Dorian Hunter 123 (eBook)

Schwur in der Opferhalle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5084-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 123 - Neal Davenport
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

»Wir müssen in den Kreis treten«, sagte Olivaro.
Wir pressten uns eng aneinander. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Nachdem alle Tore zur Januswelt unterbrochen waren, konnten die Janusköpfe, die sich auf der Erde aufhielten, nicht zurück in ihre Welt.
Einige Minuten lang geschah nichts. Dann wurden meine Beine auf einmal gefühllos. Sekunden später konnte ich mich nicht mehr bewegen. Angst stieg in mir auf, denn ich fürchtete, dass wir in eine Falle getappt waren.
Irgendetwas explodierte in meinem Hinterkopf. Mein Körper schien in tausend Stücke zu zerplatzen. Dann wurde ich bewusstlos ...

Dorian Hunter hat in der Januswelt all seine magischen Gegenstände verloren. Lediglich noch mit dem Ys-Spiegel bewaffnet, will er nach Indien aufbrechen, um Unga und Donald Chapman zu helfen. Doch um die Reise antreten zu können, muss er nicht nur Olivaro vertrauen, sondern auch dem Chakravartin ...


1. Kapitel


Seit seiner Rückkehr aus der Januswelt konnte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie kein Scheingesicht mehr bilden und auch den Kopf nicht mehr um 180 Grad drehen. Er war gezwungen, ständig sein wahres Gesicht zu zeigen.

Ich trat einen Schritt vom Fenster zurück und zog an der Zigarette, die ich in der Innenhand verborgen hatte.

»Olivaro scheint mit seiner Beschwörung keinen Erfolg zu haben«, stellte ich fest.

Coco legte einen Arm um meine Schulter und blickte aus dem Fenster ins Freie. »Er scheint seine magischen Fähigkeiten verloren zu haben«, meinte sie und blickte mich an. »Ist dir auch aufgefallen, dass von Olivaro keine dämonische Ausstrahlung mehr ausgeht?«

»Das habe ich auch bemerkt«, antwortete ich. »Aber ich bin mir noch nicht klar darüber, ob wir Olivaro trauen dürfen.«

»Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach«, meinte Coco. »Olivaro hat sich geändert, das steht eindeutig fest. Ob er aber jetzt tatsächlich auf unserer Seite steht, das muss er erst beweisen. Wir müssen ihm gegenüber vorsichtig sein.«

Gedankenverloren spielte ich mit dem Ys-Spiegel, der einzigen magischen Waffe, die mir geblieben war. Mein anderes magisches Werkzeug hatte sich in der Januswelt einfach aufgelöst. Vor allem vermisste ich den Magnetstab, mit dem ich weite Entfernungen in wenigen Augenblicken überwinden konnte. Im Tempel des Hermes Trismegistos hätte ich mir diese Gegenstände besorgen können. Doch wie sollte ich von Brasilien aus rasch nach Island gelangen? Außerdem schien es mir wichtiger zu sein, sofort nach Indien zu fliegen, da ich von Mahadev Singh erfahren hatte, dass sich Unga und Don Chapman in Indien aufhielten.

Olivaro hatte uns die Hilfe seiner Dämonendiener angeboten. Sie hätten uns nach Indien bringen können. Doch wie es jetzt aussah, konnte Olivaro nicht einen einzigen seiner Diener rufen.

Ich schob den Ys-Spiegel zurück ins Hemd, trat ans Fenster und blieb stehen.

Olivaro hockte auf dem Boden und wandte mir den Rücken zu. Mit den Händen fuchtelte er in der Luft herum, und er sagte etwas in einer unverständlichen Sprache.

Für einen kurzen Augenblick wurde seine Gestalt in ein fahlgelbes Licht getaucht. Um den magischen Kreis, den Olivaro in den Sandboden gemalt hatte, loderten plötzlich giftgrüne Flammen. Ein dumpfes Beben erschütterte den Boden.

