Glühendes Verlangen nach dem falschen Marquess? (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1771-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glühendes Verlangen nach dem falschen Marquess? - Vivienne Lorret
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Seit ihrer Kindheit wünscht sich Miss Elodie Parrish nichts anderes, als den Marquess zu heiraten, der auf dem Nachbaranwesen lebt. Bei dem Versuch, ihren Auserwählten zu bezirzen, kommt ihr jedoch ein anderer in die Quere: Brandon Stredwick, Marquess of Hullworth. Dieser arrogante Adelige ist überzeugt, dass Ellie es auf ihn abgesehen hat. Wie absurd! Als würde es sie auch nur im Mindesten beeindrucken, dass er als Londons am schwersten zu fassender Junggeselle gilt. Doch während der Recherche für ihr Buch über Wüstlinge muss sie Zeit mit Brandon Stredwick verbringen und entdeckt bald, dass ihr Verlangen womöglich jahrelang dem falschen Marquess galt ...



Bestsellerautorin Vivienne Lorret liebt Liebesromane, ihren pinkfarbenen Laptop, ihren Ehemann und ihre beiden Teenagersöhne (nicht zwingend in genau dieser Reihenfolge ...). Sie beherrscht die Kunst, unzählige Tassen Tee in Wörter zu verwandeln, und hat sich mittlerweile mit zahlreichen wunderbaren Regency-Romances in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben.

PROLOG


England 1810

Elodie Parrish hockte unter dem kahlen Geäst der hohlen Ulme und betrachtete die feuchten Erdkrumen an ihrer Hand. Immer war ihr gesagt worden, sie dürfe sich nicht schmutzig machen. Aber diesmal, so hatten die Tanten ihr versichert, sei es eine Ausnahme.

„Nun mach schon, Liebes“, hatte Tante Maeve sie gedrängt, wobei eine einzelne, hell schimmernde Träne ihr die gramzerfurchte Wange hinab in den schwarz wollenen Schal gekullert war. „Nimm einfach eine Handvoll Erde und wirf sie hinein. Du wirst deswegen keinen Ärger bekommen, das verspreche ich dir.“

Tante Myrtle hatte beipflichtend genickt und der schwarze Seidenkrepp ihrer Röcke hatte geraschelt, als sie sich neben sie kniete und mit tränenumflortem Blick ansah, die Augen blau wie Kornblumen, die in einer Pfütze schwammen. „Du wirst dich besser fühlen, wenn du ihm auf seine letzte Reise hilfst.“

Obwohl sie mit ihren sieben Jahren schon fast erwachsen war, verstand Elodie nicht, warum es so wichtig war, Papa der Erde anheimzugeben, oder warum sie auch noch daran teilhaben musste. Sie wollte nicht, dass er begraben wurde. Dort unten würde er überhaupt keine Luft mehr bekommen! Er sollte wieder in seinem Bett liegen, gestützt von einem Berg weicher Daunenkissen. Wenn er dann sacht auf die Bettdecke klopfte, würde sie sich zu ihm setzen und den Geschichten lauschen, die er ihr mit seiner ruhigen, immer ein wenig heiseren Stimme erzählte.

Die Nachbarn und die Leute aus dem Dorf – alle, die dem Zug der von prächtigen Rappen mit fiedernem Kopfschmuck gezogenen Kutsche mit dem in Samt und Seide ausgeschlagenen Sarg gefolgt waren – hatten erwartungsvoll die Blicke auf Elodie gerichtet. Ihr war bewusst gewesen, dass bloß noch ihre Handvoll Erde die Trauergäste davon abhielt, endlich hoch zum Haus zu gehen und sich am Leichenschmaus gütlich zu tun, den die Köchin seit Tagen vorbereitet hatte. Es war Elodie unbegreiflich, wie man unter diesen Umständen an Essen auch nur denken konnte.

Aber sie hatte natürlich getan, was von ihr verlangt wurde. Schließlich hatte sie Papa versprochen, sich um die Tanten zu kümmern, wenn er einmal nicht mehr da wäre.

Jetzt wischte sie sich die Hand immer wieder an dem kratzigen schwarzen Kleid ab, in das das Mädchen sie heute Morgen eingeknöpft hatte, aber der Dreck wollte einfach nicht abgehen. In die feinen Linien auf ihrer Handfläche waren dunkle Spuren eingegraben, die aussahen wie die Flüsse auf Papas Landkarten. Und der Dreck unter den Fingernägeln schmeckte wie rohe Kartoffeln.

