Lassiter Sonder-Edition 18 (eBook)

Lassiter und die schöne Mörderin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4954-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter Sonder-Edition 18 - Jack Slade
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Lassiter zügelte das große schwarze Pferd auf der Höhe. Das kühle, duftende Halbdunkel des Tannenwaldes gab ihm genügend Deckung, sodass man ihn von unten auf keinen Fall sehen konnte. Die blaugrüne Oberfläche des kleinen Bergsees glitzerte zwischen den Stämmen. Aus der Blockhütte am Ufer stieg ein dünner Rauchfaden.
Es war ein Bild des Friedens. Aber Lassiter ließ sich nicht täuschen. Seit er die Spuren entdeckt hatte, war er vorsichtig geworden.
Ein Mann in seiner Situation konnte nicht vorsichtig genug sein. Er wurde gejagt. Seit drei Wochen waren sie schon hinter ihm her: Sidney Blood, der Spezialagent von Wells Fargo, mit einem halben Dutzend hartgesottener Burschen. Ein Rudel von Kopfgeldjägern, die sich die hohe Prämie verdienen wollten, die Wells Fargo ausgesetzt hatte. Und Banditen, die erfahren hatten, dass Lassiter mehr als zwanzigtausend Dollar mit sich herumschleppen sollte.


LASSITER UND
DIE SCHÖNE MÖRDERIN

von Jack Slade

Lassiter zügelte das große schwarze Pferd auf der Höhe. Das kühle, duftende Halbdunkel des Tannenwaldes gab ihm genügend Deckung, sodass man ihn von unten auf keinen Fall sehen konnte. Die blaugrüne Oberfläche des kleinen Bergsees glitzerte zwischen den Stämmen. Aus der Blockhütte am Ufer stieg ein dünner Rauchfaden.

Es war ein Bild des Friedens. Aber Lassiter ließ sich nicht täuschen. Seit er die Spuren entdeckt hatte, war er vorsichtig geworden.

Ein Mann in seiner Situation konnte nicht vorsichtig genug sein. Er wurde gejagt. Seit drei Wochen waren sie schon hinter ihm her: Sidney Blood, der Spezialagent von Wells Fargo, mit einem halben Dutzend hartgesottener Burschen. Ein Rudel von Kopfgeldjägern, die sich die hohe Prämie verdienen wollten, die Wells Fargo ausgesetzt hatte. Und Banditen, die erfahren hatten, dass Lassiter mehr als zwanzigtausend Dollar mit sich herumschleppen sollte.

Beim Gedanken an das Geld grinste Lassiter vor sich hin. Er hatte die Dollars längst an einem sicheren Ort deponiert. Selbst wenn es ihnen gelang, ihn zu töten, würden sie das Geld niemals finden.

Am Mittag hatte er die Salzwüste durchquert. Eine Mischung aus Salz und weißem Alkalistaub bedeckte seine Haut, seine dunkle Kleidung und das schwarze Fell des Pferdes. Siebzig Meilen war er durch die Gluthölle geritten. Er hatte die Strapazen auf sich genommen, um die Verfolger endgültig abzuschütteln.

Und dann, am Rande der Wüste, war er plötzlich auf die Fährte gestoßen. Spuren von zwei Pferden. Und sie führten in dieselbe Richtung, wo auch sein Ziel lag.

Geduldig wartete er.

Im Stangencorral neben dem Blockhaus standen drei Pferde. Sie hielten sich dicht beieinander im Schatten einer Baumgruppe auf, und ihre großen Körper verschmolzen darin zu einem dunklen Fleck.

Die Tür der Hütte schwang auf, und ein Mann trat ins Freie. Trotz der großen Entfernung erkannte ihn Lassiter sofort. So bewegte sich nur Amos Mackenzie, der alte Trapper. Er war mindestens schon siebzig, aber er wirkte wie ein Fünfzigjähriger. Er war zwei Meter groß, hager und sehnig wie ein Steppenwolf, und sein bärtiges Gesicht war von Wind und Wetter gegerbt.

Amos lebte seit einer Ewigkeit hier, und das Land rings um den See war auf seinen Namen eingetragen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er von der Pelztierjagd und vom Wildpferdfang.