Olivaro stand auf, trat zwei Schritte zurück und hob die Arme über den Kopf. Im magischen Kreis flimmerte es jetzt. Eine schemenhafte Gestalt, die karminrot glühte, fauchte auf. Olivaro schien einen Gasgeist gerufen zu haben.

»Wozu hat er dieses Monster gerufen?«, fragte Coco verwundert.

»Wahrscheinlich ist etwas mit seiner Beschwörung schiefgegangen«, brummte ich und öffnete das Fenster.

Der Gasgeist schrumpfte langsam, und eine halbe Minute später war seine Gestalt deutlich zu erkennen. Er war etwa einen Meter groß und dünn wie eine Bohnenstange. Aus seinem Körper wuchsen seltsam verkrüppelte Arme und Beine, die ständig in Bewegung waren und ihre Form änderten. Der hässliche Schädel war eiförmig, hatte lange, spitz zulaufende Ohren und drei farblose Augen.

»Du hast mich gerufen, Herr«, zischte der Gasgeist.

»Zyto!«, rief Olivaro überrascht. »Ich habe doch Balaam ...«

Der Gasgeist bewegte sich rascher im magischen Kreis. Seine unzähligen Hände griffen nach Olivaro. Dieser sprang zur Seite.

Stirnrunzelnd beugte ich mich aus dem Fenster. Der magische Kreis hätte Zyto zurückhalten sollen. Es hätte ihm nicht gelingen dürfen, seine Arme durch die magische Sperre des Bannkreises zu schieben. Doch es gelang ihm.

»Der Geist geht auf Olivaro los«, sagte ich rasch und trat zur Seite.

Coco blieb neben mir stehen und beugte sich über das Fensterbrett. Ich blickte in ihr mondbeschienenes Gesicht. Das pechschwarze Haar umrahmte ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den hohen Backenknochen und den dunklen, unergründlichen Augen. Ihr Mund stand halb offen, und die oberen Zähne waren zu sehen.

Rasch wandte ich meinen Blick Olivaro zu, der vor den langen Armen des Gasgeistes die Flucht ergriff. Zyto trat einen Schritt näher an den magischen Kreis heran. Dann noch einen. Schließlich verließ er den Kreis.

Zyto stieß ein durchdringendes Lachen aus.

»Du entkommst mir nicht, Olivaro!« Wieder kicherte er. »Du verfügst über minimale magische Fähigkeiten, die mir nichts anhaben können. Ich werde dich töten!«

Olivaro blieb stehen und fixierte seinen Diener, der langsam auf ihn zukam.

»Kannst du das Biest erledigen, Coco?«

Meine Gefährtin nickte leicht. »Olivaro ist völlig hilflos«, flüsterte sie. »Ich will noch warten, bevor ich eingreife. Ich möchte die Gewissheit haben, dass sich Olivaro nicht verstellt.«

Der Gasgeist hatte Coco und mich nicht bemerkt. Dies war ein Zeichen dafür, dass auch er nur über schwache magische Fähigkeiten verfügte. Mit einem solchen Geist hätte Olivaro früher keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Er hätte ihn mit einer Handbewegung erledigt.

Zyto sprang Olivaro an. Seine flammenartigen Arme packten den Januskopf und hoben ihn hoch. Olivaro strampelte verzweifelt mit Armen und Beinen. Doch all seine Bemühungen, sich aus der Umklammerung zu lösen, waren vergeblich. Ein Arm des Geistes presste sich um Olivaros Kehle.

»Hilfe!«, gurgelte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie. »Coco, Dorian, so helft ...«

Coco sprang auf das Fensterbrett und streckte den rechten Arm gegen Zyto aus. Mit dem Daumen tupfte sie rasch zweimal gegen den Zeigefinger, und ihre Lippen bewegten sich leicht. Sie flüsterte einen uralten Bannspruch.

»Lass Olivaro los, Zyto«, sagte Coco.

