Eine mörderische Gesellschaft (eBook)

Ein neuer Fall für Mitchell und Markby

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
367 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4773-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine mörderische Gesellschaft -  Ann Granger
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Superintendent Alan Markby und seine Frau Meredith wollen sich gerade zur Nachtruhe begeben, als sie von einem Besucher gestört werden. Callum Henderson ist auf dem örtlichen Friedhof über eine Leiche gestolpert. Eine frische. Alan begleitet ihn zur Fundstelle und findet rasch Hinweise darauf, dass sie es mit einem Mordfall zu tun haben. Während Alan und sein Team ermitteln, wächst in Meredith die Überzeugung, dass etwas Entscheidendes übersehen wurde. Doch nichts kann die beiden darauf vorbereiten, was tatsächlich hinter dem Verbrechen steckt. Die Lösung ist schockierend ... und gefährlich.



Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Zudem schreibt sie an der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Serie, die im viktorianischen England spielt.

Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Zudem schreibt sie an der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Serie, die im viktorianischen England spielt.

Kapitel eins


Februar 2005

Alan Markby hatte schon lange erkannt, dass Fremde, selbst die ehrlichsten Bürger, zu spüren schienen, dass er zur Polizei gehörte. In der Regel brauchten sie etwa fünf Minuten unverfänglichen Geplauders, dann änderte sich, fast unmerklich, ihr Verhalten. Gauner jeglicher Art kapierten es schon von Weitem und hielten sich von ihm fern, aber das war zu erwarten. Das Merkwürdige war jedoch, dass selbst die Unschuldigsten nach einer Weile ein wenig verschlagen auszusehen begannen. Das war ein echter Dämpfer für unbeschwerte Unterhaltungen bei Umtrunken. Vielleicht dachten die Leute, er rechne im Geiste nach, wie viel Wein sie hinuntergekippt hatten. Trotzdem war es ein ziemlicher Schock, für einen Geistlichen gehalten zu werden.

Es war spät an einem Samstagabend; es klingelte an der Haustür, und als er öffnete, sah er eine zierliche Frau in einem wasserabweisenden Steppmantel und einer gehäkelten Beanie-Mütze. Sie schaute ihn ängstlich aus der frühen Dämmerung eines Februarabends an.

»Sind Sie der Pfarrer?«, fragte sie hoffnungsvoll.

»Nein«, sagte Markby. »Tut mir leid, aber der Pfarrer wohnt nicht mehr hier.«

Ihre Miene zeigte Bestürzung. »Aber ich muss mit ihm reden! Wo ist er denn hin? Wenn Vater Holland nicht mehr da ist, dann müssen Sie sein Nachfolger sein!«

»Nein, soweit ich weiß, ist Reverend Holland immer noch der Pfarrer dieser Gemeinde. Aber die Kirchenbehörden haben ihm ein neues Haus zugewiesen. Ich kann Ihnen eine Telefonnummer geben, wenn es dringend ist.«

Sie nahm sich ein oder zwei Augenblicke Zeit, um diese Information zu verarbeiten, bevor sie das Angebot ablehnte. »Aber das ist doch das Pfarrhaus!« Ihr Tonfall war eine Mischung aus Eigensinn und Verwirrung.

»Nun, es war das Pfarrhaus. Die Kirche beschloss, es zu verkaufen. Man fand, der Pfarrer wäre in einem neueren Stadtteil mit mehr Einwohnern besser aufgehoben. In dieser Gegend gibt es jetzt hauptsächlich gewerblich genutzte Räume, und heutzutage wohnen die Leute nicht mehr wie früher über den Läden.«

Warum in aller Welt erklärte er das alles? Eine kühle Brise strömte ins Haus und verdrängte mit beängstigender Geschwindigkeit die wärmere Luft. Hinter seiner Besucherin rauschten in der Düsternis des Winterabends die Bäume auf dem alten Kirchhof. Er wurde inzwischen nicht mehr für Bestattungen genutzt; diese fanden auf dem sogenannten neuen Friedhof statt. Das Knarren und Rascheln der Bäume erschien Markby wie die Stimmen der längst Verstorbenen, die mit klagenden Rufen wissen wollten, warum sie von der modernen Welt ignoriert wurden. Aber für einige Menschen entwickelte sich die Welt nicht weiter, oder nur viel langsamer. Die Haltung der Besucherin deutete darauf hin, dass sie an einem in Ehren gehaltenen Glauben festhielt und nicht eher von seiner Türschwelle weichen würde, bis er einen Geistlichen präsentierte. Ihre nächsten Worte bestätigten dies.

