Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der große Fantasy-Bestseller

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
528 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491600-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war -  Kerstin Gier
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Der Saum ruft: Der zweite Band der Vergissmeinnicht-Trilogie lädt zum Träumen ein.  Mit Feen abzuhängen, durch Portale in eine Parallelwelt zu spazieren und Superkräfte zu besitzen, daran hat Quinn sich mittlerweile gewöhnt. Blöd nur, dass ihn jedes Geheimnis, das er aufdeckt, vor neue Rätsel stellt. Ohne Matilda und ihre ganz spezielle Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, wäre er völlig aufgeschmissen. Dass er sie doch eigentlich vor den Gefahren des Saums beschützen wollte, hindert Matilda nicht daran, sich kopfüber ins Abenteuer zu stürzen. Denn die beiden müssen dringend ein paar Fragen klären: Steckt eine Geheimgesellschaft hinter dem Tod von Quinns Vater? Wie bändigt man eine Sphinx- und erst die intrigante neue Mitschülerin? Und kann man überhaupt verliebt sein, wenn man ständig in Lebensgefahr gerät? »Stell dir nur mal vor«, sagte Matilda begeistert. »Wir beide in einem Wal-Zeppelin!« Jetzt schien Quinn endlich zu kapieren. Seine Augen weiteten sich. »Nur über meine Leiche.« Noch mehr magische Lesestunden mit den Büchern von Kerstin Gier: Wolkenschloss Die Vergissmeinnicht-Reihe: - Band 1: Was man bei Licht nicht sehen kann - Band 2: Was bisher verloren war - Band 3: Was die Welt zusammenhältDie Silber-Reihe: - Das erste Buch der Träume - Das zweite Buch der Träume - Das dritte Buch der Träume

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln. Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg.

In Zeiten, in denen sich vieles schwer und runterziehend anfühlt, braucht es Werke wie ›Vergissmeinnicht‹, die einem zeigen, wie weit Fantasie einen tragen kann.

Kerstin Gier schafft mit ihrer Geschichte die schönste Art des Eskapismus, die man sich nur vorstellen kann. (...) Ein wunderbares Buch.

Zwei liebenswerte Protagonisten, magische Ideen und eine ganz wunderbare Schreibweise machen den Roman auch zu einer leichten Urlaubslektüre.

die perfekte Mischung aus witzig, spannend und romantisch

Quinn


Ich sprintete durch Gassen, Innenhöfe und Gärten, über Treppen und unter Torbögen hindurch, schlug Haken, sprang über Mauern und an Hauswänden hinauf, rollte mich ab, schlug Saltos, balancierte an Vorsprüngen entlang, und das alles irrsinnig präzise und schnell. Zu schade, dass mich niemand sah – und dass das hier nicht die wirkliche Welt war, die, in der ich immer noch Schmerzen hatte und ohne Krücken nicht mal gehen konnte, geschweige denn Parkour laufen.

Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, und doch blinkten goldene Pünktchen darin wie Sterne. Und als wäre das noch nicht unrealistisch genug, schwamm hoch über mir ganz gemächlich ein Wal mit einer Passagiergondel entlang. Vielleicht schaute ja wenigstens von dort oben jemand zu.

Ich setzte zu einem letzten Sprung an und landete mit einer vollkommen überflüssigen, aber megacoolen Dreihundertsechzig-Grad-Drehung auf einer Mauerkrone. Von dort blickte ich triumphierend in die Gasse hinab, in der ich meinen Lauf begonnen hatte. Das dachte ich jedenfalls.

Tatsächlich aber war mir diese schmale, gepflasterte Straße unter mir völlig fremd. Keines der Gebäude kam mir bekannt vor, und den Baum mit den auffälligen, sternförmigen Früchten, der seine Äste über die Mauer gegenüber streckte, hatte ich definitiv noch nie gesehen. Dafür allerdings die beiden schwarz gekleideten, bis an die Zähne bewaffneten Gestalten, die unter dem Baum standen und sich unterhielten. Oder vielmehr unterhalten hatten. Jetzt waren sie verstummt und starrten mich an.

Ich starrte zurück. Tja, da war ich wohl doch nicht so präzise und megacool unterwegs gewesen wie gedacht.

»Du musst dich nur an drei Regeln halten, wenn du allein im Saum unterwegs bist«, hatte Hyazinth mir eingeschärft und mich ernst unter seinem roten Feenhaarschopf hervor angeschaut. »Nummer eins: Halt dich vom Chaosnebel fern. Nummer zwei: Geh niemals in den Untergrund. Nummer drei: Mach einen weiten Bogen um alle Nex.«

»Und um den flachschnabeligen Mauerpieper«, hatte sein Feenfreund Emilian ergänzt. Möglicherweise hatte er auch »mauerschnabeliger Flachpieper« gesagt oder »flachbrüstiger Mauerschnabel«, irgendwas in der Art jedenfalls. Als ich gefragt hatte, wie die Dinger denn aussähen, hatte er nur geantwortet, ich würde sie schon erkennen, wenn ich sie sähe. Nur solle ich dann nicht zu nahe herangehen, sie würden nämlich mit schleimiger grüner Flüssigkeit spucken, wenn sie sich bedroht fühlten.

