Im Labyrinth der Rache (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
462 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4800-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Labyrinth der Rache -  Ethan Cross
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Der berühmteste Serienmörder der Welt kommt nach Europa

Francis Ackerman jr. verlässt zum ersten Mal Amerika. In Glasgow wartet eine Liste auf ihn, die die Namen aller Mitglieder des größten und gefährlichsten Verbrechersyndikats der Welt enthält. Aber das Tablet, auf dem sie gespeichert ist, kann nur von Ackerman und der Tochter seines verstorbenen Erzfeindes gemeinsam entsperrt werden. Seine Feinde werden alles daransetzen, ihn und die junge Frau zu töten, bevor dies geschehen kann. Also eilt Ackerman nach Schottland, um die Frau zu erreichen, ehe es zu spät ist. Aber dort warten nicht nur Unterweltbosse, Interpol und die Polizei auf ihn, im Hintergrund lauert ein Mann, der früher Ackermans Alpträume beherrscht und nun ein raffiniertes Labyrinth aus Intrigen um ihn gesponnen hat, aus dem es kein Entrinnen gibt ...



Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der die Welt fiktiver Serienkiller um ein besonderes Exemplar bereicherte: Francis Ackerman jr. Der gnadenlose Serienkiller erfreut sich seitdem großer Beliebtheit: Jeder Band der sechsbändigen SHEPHERD-Reihe sowie der Reihe mit Ackermans Partnerin Nadia Shirazi stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der die Welt fiktiver Serienkiller um ein besonderes Exemplar bereicherte: Francis Ackerman jr. Der gnadenlose Serienkiller erfreut sich seitdem großer Beliebtheit: Jeder Band der sechsbändigen SHEPHERD-Reihe sowie der Reihe mit Ackermans Partnerin Nadia Shirazi stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

1


Francis Ackerman jr., seines Zeichens reformierter Serienmörder, starrte versonnen in den mit Plüsch ausgekleideten Sarg, der für ihn bestimmt war. Normale Menschen fragten sich oft, wie es wäre, lebendig begraben zu sein; für Ackerman war diese Frage längst beantwortet. Schon als Jugendlichen hatte sein Vater ihn mehrmals lebendig unter die Erde gebracht, aber sein Erzeuger war stets zurückgekommen, um ihn wieder auszugraben. Ackerman persönlich hatte diese Erlebnisse als recht friedlich in Erinnerung, als Erholung von den Schrecken seiner frühen Existenz, als Gelegenheit zur Entspannung. Die Aussicht, in einen Sarg zu steigen, weckte in ihm Gefühle, wie ein normales Kind sie wohl empfand, wenn es erfuhr, dass die Schule wegen Schneechaos ausfällt.

Er stand in einem kleinen Hangar am Rand eines Privatflugplatzes in Virginia. Unter den stärkeren Aromen des Motoröls und Kerosins nahm Ackerman den Geruch nach Neusarg wahr, der von der offenen Totenlade ausging. Er streckte beide Hände vor und fuhr mit den Fingern über das seidige Material in dem Kasten. Schließlich tätschelte er den Rand und sagte: »Eines kann ich euch versprechen, Jungs. Noch schöner zu reisen ist unmöglich.«

Jesse Gibson, sein junger Begleiter, stammte aus einem armen Viertel von Detroit. Der Ex-Soldat in den Zwanzigern schüttelte den Kopf. »Ich lege mich in keinen Sarg.«

»Warum denn nicht?«

»Weil’s ein Sarg ist.«

Neben Jesse saß Ackermans jüngerer Bruder, der ehemalige Bundesagent Marcus Williams, in seinem Rollstuhl. »Komm schon, Kleiner. Jetzt mach bloß kein Tamtam.«

»Tamtam? Es ist kein halbes Jahr her, dass ich meine Eltern in so Dingern im Boden versenkt habe. Auf gar keinen Fall leg ich mich da rein.«

Ackerman blickte seinen jüngeren Bruder an, der im Rollstuhl saß, weil ein Geistesgestörter seine Waden mit einem Vorschlaghammer bearbeitet hatte. Er sah zu, wie Marcus langsam die Hand hob und sich in den Nasenrücken kniff. Er beobachtete, wie sich ein angestrengter Ausdruck um Marcus’ Augen legte. Ackerman erkannte die typischen Vorzeichen, dass sich bei seinem Bruder eine Migräne ankündigte.

