Scarlet (eBook)

Frankreich, 1793 - Revolutionen verlangen Blut. Vampire auch. Roman
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2024 | 1. Auflage
415 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4797-4 (ISBN)

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Scarlet -  Genevieve Cogman
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England, 1793. Vampire und menschliche Aristokraten leben Seite an Seite. Das Bluttrinken ist eine geregelte Angelegenheit, gemordet wird höchstens im Geheimen. Als in Frankreich die Revolution ausbricht, setzt eine Gruppe von verwegenen Kämpfern alles daran, die französische Königsfamilie vor der Guillotine zu retten. Ihr Deckname: die Liga des Scarlet Pimpernel. Unvermittelt sieht Eleanor sich in dieses Abenteuer verstrickt, ein Dienstmädchen mit starker Ähnlichkeit zu einer hochgestellten Persönlichkeit. Ihr Auftrag: nach Frankreich reisen und in die Rolle von Marie Antoinette schlüpfen. Als eine Magierin von ihr Besitz ergreifen will, wird ihr klar, dass neben der Französischen Revolution auch ein uralter Krieg zwischen Zauberern und Vampiren stattfindet - und sie sich mitten darin befindet ...



<p><strong>Genevieve Cogman</strong> hat sich schon in früher Jugend für Tolkien und Sherlock Holmes begeistert. Sie absolvierte ihren Master of Science und arbeitete bereits in diversen Berufen. Mit ihrem Debüt <strong>DIE UNSICHTBARE BIBLIOTHEK</strong> sorgte sie in der englischen Buchbranche für Aufsehen und feierte auch in Deutschland große Erfolge. <b>THE INDEPENDENT</b> wählte den Roman zu einem der zehn besten fantastischen Bücher des Jahres.</p>

Genevieve Cogman hat sich schon in früher Jugend für Tolkien und Sherlock Holmes begeistert. Sie absolvierte ihren Master of Science und arbeitete bereits in diversen Berufen. Mit ihrem Debüt DIE UNSICHTBARE BIBLIOTHEK sorgte sie in der englischen Buchbranche für großes Aufsehen. THE INDEPENDENT wählte den Roman zu einem der zehn besten fantastischen Bücher des Jahres 2015.

Prolog


»Comtesse?«

Henris Stimme war kaum ein Wispern, und anstatt vorsichtig an der Schlafzimmertür zu klopfen, kratzte er nur leicht daran. Dennoch hörte sie ihn natürlich. Selbst bei Tageslicht waren die Sinne der Comtesse schärfer als die der Lebenden. »Herein!«, befahl sie.

Reflexartig strich er seinen Rock glatt und trat mit einer Verbeugung ein. Die Comtesse d’ Angoulême saß an ihrem Schreibtisch, auf dem Geschäftspapiere, die einst zu einem Bündel zusammengefasst waren, verstreut umherlagen. Aber die Feder, die sie zwischen den Fingern rasch hin und her drehte, hatte sie schon so lange nicht zum Schreiben benutzt, dass die Tinte an der Spitze eingetrocknet war. Der Raum wurde von zwei vergoldeten Kerzenleuchtern erhellt, deren Flammen sich unter dem plötzlichen Luftzug heftig bewegten. Die violetten Brokatvorhänge waren zugezogen, damit kein Sonnenlicht hereinkommen konnte. Zwar würde es die Comtesse nicht verbrennen, wie von abergläubischen Leuten behauptet wurde, doch sie hatte es noch nie gemocht. Kein Vampir und keine Vampirin mochte es.

Sie sah von ihren Papieren auf und betrachtete Henri mit ihren dunklen Augen, die an das Schwarz von Stiefmütterchen erinnerten; und wie immer schien sich sein Herz vor lauter Bewunderung zusammenzukrampfen. Im Unterschied zu der rohen Hässlichkeit der Welt und der Revolution da draußen war sie perfekt. Ihr goldenes Haar, ihre wunderschönen winzig kleinen Hände – so weiß und rein wie die Hände von Engeln –, ihr unschuldiges Gesicht … Sie trug ein helles Musselin-Kleid, und die Spitzen, die wie Schaum um ihren Hals und auf ihren Handgelenken wirkten, ließen sie unberührbar wie eine Heilige aussehen.

Aber jetzt, da die Revolution die eigentliche Ordnung der Dinge zerschlagen hatte, war niemand mehr sicher. Wenn sie den König umbringen konnten, dann konnten sie jeden umbringen.

»Madame …« Er zögerte, denn es widerstrebte ihm, die schlechten Nachrichten zu überbringen.

