G. F. Unger 2218 (eBook)

Feuerkopf

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5381-4 (ISBN)

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G. F. Unger 2218 - G. F. Unger
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Müde, steif und halb verdurstet von der langen Reise verlässt Kate Overmile die Postkutsche, und sofort verspürt sie die sengende Glut der Sonne. Kates grüngraue Augen werden so schmal wie die einer Katze. Dann bläst sie eine dunkle Locke aus ihrer Stirn und richtet sich noch straffer auf.
Langsam, aber mit der stolzen Haltung eines selbstbewussten Mädchens, geht Kate quer über den Hof zum Brunnen. Geschickt lässt sie die hölzerne Schöpfkelle hinunter und holt sich frisches Wasser herauf. Es kommt ihr sehr kühl und frisch vor - und doch ist es ziemlich lau. Sie trinkt langsam und bedächtig.
Kate sieht zum äußersten Ende der Haltestange. Dort steht ein sehr großes und sehr hässliches Pferd. Es steht etwas abseits von den anderen Tieren. Sein linkes Ohr ist verstümmelt. Oh, denkt sie, das ist wahrlich ein einsamer Wolf unter seinen Artgenossen. Wie mag sein Herr aussehen? Was für ein Mann besitzt dieses Tier? Fast verspürt sie den Wunsch, in die Schänke zu gehen und dort nach dem Reiter zu fragen. Aber das geht nicht. Sie trinkt noch einmal und stellt dann die Schöpfkelle auf den Brunnenrand. Im selben Moment hört sie Hufschläge.
Zwei Reiter kommen in den Hof geritten und halten auf die Lücke zu, die zwischen dem grauen Wallach und den anderen Pferden ist. Ihre scharfen Augen ruhen einen Moment auf dem Mädchen, schweifen dann in die Runde.
Als der eine Reiter dicht an der Hinterhand des narbigen Wallachs vorbeireitet, schlägt dieser ohne jede Warnung aus. Dabei sieht es so aus, als wollte er das fremde Pferd gar nicht treffen - nur warnen, nicht in seine Nähe zu kommen. Das erschreckte Tier steigt sofort hoch, wiehert schrill und macht einen Satz zur Seite. Der Reiter hat schon einen Fuß aus dem Steigbügel genommen, denn er will in der nächsten Sekunde absitzen. Nun wird er durch den jähen Satz des Pferdes abgeworfen und landet im Staub ...


Feuerkopf

Müde, steif und halb verdurstet von der langen Reise verlässt Kate Overmile die Postkutsche, und sofort verspürt sie die sengende Glut der Sonne. Kates grüngraue Augen werden so schmal wie die einer Katze. Dann bläst sie eine dunkle Locke aus ihrer Stirn und richtet sich noch straffer auf.

Langsam, aber mit der stolzen Haltung eines selbstbewussten Mädchens, geht Kate quer über den Hof zum Brunnen. Geschickt lässt sie die hölzerne Schöpfkelle hinunter und holt sich frisches Wasser herauf. Es kommt ihr sehr kühl und frisch vor – und doch ist es ziemlich lau. Sie trinkt langsam und bedächtig.

Kate sieht zum äußersten Ende der Haltestange. Dort steht ein sehr großes und sehr hässliches Pferd. Es steht etwas abseits von den anderen Tieren. Sein linkes Ohr ist verstümmelt. Oh, denkt sie, das ist wahrlich ein einsamer Wolf unter seinen Artgenossen. Wie mag sein Herr aussehen? Was für ein Mann besitzt dieses Tier? Fast verspürt sie den Wunsch, in die Schänke zu gehen und dort nach dem Reiter zu fragen. Aber das geht nicht. Sie trinkt noch einmal und stellt dann die Schöpfkelle auf den Brunnenrand. Im selben Moment hört sie Hufschläge.

Zwei Reiter kommen in den Hof geritten und halten auf die Lücke zu, die zwischen dem grauen Wallach und den anderen Pferden ist. Ihre scharfen Augen ruhen einen Moment auf dem Mädchen, schweifen dann in die Runde.

Als der eine Reiter dicht an der Hinterhand des narbigen Wallachs vorbeireitet, schlägt dieser ohne jede Warnung aus. Dabei sieht es so aus, als wollte er das fremde Pferd gar nicht treffen – nur warnen, nicht in seine Nähe zu kommen. Das erschreckte Tier steigt sofort hoch, wiehert schrill und macht einen Satz zur Seite. Der Reiter hat schon einen Fuß aus dem Steigbügel genommen, denn er will in der nächsten Sekunde absitzen. Nun wird er durch den jähen Satz des Pferdes abgeworfen und landet im Staub ...

