Im Land der Feuerblume (eBook)

Eine Auswanderer-Geschichte - Ausgezeichnet mit dem CORINE Publikumspreis
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
773 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-4370-9 (ISBN)

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Im Land der Feuerblume -  Carla Federico,  Julia Kröhn
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Hamburg 1852: Im Hamburger Hafen begegnen sich die junge abenteuerlustige Elisa und der nachdenkliche Cornelius zum ersten Mal. Ihre Familien wollen das Wagnis eingehen, sich ein neues Leben in Chile aufzubauen. Dabei erhofft sich jeder etwas anderes von dem Land seiner Träume. Bereits auf dem Schiff, das sie in die ferne neue Heimat bringen soll, verlieben die beiden Auswanderer sich. Doch stets scheint dem Glück des jungen Paares etwas im Wege zu stehen: die unerbittliche Natur, die sie vor immer neue Herausforderungen stellt, aber auch Neid und Eifersucht ...

Diese Auswanderer-Geschichte vereint große Gefühle, mitreißende Schicksale und atemberaubende Landschaftsbeschreibungen: »Im Land der Feuerblume« ist der fesselnde Auftakt der Chile-Sage. Der Roman wurde mit dem CORINE-Publikumspreis ausgezeichnet, ins Spanische übersetzt und stand auch in Chile auf der Bestsellerliste.

Alle drei Bände der Chile-Saga von Carla Federico (Julia Kröhn):

Im Land der Feuerblume
Jenseits von Feuerland
Im Schatten des Feuerbaums

eBooks bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p>Carla Federico ist eine österreichische Autorin, die unter anderem Geschichte, Philosophie und Theologie studiert hat und heute als freie Autorin in Frankfurt am Main lebt. Ihre große Leidenschaft fürs Reisen hat sie in zahlreiche Länder geführt, bevor sie sich für einen längeren Aufenthalt in Chile niederließ - dem Land, das sie zu diesem Roman inspirierte.</p> <p>Mehr zu Carla Federico erfahren Sie auf: www.carla-federico.de</p> <p><br></p>

2. Kapitel


Die Tür des kleinen Lochs, in das der Mann sie brachte, quietschte, als er sie hinter sich zuwarf. Der untere Teil war aus schwerem, dunklem Eichenholz gezimmert, in das Würmer kleine Löcher gefressen hatten; oben konnte man durch rostige Gitterstäbe in den Gang starren, in dem sich ähnliche Lagerräume aneinanderreihten.

Wieder quietschte es, als der Mann den schweren Schlüssel im Schloss umdrehte. Kurz hoffte Elisa, er würde ihn dort belassen; so könnte sie später versuchen, durch die rostigen Stangen zu greifen und ihn irgendwie zu erhaschen. Doch der gleiche Gedanke kam – mehrere schnaufende Atemzüge später – auch dem Mann. Wortlos steckte er den Schlüssel ein und trabte von dannen.

»Sie sprechen möglichst schnell mit jemandem von der Commerz-Deputation, ja? Wir sind unschuldig!«, rief Elisa ihm nach. Ihre Stimme war durchdringend, er konnte sie nicht überhört haben, aber er antwortete lediglich mit einem gleichgültigen Schulterzucken und schien erleichtert, dass die leidige Angelegenheit vorerst ausgestanden war.

Elisa sackte gegen eine der Wände, die kalt, feucht und von hauchdünnen Spinnennetzen übersät waren, und kämpfte gegen die Mutlosigkeit an, die über ihre Seele schwappte wie der muffige Geruch ihres Gefängnisses.

Leopold hatte sich gebückt und hob einen klammen und dreckigen Fetzen Stoff auf – vielleicht der kümmerliche Rest eines einstigen Kühlsegels, vielleicht eine der Segeltuchkappen.

»Gib acht!«, rief sie, als sie die Nägel entdeckte, die darunter verstreut lagen und die genauso rostig waren wie das Gitter.

Er trat zurück, schnupperte angewidert. Noch ein anderer Geruch lag in dem Lagerraum, durchdringender als der faulig-salzige Gestank von Meeresbracke.

»Riechst du das auch?«, fragte er. »Was ist das?«

Elisa blickte sich um. Nach den vielen Stunden in der grellen Sonne hatte sie zunächst nicht sonderlich mehr erkannt als Konturen. Nun gewöhnten sich ihre Augen an das trübe Licht.

