Die Löwin von Jerusalem (eBook)

Bathseba - die Freiheit war ihr Traum, König David ihr Schicksal. Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4202-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Löwin von Jerusalem -  Ruben Laurin
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Israel, 1000 v. Chr. - Bathseba ist knapp sechzehn, als sie dem Menschen begegnet, der zu ihrem Schicksal werden soll: dem Hirtenjungen David. Vor den Toren Hebrons rettet sie ihm das Leben, und beide verlieben sich sofort ineinander. Doch Bathsebas Vater hat andere Pläne und zwingt seine Tochter, den groben Uriah zu heiraten, einen Offizier des Königs Saul. Voller Verzweiflung zieht David in den Krieg und steigt nach seinem Kampf gegen Goliath selbst zum König auf. Bathseba, gefangen in einer unglücklichen Ehe, kann jedoch ihren Traum von einem gemeinsamen Leben mit David nie vergessen - und fasst einen verzweifelten Plan, der sowohl ihren Tod als auch ihre Freiheit bedeuten könnte ...



<p>Ruben Laurin ist das Pseudonym eines preisgekrönten Autors, der vor allem Krimis, phantastische und historische Romane verfasst. Zuletzt wurde er 2019 für seinen Roman DAS WEISSE GOLD DER HANSE mit dem GOLDENEN HOMER ausgezeichnet. Eine große Leidenschaft bilden nach wie vor historische Persönlichkeiten und Themen aus längst vergangener Zeit. Ruben Laurin lebt in der Nähe von Bonn.</p>

Ruben Laurin ist das Pseudonym eines preisgekrönten Autors, der vor allem Krimis, phantastische und historische Romane verfasst. Zuletzt wurde er 2019 für seinen Roman DAS WEISSE GOLD DER HANSE mit dem GOLDENEN HOMER ausgezeichnet. Eine große Leidenschaft bilden nach wie vor historische Persönlichkeiten und Themen aus längst vergangener Zeit. Ruben Laurin lebt in der Nähe von Bonn.

1


Mann in Schwarz


Die Stadt ist erwacht. Bathseba treibt schon ihre Schafe über den Torplatz und grüßt nach allen Seiten. Wer ihr ins Gesicht schaut, sieht, dass sie froh ist; selbst der mürrische Schmied kann nicht anders, als zurückzulächeln.

Viele schauen ihr ins Gesicht, denn überall stehen und sitzen sie bereits, die Leute von Hebron – treiben Handel, flechten Körbe, backen Gerstenfladen, schmieden Nägel und Sicheln, tränken Kamele, Maultiere und Ziegen, grüßen, palavern, schimpfen und lachen.

Bathseba liebt das. Sie liebt es einzutauchen in das bunte Leben ihrer morgendlichen Stadt, es zu hören, zu sehen und zu riechen macht sie froh.

Bald wird sie draußen sein zwischen den Hügeln, allein mit ihren Schafen. Sie freut sich darauf, denn auch das mag sie gern – allein sein mit den Schafen, den Vögeln, den Käfern, dem Gras und den Wolken.

Erst einmal aber ist Bathseba nun im Tor angekommen. Hinter ihr gießt die Morgensonne ihren schönen Glanz über den Torplatz von Hebron, über Marktstände, Viehtränke und Menschengetümmel. Vor ihr weitet sich das Gewölbe des noch halbdunklen Nordtores. Als sie hinein geht, wird es so düster, als würde jemand alle Fackeln im Haus gleichzeitig in den Sandbottich stecken.

Sie ruft ihre Schafe – manche mit Namen –, weist ihnen mit dem Stab den Weg durch das Halbdunkel. Das Gemäuer ringsum strahlt noch Nachtkühle aus; Stimmengewirr, Gesang und Gelächter hallen auf allen Seiten. Nur Männerstimmen vernimmt sie, Frauen sitzen selten im Tor.

Ihre Herde drängt sich um sie, vierundzwanzig Schafe, sieben Lämmer und ein ungeduldiger Bock. Der blökt, läuft voraus, prescht den noch verriegelten Flügeln des Außentors entgegen. Bathseba blinzelt nach rechts, schaut nach links, ruft Morgengrüße, während sie ihm folgt.

Auf einmal wird es merkwürdig still. Ihre Augen gewöhnen sich rasch an das Dämmerlicht, schemenhafte Umrisse verwandeln sich in sitzende Männer, und alle gucken sie an: Greise, Priester, Wächter, wandernde Sänger, Spieler, Bettler, ein Fremder und sogar dessen Esel.