»Sie müssen etwas mit der Kirche zu tun haben!« Sie zeigte jetzt Anzeichen von Verzweiflung. »Sonst würden Sie nicht in einem Pfarrhaus wohnen, selbst wenn der Gemeindepfarrer ausgezogen ist!«

»Bedaure, nein. Ich bin nicht einmal Laienprediger. Ich bin Polizeibeamter.«

Das glaubte sie offensichtlich nicht. »Ich will keinen Polizisten. Außerdem sehen Sie auch nicht wie ein Polizist aus. Sie sind zu alt«, schloss sie unfreundlich.

»Das macht der Stress in diesem Beruf«, erklärte Markby, »er hat mich schneller altern lassen. Aber ich bin Superintendent Markby und leite die hiesige Kripo. In einem Jahr werde ich in den Ruhestand gehen, aber in der Zwischenzeit stehe ich hier. Wie Martin Luther.«

»Martin Luther!«, rief sie aus. »Was hat der damit zu tun?«

»Eigentlich nichts«, gab er zu.

»Und warum haben Sie dann –?«

Zum Glück kam in diesem Moment seine Frau Meredith, um zu sehen, warum er so lange brauchte, und ihn zu fragen, ob ihm klar war, dass die kalte Luft das Haus erfüllte und die geschätzte Wärme verdrängte.

»Diese Dame möchte den Pfarrer sprechen«, erklärte Markby.

»Hast du ihr eine von James’ Visitenkarten gegeben?«

»Noch nicht«, gestand er kleinlaut.

»Aber warum denn nicht? Hier!« Meredith fischte eine kleine weiße Karte aus einer Schale auf dem Tisch im Flur und reichte sie Alan, der sie der Besucherin gab. Die Frau beäugte sie misstrauisch, bevor sie sie entgegennahm und im spärlichen Licht begutachtete.

»Ich habe meine Brille nicht dabei«, murmelte sie verärgert. »Es hat keinen Sinn, mir etwas zu lesen zu geben. Schon gar nicht bei diesem Licht!«

»Das ist die neue Adresse und Telefonnummer des Pfarrers. Er hat uns einen Vorrat an Visitenkarten hinterlassen, als er ausgezogen ist, für den Fall, dass jemand nach ihm fragt.«

Die Besucherin deutete mit der Karte auf das Holzschild, das neben der Eingangstür an der Mauer angebracht war. »Dort steht immer noch, dass es das Pfarrhaus ist!«

»Nein«, widersprach Meredith. »Das ist ein neues Schild. Dort steht ›Das Alte Pfarrhaus‹. Das neue Pfarrhaus ist dort, wo es auf der Karte steht, die ich Ihnen gerade gegeben habe.«

Die Besucherin war nicht besänftigt. »Es sollte gar nicht draufstehen, dass es das Pfarrhaus ist, wenn es nicht das Pfarrhaus ist!« Einen Moment lang schien sie in Tränen ausbrechen zu wollen; dann drehte sie sich um und hastete ohne ein weiteres Wort in den Abend davon.

»Kommen Sie nicht wieder!«, brummte Markby, als er die Haustür schloss.

»Vielleicht hätten wir kein ehemaliges Pfarrhaus kaufen sollen.« Meredith stand im Flur und blickte auf die Tür. »Zumindest keins, das gerade erst aufgegeben und verkauft worden ist. Viele Leute denken wahrscheinlich immer noch, dass es das Pfarrhaus ist.«

»Deshalb hat James ja die Visitenkarten hiergelassen.«

Meredith sah immer noch besorgt aus. »Vielleicht sollten wir das Namensschild abnehmen, wenn es die Leute verwirrt. Das Haus irgendwie anders nennen. Ich hoffe, es geht ihr gut«, fügte sie hinzu.