Sein Gefährte zügelt seinen struppigen Mustang, reißt ihn herum und beruhigt das erschreckte Tier des Abgeworfenen. Dann grinst er seltsam.

»Oha, Jack – dieser Gaul hat sich einen verdammten Spaß erlaubt, was? So schnell wolltest du bestimmt nicht absteigen?«

Der andere Mann hat sich aufgesetzt und starrt zuerst erstaunt und dann wütend auf den grauen Wallach, der jetzt ruhig an der Haltestange steht und das gesunde Ohr spielen lässt. Es sieht so aus, als hätte sich der Graue überhaupt nicht bewegt und döste vor sich hin.

Als der Mann aber aufspringt und dabei in die Nähe des Tieres kommt, feuert es wieder aus.

Mit einem bösen Fluch weicht der Mann zurück, und zugleich bricht ein wilder und böser Zorn aus ihm.

»Hölle! Oh, Hölle! Na warte, du verdammter Mistbock!«

Er brüllt es heiser und springt zu seinem Pferd, das sich inzwischen wieder beruhigt hat. Am Sattelhorn hängt eine schwere Bullpeitsche, wie Herdentreiber sie benutzen. Er reißt sie mit einem schnellen Griff herunter, wirbelt herum und springt auf den Wallach zu. Dessen Zügel haben sich längst von der Stange gelöst. Wie eine Katze wirbelt das mächtige Tier herum, beginnt mit der Vorderhand zu steigen und wiehert wild. Und als der fluchende Mann ihm das lange Leder über Brust und Hals zieht, greift das Tier an. Es treibt den Mann vor sich her zum Brunnen hin. Der vor Wut und Schreck brüllende Mann schlägt noch zweimal mit der Peitsche zu, kommt sehr in Bedrängnis, lässt die Peitsche fallen und läuft halb um den Brunnen herum. Dabei zieht er seinen Colt.

»Das Biest gehört in die Hölle!«, heult er böse. »Und ich gebe dir jetzt deine Fahrkarte dorthin, du Mistbock!«

Er hebt den Colt und zieht den Hammer zurück.

Der graue Wallach ist stehen geblieben und hat nicht mehr angegriffen, als der Mann sich zur Flucht wandte und die Peitsche fallen ließ. Als der Mann jetzt mit seinem Colt auf das Tier zielt, duckt es sich zusammen, streckt den langen Hals vor, hebt die Oberlippe und wiehert böse. Aber es bewegt sich sonst nicht – es ist viel zu klug und kennt die Bedeutung der Feuerwaffen, als dass es in eine Kugel rennen würde.

Kate Overmile hat inzwischen nur den Mann beobachtet. Einen Atemzug lang hofft sie, dass der Kerl seine Drohung nicht wahr machen würde. Aber dann erkennt sie das böse Funkeln in den Augen des Mannes und weiß plötzlich, dass er wirklich schießen wird.

Da ergreift sie die hölzerne Schöpfkelle und wirft sie über den Brunnen hinweg gegen den Mann. Sie trifft ihn an der Schulter – im selben Moment, da er abdrückt.

Deshalb trifft seine Kugel nicht, sondern pfeift über die anderen Pferde hinweg und schlägt drüben in die Scheunenwand.

»Schießen Sie nicht, Sie Narr!«, ruft Kate scharf.

Dann hört sie von der Schenke her einen scharfen Ruf.

»He, Colonel! An deinen Platz zurück, du Rowdy!«

Es ist eine sehr männliche und sehr klangvolle Stimme. Kate sieht sich jedoch nicht nach dem Rufer um – sie beobachtet den hageren Mann und sieht fest in die harten Augen, die sie einen Moment anstarren. Dabei sagt der Mann: »Sie können verdammt froh sein, dass Sie kein Mann sind, Lady!«

