G. F. Unger 2220 (eBook)

Klirrender Trab

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5383-8 (ISBN)

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G. F. Unger 2220 - G. F. Unger
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Als die Postkutsche vor der Station am Four Mesa Creek anhält, regt sich dort nichts. Der Fahrer beginnt zu fluchen. Und sein Begleitmann hält die Schrotflinte schussbereit.
Auch in den Corrals regt sich nichts. Kein Tier ist dort zu sehen - nicht ein einziges Pferd. Dabei müsste der Stationsmann eigentlich ein frisches Sechsergespann bereithalten, um es gegen das müde der Kutsche auszuwechseln.
Es ist später Nachmittag. Die Sonne verschwand bereits hinter der Mesa. Die Stimme des Fahrers brüllt nun rau: »Paco! Hoiii, Paco! Wo bist du, verdammt noch mal?« Aber er erhält keine Antwort.
Aus der Kutsche ruft eine männliche Stimme: »Zum Teufel, auf was warten wir noch? Fahrt doch weiter. Wenn sogar der Stationsmann weg ist, dann sollten wir mit dieser verdammten Kutsche auch keine Zeit mehr verlieren!«
Aber der Fahrer gibt keine Antwort. Er und sein Begleitmann haben ein kleines Stück braune Pappe entdeckt, die in einem Riss des Stützbalkens steckt, der den Querbalken des Verandadaches trägt ...


Klirrender Trab

Als die Postkutsche vor der Station am Four Mesa Creek anhält, regt sich dort nichts. Der Fahrer beginnt zu fluchen. Und sein Begleitmann hält die Schrotflinte schussbereit.

Auch in den Corrals regt sich nichts. Kein Tier ist dort zu sehen – nicht ein einziges Pferd. Dabei müsste der Stationsmann eigentlich ein frisches Sechsergespann bereithalten, um es gegen das müde der Kutsche auszuwechseln.

Es ist später Nachmittag. Die Sonne verschwand bereits hinter der Mesa. Die Stimme des Fahrers brüllt nun rau: »Paco! Hoiii, Paco! Wo bist du, verdammt noch mal?« Aber er erhält keine Antwort.

Aus der Kutsche ruft eine männliche Stimme: »Zum Teufel, auf was warten wir noch? Fahrt doch weiter. Wenn sogar der Stationsmann weg ist, dann sollten wir mit dieser verdammten Kutsche auch keine Zeit mehr verlieren!«

Aber der Fahrer gibt keine Antwort. Er und sein Begleitmann haben ein kleines Stück braune Pappe entdeckt, die in einem Riss des Stützbalkens steckt, der den Querbalken des Verandadaches trägt ...

Der Begleitmann klettert von der Kutsche. Er hält die Schrotflinte noch schussbereit, als er zum Stützbalken geht und das Stück Pappe aus dem Spalt zieht. Er wirft einen kurzen Blick darauf und ruft dann: »Paco ist weg! Er schreibt hier, dass ihm die Postlinie gar nicht so viel Geld zahlen könnte, wie ihm sein Skalp wert wäre. Die roten Vettern seiner Frau hätten die Pferde weggeholt. Und auf die verdammte Armee in diesem Land könne man sich ja nicht verlassen. Er ist fort. Nach Mexiko zu seinem Bruder. Wir sollen ihn alle am ...«

»Halt, Jube, wir haben eine Lady in der Kutsche!«, ruft der Fahrer scharf. Dann fügt er hinzu: »Wir haben zwei Fahrgäste bis zu dieser Station. Jube, frag sie, ob sie aussteigen oder mit uns weiterfahren wollen. Und bevor wir weiterfahren, müssen wir erst das müde Gespann tränken. Also, alles aussteigen! Die männlichen Fahrgäste sollen ihre Waffen bereithalten.«

Indes hat der Begleitmann den Wagenschlag geöffnet.

Vier Männer und drei Frauen klettern heraus.

Zwei der Frauen sind rundliche und schon grauhaarige Mexikanerinnen.

