G. F. Unger 2217 (eBook)

Last Chance Saloon

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5380-7 (ISBN)

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G. F. Unger 2217 - G. F. Unger
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Als Sally dem Fremden den Frühstückskaffee bringt, wird sie sich bewusst, dass sie in ihrem ganzen Leben noch keinen Mann sah, der ihr so gut gefiel wie dieser.
Aber so viele Männer seines Alters hat sie eigentlich auch noch gar nicht gesehen. Es ist ja noch nicht lange her, dass sie aus den Hügeln kam. Und dort sah sie jahrein, jahraus nur ihren zumeist betrunkenen Vater und die sieben wilden Brüder, die ebenfalls öfter betrunken als nüchtern waren.
Nun, sie lief dann fort, kam irgendwann in diese kleine miese Stadt und fand einen Job in diesem Hotel. Gleich in der ersten Woche tat ihr jemand Gewalt an, und als es vorbei war, da begriff sie, dass sie ihren Job verlieren würde, wenn sie jetzt zum Marshal lief.
Sie ist noch keine achtzehn Jahre alt. Dennoch weiß sie eines: Sie muss weg von hier. Denn wenn sie bleibt, wird ihr das in dieser miesen Stadt und diesem schäbigen Hotel wieder passieren, und sie weiß plötzlich noch etwas: Wenn es einen Menschen gibt, der ihr helfen wird, dann ist es dieser Mann ...


Last Chance Saloon

Als Sally dem Fremden den Frühstückskaffee bringt, wird sie sich bewusst, dass sie in ihrem ganzen Leben noch keinen Mann sah, der ihr so gut gefiel wie dieser.

Aber so viele Männer seines Alters hat sie eigentlich auch noch gar nicht gesehen. Es ist ja noch nicht lange her, dass sie aus den Hügeln kam. Und dort sah sie jahrein, jahraus nur ihren zumeist betrunkenen Vater und die sieben wilden Brüder, die ebenfalls öfter betrunken als nüchtern waren.

Nun, sie lief dann fort, kam irgendwann in diese kleine miese Stadt und fand einen Job in diesem Hotel. Gleich in der ersten Woche tat ihr jemand Gewalt an, und als es vorbei war, da begriff sie, dass sie ihren Job verlieren würde, wenn sie jetzt zum Marshal lief.

Sie ist noch keine achtzehn Jahre alt. Dennoch weiß sie eines: Sie muss weg von hier. Denn wenn sie bleibt, wird ihr das in dieser miesen Stadt und diesem schäbigen Hotel wieder passieren, und sie weiß plötzlich noch etwas: Wenn es einen Menschen gibt, der ihr helfen wird, dann ist es dieser Mann ...

Er ist ein hellblonder und blauäugiger Bursche in einem eleganten Reiseanzug. Sein gefaltetes Hemd ist blütenweiß. Und er hat geschmeidige Hände. Am linken Kleinfinger trägt er einen funkelnden Brillantring.

Als er sie ansieht, lächelt sie.

Sie bemerkt das Staunen in seinen Augen. Wahrscheinlich hat er sie vorher gar nicht so richtig angesehen. Sie ist ja auch sehr ärmlich gekleidet, eben wie ein Siedlermädchen, das die meiste Zeit des Jahres barfuß gehen muss.

Ihr Lächeln hat ihn ihre Schönheit erkennen lassen. Und weil er ein Mann ist, der sich auf Frauen versteht, stellt er sie sich in diesem Moment mit gewaschenen Haaren und reizvoller Kleidung vor.

Er sagt, wobei er ihr Lächeln erwidert: »Danke, Miss – oh, ich weiß leider nicht Ihren Namen. Aber ich denke, es wird ein hübscher Name sein, ein Name, der Ihnen angemessen ist.«

»Sally«, hört sie sich leise erwidern. »Ich heiße Sally.«

»O ja«, lächelt er, »das ist ein hübscher, lustig klingender Name. Es tut mir leid, dass ich jetzt gleich mit der Postkutsche weitermuss. Denn ich glaube, es hätte uns beiden Spaß gemacht, wenn wir uns näher und besser kennen gelernt hätten.«

Sie nickt, leckt sich über die wundervoll geschwungenen Lippen und muss dann etwas würgend schlucken.