Die bewaffneten Gestalten unter dem Torbogen waren jedenfalls Nex, was im Saum die Bezeichnung für so eine Art Soldat, Polizist oder Geheimagent war, so richtig war ich da noch nicht durchgestiegen. Diese beiden Exemplare hießen Gudrun und Rüdiger, wobei Letzteres nur geraten war. Er sah einfach aus wie ein Rüdiger, und bei meinem Anblick lächelte er sein echt fieses Rüdigerlächeln. Auch in Gudruns wasserhellen Augen glaubte ich so etwas wie Wiedersehensfreude zu erkennen, nur in bösartig. Es war entweder ein grausamer Zufall, dass wir einander immer wieder über den Weg liefen, oder aber ihr Hauptquartier musste sich hier irgendwo ganz in der Nähe befinden.

»Ja, wen haben wir denn da?«, fragte Gudrun gedehnt. »Hinkepink, den Auserwählten der dämlichen Feen?« Sie war mindestens einen Kopf größer als ich und hatte glattes, weißblondes Haar, das an der einen Seite raspelkurz abrasiert war und ihr auf der anderen Seite ins Gesicht fiel. Mit ihren ebenmäßigen Gesichtszügen, der durchtrainierten Figur und dem grimmigen Blick hätte sie jederzeit Model werden können, als Werbefigur für Wurfspieße oder Verdauungsmittel.

Rüdiger lachte heiser. »Hinkepink ist gut. Wo sind denn deine Krücken, Kleiner?«

Dass alle Nex, die ich bisher kennengelernt hatte, wie Psychopathen rüberkamen, war laut Hyazinth reiner Zufall, die meisten seien absolut in Ordnung, behauptete er. Und ich solle – Regel Nummer drei – nur deshalb einen Bogen um sie herum machen, weil ich nun mal diese unglückselige Neigung meiner arkadischen Vorfahren geerbt hätte, mir ständig Ärger einzuhandeln, indem ich mich mit Stärkeren anlegte.

Da war leider etwas Wahres dran. Denn anstatt einfach die Klappe zu halten und abzuhauen, hörte ich mich selber sagen: »Sorry, aber ich soll nicht mit flachschnäbeligen Mauerpiepern sprechen.«

Gudruns Augen verengten sich. Und Rüdiger sah übergangslos stinksauer aus. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er als Nächstes wirklich eine schleimige grüne Flüssigkeit versprühte.

»Flach… was? Soll das eine Beleidigung sein?«, stieß er hervor. »Willst du dich wirklich mit uns anlegen, du Baby?«

Noch mehr Angst als seine mordlüsterne Miene machte mir nur diese kleine Stimme in meinem Inneren, die begeistert »Ja, bitte! Eine Prügelei! Eine Prügelei!« rief und wollte, dass ich mich auf Rüdiger und Gudrun stürzte, als gäbe es kein Morgen. Aber ich hatte Hyazinth versprochen, seine drei Regeln einzuhalten, deshalb sagte ich: »Ein anderes Mal, ihr Vögel«, und ließ mich in den Garten hinter mir zurückfallen, solange ich noch halbwegs vernünftig denken konnte.

Mit Anlauf setzte ich über die nächste Mauer, schlug dann einen Haken nach links und rannte ein Stück die Straße hinauf, bis ich eine Mauer fand, die niedrig genug war, um hinüberzuspringen. So schnell ich konnte, durchquerte ich einen kleinen Innenhof mit einem plätschernden Springbrunnen, kletterte über ein Tor in die nächste Gasse und bog gleich noch einmal ab. Dann quetschte ich mich durch eine Mauerlücke in die Sicherheit eines verwinkelten Innenhofes und blieb schwer atmend stehen, den Rücken gegen die Steine gelehnt.

Okay, kleine Bestandsaufnahme: Ich wusste zwar immer noch nicht, wo ich war, aber Gudrun und Rüdiger hatte ich abgehängt. Wenn sie mir denn überhaupt gefolgt waren. Vom Chaosnebel hatte ich mich ferngehalten – ich hatte heute nicht eine einzige dieser eigenartig schlierig bunt wabernden Wölkchen gesehen –, und ich war auch nicht versehentlich in den Untergrund gestolpert. So weit war alles gut. Jetzt musste ich halt nur noch irgendwie zurückkommen.