Aber die dritte Frau trägt ein grünes Reisekostüm von dezenter Eleganz. Sie ist jung und mehr als hübsch, auf eine eigenwillig-rassige Art sogar schön. Als sie aus der Kutsche klettert, tut sie dies mit geschmeidigen, leichten Bewegungen.

Dann sieht sie sich um.

Sean O'Neil, der ihr in der Kutsche schon seit vielen Stunden gegenübersaß, beobachtet sie unauffällig. Und wieder sieht er sich in seinem allerersten Eindruck über sie bestätigt. Denn er erkennt, dass sie sehr beherrscht und ruhig ist und ihr Blick wachsam alles in ihrer Umgebung beobachtet.

Sean O'Neil ist ein großer, dunkler, hagerer Bursche mit hellen Augen.

Er wendet sich an den Begleitmann: »Ja, ich steige hier aus. Ich bin der eine Passagier, der hier aussteigt. Wer ist denn der andere?«

»Ich«, sagt da die schöne Frau im grünen Reisekostüm. »Ich steige ebenfalls hier aus. Die Armee wird mich hier abholen. Vielleicht kommt der Wagen von Fort Catalina mit dem Begleitschutz schon sehr bald. Haben wir Verspätung?«

»Nein, Ma'am«, erwidert der Fahrer, welcher ebenfalls vom hohen Bock herunterkommt. »Aber wenn wir fort sind und die Armee Sie nicht hier abholt, dann ...« Er spricht nicht weiter, überlässt es der rassigen Schönen, sich vorzustellen, was dann alles sein könnte.

Sie nagt ein wenig an ihrer Unterlippe, scheint zu überlegen, lauscht dabei tief in sich hinein, so wie ein Mensch, der seinen Instinkt befragt, auf feine Zeichen seines Ahnungsvermögens achtet.

Dann hebt sie den Blick und sieht auf Sean O'Neil, von dem sie nun weiß, dass er der zweite Passagier ist, der hier aussteigt.

Sie hat leuchtend blaue Augen, die zu ihren schwarzen Haaren einen wunderbaren Kontrast bilden. Und auf ihrer kleinen Nase sind ein paar Sommersprossen. Ihre Lippen sind lebendig. Dieser Mund verrät eine Menge über sie, nämlich, dass sie impulsiv und sicherlich auch verwegen ist, dass sie Feuer hat und auch herbe und kühl sein kann. Sie ist eine Vollblutfrau, dies verrät ihr Mund einem kundigen Betrachter. Sie ist eine schöne Frau, die das Leben kennt in all seinen Höhen und Tiefen.

Als sie Sean O'Neil anlächelt, blitzen ihre Zähne. Es sind kräftige, schneeweiße Zähne. Wenn sie so blitzend lächelt, dann wirkt sie ein wenig hungrig – hungrig nach all den schönen Dingen auf dieser Erde. Und ihre Augen blitzen, funkeln.

»Warten Sie auch auf die Armee, Mister?« So fragt sie.

Er nickt langsam.

»Dann warten wir also zusammen«, sagt sie und lächelt. »Ich bin Dee Lorne.«

»Und ich bin Sean O'Neil«, erwidert er und macht eine kaum erkennbare Verbeugung.

»Dieses verdammte Mistland«, sagt der Fahrer bitter. »Diese verdammten Mistapachen. Und diese verdammte Mistarmee. Sie hat die Pflicht, diesen Wagenweg durch ständig reitende Patrouillen zu sichern. Aber ...«

Er bricht ab und macht nur eine verächtliche Armbewegung.

»Also los«, ruft er sich abwendend, »kümmern wir uns um die Pferde ...«

Es ist mehr als eine halbe Stunde später, als sie der davonfahrenden Postkutsche nachsehen.

Dann blicken sie prüfend in die Runde.

Und zuletzt sehen sie sich in die Augen – lange, prüfend, forschend, so als wollten sie alles über sich herausfinden.

Sie gefällt ihm sehr, und er weiß, dass sie wahrscheinlich zu einem Offizier in Fort Catalina gehört. Es gibt sonst keinen Grund, dass eine Frau in dieses Land kommt und hier von einer Armeepatrouille abgeholt werden soll.

