Das Theater am Park - Ruf der Heimat (eBook)

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2023 | 1. Auflage
416 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2517-0 (ISBN)

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Das Theater am Park - Ruf der Heimat -  Valentina May
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Hannover 1939: Die blinde Pianistin Florentina verlässt Deutschland und flüchtet nach Italien. Auf ihrer Reise lernt sie den begabten Sänger Matteo kennen, der ihr Herz im Sturm erobert. Die Schönheit der Musik verbindet die beiden, und sie verlieben sich ineinander. Doch die dunklen Schatten der Vergangenheit lassen Florentina nicht los und belasten die Beziehung. Nach Kriegsende kehrt Florentina in ihre Heimat zurück. Kann sie das Erbe ihrer Familie aus den Trümmern retten? Und hat ihre Liebe zu Matteo trotz aller Widrigkeiten eine Chance?

Band 3 der Familiensaga um das Theater am Park ist ein bewegender Roman über die Kraft der Liebe, überwältigende Hindernisse und die Hoffnung auf ein besseres Leben.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.





<p><strong>Valentina May</strong> schreibt Liebesromane und Familiensagas. Inspiration findet sie auf Reisen, besonders Schottland und Cornwall haben es ihr angetan. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Bauernhof im Weserbergland. Wenn sie nicht gerade am Schreibtisch sitzt und sich neue Geschichten ausdenkt, pflegt sie ihren verwunschenen Rosengarten oder geht mit ihren Hunden spazieren.</p>

15. November 1938 – Im Zug nach Florenz


Allein in die weite Welt! Florentina konnte es noch immer nicht fassen. Einerseits war es ein wunderbares Gefühl, auf eigenen Füßen zu stehen und sich als Blinde in der Fremde beweisen zu können. Andererseits war ihre Reise überschattet von den vorangegangenen Erlebnissen. Noch immer lief ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinab, wenn sie an die Reichskristallnacht dachte. Der Brandgeruch, die Schreie ... Beides hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis gebrannt.

In Italien würde sie neu beginnen. Eines Tages wollte sie als Pianistin die Konzertsäle Europas füllen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als ihr bewusst wurde, dass ihre Finger auf dem Schoß Mozarts Türkischen Marsch spielten.

Italien war ihre Chance, losgelöst von der familiären Fürsorge, die ihr die Luft zum Atmen nahm.

Du kannst die Erinnerungen nicht verdrängen, auch wenn du es dir noch so sehr wünschst.

Florentina lehnte den Kopf zurück und dachte an Tante Linas Haus. Draußen und drinnen hatte es immer so wunderbar nach Basilikum, Oregano, Salbei und Rosmarin gerochen. An lauen Abenden waren im Garten die Zikaden zu hören. Im Schoß von Tante Linas Familie hatte sie viele glückliche Stunden erlebt. Trubel und Gelächter beherrschten deren Familienleben. Während es zu Hause immer steif bei den Mahlzeiten zugegangen war, redeten bei ihrer Tante alle durcheinander. Cousine Gianna und Onkel Federico lieferten sich bei Tisch stets einen verbalen Schlagabtausch, der alle zum Lachen brachte. In ihrer Mitte, so hoffte Florentina, würde sie ihren Seelenfrieden wiederfinden. Keine Furcht vor den Nazis und deren Repressalien oder davor, dass sie das Theater schließen würden. Nach der Reichskristallnacht hatte sie sich nicht mehr allein aus dem Haus gewagt. In dieser Nacht war sie ... nicht dran denken. Florentina summte leise vor sich hin, um sich abzulenken. Schwere Schritte auf dem Gang vor dem Abteil ließen sie verstummen. Die Tür wurde aufgeschoben.

„Grüß Gott. Ihre Fahrkarte bitte, Fräulein.“

Die Stimme des Schaffners klang ungeduldig. Florentina zog vorsichtig das Ledertäschchen unter ihrem Gürtel hervor, in dem sie die Fahrkarte aufbewahrte, und reichte sie ihm.

„Ah, Florenz. Der Blick vom Ponte Vecchio über den Arno ist atemberaubend.“

Sie lächelte. Ihr Gegenüber schien nicht bemerkt zu haben, dass sie blind war. Als sie die Brille abnahm, spürte sie, wie er zusammenzuckte. Ihr Vater hatte diese spezielle Brille mit getönten Gläsern für sie anfertigen lassen.