Unter meinem Ärmel schob sich mein Lentigo hervor, ein Krake mit neun Armen, der über meine Haut schwamm wie ein lebendiges Tattoo. Lentigos waren nur hier im Saum zu sehen und so eine Art Fingerabdruck für Arkadier und Feen, wenn ich das richtig verstanden hatte. Im Gegensatz zu mir, der ja nur zum Teil arkadisch war, besaßen sie sogar zwei davon. Beim Anblick meines kleinen Nonapus hob sich meine Laune sofort, und ich fühlte mich nicht mehr allein. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich mich hier verlaufen hatte. Diese Gegend des Saums rund um Emilians Schutzstation für heimatlose Zwergwalddrachen war das reinste Labyrinth und alles, nur nicht rechtwinklig und übersichtlich. Wegen der hügeligen Lage, der Natursteinfassaden und der mediterran anmutenden Bepflanzung in den ummauerten Gärten hatte ich das Viertel »Klein-Ligurien« getauft, in Erinnerung an das italienische Bergdorf, in dem meine Eltern und ich mal Urlaub gemacht hatten. Viele der Häuser und Gärten hier gehörten Feen. Nicht zuletzt deshalb war diese Gegend Hyazinth und Emilian zufolge die ruhigste und sicherste im ganzen Saum.

Nachdem Matilda und ich von der heiligen Johanna beinahe zu Röstbrot verarbeitet worden wären und mein Physiotherapeut Severin sich als der Arm des ultimativ Bösen entpuppt hatte, war ich anfangs gar nicht scharf darauf gewesen, den Saum so ganz ohne Begleitschutz zu erkunden. Aber Professor Cassian hatte mir versichert, dass »der Vorgang«, wie er es so schön nannte, aufgeklärt sei und mir niemand mehr gefährlich werden könnte.

»Fürs Erste jedenfalls«, hatte Hyazinth dazu gemurmelt, und ich hatte beschlossen, das einfach mal zu glauben. Die Hintergründe für »den Vorgang« waren – wie alles im Saum – kompliziert, und Professor Cassians halbherzige Erklärungsversuche hatten mich wie immer mehr verwirrt als aufgeklärt.

Daran, dass es Leute gab, die mich für den Auserwählten einer dubiosen Prophezeiung hielten, der demnächst die Welt vor dem Untergang bewahren sollte oder so, hatte ich mich mittlerweile gewöhnt – dass sie falschlagen, würden sie ja spätestens merken, wenn die Welt unterging. Aber darüber, dass Severin Zelenko gar nicht der nette, einfühlsame Kerl war, für den ich ihn gehalten hatte, war ich auch nach mehreren Wochen noch nicht hinweg.

In Wirklichkeit hatte er mich für einen Fiesling namens Frey ausspioniert, der ein hohes Tier im Saum war. Beziehungsweise gewesen war, nun verrottete er hoffentlich in irgendeinem Saumgefängnis und konnte niemandem mehr etwas tun.

Ich war nicht sicher, ob die Feen und Professor Cassian wussten, dass ich meine unbeaufsichtigte Zeit im Saum ausschließlich dazu nutzte, Parkour zu laufen und dabei ein bisschen Sightseeing zu machen. Sie erhofften sich wahrscheinlich, dass ich mich unbeobachtet den Übungen widmete, mit denen sie bisher vergeblich versucht hatten, mir gewisse Fähigkeiten beizubringen, die jeder Arkadier beherrschte. Und die ich ihrer Ansicht nach unbedingt ebenfalls beherrschen lernen sollte.

Aber ich fürchtete, darauf konnten sie lange warten – das Konzept Saum wollte sich mir einfach nicht erschließen, ganz gleich, wie oft sie mir noch erklärten, dass es sich hier um eine nicht materielle Welt handelte, die man mit purer Vorstellungskraft manipulieren oder völlig neu erschaffen konnte. Wie um Himmels willen sollte man das denn bitte auch verstehen? Es war mir bisher jedenfalls noch in keiner Übung gelungen, eine Tür in eine Mauer zu...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2023
Reihe/Serie Vergissmeinnicht
Vergissmeinnicht
Mitarbeit Cover Design: Eva Schöffmann-Davidov
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Benning • Bestseller 2023 • Booktok • Bücher Bestseller 2023 • Buch mit Farbschnitt • Cornelia Funke • Edelstein-Trilogie • Fantasybücher die man gelesen haben muss • Feen • Kerstin Gier Neuerscheinung • Magie • Mythische Wesen • Parallelwelt • Parkour • Phantastische Welten • portal fantasy • Sagen • Silber-Trilogie • TikTok • tiktok made me buy it • Träume • Trilogie • Ursula Poznanski • Vergissmeinnicht • vortex • Weihnachten • Weihnachtsgeschenk • Zeugnisferien Geschenk • Zeugnisgeschenk für Jugendliche
ISBN-10 3-10-491600-4 / 3104916004
ISBN-13 978-3-10-491600-2 / 9783104916002
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