Das Resort (eBook)

Du kannst nicht entkommen. Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
381 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4770-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Resort -  Sarah Goodwin
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Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel in einem verlassenen Bergdorf

Mila und ihr Mann Ethan sind auf dem Weg zur Hochzeit ihrer Schwester in einem luxuriösen Skigebiet in den Alpen. Doch dann bleibt ihr Mietwagen plötzlich stehen und springt nicht mehr an. Zu Fuß machen sich Mila und Ethan auf den Weg zurück zu dem letzten Ort, an dem sie vorbeigekommen sind. Als sie ihn endlich erreichen, finden sie dort lediglich verlassene Hütten vor. Da der Schneefall immer stärker wird, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in eine Hütte einzubrechen und dort die Nacht zu verbringen. Als Mila am nächsten Morgen aufwacht, ist Ethan verschwunden. Und sie ist ganz allein. Oder etwa nicht? Denn schon bald nimmt sie dunkle Schatten zwischen den Bäumen wahr ...



Sarah Goodwin hat Kreatives Schreiben an der Bath Spa University studiert und bereits mehrere Thriller geschrieben. Neben der Schreiberei liebt sie es, sich mit Büchern kritisch auseinanderzusetzen, und sie betreibt einen Podcast. Sie lebt im ländlichen Hertfordshire.

Sarah Goodwin hat Kreatives Schreiben an der Bath Spa University studiert und bereits mehrere Thriller geschrieben. Neben der Schreiberei liebt sie es, sich mit Büchern kritisch auseinanderzusetzen, und sie betreibt einen Podcast. Sie lebt im ländlichen Hertfordshire.

KAPITEL 1


Zum Flughafen zu kommen war wie immer anstrengend. Ich hatte die halbe Nacht wachgelegen, aus Angst, ich könnte den Wecker nicht hören. Die andere Hälfte der Nacht beherrschten Albträume, dass ich längst verschlafen hätte und dann aus Versehen zum falschen Flughafen gefahren sei. Nicht gerade ein entspannter Einstieg. Ethan schlief natürlich wieder wie ein Stein, es war ja auch nicht die Hochzeit seiner Schwester, zu der wir wollten. Anders als ich brauchte er sich nichts zu beweisen.

Letzten Endes wachte ich eine halbe Stunde vor dem Wecker auf und kam zu dem Schluss, dass ich es nicht länger aushielt. Während Ethan also noch schlief, schlich ich auf Zehenspitzen herum und zog mir bequeme Sachen für den Flughafen an, Leggins und einen Hoodie. Im billigen Neonlicht des Badezimmers sah ich schon wie der wandelnde Tod aus. Extra für die Hochzeit hatte ich mir die Haare schneiden und färben lassen – ein dunkelblonder, gestufter Fransenschnitt, der zerzaust und trotzdem cool aussehen sollte. Da ich aber gerade erst das Bett verlassen hatte, sahen die Haare einfach nur platt und erbärmlich aus.

Ich brühte Tee auf, trank eine Tasse und schaute hinaus auf die verwaiste Straße. Tja, ganz leer war die Straße nicht, denn auf der anderen Seite sah ich zwei Ratten, die in einem umgekippten Müllbehälter wühlten. Jedenfalls so lange, bis eine Seemöwe aufkreuzte, die Ratten verscheuchte und anfing, einen schwarzen Müllsack aufzureißen. Andere beobachten frühmorgens vielleicht Rehe, die sich vom Waldrand lösen und den Morgentau trinken – aber nicht in Bristol. Ich zupfte an meiner Nagelhaut herum und fragte mich, ob ich nicht besser noch zur Maniküre gegangen wäre.

Kurz vor der Weckzeit schlich ich zurück ins Schlafzimmer, mit einer Tasse Tee für meinen Mann. Er öffnete müde die Augen, schielte zum Wecker, seufzte und nahm die große Tasse entgegen. Als er sich mit einer Hand über das Stoppelkinn rieb, konnte ich das Tattoo an seinem Rippenbogen sehen. Ein verblasstes Flash-Art-Skelett aus Jugendzeiten. Wir trugen beide ziemlich peinliche Hautverzierungen, von denen man die meisten zum Glück gut verbergen konnte. Ich wuschelte ihm einmal durch seinen dunklen Haarschopf und sagte so was wie: »Verdammte Hochzeiten, für die man so weit anreisen muss.«

Wir hatten ein Taxi bestellt, das allerdings zehn Minuten zu spät kam. Auf dem Weg zum Flughafen von Bristol waren die Straßen schon ziemlich voll, weil irgendwo in der Nähe ein Oldtimer-Treffen stattfand. Normalerweise hätte es mir Spaß gemacht, so viele altmodische Autos und Motorräder auf einem Haufen zu sehen, aber nicht an diesem Tag. Selbst der Anblick eines echten Omnibusses brachte mich nicht dazu, vor Freude zu jauchzen. Dafür war der Tag wirklich nicht geeignet. Zumindest nicht, solange man sich an einen strikten Zeitplan halten muss.