„Oh, Verzeihung. Ich wusste nicht ...“ Sie hörte an seinem Tonfall, wie unangenehm es ihm war.

„Dass ich blind bin? Natürlich werde ich mir die Stadt ansehen. Auf meine Art.“

Mit ihren Händen würde sie jeden Stein ertasten, mit ihrer Nase den Geruch der Stadt aufnehmen und mit den Ohren jedes Geräusch erfassen. Jede Stadt besaß eine eigene Geräuschkulisse, einen einzigartigen Geruch. Durch ihre Sinne kehrte Farbe in ihre Dunkelheit ein und half ihr, sich zurechtzufinden.

„Ja, ja, verstehe.“ Rasch drückte er ihr die Fahrkarte in die Hand und verließ das Abteil. Tante Linas Familie hatte sie nie wie eine Blinde behandelt, sondern ihren Fähigkeiten vertraut. Wenn sie allerdings an ihr bevorstehendes Vorspiel am Konservatorium dachte, klopfte ihr Herz Takte schneller. Sie musste fehlerfrei und ausdrucksstark spielen, wenn sie ein Stipendium erhalten wollte. Das Lampenfieber war ihr Gegner. Sie wollte den Eltern beweisen: Seht her, ich habe es geschafft. Allein.

Sie hatte viel über das Florenzer Conservatorio gehört. Die Erwartungshaltung der Dozenten an die Stipendiaten war hoch. Viele bekannte Musiker hatten dort studiert. Sie musste nicht nur die Aufnahme schaffen, sondern auch genügend Durchhaltevermögen und Disziplin beweisen.

Der Zug beschleunigte das Tempo. Sie hörte das Rattern der Räder auf den Schienen und den immer schneller werdenden Auspuffschlag der Dampflok.

Rauch drang durchs geöffnete Fenster und trug Rußpartikel mit sich, die nicht nur in ihrem Hals kratzten, sondern auch auf die Kleidung rieselten. Berta hatte ihr extra dafür eine Bürste eingesteckt. Bevor es schlimmer wurde, schloss sie rasch das Fenster. Anschließend klopfte sie den Rußstaub aus der Kleidung. Wenn sie mit dem Zug gefahren war, hatte Violetta stets darauf bestanden, das Fenster geschlossen zu halten. Florentina wurde das Herz schwer. Sie vermisste ihre Zwillingsschwester schon jetzt. Florentina faltete die Hände.

Gott lege deine schützende Hand über sie und Hans, dass sie England gesund erreichen.

Als sie sich wieder setzte, verspürte sie plötzlich wieder diesen stechenden Schmerz in ihrem Leib, der seit Tagen zu ihrem ständigen Begleiter geworden war. Er überfiel sie aus heiterem Himmel, bevor er genauso schnell wieder verschwand. Gegen den Schmerz half ihr oft das Atmen. Sie versuchte, sich so gut wie möglich zu entspannen. Das hatte ihr die Mutter beigebracht. Heute ebbte der Schmerz bereits nach wenigen Atemzügen ab. Erleichtert sank sie gegen das Polster. In Florenz würde es ihr besser gehen.

Morgen würde sie ihr Ziel erreichen. Tante Lina und Gianna hatten versprochen, sie vom Bahnhof abzuholen. Florentina freute sich sehr, die beiden wiederzutreffen. Bis dahin musste sie die Zeit im Zug totschlagen. In ihrem Gepäck befanden sich ein paar Geschicklichkeitsspiele für die Finger und ein Buch in Blindenschrift. Florentina war froh, dass ihr Vater das Abteil für sie allein gebucht hatte.

Sie lehnte ihren Langstock ans Fenster. Zärtlich strich sie über den glatt polierten, runden Knauf. Ein Geschenk ihres Vaters, nachdem sie ihren alten in der Reichskristallnacht verloren hatte. Florentina lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.

Das gleichmäßige Rattern des Zuges machte sie schläfrig. Sie wollte nicht einschlafen, weil sie sich vor Albträumen fürchtete. Trotz aller Bemühungen, wach zu bleiben, verlangte die Natur ihr Recht, und sie schlummerte ein.

