeln erstarrt. Er schob die knochige Linke nach vorne und ersparte sich jedes weitere Wort.

Jack blickte ihn aus harten Augen an.

»Sie müssen verrückt sein, Mensch.«

»Absolut nicht, Bruder. Und du solltest vernünftig sein, wenn du Wert auf dein Leben legst.«

»Na gut«, meinte Farland und wollte mit der rechten Hand in den Gurt greifen.

Da hob Beerbater seinen linken Zeigefinger und bewegte ihn wie ein Schulmeister hin und her.

»Nein, nein. So machen wir das nicht. Du greifst mit der rechten Hand zur Gürtelschnalle, ziehst sie auf und lässt deinen Gurt fallen.«

»Und dann?«

»Dann verschwindest du.«

»All right, wie Sie wollen.«

Farland griff mit der Rechten nach der Gürtelschnalle, zog sie mit einem harten Ruck weit nach links hinüber und tat so, als wollte er den kleinen hakenden Eisenstift aus dem Loch herauslösen, hielt aber urplötzlich mit derselben Hand den Revolver gepackt, warf sich zur Seite und feuerte.

Der Schuss hämmerte Beerbater seinen Revolver aus der Rechten, und eine rote Blutspur zog sich zwischen Daumen und Zeigefinger über die Hand des Banditen.

Jack stand auf, ging auf ihn zu, nahm ihm...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2023
Reihe/Serie Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bill • Caddo Hunter • Hal Warner • Italowestern • Jack Farland • Jack Morton • King-Miller-Rebellen • Old Jed & Jivaro • Revolverheld • Schlitzohr-Halunken • Teufelskerle • Tex Hondo • Western-Hit • Wilder Westen
ISBN-10 3-7517-5447-4 / 3751754474
ISBN-13 978-3-7517-5447-7 / 9783751754477
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