»Im nächsten Jahr sollten wir einen eigenen Stand bei dem Oldtimer-Treffen haben«, sagte Ethan, als mehrere alte VW-Bullis an unserem stehenden Taxi vorbeifuhren. »Ich wette, die stehen auf gute alte Vinylplatten.«

Ich nickte, schrie aber innerlich, der Verkehr solle gefälligst wieder normal fahren.

Als wir endlich am Flughafen eincheckten und in Richtung Security gingen, hyperventilierte ich fast schon. Ethan hatte vergessen, sein Handy aus dem Handgepäck zu nehmen, und deshalb mussten wir eine Extrarunde drehen, das Handy rauskramen und noch einmal durch den Körperscanner. Zum Glück hatte er nicht seine Doc Martens an. Wenn er die Schnürbänder noch auf- und wieder zumachen gemusst hätte, wäre ich schier wahnsinnig geworden. Während wir warteten, schaute ich auf die riesigen Uhren im Terminal und merkte, dass ich mich immer weiter verspannte. Wenn ich zu spät bei Jess’ Hochzeitswoche ankäme, würde ich mir das nie verzeihen. Sie würde mir das vermutlich auch nicht verzeihen, obwohl sie nie etwas sagen würde.

Schließlich ließen wir den Security-Bereich hinter uns und gelangten in den Teil des Terminals, der nicht mehr so stressig war. Aber meine innere Unruhe ließ kaum nach.

»Möchtest du vielleicht einen Kaffee?«, fragte Ethan unschlüssig und blickte auf mein nervös wippendes Bein.

»Lieber Tee.«

Erst als er weg war, fiel mir ein, dass ich eine Wasserflasche dabeihatte. Sie war natürlich leer, so verlangten es die Vorschriften am Flughafen, aber ich wollte mir für den Flug was zu trinken holen. Das war wieder eine meiner »Marotten«, wie Ethan immer sagte, denn ich trank nicht gern aus gekauften Flaschen. Einmal hatte ich nämlich in der Weihnachtszeit in einem Supermarkt gejobbt und gesehen, wie Ratten über die aufgestapelten Getränke flitzten. Verdammt, es musste doch irgendwie möglich sein, noch einen Drink auf die Schnelle zu bekommen, ehe wir weitermussten. Ich öffnete meine Tasche, konnte die Flasche aber nicht finden. Offenbar hatte ich sie in Ethans Tasche gestopft, als ich das Hochzeitsgeschenk in meiner verstauen musste. Zumindest das hatte ich nicht vergessen. Selbst bei dem Gedanken, das Geschenk nicht dabeizuhaben, wurde mir ein bisschen übel.

Also gut, an Bord würde es ja wohl Wasser geben. Und das bekam man doch gratis, oder?

Ich war angenehm überrascht, als Ethan mit zwei Pappbechern Tee und meiner Wasserflasche zurückkam.

»Oh, du hast daran gedacht?«, sagte ich und nahm dankbar die volle PET-Flasche.

»Die Pflicht eines Ehemanns«, verkündete er und tippte sich an einen imaginären Hut. »Ich habe dir Eistee mitgebracht, weil die Leute vor dem Wasserspender Schlange standen. Aber der Eistee ist in der Flasche, weil ich ja weiß, wie zimperlich du sein kannst.«

»Ist ja noch besser.« Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. Für eine Weile entkamen wir dem stressigen Trubel des Terminals und nippten in einer Oase der Ruhe an unseren Heißgetränken. Dann hörten wir, dass unser Gate offen sei, und machten uns wieder auf wie müde Rennpferde zum dritten Start des Tages unsere Taschen hinter uns her schleifend.