»Dieser Frau? Warum sollte es ihr nicht gut gehen? Wir müssen doch das Haus nicht umbenennen, nur weil sich jemand nicht die Mühe macht, das Schild richtig zu lesen!«

»Ach, komm schon! Sie war eindeutig wegen irgendetwas aufgewühlt. Sie schien eine achtbare Person zu sein, und in ihrer Welt muss es fast Schlafenszeit sein.«

»Worum es auch geht«, erwiderte ihr Mann, »sie sucht geistlichen Beistand, und ich bin nicht befähigt, damit zu dienen. Das ist nicht Sache der Polizei.« Er holte tief Luft und schloss mit den Worten: »Und unsere auch nicht.«

Doch damit lag er falsch, und zwar in beiderlei Hinsicht.

*

Callum Henderson hätte sich selbst nicht für einen abergläubischen Menschen gehalten. Er machte sich keine Sorgen wegen schwarzer Katzen, die ihm über den Weg liefen, oder gekreuzter Tafelmesser oder ähnlichem Unsinn. Seine Oma war da allerdings ganz anders gewesen; sie hatte lauter solche Sachen im Kopf gehabt. Als Kind hatte er zum Beispiel mehrmals beobachtet, wie sie sich eine Prise Salz über die Schulter warf, nachdem sie eine winzige Menge davon verschüttet hatte.

Das war ihm falsch vorgekommen, denn es passte überhaupt nicht zu ihrer wiederholten Anweisung, Abfall zu vermeiden. Also hatte er, nur um es richtig zu verstehen, gefragt: »Warum hast du das gemacht?«

Zurück kam die Antwort: »Um den Teufel zu blenden. Er steht hinter mir.«

»Warum steht er hinter dir?«, hatte er als Nächstes wissen wollen. Eine logische und direkte Frage, wie sie kleine Kinder oft stellen. Wie üblich hatte Großmutters Antwort keinen Moment auf sich warten lassen; ihr Denken folgte einer geraden Linie und wich nie davon ab.

»Er steht hinter jedem von uns. Er ist an meiner Schulter, an deiner Schulter, an jedermanns Schulter.«

Callum war bereits klar, dass Erwachsene gerne Vorschriften machten und keinen Widerspruch mochten, aber das erschien ihm so unmöglich, dass er es ausdiskutieren musste. »Er ist nur einer, also kann er nicht hinter jedem sein. Da müsste er ja ständig von einer Person zur nächsten rennen!«

»Hinter jedem!«, erwiderte seine Großmutter bestimmt. »Der Teufel ist überall!« Mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu: »Und er kann in jeder Gestalt erscheinen.«

In diesem Moment war seine Mutter in die Küche gekommen und hatte sich empört. »Um Himmels willen, Mama! Du machst dem Kind eine Heidenangst! Er wird heute Abend nicht ins Bett gehen wollen!«

Seine Mutter und seine Großmutter hatten oft Streit, und der junge Callum hatte nicht gewollt, dass es zu einem weiteren kam. Also mischte er sich ein: »Bei mir ist alles in Ordnung. Über meinem Bett hängt ein Bild von Maria mit dem Jesuskind, also wird der Teufel schon wegbleiben!«

Das war der Moment, als seine Großmutter ihn umarmte, in Tränen ausbrach und erklärte, das Kind sei für das Priesteramt bestimmt.

»Unsinn!«, sagte seine Mutter energisch. Und an ihren Sohn gewandt fügte sie schuldbewusst hinzu: »Das ist richtig, Callum. In deinem Bett wird dir nichts passieren. Da bist du ganz sicher!«

»Hat Callum ausnahmsweise keinen Ärger?«, fragte sein Vater, der gerade rechtzeitig gekommen war, um ihre letzten Worte zu hören. Er zerzauste seinem Sohn die Haare.

»Deine Mutter sagt, dass Callum eines Tages Priester wird«, erklärte seine Frau.

Callums Vater hatte das sehr lustig gefunden und war in Gelächter...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Mitchell & Markby Krimi
Mitchell & Markby Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Deadly Company
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte agatha raisin • barnaby • Beaton • Dorfgemeinschaft • England • Ermittler • Hobbydetektivin • Kriminalroman • Krimis • Landhauskrimi • Mord • Scotland Yard • Spannung
ISBN-10 3-7517-4773-7 / 3751747737
ISBN-13 978-3-7517-4773-8 / 9783751747738
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