Einen Ring hatten sie ihr auch an den Finger gesteckt. Geliebter Vater, unvergessen stand auf der Innenseite eingraviert. Und statt einem Juwel trug er ein in Gold gefasstes Bild von Wolken und dem Himmelstor unter Glas, das sie an die Geldstücke erinnerte, die sie Papa auf die geschlossenen Augen gelegt hatten. Die Tanten hatten ihr erklärt, es sei der Lohn für den Fährmann, damit Papa eine sichere Reise habe.

Aber wenn sein Abschied so viel Aufwand bedurfte, warum war er dann nicht einfach geblieben? Und wie stellte er sich das überhaupt vor, wie wollte er in dieser schmalen Kiste atmen? Er konnte richtig lange die Luft anhalten, und immer wenn man dachte, er hätte aufgehört zu atmen, fing er, nachdem er ein paar Mal in sein blutgeflecktes Taschentuch gehustet hatte, doch wieder damit an. Woher wollten sie also wissen, dass es diesmal nicht genauso wäre?

Der Gedanke wollte sie nicht loslassen, während sie den Hügel feuchter Erde betrachtete, der neben dem Grab ihres Vaters aufgehäuft war.

Es war April und aus dem offenen Grab drang eine feuchte Kälte, ein bitterer, muffiger Geruch, der sie an die Würmer denken ließ, die nach schweren Regenfällen auf dem Gartenweg lagen, an die schwarzen Vögel, die herabschossen, um die fette Beute aufzupicken.

Sie hasste diesen Geruch.

Vergeblich versuchte sie den Atem anzuhalten. Es half nicht. Der Geruch war schon in ihr, saß ganz tief in ihrer Lunge. Und etwas sagte ihr, dass er dort immer bleiben würde.

„Was ist denn mit dir los? Man könnte meinen, es wäre jemand gestorben“, hörte sie einen Jungen sagen, der sich durch das Tor der Familiengrabstätte hereingeschlichen hatte.

Als sie sah, dass es der grässliche Nachbarsjunge war, wischte sie schnell die Tränen weg.

George war eine richtige Plage. Andauernd machte er sich darüber lustig, dass sie ein Mädchen war und nicht mal auf Bäume klettern konnte, ohne ihre Unterwäsche zu zeigen.

„Warum bist du nicht im Haus mit den anderen?“, fragte sie gereizt und deutete zu dem Anwesen oben am Hang.

„Weil es langweilig ist. Alle reden bloß wieder von Napoleon und nicht mal von den Schlachten, die er als Nächstes schlagen wird, oh nein“, hier rollte er verächtlich die Augen, wie er es auch immer tat, wenn er sie daran erinnerte, dass sie nur ein Mädchen war, „sie reden von seiner Hochzeit mit dieser Österreicherin, einer Bündnisheirat, sagen sie, und deren möglichen Konn-se-gänsen für England. Bevor ich sterbe vor Langeweile, gehe ich lieber nach Hause.“

Er bückte sich, wobei ihm eine Strähne seines glatten braunen Haars in die Stirn fiel, und hob einen Stein vom Boden auf, den er ein paar Mal in die Luft warf und geschickt wieder auffing. Jedes Mal gab es einen dumpfen Schlag in seiner Hand. Aber auch das wurde ihm bald langweilig und er holte weit aus, um den Stein in hohem Bogen über den schmiedeeisernen Zaun zu werfen.

„Was sind Konn-se-gänsen?“, wollte Elodie wissen und fragte sich, ob er deswegen auf den Friedhof gekommen war, statt gleich nach Hause zu gehen.