Sie möchte zu ihm sagen: Bitte nehmen Sie mich mit. Ich muss hier fort. Aber ich habe kein Reisegeld. Denn ich bekomme erst in zwei Wochen meinen Lohn, und das werden auch nur fünf Dollar sein. Bitte nehmen Sie mich mit.

Ja, das möchte sie sagen.

Aber sie kommt nicht dazu.

Denn von draußen tönt durch die offene Tür eine harte Stimme in den Speiseraum des Hotels: »Hoiii, Whitehead! Komm heraus, Whitehead! Hier sind die Hackets! Komm durch die Vordertür! Hinten warten vier von unseren Reitern auf dich. Komm also, damit wir dich nach Three Forks zurückbringen, wo du nach Recht und Gesetz gehenkt werden wirst. Komm raus, Whitehead!«

Das Lächeln des Mannes verschwindet.

Er blickt auf die offene Tür. Dann sieht er zu Sally empor, welche immer noch an seinem Tisch und neben dem Stuhl verharrt.

»Whitehead, das ist mein Name, Sally«, sagt er. »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«

»Jeden«, erwidert sie impulsiv. »Fast jeden«, verbessert sie sich dann.

Nun lächelt er wieder, aber sie erkennt, dass sein Lächeln jetzt anders ist. Es ist mehr ein Zähnezeigen.

»Dann treten Sie vor die Tür auf den Gehsteig und sagen Sie den Hackets, dass ich kommen würde, sobald ich das Frühstück beendet hätte. Und dabei merken Sie sich genau die Position der Hackets. Ich will wissen, wo sie stehen. Es müssten drei sein. Wollen Sie das für mich tun, Sally?«

Sie sieht ihn einige Atemzüge an.

»Warum will man Sie in Three Forks hängen, Whitehead?« Sie fragt es ernst.

Er lächelt nun wieder anders, nämlich verständnisvoll und nachsichtig.

»Die Frage kann ich verstehen«, murmelt er. »Ich bin ein Spieler, Sally, ein berufsmäßiger Spieler. Ich habe in Three Forks mit einem Hacket Karten gespielt. Er verlor in einer langen Nacht den Erlös für eine kleine Rinderherde an mich, die er an den Indianeragenten verkauft hatte. Als er pleite war, beschuldigte er mich des Falschspiels und zog seinen Colt. Wenn ich nicht schneller gewesen wäre als er, hätte er mich getötet. Nun sind sein Vater und seine Brüder hier. In Three Forks hätte ich keine Chance.«

Als er den letzten Satz spricht, erinnert sie sich daran, dass auch sie hier in dieser miesen Stadt keine Chance gehabt hätte, wäre sie vor zwei Wochen zum Marshal gegangen, um den Mann anzuzeigen, der ihr gegen ihren Willen die Unschuld raubte.

Sie ist plötzlich ganz und gar auf Whiteheads Seite.

Und so nickt sie. »Ich mache das«, sagt sie leise und geht zur Tür.

Langsam tritt sie hinaus auf den Plankengehsteig in die Morgensonne. Und da sieht sie die drei Hackets.

»He, Süße«, sagt einer der Hackets, »sitzt er da drinnen? Hat er es gehört?«

»Er hat mich rausgeschickt«, erwidert sie, »um Ihnen zu sagen, dass er nach dem Frühstück kommen wird. Sie möchten sich ein wenig gedulden. Es dauert nicht mehr lange, dann steht er Ihnen zur Verfügung.«

Sally bemüht sich, klar und präzise zu sprechen, so wie sie es als Kind von ihrer Mutter lernte, die Lehrerin war, bevor sie die Dummheit beging, Jim Mallone in die Hügel zu folgen und dort in einer Hütte zu leben und jedes Jahr ein Kind zu gebären.

Sie wartet auch nicht auf eine Erwiderung der Hackets, sondern kehrt in den Speiseraum des Hotels zurück.