Doch nur einen Atemzug lang währt die Stille, dann erklingt wieder Harfenspiel, ertönt wieder die Stimme eines Sängers, und Gemurmel, Palaver und Gelächter umgeben sie so laut wie zuvor. Im Vorübergehen dringen Sätze und Satzfetzen an ihr Ohr: Gerüchte und Geschichten machen die Runde, Neuigkeiten werden ausgetauscht, Nachrichten von der Küste des Mittelländischen Meeres, aus den Fischerdörfern am See Genezareth und vom Ostufer des Jordans. Bathseba ist neugierig, also geht sie langsamer und lauscht.

Einige Männer fuchteln mit den Armen, malen die Taten der Menschen in die Luft, von denen sie erzählen, schneiden Grimassen, um deren Gesichtszüge zu mimen. Sie rufen, krächzen, fauchen und flüstern, um Stimmen nachzuahmen und Worte wiederzugeben, die sie von irgendwelchen Männern oder Frauen aus irgendwelchen Städten oder Dörfern Israels gehört haben.

Bathseba würde sich gern dazusetzen, um wenigstens eine oder zwei der Geschichten zu erfahren, doch hat sie je eine Frau hier im Tor von Hebron sitzen sehen? Außerdem drängen ihre Schafe vorwärts.

Auch vom Krieg gegen die Philister ist die Rede, und Bathseba geht noch langsamer, um zu erfahren, wie die Sache Israels steht, denn ihre älteren Brüder sind mit dem König in den Kampf gezogen. Doch keiner der Männer weiß etwas Neues.

Ein Kamelhändler aus Moab grabscht plötzlich nach dem Saum ihres Gewandes und hält ihn fest. »Nur deinen Schatten zu küssen, macht mich nicht satt, schönes Mädchen.« Der Moabiter spitzt die Lippen zum Kussmund, sein grauer Bart ist ein dünner Zopf. Ein alter Priester schlägt ihm mit seinem Krückstock auf die Finger, sodass er Bathsebas Gewand gleich wieder loslässt.

»Der Gott Abrahams und Isaacs segne dich, hübsches Täubchen.« Ein Fremder, nicht viel älter als sie, grinst frech zu ihr herauf. »Wie heißt du?« Dieser junge Bursche kräht mehr, als dass er spricht und hat einen Silberblick. Er trägt einen verschrammten Lederharnisch unter einem langen grauen Umhang. Seine Schenkel sind braun gebrannt und dick wie der Stamm eines alten Olivenbaums. Dunkler Flaum bedeckt sein breites Kinn, und strähniges schwarzes Haar, das ihm bis auf die Brust reicht, rahmt sein rundes Gesicht ein. Der breite Säbel, der neben ihm im Staub liegt, sieht schwer aus und schmutzig. »Wie heißt du, Täubchen, und wer ist dein Vater?« Wie gegen einen großen Haufen Schnee lehnt er gegen seinen weißen Esel, der sich hinter ihm hingelegt hat. »Bei meinem Arsch – willst du mir nicht antworten?« Er streckt sein Bein aus, sodass Bathseba drübersteigen muss. »Sag mir, wer dein Vater ist, los!«

»Was geht’s dich an?« Sie tritt ihm gegen den Fuß. »Und du hast mich nicht Täubchen zu nennen!« Unter zornig gerunzelten Brauen blitzt sie ihn an und geht weiter, vorbei an den letzten Männern im Gewölbegang des Tores, den würfelnden Wächtern. Noch zehn Schritte bis zum verriegelten Außentor.

Einer der Wächter erhebt sich, erreicht vor ihr die schweren Flügel, drängt ihren Bock beiseite und winkt seinen Knecht zu sich, damit er ihm helfe, den Sperrbalken aus dem Riegel zu stemmen.

Der fremde Bursche kräht ihr hinterher: »Was, wenn ich nun ein Bote Gottes wär’, he?! Nach Hebron gesandt, um dir Glück zu verheißen? Dann hättest du gerade einen Engel getreten!«

»Ein Engel wüsste, wer mein Vater ist«, sagt sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.

Einige Männer lachen.

»Wenigstens hat sie dich berührt!«, ruft der Kamelhändler, und noch mehr Männer lachen. Der alte Levit aber herrscht ihn und den Flaumbart an, sie mögen ihre Zungen im Zaum halten.

Bathseba wendet nun doch den Kopf, tut so, als wolle sie zwei zurückbleibende Schafe zu sich winken, fasst jedoch nur den Flaumbart ins Auge: Mit spöttischem Grinsen deutet der auf den schimpfenden Leviten, macht eine abfällige Geste und schneidet eine Grimasse, wobei er so stark schielt, dass Bathseba nicht sagen könnte, ob er links oder rechts an ihr vorbeiguckt.

