Jenseits von Feuerland (eBook)

Zwei Frauen und der Kampf um Freiheit und Liebe
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-4371-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jenseits von Feuerland -  Carla Federico,  Julia Kröhn
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Punta Arenas 1881: In der südlichsten Stadt der Welt kämpfen zwei sehr unterschiedliche Frauen um ihre Zukunft und ihre Freiheit - und um die Liebe: Emilia, die Tochter deutscher Auswanderer, flieht von zu Hause, um einem dunklen Familiengeheimnis zu entkommen. Die zurückhaltende Rita hingegen hat einen ganz anderen Wunsch: Sie will von den Chilenen als Weiße anerkannt werden, denn sie ist die Tochter einer Weißen und eines Mapuche und wird deshalb brutal verfolgt. Im sturmgepeitschten Patagonien entscheidet sich das Schicksal der beiden Frauen.

Große Gefühle und atemberaubende Landschafen: »Jenseits von Feuerland« ist der zweite Teil der dramatischen und emotionalen Auswanderer-Saga von Bestsellerautorin Julia Kröhn.

Alle drei Bände der Chile-Saga von Carla Federico (Julia Kröhn):

Im Land der Feuerblume
Jenseits von Feuerland
Im Schatten des Feuerbaums

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<p>Carla Federico ist eine österreichische Autorin, die unter anderem Geschichte, Philosophie und Theologie studiert hat und heute als freie Autorin in Frankfurt am Main lebt. Ihre große Leidenschaft fürs Reisen hat sie in zahlreiche Länder geführt, bevor sie sich für einen längeren Aufenthalt in Chile niederließ - dem Land, das sie zu diesem Roman inspirierte.</p> <p>Mehr zu Carla Federico erfahren Sie auf: www.carla-federico.de</p>

1. Kapitel


Die junge Frau rannte um ihr Leben.

Trotz allem, was geschehen war, fand sie die Kraft, zu fliehen und ihre Schmerzen zu ignorieren – es waren schreckliche Schmerzen. Ihr Körper war über und über von Kratzern, Schrammen und blauen Flecken übersät. Ihre Füße brannten, als hätte sich ihre Haut aufgelöst und als würde sie auf rohem Fleisch laufen. Ihr Kopf dröhnte, ihre Kehle schien zu zerbersten. Und dennoch hielt sie nicht inne, legte vielmehr an Tempo zu und wurde erst dann langsamer, als der Durst übermächtig wurde. Als sie ein Rauschen hörte, blieb sie erstmals stehen und hob den Kopf.

Das Rauschen stammte von einem kleinen Fluss, dessen Wasser in der Sonne türkis funkelte. Sie wankte darauf zu, doch ehe sie ihn erreichte, verfingen sich ihre Füße im Gestrüpp; sie stolperte, verlor die Balance, fiel auf trockene Erde. Ächzend und mit geschlossenen Augen robbte sie weiter, zerkratzte sich die Hände noch mehr, schürfte sich die ohnehin blutigen Knie weiter auf. Unbarmherzig brannte die Sonne auf sie herab.

Durst, sie hatte so schrecklichen Durst, und das Wasser, es war doch so nah!

Aber sie konnte es nicht erreichen – noch nicht. Immer wieder wurde sie von ihrem ausgelaugten Körper gezwungen, liegen zu bleiben, und jedes Mal fürchtete sie, von alles vernichtender Schwärze überwältigt zu werden. Doch sie gab nicht auf, robbte weiter, und endlich tauchten ihre Finger in das kühle Nass. Die Spitzen ihres langen schwarzen Haars fielen hinein, die Strömung spielte mit ihnen, und schließlich versenkte sie ihren ganzen Kopf im Fluss, öffnete den Mund und ließ das kalte Wasser einfach hineinfließen. Während sie mit Mühsal schluckte, fühlte es sich an, als würden kleine Messer in ihre Brust schneiden, aber zugleich kehrten neue Lebenskräfte in ihren geschundenen Körper zurück.

Prustend tauchte sie nach einer Weile wieder auf. Das nasse Haar hing über ihr Gesicht. Sie strich es zurück, starrte auf den Fluss, der verschwommen ihr Spiegelbild reflektierte – und erkannte sich nicht wieder. War das ihr Gesicht, ihr Körper, ihre Hände, die sie nun ausstreckte, um sich zu waschen, um ihre blutigen Füße zu betasten und Dornen und Stacheln herauszuziehen?