In der hinteren Ecke standen mehrere Fässer nebeneinander. Eines war umgefallen, und eine dunkle Flüssigkeit troff daraus. Auf dem Boden hatte sich eine klebrige Pfütze gebildet. »Ich glaube, das ist Eisenvitriol. Oder Karbolsäure. Man nutzt es zur Reinigung der Schiffe, vor allem von der Notdurft.«

»Dann wird bald jemand hier auftauchen und das Zeugs holen!«, rief der Junge eifrig. »Bevor das Schiff ablegt, meine ich!«

Elisa nickte; sie wollte den Zweifel nicht eingestehen, der sich in ihr ausbreitete. Nicht nur, dass die Fässer hier leer schienen – das »Zeugs«, wie Leopold es nannte, war also gewiss auch zur Genüge in anderen Lagerhallen vorrätig, weswegen niemand gezwungen sein würde, es von hier zu holen. Obendrein hatte der Gehilfe des Hafenmeisters keinerlei Eile an den Tag gelegt.

Elisa spähte in Richtung der Gitterstäbe; die schlurfenden Schritte des Mannes waren das Letzte gewesen, was sie von dort gehört hatte. Die Geräusche, die vom Hafen kamen – die Stimmen, die kreischenden Möwen, die plätschernden Wellen –, klangen nur gedämpft durch die Holzwände und ließen sich kaum voneinander unterscheiden.

»Heißt du wirklich Leopold?«, fragte sie, um sich abzulenken.

Er zog die Stirn kraus. »Glaubst du, ich lüge?« Er klang gekränkt.

»Dann hätte ich dir wohl kaum geholfen«, beschwichtigte sie ihn hastig.

»Von Helfen kann wohl keine Rede sein, sonst wären wir nicht hier«, meinte er seufzend. »Du hast dich lediglich als meine Schwester ausgegeben – und das war eine Lüge.« Damit hatte er zweifelsohne recht, doch darüber, was diese Lüge ihr eingebracht hatte, wollte sie lieber nicht nachdenken.

»Also ... Leopold ...«, setzte sie an.

»Meine Geschwister nennen mich Poldi.«

»Also ... Poldi ...«

Nachdem er das Tuch wieder hatte fallen lassen, war er steif im Raum stehen geblieben, sichtlich darum bemüht, nichts anzufassen. Nun trat er forsch zur Tür und rüttelte an den rostigen Stäben – vergebens. Als er die Hände wieder zurückzog, waren sie mit roten Streifen übersät.

»Das Schiff legt bald ab«, stellte Poldi fest. Seine Stimme kämpfte mit Panik – und ebendiese stieg auch in ihr hoch, legte sich wie ein Kragen um ihren Hals, der immer enger zu werden drohte und ihr die Luft abschnürte.

Ruhig versuchte sie dagegen anzuatmen.

»Wollt ihr auch nach ... Chile?«, fragte sie.

Sie hatte den Namen des Landes bis jetzt nur sehr selten ausgesprochen, als wäre er zu kostbar, um ihn leichtfertig in den Mund zu nehmen, ja, als verlangten die ungeheuerliche Ferne und die ungeheuerliche Fremde ähnliche Ehrfurcht wie ein Gebet.

Poldi nickte knapp. »Eigentlich haben wir uns für Neu-York entschieden. Der Eider-Hans aus unserem Dorf ist dorthin gegangen. Er hat sogleich Arbeit gefunden, schrieb er in einem Brief. Für die Eisenbahn würde er jetzt arbeiten. Und er verdient so viel, dass er kein hartes Schwarzbrot mehr essen muss. Pasteten kann er sich jetzt leisten, und zwar aus feinstem Weizenmehl.« Er schmatzte genießerisch mit den Lippen, ehe er fortfuhr. »Die Fahrt dorthin dauert auch nur fünfzig Tage, nicht so lange wie nach Chile. Aber mein Großvater reist mit uns. Und er ist weit über sechzig.«

Elisa wusste, was er meinte. In einem der Amtsblätter, die sie und ihre Mutter über Monate sorgfältig durchforstet hatten, war zu lesen gewesen, dass in Nordamerika keine Menschen willkommen waren, die mehr als sechzig Jahre zählten. Doch obwohl in ihrer eigenen kleinen Familie alle im passenden Alter gewesen wären, hatten auch sie sich für Chile entschieden und nicht für Neu-York. Die meisten würden dorthin gehen, hatte ihre Mutter gesagt, und längst seien die Fremden dort nicht mehr so erwünscht wie einst. Die Lobeshymnen auf die neue Heimat, die in den Briefen stünden, müsste man mit Vorsicht genießen. Gar manche Auswanderer hätten von einem Schlaraffenland geschwärmt – und wären nach wenigen Monaten nach Deutschland zurückgekehrt, mit nichts anderem als dem, was sie auf dem Leibe trugen, und nur um eine äußerst missliche Erfahrung reicher.