Der Flug nach Bayern dauerte weniger als zwei Stunden. Nicht, dass es von Belang gewesen wäre, weil wir selbst auf einem Zwanzig-Stunden-Flug Economy gebucht hätten. Wir konnten uns schlichtweg nichts anderes leisten. Jedenfalls noch nicht. Mein Erbe hing noch in der Luft, und ich wollte nicht darüber nachdenken, was es bedeuten würde, wenn das Geld endlich käme. Was es für mich und für mein Verhältnis zu Jess bedeuten würde, meine ich. Denn dieses Geld hatte von Anfang an all das symbolisiert, was zwischen mir und meiner Schwester ungeklärt war. Die Kluft in unserer Beziehung, randvoll mit Pfundmünzen.

Da ich auf keinen Fall darüber nachdenken wollte, stöpselte ich meine Kopfhörer ein und lauschte einem Hörbuch für Kinder, das mich seit meinem fünften Lebensjahr begleitete. Ich brauchte etwas, das mich beruhigte, jene vertraute Story mit einem Sprecher, dessen Stimme und Tonfall ich in- und auswendig kannte. Ethan und ich, wir mochten beide alte Dinge, fanden sie auf seltsame Weise tröstlich. Denn wenn ein Uranglas oder eine Schellackplatte Jahrzehnte ohne einen Kratzer überdauerte, dann konnten wir alles überstehen. Das hatte Ethan seinem Eheversprechen hinzugefügt.

»Mist, jetzt habe ich meine …«, fing Ethan an, doch da zog ich bereits ein zweites Set Earbuds aus meiner Tasche. »Danke.«

»Wenigstens vergisst du immer dieselben Dinge«, sagte ich.

Ich nippte weiter an meinem Eistee und lehnte mich zurück gegen die Kopfstütze. Die schlaflose Nacht holte mich mit Wucht ein, und ehe ich mich versah, berührte mich Ethan sanft am Arm. Mühsam setzte ich mich aufrecht hin, während er mir die Stöpsel aus den Ohren zog.

»Wir sind da«, sagte er und schien es lustig zu finden, dass ich verwirrt dreinblickte. »Du hast nicht mal geschnarcht. Ich hab dich noch nie so tief schlafen sehen.«

Ich stupste sein Knie an, die Stirn spielerisch gerunzelt. Immer noch verschlafen half ich mit, unsere Taschen aus den Fächern zu holen, und dann warteten wir geduldig im Mittelgang darauf, die Maschine verlassen zu können. Die Luft im Freien war kalt, und ich schlang beide Arme um meinen Körper und wünschte, ich hätte meine dicke Jacke angezogen, ehe ich die Taschen schulterte. Ich konnte jetzt schlecht auf die Schnelle versuchen, sie anzuziehen. In Bristol hatte mir die Verzögerung bei der Security schon gereicht, also fand ich mich mit der Kälte ab, anstatt zu bedauern, dass ich unser Zeug nicht intelligenter gepackt hatte.

Der Flieger gehörte zu jenen kleinen Maschinen, die nie direkt am Terminal andocken. Stattdessen steht man in der kalten Morgenluft auf dem Asphalt und wartet auf den Shuttle-Bus. Ich wollte nichts anderes, als so schnell wie möglich zu unserem Mietwagen zu kommen und auf dem Beifahrerplatz zu schlafen.

Endlich durchquerten wir den Terminal und sahen schon das kleine Büro auf dem Parkplatz, auf dem reihenweise polierte Autos standen, die Sitze mit Schutzhüllen versehen. Ich wartete, während Ethan im Büro den Papierkram erledigte, dann kam er wieder heraus und besah sich unser Auto. Kein besonders tolles Modell; keine Sitzheizung, auch kein spezielles Soundsystem. Nur ein Allerweltsauto ohne Sonderausstattung. Wir hatten sogar unser altes Navi von zu Hause mitgenommen, damit wir nicht eins dazubuchen mussten. Ich hoffte bloß, dass die Karten immer noch aktuell waren. Bei dem Gedanken, wir würden vielleicht das Resort-Hotel nicht finden, überkam mich ein Anflug von Panik. Hatte Ethan daran gedacht, die Updates für unser Navi zu überprüfen? Würde letzten Endes ein fehlerhaftes Navi unsere Planung zunichtemachen?

Ich sah auf meinem Handy nach, wie spät es war. Wir...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Übersetzer Dr. Holger Hanowell
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Resort
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpen • Bayern • Closed Setting • Deutschland • Frau in Gefahr • Lucy Foley • Psychothriller • ruth ware • Serienkiller • Thriller • Verfolgungsjagd
ISBN-10 3-7517-4770-2 / 3751747702
ISBN-13 978-3-7517-4770-7 / 9783751747707
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