„Das weißt du nicht?“, fragte er mit einem hämischen Grinsen. „Wenn du was ausgefressen hast und einen Satz zur Strafe hundert Mal schreiben musst, sind das die Konn-se-gänsen. Immer wenn du Mist baust, gibt es Konn-se-gänsen. Wenn man heiratet zum Beispiel. Oder wenn man so dumm ist, mit seinen Puppen im Garten Hochzeit zu spielen.“

Sie hätte ihn boxen können, wie er da stand und sich scheckig lachte. Stattdessen reckte sie das Kinn, stemmte die Hände in die Hüften und sagte: „Heiraten ist kein Mist, heiraten ist romantisch. Aber woher solltest du das schon wissen, du bist ja nur ein Junge, noch dazu ein Waisenjunge.“

Sowie der Blick seiner braunen Augen sie traf, wünschte sie, sie könne es zurücknehmen. Sie wusste selbst nicht, warum sie ihm seine Sticheleien immer heimzahlen musste, es führte nur dazu, dass er noch gemeinere Dinge zu ihr sagte. Dass ihre Augen so gelb wären wie Hundepisse zum Beispiel oder wie totes Laub in Dreckpfützen und dass ihre Haare die Farbe frischer Pferdeäpfel hätten.

Sie wartete ab, was ihm gleich wieder Fieses einfallen würde.

„Du bist jetzt auch Waise“, sagte er nur, und er sagte es so leise und auf eine Art, dass ihr Tränen in die Augen schossen und ihr Hals ganz eng wurde. „Das da drüben ist deine Mutter, oder?“

Ihr Blick folgte seinem zu dem Gedenkstein neben dem offenen Grab ihres Vaters, auf dem der Name Elodie Parrish in einen Bogen weißen Marmors gehauen war – ein wenig so, als habe man ihr selbst ein Grabmal gesetzt, bevor sie überhaupt richtig zu leben begonnen hatte.

Sie war es jetzt schon leid, Waise zu sein. Am liebsten hätte sie deswegen weinen wollen, aber solange der fiese Nachbarsjunge da war, ging das nicht.

Ihre Tränen schnürten ihr den Hals zu, sie brannten beim Schlucken wie Nesseln, aber stur, wie sie sein konnte, hielt sie sie zurück. Weil sie groß war für ihr Alter, kam sie sich schon recht erwachsen vor, sie würde nicht flennen wie ein … Doch dann entfuhr ihr ein ersticktes Schluchzen, ein leises Schniefen.

Sie warf einen wütenden Blick hinüber zu George, der es bloß nicht wagen sollte, sie auszulachen. Wenn er das täte, würde sie ihn in das dunkle Erdloch stoßen.

Doch statt sie zu verspotten, kam er zu ihr und reichte ihr sein Taschentuch. „Hier, putz dir erst mal die Nase.“

„Danke“, sagte sie artig und wandte sich zur Seite, blies zweimal kräftig in das gestärkte Linnen. Danach gab sie ihm das vollgerotzte, mit Erde verschmierte Tuch zurück.

Er steckte es wieder in seine Hosentasche und stand dann einen Moment schweigend neben ihr. Es war seltsam, aber ein wenig tröstete es sie, dass er bei ihr war. Aber das würde sie ihm natürlich niemals sagen.

„Warum bist du noch hier?“, fragte er schließlich. „Wartest du darauf, dass … irgendetwas passiert?“

Sie schaute verstohlen zu ihm hinüber und überlegte, wie er wohl darauf kam. „Warum fragst du mich das?“

„Keine Ahnung“, sagte er und schien auf einmal ganz in die Betrachtung eines Moosfleckens zu seinen Füßen versunken. Er stocherte mit der Schuhspitze daran herum, bis er ihn umgedreht und das Gewirr heller Wurzeln darunter zum Vorschein gebracht hatte. „Als mein Vater gestorben ist, wollte ich nicht glauben, dass wirklich er das war, der da im Sarg lag. Ich meine, er war nur einen Tag auf der Jagd und kommt nicht zurück? Sie haben mich ihn nicht mehr sehen lassen, und weil er sich oft einen Spaß daraus gemacht hatte, sich zu verstecken und hinter der nächsten Ecke hervorzuspringen, um einem lachend einen Schrecken einzujagen, dachte ich, warte ich einfach. Vielleicht war es wieder bloß ein Spiel.“

Er schloss seine Worte mit einem Achselzucken, doch seine Schultern wirkten auf einmal breiter, fast erwachsen, sie füllten seinen dunklen Rock perfekt...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2023
Reihe/Serie Historical Gold Extra
Historical Gold Extra
Übersetzer Alexandra Kranefeld
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlanderliebesromane • Historical Gold Extra • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • The Mating Habits of Scoundrels
ISBN-10 3-7515-1771-5 / 3751517715
ISBN-13 978-3-7515-1771-3 / 9783751517713
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