Wieder quälte sie der Albtraum. Darin irrte sie in der Reichskristallnacht hilflos vor ihren Verfolgern durch Hannover. Die SS-Männer hatten ihr den Langstock aus der Hand gerissen und zerbrochen.

„Gutes Anzündholz!“, hatte einer von ihnen gerufen.

Die Hitze des Feuers brannte auf ihrem Gesicht. Florentina wusste nicht, wo sie war und wie sie nach Hause kommen konnte. Immer wieder stieß sie gegen einen Zaun oder eine Straßenlaterne. Das Keuchen ihres Verfolgers kam näher. In Panik rutschte sie auf Knien übers Pflaster. Ihr Verfolger lachte. Es bereitete ihm Spaß, sie kriechen zu sehen.

„Du entkommst mir nicht.“

Er roch nach Alkohol.

Warum kam ihr niemand zu Hilfe? Florentina stieß gegen eine Bank. Warum hatte sie nicht auf ihren Vater gehört und sich mit ihrer Freundin Hannah vom Chauffeur fahren lassen?

Vielleicht besaß die Bank eine Gravur, die sie kannte. Im selben Augenblick, als sie sich daran hochzog, packte er sie grob an der Schulter.

Ihr Schrei wurde von einer Hand erstickt. Vor lauter Angst war sie wie gelähmt. Das heisere, kehlige Lachen des Fremden bescherte ihr einen eisigen Schauer. Sie begann, um sich zu schlagen.

„Fräulein ... aber Fräulein, beruhigen Sie sich doch.“

Nur träge drang die Stimme in ihr Bewusstsein. Er hielt ihre Arme fest.

„Sie sind ja wie von Sinnen! Ich will Ihnen doch nichts!“

Das war nicht die Männerstimme ihres Peinigers. Sie hörte auf, sich zu wehren, ließ die Arme sinken.

„Wer ... wer sind Sie?“, fragte sie verschlafen.

„Der Schaffner.“

„Der Schaffner?“ Langsam dämmerte es ihr wieder. Natürlich! Sie saß im Zug nach Florenz und musste trotz des Vorsatzes eingeschlafen sein.

„Sind wir denn schon da?“

„Nein, aber Sie müssen bald umsteigen. Wir erreichen gleich München.“

Florentina nickte. „Ja, danke. Bitte verzeihen Sie, ich habe schlecht geträumt.“

„Hm. Schon gut. Bitte ziehen Sie Ihren Mantel an. Ich komme gleich zurück und begleite Sie zur Tür. Halten Sie sich gut fest, wenn der Zug bremst.“

„Danke.“ Florentina tastete nach ihrem Mantel, den sie neben sich an den Haken gehängt hatte.

Kaum hatte sie ihn übergestreift, kehrte der Schaffner zurück. Sie griff nach ihrem Langstock und hörte das Ächzen des Mannes, der ihr Gepäck von der Ablage hievte. Er drückte ihr ein Lederband in die Hand. „So können Sie mir besser folgen.“

Ihre Finger schlossen sich fest um das Leder.

Auf dem Bahnsteig blies ein scharfer Wind, dass sie fröstelte. Das Lederband umklammernd, ließ sie sich vom Schaffner zum anderen Gleis ziehen. Es ging eine Treppe hinunter und eine wieder hinauf. Auf dem Bahnsteig stank es nach Ruß und Urin, dass ihr Magen rebellierte.

„Moment bitte.“ Der Schaffner hielt an und ließ das Lederband los.

„Fassen Sie bitte meine Hand, Fräulein.“

Florentina...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2023
Reihe/Serie Die Geschichte einer Künstlerfamilie in Hannover
Die Theater-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehung • dramatisch • Erbe • Familiengeheimnis • Familienromane 1940 • Familiensaga • Florenz • Flucht • Glück • historische Saga • Hoffnung • Italien • Klavier • Krieg • Liebe • Musik • Romane für Frauen • Saga • Schicksal • Starke Frauen • Theater • Weltkrieg
ISBN-10 3-7517-2517-2 / 3751725172
ISBN-13 978-3-7517-2517-0 / 9783751725170
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