Sie erschrickt, denn einen Atemzug lang sieht sie die Härte in seinem Blick und den grausamen Zug um seinen Mund.

»Bathseba!«

Sie fährt herum, doch da ist keiner.

Hat nicht jemand ihren Namen gerufen!? Jemand am Ende des Torgewölbes, ganz bestimmt! Einer der beiden Wächter? Nein, die mühen sich immer noch, den schweren Torriegel zu lösen, achten weder auf sie noch auf irgendeinen Rufer.

Ich hab’ doch einen meinen Namen rufen hören, denkt sie. Sie will schon an ihren Sinnen zweifeln, da erkennt sie im Halbdunkel die Umrisse eines Mannes, der in einer Nische des Außentorgemäuers hockt. Oder ist es eine Frau?

»Komm her zu mir, Bathseba, Tochter Eliams.«

Nein, so groß ist keine Frau. Und so spricht auch keine Frau. Nicht mit so einer klaren und zugleich tiefen Stimme; die erinnert Bathseba an das Rauschen von Wasser.

Sie zögert zunächst, dann nähert sie sich schließlich doch der großen Gestalt, die ganz und gar in schwarzes Tuch gehüllt ist und beinahe mit der Mauernische verschwimmt. Wer ist denn dieser Fremde, der ihren Namen kennt? Der sogar weiß, wer ihr Vater ist? Bathseba will es erfahren, unbedingt.

Sie geht sehr langsam, bleibt zwei Schritte vor der Gestalt stehen, beugt sich zu ihr hin, schaut ihr ins Gesicht. Ein bartloses Gesicht, perlweiß und ebenmäßig, mit großem Mund über kantigem Kinn, mit vorspringenden Wangenknochen, scharf geschnittener Nase und klaren grauen Augen.

Ein schönes Gesicht. So überirdisch schön, dass ihr unheimlich wird.

»Komm näher, Bathseba.«

Widerwillig gehorcht sie, sie kann nicht anders. »Ich habe dich noch nie hier in Hebron gesehen«, sagt sie heiser, während rechts von ihr die Wächter die Torflügel voneinander lösen. »Woher kennst du meinen Namen?«

»Wir wissen die Namen aller Menschen, die wir kennen wollen.«

Der Klang der fremden Stimme dringt ihr tief in Brust und Bauch, die Härchen in ihrem Nacken und auf ihren Oberarmen richten sich auf. Der Fremde ist ihr nicht geheuer. Sie will einen Schritt zurückweichen, will schnell ihren Schafen und Lämmern hinterher aus dem Tor huschen, doch sie kann sich nicht bewegen. Hat sich denn ihr Stab in den breiten Fugen des Steinbodens verklemmt? Ist sie etwa festgewachsen?

»Diesen da zum Beispiel wollen wir kennen.« Der Unheimliche hebt den Arm unter seinem schwarzen Gewand, und eine haarlose Hand erscheint zwischen den Falten, feingliedrig, mit perlweißer Haut und ungewöhnlich langen Fingern. Sie deutet auf den Säbelburschen und seinen Esel. »Er heißt Joab und stammt aus der Gegend von Bethlehem. Seine Mutter heißt Zeruja, und der Zimmermann Seraja ist sein Vater. Du bist ihm nicht zum letzten Mal begegnet.«

Aus Bethlehem? Joab? Bathseba schaut zurück, und nun erinnert sie sich: Sie hat den unverschämten Burschen mit dem Silberblick tatsächlich schon einmal gesehen – vor zwei Jahren, als sie den Verwandten in Bethlehem bei der Olivenernte geholfen hat; da ist ihm noch kein Bart gewachsen.

Jetzt streitet der Flaumbart mit dem Priester und beachtet sie nicht mehr. Niemand beachtet sie noch, auch die Wächter nicht. Nur der Unbekannte in Schwarz.

»Hüte dich vor Joab«, sagt er. »Denn der Tod ist sein Begleiter, wohin er auch gehen wird. Und wir wissen, wohin er gehen wird.«

Die große weiße Hand verschwindet wieder unter dem schwarzen Gewand, der Perlhäutige hebt den Blick, und Bathseba muss blinzeln, denn ihr ist, als würde...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2024
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Bibel • David • Goliath • Historische Romane • Liebesgeschichte
ISBN-10 3-7517-4202-6 / 3751742026
ISBN-13 978-3-7517-4202-3 / 9783751742023
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