Der Gasgeist gehorchte augenblicklich. Sanft stellte er Olivaro auf den Boden und blieb ruhig stehen.

Olivaro rieb sich den Hals und kam auf uns zu. »Danke«, sagte er leise.

Coco sprang ins Freie, und ich folgte ihr.

Olivaro wandte den Kopf zur Seite, als wir auf ihn zugingen. Es war ihm sichtlich peinlich, dass wir mit angesehen hatten, wie hilflos er gewesen war. Wäre Zyto ein mächtiger Dämon gewesen, wäre seine Schwäche noch erklärlich gewesen. Doch dass er diesen harmlosen Dämonendiener nicht hatte beherrschen können, stellte ihm ein Armutszeugnis aus. Olivaro stellte keine Gefahr mehr dar. Er war hilflos wie ein neugeborenes Kind.

»Ich muss Zyto töten«, sagte Coco. »Wenn ich ihn freilasse, dann wird er überall erzählen, dass du über keine magischen Fähigkeiten mehr verfügst.«

»Töte ihn«, flüsterte Olivaro. »Du brauchst ihm nur zu befehlen, dass er sich selbst verbrennen soll.«

Coco sah Zyto an und erteilte ihm den Befehl. Aus Zytos Körper schienen Flammen zu schlagen. Sekunden später hatte sich der Gasgeist aufgelöst.

Ich starrte Olivaro nachdenklich an. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was in ihm vorging. Vor gar nicht so langer Zeit war er einer der mächtigsten Dämonen gewesen, den die Welt gekannt hatte. Eine Zeit lang hatte ich ihn für meinen Freund gehalten, doch er war es nie gewesen, denn er hatte seine eigenen Pläne verfolgt und nach Asmodis Tod sein wahres Gesicht gezeigt. Seither waren wir erbitterte Gegner gewesen. Ich hatte mir geschworen, ihn zu töten. Jetzt war er mir hilflos ausgeliefert, doch ich spürte kein Verlangen mehr nach seinem Tod.

»Ich bin ein Schwächling«, flüsterte Olivaro. »Ohne Cocos Eingreifen wäre ich jetzt tot.«

»Vielleicht erhältst du deine Fähigkeiten irgendwann einmal zurück«, sagte ich.

Olivaro schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«

»Wie kommen wir jetzt nach Indien?«, fragte Coco.

»Mit dem Flugzeug«, antwortete ich.

»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte Olivaro und blickte mich an. »Was meinst du?«

»Meine Artgenossen wissen nicht, dass ich mich geändert habe. Ich werde sie täuschen und ihnen vormachen, dass ich noch immer auf ihrer Seite bin. Wenn ich dann noch angebe, dass ihr ebenfalls zu einer Zusammenarbeit mit den Janusköpfen bereit seid, werden sie uns sicherlich helfen. Und der Ys-Spiegel wird der beste Köder sein.«

»Das hört sich recht gut an«, meinte ich. Aber ich blieb misstrauisch.

»Ich muss eine Beschwörung durchführen.«

»Hoffentlich gelingt dir diese besser, Olivaro«, sagte ich skeptisch.

»Sie wird gelingen«, sagte Olivaro zuversichtlich. »Lasst mich bitte eine halbe Stunde allein. Wenn es so weit ist, werde ich euch rufen.«

Wir betraten die Hütte, und ich zündete eine verrußte Petroleumlampe an und setzte mich an den Tisch. Coco nahm mir gegenüber Platz.

Ich hing meinen Gedanken nach und versuchte, die Informationen zu verarbeiten, die mir Olivaro gegeben hatte, nachdem das Monster getötet worden war.

Die Menschen waren für die Psychos auf der Januswelt verantwortlich. Und je zivilisierter und humaner die Menschen wurden, desto...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2023
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5084-3 / 3751750843
ISBN-13 978-3-7517-5084-4 / 9783751750844
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 2,6 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Monsterfrauen

von Rudolph Kremer

eBook Download (2023)
Ruhrkrimi-Verlag
7,99