Marcus atmete langsam aus. »Ich verstehe ja deinen Standpunkt, Kleiner. Ich habe meine Eltern verloren, als ich noch ein Junge war. Sie wurden im Erdgeschoss ermordet, während ich mich oben versteckte. Ich wäre gefunden worden, aber mein Bruder Frank – der zu dem Zeitpunkt gar nicht wusste, dass ich sein Bruder bin – griff ein und versteckte mich neben der Gaube auf dem Dach.«

Nach kurzem Schweigen ergriff Jesse wieder das Wort. »Wow, das ist echt krass. Ihr beide habt also dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter?«

Ackerman antwortete als Erster. »Nein, wir sind Vollgeschwister. Nicht dass es für mich einen großen Unterschied machen würde, aber wir haben in der Tat dieselbe Mutter und denselben Vater.«

Jesse war verwirrt. »Aber Marcus sagt, dass seine Eltern ermordet wurden, und ich weiß, dass dein Vater in so einem Supermax-Gefängnis sitzt.«

Ackerman nickte. »ADX Florence, um genau zu sein. Ich bin mir sicher, er betrachtet es als große Ehre, in derselben Einrichtung inhaftiert zu sein wie die prominentesten Terroristen und Sektenführer der Welt.«

Marcus warf ein: »Das ist eine lange Geschichte, Kleiner. Verzichten wir mal auf die ganzen blutigen Details. Der springende Punkt ist, du musst in die Kiste, weil wir dadurch weiterkommen. Und anders kommen wir nicht weiter.«

Ackerman entdeckte eine intensive Angst in Jesses Augen, doch statt die Frage direkt anzusprechen, versuchte Jesse mit einer anderen Frage abzulenken. »Aber dann müsstest du doch mit Nachnamen auch Ackerman heißen, oder, Marcus?«

Marcus sah Jesse mit einer Miene an, die nicht zornig war, aber in jedem Fall sehr ernst. »Meine Mutter ist vor meiner Geburt geflohen, aber sie war schon mit mir schwanger. Im darauffolgenden Jahrzehnt hat unser Erzeuger sich darauf verlegt, meinen Bruder zu foltern. Er suchte aber auch nach meiner Mutter und fand sie bei ihrer neuen Familie, einschließlich des Mannes, den ich als meinen Vater betrachte, einen Detective beim Morddezernat des New York Police Department namens John Williams. Mein biologischer Vater tötete John Williams und meine Mutter. Er hätte mich entführt und wie Frank aufgezogen, aber mein großer Bruder fand mich zuerst und hat mich versteckt.«

Ackerman zuckte mit den Schultern. »Jetzt mach nicht so ein großes Geschrei darum. Ich wollte Vaters Liebe und Aufmerksamkeit doch nicht mit einem dahergelaufenen kleinen Rotzbalg teilen.«

Marcus grinste. »Genau, rein selbstsüchtige Beweggründe. Wie auch immer, keiner von uns beiden geht gut mit Gefühlen um, und wir sollten wohl lieber –«

Ackerman unterbrach ihn. »Ich glaube allerdings, unsere Bindung ist offener als die meisten Geschwisterbeziehungen.«

Marcus schüttelte den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint, nur … Es spielt auch keine Rolle. Kleiner, du musst in die Kiste. Sie werden uns bald hier abholen. Wir müssen das Land verlassen und Glasgow erreichen, und in den Särgen ist es am sichersten. Wenn einer von euch beiden gefasst wird, muss er mit der Hinrichtung rechnen. Ich weiß nicht, was mir blüht, wenn sie uns schnappen, aber mit einer Haftstrafe könnte ich nicht nach Hause zu meinem Sohn. Also steigst du entweder in die Kiste, oder du bist auf dich allein gestellt. Ich dachte ja, du bist irgendwie so ein Meisterscharfschütze. Müsst ihr es nicht tagelang ununterbrochen in der Wildnis aushalten, an einer Stelle in den Büschen lauern, während das Ungeziefer auf euch rumkrabbelt? Da kommst du doch sicher auch mit einer kleinen Reise im Sarg zurecht?«

Jesse kniff die Augen fest zu und biss die Zähne zusammen. »Siehst du, das ist das Problem mit unseren Medien heutzutage. Sie nehmen einen kleinen Zipfel der Wahrheit und zeichnen damit ein Bild, das überhaupt nicht der Realität entspricht.«

»Man nennt dich doch den Motor City Sniper oder so ähnlich, hab ich recht?«, fuhr Marcus fort.