»Das können Sie auch«, erwiderte Kate, »denn wenn ich ein Mann wäre, würde ich Sie jetzt verprügeln! Jeder Knabe, der reiten kann und nur drei Gramm Pferdeverstand besitzt, hätte gesehen, dass dieser graue Wallach aus gutem Grund abseits der anderen Tiere angebunden war. Er wäre in einem Bogen um das Tier herumgeritten. Als der Wallach ausschlug, wollte er noch nicht einmal treffen – nur warnen, ihm nicht näher zu kommen. Mister, als Reiter müssten Sie wissen, dass es Einzelgänger unter den Pferden gibt. Sie haben auch nicht mehr richtig im Sattel gesessen und sind deshalb abgeworfen worden, als Ihr Pferd scheute. Nur ein Narr geht dann mit einer Bullpeitsche auf ein Tier los! Oh, es ist ein prächtiges Tier! Es ist stolz und mutig! Es lässt sich nicht einfach mit einer Bullpeitsche verprügeln! Was sind Sie nur für ein Mensch, Mister, dass Sie auf das Tier schießen wollten? Sie müssen sich sehr minderwertig fühlen, dass Sie auf ein Pferd, das sich nicht verprügeln lässt, mit einem Revolver schießen! Oh, wenn ich ein Mann wäre, würde ich Sie wahrhaftig verprügeln!«

Diese Worte der Verachtung schleudert das Mädchen dem Mann entgegen.

Der starrt sie aus funkelnden Augen an und kratzt sich mit dem Coltlauf unter dem stoppelbärtigen Kinn.

Dann richtet er seinen Blick in eine andere Richtung, und auch Kate sieht auf den Mann, der lässig mit langen Schritten über den Hof kommt. Auch wenn Kate nicht eben die Stimme gehört hätte, würde sie diesen Mann sofort als den Besitzer des narbigen Wallachs erkannt haben.

Es ist ein großer, geschmeidiger und wahrhaft prächtig gewachsener Cowboy. Seine blaugrauen Augen blitzen über der kühnen Nase. Weiße Zähne blitzen in dem braunen Gesicht. Unter dem zurückgeschobenen Stetson leuchtet feuerrotes Haar, dessen kräftige Farbe selbst durch das grelle Sonnenlicht nicht gemildert wird – vielleicht wirkt es sonst nur dunkler.

»Stecken Sie den Colt weg!«, ruft der Rotkopf scharf und geht genau auf den Mann zu.

Der starrt ihn fast erschrocken an, schiebt den Colt ins Holster und hebt die Hände.

»Schon gut – schon gut! Ich wusste nicht, dass es Ihr Pferd ist!«

Er ruft es fast ängstlich, und es sieht lächerlich aus, dass er die Hände in die Höhe hält, obwohl der rotköpfige Cowboy ihn gar nicht mit der Waffe bedroht.

Der Rotkopf bleibt stehen. »Ah, Sie kennen mich, Freund? Nun, Sie können sich bei der Lady bedanken, Sie Narr! Es wäre ziemlich schlimm für Sie geworden, wenn Sie Colonel getroffen hätten. Oh, ich weiß, dass er ein Rowdy ist. Aber er tut keiner Fliege etwas zuleide, wenn man ihm zumindest zwei Yards fernbleibt. Verschwinden Sie, Sie Narr!«

Er sieht den Mann aus zwingenden Augen an. Und der geht schnell in einem großen Bogen um ihn herum und zu seinem Sattelgefährten, der vor ihren Pferden steht und die Hand am Colt hat. Sie binden ihre Pferde an und drängen sich schweigend durch die Männergruppe vor der Tür in die Schenke hinein.

Kate Overmile ertappt sich dabei, dass sie den rotköpfigen Mann neugierig betrachtet. Zugleich erkennt sie aber auch, dass sie noch nie einen Mann gesehen hat, von dem eine solch kühne und kaum gebändigte Wildheit und eine solch zwingende Kraft ausging.

Er muss an die dreißig Jahre sein. Er lächelt sie an, und in seinen Augen erkennt sie jetzt ein respektvolles Kompliment, das nicht zuletzt auch ihrer Schönheit gilt.

»Lady, ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet«, sagt er. »Der verrückte Narr hätte Colonel bestimmt erschossen, und ich hätte den Burschen dann ...« Er verstummt für einen Moment, aber in seinen Augen tanzen für einen Moment kalte Funken. Kate begreift, dass der große Mann sehr hart und rau werden kann. »Colonel ist ein treuer und zuverlässiger Partner. Ich liebe ihn wie einen Bruder –...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2023
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5381-8 / 3751753818
ISBN-13 978-3-7517-5381-4 / 9783751753814
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