Er fragt sich, was für eine Frau sie ist. Er hält sie für eine Abenteuerin, nicht für eine dieser typischen Offiziersfrauen.

Nein, diese Dee Lorne ist anders.

Er spürt es, und er ahnt schon irgendwie, dass er noch herausfinden wird, wie sie ist, wenn sie hier vielleicht viele Stunden und eine lange Nacht warten müssen.

Auch sie fragt sich – indes sie sich so ansehen –, was für ein Mann er ist. Er gefällt ihr. Solche indianerhaften Burschen haben ihr schon immer gefallen. Weil er Zivil trägt, hält sie ihn nicht für einen Soldaten und schon gar nicht für einen Offizier. Und wenn er Offizier sein sollte, dann ist er bestimmt aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen, also ein Ex-Sergeant.

Unter seinem sichelförmigen Schnurrbart blitzen plötzlich weiße Zähne. Er sagt: »Ma'am, soll ich Ihnen einige Eimer Wasser aus dem Brunnen herausholen? Nach dieser staubigen Fahrt werden Sie sich gewiss frisch machen wollen – dort drinnen im Haus. Ich passe hier draußen inzwischen auf.«

Wieder ist ein Prüfen in ihrem Blick.

Doch sie weiß zu gut, dass sie vielleicht viele Stunden und die ganze Nacht hier zusammen sind wie Partner oder Gefährten. Wenn er schlecht ist, kann ihr niemand helfen. Dann ist sie ihm ausgeliefert. Aber in ihren blauen Augen ist immer noch die Frage.

Und so hebt er die Hand und lächelt abermals: »Ich hatte eine gute Mom und zwei liebe Schwestern.« Er lächelt. »Ich habe sie geliebt und geachtet.«

Sie begreift sofort, was er ihr damit zu verstehen gibt.

Und so nickt sie. »Ja, Mister O'Neil. Ich wäre dankbar, wenn ich etwas Wasser hätte. Ich werde mich nicht nur waschen, sondern auch meine Wäsche wechseln.«

Er nickt. Dann geht er zum Brunnen hinüber und lässt dort den großen und schweren Holzeimer hinunter.

Sie wendet sich ab und geht ins Haus. In einem Nebenraum findet sie einen großen Holzbottich. Sean O'Neil kommt nun mit zwei Holzeimern, sieht den Bottich und leert die Eimer darin aus.

»Ich bringe Ihnen gleich noch zwei«, sagt er, »und stelle sie daneben. Warten Sie noch einen Moment.«

»Und den Koffer«, verlangt sie. »Der ist reichlich schwer.«

»Sicher«, sagt er.

Als er durch die Tür nach draußen treten will, fragt sie hinter ihm her: »Mister O'Neil, was wollen Sie in Fort Catalina?«

Er hält mit den beiden leeren Holzeimern in den Händen inne und blickt über die Schulter.

»Ach«, sagt er, »sieht man mir nicht an, dass ich ein als Zivilist verkleideter Soldat bin?«

»Offizier?« So fragt sie sofort.

Er grinst. »Sehe ich so aus? Benehme ich mich so wie diese Sorte von Menschen?«

Sie schüttelt langsam den Kopf. »Nein«, sagt sie.

Dann geht er davon.

Er bringt ihr schweigend den schweren Koffer, dann noch zwei weitere Eimer voll Wasser. Als er sie abgestellt hat, betrachten sie sich einige Atemzüge lang schweigend.

»Und Sie – was für einen Rang hat Ihr Mann in Fort Catalina?« Er fragt es fast hart. Und er erkennt ihr Zögern.

Aber dann hebt sie entschlossen ihr Kinn.

»Mein Mann ist Captain Tom Lorne, und er steht an dritter Stelle auf der Rangliste in Fort Catalina. So schrieb er mir jedenfalls.«

»Und er ist schon lange in diesem Fort?«

Seine...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5383-4 / 3751753834
ISBN-13 978-3-7517-5383-8 / 9783751753838
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