»Nein, sie nannten mich den Motor City Marksman, denn als ich bei der Army ausgebildet wurde, erhielt ich das Marksman Badge, ein Schützenabzeichen. Weißt du, was das bedeutet? Dass ich von vierzig Zielen dreiundzwanzig getroffen habe. Dieses Abzeichen bekommt praktisch jeder! Ich habe sogar einunddreißig getroffen, aber das reichte nicht für das Expert Badge, das sechsunddreißig von vierzig erfordert.«

Ackerman hörte dies zum ersten Mal und warf ein: »Also bist du gar kein Scharfschütze? Aber als ich dir neulich ein Gewehr gab, hast du dich damit gut geschlagen.«

Jesse hob kapitulierend die Hände. »Versteht mich nicht falsch, schießen kann ich. Ich bin darin ziemlich gut, und mit ein bisschen Übung könnte ich besser werden. Ich möchte nur nicht, dass ihr falsche Erwartungen habt. Als die Army mich in Übersee eingesetzt hat, habe ich hauptsächlich in der Lagerhaltung eines Nachschubdepots gedient. Ich war der Rifleman meines Trupps, wenn wir auf Patrouille gingen. Das bedeutet aber nur, dass ich von vier Mann derjenige war, der ein Sturmgewehr mit Zielfernrohr hatte. Aber bei keiner einzigen Patrouille war ich im Gefecht. Wir wurden ein paarmal beschossen, aber wir haben nie gesehen, wer auf uns gefeuert hatte. Wahrscheinlich nur ein paar Jugendliche, die rumgeballert hatten. Aber ich denke, Marksman klingt zusammen mit Motor City besser als Sharpshooter oder Rifleman.«

Marcus sah seinen Bruder an. »Okay, warum nehmen wir ihn noch gleich mit? Wenn er sich nicht im Griff hat, ist er hinter Gittern vielleicht besser dran.«

»Ich habe mich im Griff«, erwiderte Jesse. »Ich bin nur kein Scharfschütze.«

»Benimm dich, kleiner Bruder«, sagte Ackerman. »Jesse ist eine arme, unglückselige Seele in Not; mehr oder weniger ein toter Mann, wenn er sich von uns trennt. Betrachte ihn als einen Hundewelpen, der sich verlaufen hat. Ich meine, schau doch mal, wie süß er ist.«

»Klar bin ich süß, aber das ist doch gar nicht –«

Marcus rollte mit den Augen. »Du bist weich geworden.«

Ackerman trat vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Drängen wir ihn doch nicht so, kleiner Bruder.« Unter seiner Hand spannten sich Marcus’ Schultern, verlangten von Ackerman, dass er losließ, er aber ließ die Hand, wo sie war, und sagte: »Wenn es Jesse nicht behagt, im Sarg zu reisen, suchen wir eine andere Möglichkeit. Uns fällt schon etwas ein.«

Marcus sah ihn forschend an. Vermutlich wunderte er sich, welche andere Lösung Ackerman vorschlagen wollte. Um einen Privatjet zu chartern, fehlte ihnen das Geld. Sie waren auf sich gestellt. Ackerman hatte praktisch pausenlos gearbeitet, seit er in den Dienst des FBI getreten war, und man hatte darauf bestanden, ihm ein Gehalt zu zahlen. Das meiste davon war an jemanden gegangen, den er dafür bezahlte, seine Finanzen zu verwalten. Er hatte ihn angewiesen, den Löwenanteil des Geldes zu spenden, aber alles, was übrig blieb, zu investieren. Die verbleibenden Mittel waren nun auf ein Konto überwiesen worden, auf das sie auf ihrer Flucht zugreifen konnten, ein Bankkonto, das sie leerräumen würden, sobald sie in Glasgow ankamen. Noch während sein Bruder Ackerman erwartungsvoll ansah, damit er erklärte, was er gesagt hatte, ging er zu Jesse. Wie bei seinem Bruder legte er ihrem jungen Rekruten die Hände auf die Schultern, drückte leicht zu und sagte: »Keine Sorge, Jesse, alles wird sich...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2024
Reihe/Serie Ein Ackerman-Thriller. Die HÜTER-Reihe
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Francis Ackerman Jr. • Glasgow • Schottland • Serientäter • Thriller • Verbrecher • Verbrecherjagd • Verbrechersyndikat
ISBN-10 3-7517-4800-8 / 3751748008
ISBN-13 978-3-7517-4800-1 / 9783751748001
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