Sie war sich fremd geworden, wusste nicht mehr, wie sie aussah, wer sie war, und sie wusste auch nicht mehr, wie sie hieß.

»Mein Name«, fragte sie laut in die Stille, »wo ist mein Name geblieben?«

Nachdem sie sich notdürftig gereinigt hatte, blieb sie steif sitzen. Die Luft wurde kühler, das Haar trocknete im Wind. Plötzlich zuckte sie zusammen und blickte sich ängstlich um. Ein Geräusch war erklungen, ganz nah an ihrem Ohr – Hufgetrampel, Gelächter, Stimmen, ein Schuss, das Klirren von Säbeln. Sie duckte sich unwillkürlich, sah sich schnell nach einem Versteck um.

Sollte sie versuchen, zu den kümmerlichen, verdorrten Bäumen dort hinten zu laufen? Oder sich einfach ganz flach auf den Boden legen und hoffen, dass die Farbe ihres Wollkleides mit der der Erde verschmolz und die Reiter nicht auf sie achten würden? Allerdings – wenn diese das glitzernde Wasser sahen, würden sie gewiss rasten und trinken. Sie würden sie sofort entdecken, und dann würden sie sie töten. Daran bestand nicht auch nur der geringste Zweifel.

Sie lauschte wieder, hob schließlich vorsichtig den Kopf; das Hufgetrampel klang zwar näher, aber noch war niemand zu sehen. Rasch sprang sie auf, unterdrückte einen Schmerzenslaut, als sich Steinchen in die blutigen Fußsohlen gruben, und wankte zu den Bäumen. Die Äste reichten bis zur Hüfte, sie konnte mühelos auf die niedrigen klettern und sich von dort aus weiter hinaufziehen. Doch der Baum war kahl und bot nicht sonderlich viel Schutz vor Blicken. Wenn nur einer der Soldaten zufällig den Kopf hob, war es um sie geschehen. Er würde sie erschießen, wenn sie viel Glück hatte, mit seinem Säbel aufspießen, wenn sie ein wenig Glück hatte, oder ihr Kleid zerfetzen, ihr ins Gesicht schlagen und sie schänden, wenn sie gar kein Glück hatte.

Das Geäst knirschte, sie war sich nicht sicher, ob es nicht zu morsch war, um ihrem Gewicht standzuhalten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Soldaten kamen um die Ecke, deuteten auf das Wasser, ritten darauf zu. Ein Kondor zog am blauen Himmel seine Kreise, warf seinen Schatten auf sie.

Die Soldaten sprangen von den Pferden, stürzten auf das Wasser zu, johlten lustvoll, als es ihre trockenen Kehlen nässte. Wahrscheinlich wuschen sie sich ihre blutigen Hände darin. Es musste viel Blut sein. Sie hatten so viele getötet.

Die Soldaten waren am helllichten Tag in der Mission eingefallen, als die junge Frau und ihre Familie gerade beim Essen zusammengesessen waren. Ihre Mahlzeit war wie immer einfach, aber reichlich ausgefallen: Es hatte gekochte Bohnen und Kichererbsen gegeben, flache, noch heiße und krosse Fladen sowie Nüsse der Pinienbäume, die die Größe von Datteln hatten.

Sie leckte sich über die trockenen Lippen und schluchzte auf, als sie daran dachte, dass es für alle, mit denen sie gegessen hatte, die letzte Mahlzeit gewesen war.

Ihre Großmutter war tot.

Ihr Vater auch.

Die Soldaten, die wie aus dem Nichts gekommen waren, hatten die ganze Mission ausgerottet. Sie hatte als Einzige überlebt.

Die Soldaten stapften knietief ins Wasser, spritzten sich lachend nass.

Sie hielt den Atem an, während sie sie beobachtete, und umkrampfte den Ast so fest, dass sich die Rinde in ihre Handinnenfläche bohrte. Doch der Schmerz war so nichtig – gemessen an ihrer Todesangst. Ja, sie hatte Todesangst. Sie wusste nicht mehr, wie sie hieß, sie wusste nicht, wie sie ohne ihre Familie in einer grausamen Welt bestehen sollte, in der Soldaten wahllos mordeten. Aber sie wusste, dass sie leben wollte.