Whitehead sitzt noch am Tisch und genießt die frischen Biskuits.

»Nun, Sally?« Er fragt es kauend.

Sie tritt wieder zu ihm. Dann sagt sie: »Der Alte steht genau vor dem Eingang mitten auf der Fahrbahn. Die beiden anderen stehen rechts und links auf dem Plankengehsteig. Sie haben Revolver und Schrotflinten. Ein Stück weiter links sind sieben Sattelpferde angebunden.«

»Gut«, sagt Whitehead. »Wollen Sie mir noch einen Gefallen tun, Sally?«

Sie sieht auf ihn nieder.

»Ich will, Whitehead«, erwidert sie.

»Mein Vorname ist Tyrel«, lächelt er. »Meine Freunde nennen mich einfach nur Ty. Und wir sind jetzt gute Freunde, Sally.«

»All right, Ty«, erwidert sie. Es ist ein etwas spröder Klang in ihrer Stimme.

Er leert die Kaffeetasse. Dann deutet er zum Durchgang, welcher hinüber in die Hotelhalle führt, von der man auf den Gehsteig treten kann wie hier aus dem Speiseraum auch.

»Dort in der Halle steht eine große Tonvase«, spricht er. »Sally, du könntest sie durch die offene Tür auf den Plankengehsteig werfen, sodass sie zerbricht. Das könnte mir helfen.«

Sie schluckt etwas mühsam und nickt dann.

»Wann?« So fragt sie schlicht.

»Sobald ich angefangen habe, mit den Hackets Worte zu wechseln. Möglichst früh also, kaum dass wenige Worte geredet wurden. Und du sollst das Ding nur hinauswerfen, nicht selbst hinausgehen, verstehst du?«

»Genau«, sagt sie und betrachtet ihn fest.

»Dann geh, Sally«, murmelt er. Jetzt lächelt er nicht mehr. Sein Gesicht ist ausdruckslos.

Sie wendet sich wortlos ab und geht hinüber.

Sie ist allein in der kleinen Vorhalle, verharrt auf dem abgenutzten, schon durchlöcherten Teppich.

Nach zwei Atemzügen nimmt sie die große Tonvase auf. Aber dann stellt sie diese wieder hin und entscheidet sich für die beiden Messingspucknäpfe. Sie ist der Meinung, dass diese Messingdinger sehr viel mehr scheppern und Krach machen als die Tonvase. Die Hackets werden einen Sekundenbruchteil abgelenkt sein.

Indes sie die Spucknäpfe nimmt und dicht an den offenen Eingang tritt und auf den Wortwechsel wartet, da denkt sie: Wie kann er das schaffen?

Dann hört sie die Stimmen.

Und sie tut genau das, was Whitehead ihr aufgetragen hat. Sie wirft die Dinger mit aller Kraft durch den offenen Ausgang auf die Gehsteigplanken.

Es scheppert gewaltig, etwa so, als würde ein Beckenschläger seine Topfdeckel ähnlichen Instrumente zusammenschlagen.

Und dann krachen auch schon die Schüsse. Zuerst hört sie das schnelle Krachen eines Colts – einmal, zweimal, dreimal. Und dazu brüllen Männerstimmen. Dann krachen Schrotflinten.

Das alles geschieht binnen ein oder zwei Sekunden.

Oh, wie lang können Sekunden sein, wenn Gewalttat ausbricht und Männer sich gegenseitig umzubringen versuchen!

Dann ist es still für einen Moment.

Aber bald schon hört man Männer stöhnen, Männer, welche getroffen wurden und vielleicht ihre letzten Atemzüge tun.

Sally tritt auf den Plankengehsteig.

Und da sieht sie es.

Der Alte liegt mitten auf der Fahrbahn am Boden, so, wie er in den Staub fiel. Vor ihr kniet einer seiner Söhne auf den Planken, hält sich die Hände und Unterarme gegen den Leib.

Und...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5380-X / 375175380X
ISBN-13 978-3-7517-5380-7 / 9783751753807
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