»Sprich frei heraus, Henri!«, sagte sie. »Ich muss das Schlimmste wissen.«

»Drei weitere Lakaien haben uns verlassen, Madame«, antwortete er. »Und zwei der Dienstmädchen. Schlimmer noch, es sind Männer aus Paris am Stützpunkt der Nationalgarde im Dorf eingetroffen. Jeanne hat berichtet, dass sie Schärpen in den Farben der Trikolore tragen.«

Am Anfang war die Trikolore ein Symbol für selbstherrliche Bauern und allzu gebildete Dummköpfe mit großspurigen Ideen über ihren gesellschaftlichen Stand gewesen – Ideen wie das »Recht auf Gleichberechtigung« und die »Freiheit von Tyrannei«. Doch während des letzten Jahres waren ihre sogenannten Ideale zu grausamen Morden an genau jenen Adligen herabgesunken, die ihre Löhne zahlten und die aus der natürlichen Ordnung die Legitimation bezogen, über diese Leute zu herrschen. Mittlerweile versetzten Nachrichten von der Trikolore selbst die unerschütterlichsten Aristokraten in Angst und Schrecken. Und Vampire waren die reinsten Aristokraten von allen …

Die Feder zerbrach zwischen den Fingern der Comtesse. »Männer des Revolutionstribunals auf meinem Grund und Boden?! Benachrichtige den kleinen Pierre: Er muss sie vertreiben lassen. Sag ihnen, dass ich nach Österreich gefahren bin. Oder vielleicht nach Preußen. Es ist egal, wohin – Hauptsache, sie verschwinden von hier. Weiß der Himmel, ich zahle ihm genug.«

Es ist typisch für die Comtesse, immer noch vom »kleinen Pierre« zu sprechen, wenn sie an den Bürgermeister des Ortes denkt, kam Henri in den Sinn. Sie kannte ihn, seit er ein Säugling war, und obwohl er zu einem hartgesottenen, trinkfesten Mann herangewachsen war, würde er für sie nie mehr als ein Kind sein. »Ich werde tun, was Sie befehlen, Madame«, antwortete er ernst. »Aber ich fürchte, die Lage ist verzweifelt und höchst gefährlich. Möchten Sie nicht in Erwägung ziehen, wirklich nach Österreich zu reisen? Oder nach England? Es heißt, dass Aristokraten dort gut aufgenommen werden.«

»Aber nur, solange sie bezahlen können«, entgegnete die Comtesse rundheraus. »Sobald mir das Geld ausgeht, wenn ich meine Juwelen verkauft habe – was dann? Und eine solche Auslandreise wäre sowieso bloß möglich, wenn ich tatsächlich das Land verlassen könnte. Das Revolutionstribunal bewacht jedoch die Häfen und die Grenzen. Zu viele von meiner Art haben bereits zu fliehen versucht und es nicht geschafft. Nein, ich werde meinen Grund und Boden nicht aufgeben. Dieses Land gehört mir. Und die Menschen darauf gehören mir.« Ihre Zähne blitzten auf, als sie sie wütend fletschte. »Werde die Männer des Revolutionstribunals los, Henri! Mir ist egal, wie du das bewerkstelligst. Wenn ich sie auch nur sehe …«

Sie verstummte plötzlich. Henri brauchte einen Moment länger, um zu hören, was seine Herrin bereits vernommen hatte: rasches Laufen im Korridor vor der Tür, gefolgt von schweren, gestiefelten Schritten.

Demetrice, die Kammerzofe der Comtesse, stieß die Tür auf und stolperte herein, ohne sich die Mühe zu machen, vorher anzuklopfen. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, und ihr für gewöhnlich so sauberes blaues Kleid wies Flecken an Schultern und Ärmeln auf. »Herrin, Sie müssen fliehen. Die Männer des Revolutionstribunals sind hier!«

Die Comtesse sprang auf. »Haben diese brutalen Menschen dich misshandelt, Demetrice? Komm her, Kind, lass mich sehen …«

»Sie sollten sich mehr Sorgen um sich selbst machen, Bürgerin.« Der Mann, der im Eingang auftauchte und von einer Schar von Gefolgsleuten flankiert wurde, wirkte kümmerlich und unscheinbar; seine schlichte schwarze Kleidung wurde nur durch die verabscheuungswürdige Schärpe in den Farben der Trikolore aufgelockert. Sein Haar war dunkel und ungepudert, und sein Gesicht, fand Henri, ähnelte eher dem eines Wiesels. »Sie sind es schließlich, die wir hier aufsuchen wollen.«

»Sie werden mich mit der korrekten Anrede für eine Angehörige meines Standes ansprechen!«, sagte die Comtesse schneidend.