Irgendwann hatten die Soldaten ihren größten Durst gelöscht und sich ausreichend gewaschen, doch sie machten nach wie vor keine Anstalten, wieder auf ihre Pferde zu steigen und weiterzureiten. Einer der Männer schichtete Steine und Holz aufeinander, um ein Lagerfeuer zu entzünden, ein anderer spießte etwas auf seinen Säbel auf und hielt es über die Flammen. Aus der Ferne sah es aus wie Trockenfleisch.

Die junge Frau würgte. So viele Menschen hatten diese Soldaten heute getötet – und trotzdem war ihnen der Appetit nicht abhandengekommen. Trotzdem konnten sie lachen. Ja, sie lachten laut und aus vollem Halse.

Zunächst verstand sie nicht, was sie derart amüsierte. Später – die Rinde hatte sich so tief in ihre Hand gebohrt, dass Blut den Baumstamm herunterperlte – trug der Wind einige Sätze zu ihr. Sie lauschte erschaudernd – und fassungslos. Denn es waren ausgerechnet ihre heutigen Opfer, über die sie grölend spotteten.

»Habt ihr den dummen Pfaffen gesehen?«, rief einer. »Er hat sich tatsächlich vor die Wilden gestellt, um sie zu schützen!« Er klopfte sich vor Belustigung auf die Schenkel, ein anderer dagegen schüttelte den Kopf. »Was für ein Narr muss er gewesen sein, dass er sein Leben für ein paar Rothäute hergab«, meinte er verächtlich.

Die Frau schluckte schwer. Die Menschen, die der Soldat verächtlich Rothäute nannte, waren sie selbst, ihre Familie, ihr ganzer Stamm. Und der Pfaffe war niemand anderer als Bruder Franz.

Tränen stiegen auf, als sie sich erinnerte, wie er gestorben war. Er war als Erster dieser Meute zum Opfer gefallen. Furchtlos hatte er sich den Soldaten entgegengestellt und das Kreuz hochgehalten, das er ansonsten über seiner Brust trug. Es hatte ihm keinen Schutz geboten. Gewehrsalven hatten ihn niedergemäht, hatten diesem langen, abenteuerlichen Leben so schnell und blutig und unbarmherzig ein Ende gesetzt. Im Jahr 1848 war Pater Franz mit den ersten Kapuzinern nach Chile gekommen, um die Mapuche zu evangelisieren – nicht aufdringlich oder gar gewalttätig wie andere Priester, sondern behutsam und freundlich. Nach und nach hatte er das Gespräch mit den Kaziken, den Stammesoberen, gesucht, hatte sich den Sitten der Mapuche angepasst, hatte mit ihnen nicht nur Lebenserfahrung, sondern auch Essen und Kleidung getauscht – und hatte irgendwann vorsichtig Freundschaft geschlossen. Er hatte bei ihnen gewohnt, seine Mission gegründet – und hatte nun sterben müssen wie ein wildes Tier.

Die junge Frau biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschluchzen. Tonlos formten ihre Lippen seinen Namen, und sie sprach eines seiner Gebete, die er sie gelehrt hatte.

Er hatte gewusst, dass Gefahr drohte, hatte mehrfach sorgenvoll erwähnt, dass die chilenische Regierung darauf aus war, Araukanien zu unterwerfen – das Gebiet der Mapuche, der Ureinwohner Chiles. Doch es war für ihn undenkbar gewesen, sich selbst in Sicherheit zu bringen und seine Mission im Stich zu lassen.

»Wie kann man sich nur einbilden, man könne die Wilden bekehren?«, spottete nun einer der Soldaten. »Man kann auch Tiere nicht taufen, warum also Rothäute?«

»Unmöglich, sie zu zivilisieren«, pflichtete ihm ein zweiter bei. »Bockig sind...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Reihe/Serie Chile-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anden • Atacamawüste. • Auswanderer • Auswanderung • Bestseller Autor • Bestsellerautorin • Bestseller Autorin • Chile • Das Modehaus • Die Gedanken sind frei • Die Welt gehört uns • Familiensaga • Familiensaga Bestseller • familiensaga bücher • Familiensage • Hamburg • Historischer Roman • Inka • Julia Kröhn • junge starke Frau • Magellanstrasse • Pazifik • Saga • Santiago de Chile • Schiffahrt • Sophia Cronberg • Starke Frauen • Südamerika • Tolle Familiensaga
ISBN-10 3-7517-4371-5 / 3751743715
ISBN-13 978-3-7517-4371-6 / 9783751743716
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