»Und wer außer deinem Großvater reist sonst noch mit dir?«, fragte Elisa.

Unruhig begann Poldi, in dem engen Raum auf und ab zu gehen.

»Fritz und Lukas, das sind meine Brüder. Die Christl, das Katherl und das Lenerl, das sind meine Schwestern.« Insgesamt drei Söhne!, ging es Elisa durch den Kopf. Wie würde ihr Vater diese Familie beneiden!

Sämtliche Brüder, die ihre Mutter geboren hatte, waren nicht älter als ein Jahr geworden. Jeden Sonntag nach der Messe hatten sie ihr Grab besucht, und jedes Mal beklagte Richard von Graberg, dass er keinen gesunden Stammhalter hatte. Elisa wusste, dass er stolz auf sie war, dass er sie liebte, aber sie hatte immer den Eindruck, dies geschehe, obwohl und nicht weil sie ein Mädchen war und dass er sich insgeheim fragte, warum gerade diese einzige Tochter unter seinen Kindern groß geworden, die Knaben jedoch alle gestorben waren.

Ob er Annelie womöglich auch deswegen so bald nach dem Tod der Mutter geheiratet hatte?

Vor dem Aufbruch nach Chile hatte er wieder laut bedauert, keine Söhne zu haben: Die Regierung des fernen Landes, so hieß es in den Amtsblättern, versprach jedem einwandernden Familienvater Land in der Größe von acht »Cuadras«, wie es hier genannt wurde, das war ungefähr ein Hektar, und obendrein vier weitere für jeden Sohn. Auch die Rationen all dessen, was sie für die Kultivierung des Bodens brauchen würden – Sämereien, Gerätschaften und Ochsen –, fielen reicher aus, wenn Söhne vorzuweisen waren.

Nun, wenigstens alle anderen Rechte und Pflichten waren dieselben: Sechs Jahre würden sie steuerfrei bleiben und vom ersten Tag an als chilenische Bürger behandelt werden, vorausgesetzt sie leisteten den Eid auf die chilenische Verfassung.

Poldi hatte nicht bemerkt, wie sehr die Erwähnung seiner Brüder sie beeindruckt hatte.

»Nach Neu-York hätten wir auch aus einem anderen Grund nicht gehen können«, berichtete er eben. »Weil man nämlich schon vorher das Geld für die Überfahrt hätte aufbringen müssen. Für Chile hingegen gibt’s ein Darlehen von der Regierung. Die wollen uns wirklich gern in ihrem Land haben, nicht wahr?«

Elisa nickte.

»Trotzdem schade!«, rief Poldi. »Ich hätte gerne Pasteten mit Weizenmehl probiert. Was es wohl in Chile zu essen gibt?«

Elisa zuckte mit den Schultern. Ihre Neugierde auf das, was Poldi zu erzählen hatte, nahm merklich ab, nun, da Minute um Minute verrann und es im Gang totenstill blieb. Erneut spähte sie nach draußen.

»Diese Abgeordneten der Commerz-Deputation werden doch kommen und uns freilassen?«

»Natürlich werden sie das!«, erklärte Elisa hastig, und bevor er berechtigten Zweifel...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2023
Reihe/Serie Chile-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anden • Atacamawüste • Auswanderer • Auswanderung • Bestseller Autor • Bestsellerautorin • Bestseller Autorin • Chile • Das Modehaus • Die Gedanken sind frei • Die Welt gehört uns • Familiensaga • Familiensaga Bestseller • familiensaga bücher • Familiensage • Hamburg • Historischer Roman • Inka • Julia Kröhn • junge starke Frau • Magellanstrasse • Pazifik • Saga • Santiago de Chile • Schiffahrt • Sophia Cronberg • Starke Frauen • Südamerika • Tolle Familiensaga
ISBN-10 3-7517-4370-7 / 3751743707
ISBN-13 978-3-7517-4370-9 / 9783751743709
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