Der Mann wischte sich den Staub von seinem Ärmel. »Wenn wir schon von Ständen sprechen wollen, dann bin ich Bürger Chauvelin, Agent des Wohlfahrtsausschusses. Sie dagegen sind nicht mehr als eine ehemalige Aristokratin: ein nutzloses Relikt einer vergangenen Epoche. In unserem freien Frankreich gibt es keine Bauern mehr, keinen Adel mehr – nur noch die Gleichheit der Menschen. Ihre Titel sind bedeutungslos, Bürgerin.«

»Wie können Sie es wagen, so mit der Comtesse zu sprechen!« Henri stellte sich zwischen den drohenden Pöbel und seine Herrin. »Ich verlange, dass Sie sofort diesen Ort verlassen, oder unsere Wachen –«

»Sie haben niemanden, den Sie rufen könnten«, schnitt Chauvelin ihm das Wort ab. »Die Bediensteten dieses Hauses stehen unter Arrest oder sind geflüchtet. Diese Frau ist des Verrats an der Republik und der Bestechung von Beamten angeklagt. Sie, Bürger, stehen möglicherweise unter ihrem Einfluss, und in diesem Fall wird man die Anklagepunkte gegen Sie abmildern. Aber ich rate Ihnen, zur Seite zu treten, während sie in Gewahrsam genommen wird.«

Zwei Männer mit Schärpen in den Farben der Trikolore schoben sich nach vorn. In den Händen hielten sie Handschellen, in die man Blüten wilden Knoblauchs eingeflochten hatte. Henri zögerte. Er hatte der Comtesse jahrelang treu gedient, so wie schon sein Vater und sein Großvater vor ihm. Aber diese Männer des Revolutionstribunals stellten eine Bedrohung dar, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte, und er hatte keine Lust, in einem feuchtkalten Stadtgefängnis eingesperrt zu werden.

Die Comtesse dachte nicht daran, aufzugeben. »Henri, Demetrice – beschützt mich!«, befahl sie.

Eine plötzliche Wut befeuerte Henri; sie glühte in ihm, als hätte er soeben eine Karaffe heißen Weins getrunken. Jeder andere Gedanke verschwand, und eine einzige brennende Leidenschaft blieb in ihm zurück: Er musste die Comtesse beschützen, ganz egal, was kommen mochte. Ohne zu zögern, stürzte er sich auf die näher tretenden Männer. Demetrice schloss sich ihm an, schrie und schlug wild um sich; ihre Fingernägel suchten die Augen dieser Leute.

»Genug!«

Chauvelin zog seine Pistole, spannte sie und feuerte auf die Comtesse. Die Detonation war in dem Raum mit den schweren, zugezogenen Vorhängen unvorstellbar laut. Henri hätte dem Schuss keine Beachtung geschenkt – seine Herrin war schließlich gefeit gegen Kugeln –, aber sie kreischte überraschend laut auf. Aus einem Impuls heraus, den er nicht zu kontrollieren vermochte, wandte sich Henri von dem Mann ab, dem er gerade einen Fausthieb verpasst hatte, und sah zur Comtesse: Sie lag zusammengesackt auf dem Boden. Blut rann aus einer Schulterwunde und durchtränkte ihr weißes Kleid.

Die Ablenkung reichte den anderen Männern, um Henri und Demetrice zu überwältigen. In dem Pöbelhaufen erblickte Henri vertraute Gesichter: Leute aus dem Dorf und andere Bedienstete des Schlosses – Menschen, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte. Aber sie hielten ihn fest, als sei er ein Geistesgestörter, und sahen ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Angst an.

Kalt lächelnd tauschte Chauvelin seine leer geschossene Pistole gegen eine geladene, die ihm einer seiner Untergebenen reichte. »Fesselt sie!«, befahl er. »Und öffnet die Vorhänge. Wir brauchen etwas Licht hier drinnen.«

Die Augen der Comtesse waren vor Schmerz geweitet. »Wie … wie …«, keuchte sie, und blutige Tränen liefen ihr über das Gesicht.

»Der Wohlfahrtsausschuss hat die Verwendung von...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Die Liga des Scarlet Pimpernel
Übersetzer Dr. Arno Hoven
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Scarlet Pimpernel
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Aristokratie • Die unsichtbare Bibliothek • Fantasy Bücher • Französische Revolution • Magie • scarlet pimpernel • Vampire • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-4797-4 / 3751747974
ISBN-13 978-3-7517-4797-4 / 9783751747974
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