Lassiter hatte ihn vor drei Jahren kennengelernt. In den Bergen nördlich von Socorro hatten drei Banditen den alten Trapper überfallen und durchsuchten gerade sein Gepäck nach Reichtümern, als Lassiter hinzukam. Nachdem alles vorbei war, tat den Banditen kein Zahn mehr weh. Und Lassiter hatte einen neuen Freund gewonnen.

Langsam ritt er talwärts. Der dicke Nadelteppich zwischen den Bäumen schluckte den Hufschlag. Nach fünf Minuten schimmerte das Grün der Talweide durch die Stämme.

Lassiter sah den alten Trapper am Seeufer stehen. Er hatte gerade seine Angel ausgeworfen und wartete darauf, dass ein Fisch anbiss.

Plötzlich zuckte Amos zusammen. Er warf die Arme hoch, und gleichzeitig drang das Peitschen eines Schusses an Lassiters Ohr.

Amos fiel. Er rollte ein Stück das sandige Ufer hinab und blieb reglos im seichten Wasser liegen.

Lassiter riss die Winchester aus dem Scabbard. Gespannt spähte er ins Tal hinein. Gut hundert Schritt weiter oberhalb brachen zwei Reiter aus dem Wald. Sie preschten auf die Hütte zu, warfen sich aus den Sätteln und verschwanden im Innern der bescheidenen Behausung.

Ein Schrei gellte durch das Tal. Es war die Stimme einer Frau. Lassiter warf noch einen raschen Blick zu Amos Mackenzie hin und ritt auf die Lichtung hinaus.

In der Hütte gellte zum zweiten Mal ein Schrei. Dann zerrten die beiden Kerle das Mädchen ins Freie. Sie wehrte sich nach Kräften, aber gegen die Brutalität der beiden kam sie nicht an. Allerdings beschäftigte sie die Schufte so sehr, dass sie nicht mehr groß auf ihre Umgebung achten konnten.

Lassiter ritt auf die Gruppe zu. Das Gewehr lag vor ihm quer auf den Schenkeln. In seiner lässigen Haltung machte er keineswegs den Eindruck eines Mannes, der kämpfen wollte.

»Hallo«, sagte er sanft. »Störe ich vielleicht?«

Die Sonne stand tief in seinem Rücken. Die beiden wirbelten zu ihm herum. Sie sahen Pferd und Reiter als einen großen, drohenden Schatten über sich. Sie hielten das Mädchen noch immer gepackt. Es zitterte am ganzen Körper. Die weiße Bluse bestand nur noch aus Fetzen.

»Lasst sie los!«, sagte Lassiter.

Die zwei starrten ihn an. Damit hatten sie nicht gerechnet. Er war zu plötzlich, zu unerwartet aufgetaucht. Noch lähmte sie die Überraschung.

Vom Seeufer her hörte Lassiter das Stöhnen des Trappers.

»Mach sie fertig, Lassiter!«, ächzte Amos. »Leg sie um, Amigo!«

Die Fäuste der beiden Kerle lösten sich von dem Mädchen. Es wich zurück bis an die Hüttenwand.

»Gehen Sie rein, Miss!«, sagte Lassiter. »Was jetzt kommt, ist nichts für die Augen einer Frau.«

Seine Worte waren für die beiden wie ein Signal. Ein Ruck ging durch ihre hageren Gestalten, und ihre Hände klatschten auf die Kolben der tiefgeschnallten Revolver.

Lassiter riss den Lauf des Gewehrs herum und feuerte. Die Kugel traf den Burschen, der ihm am nächsten stand, voll in die Brust. Ohne die Wirkung seines Schusses abzuwarten, warf sich Lassiter seitwärts aus dem Sattel.

Der zweite Bandit schoss im selben Augenblick. Seine Kugel flog über das Pferd hinweg. Es wieherte schrill und raste davon.

Lassiter rollte sich über die Erde. Er sah, wie der Bandit seinen Arm herumriss und ihn erneut aufs Korn nahm.

Das Geschoss aus Lassiters Winchester traf ihn schräg von unten. Es drang unter seinem Kinn ein, durchschlug den Rachen und blieb irgendwo in seinem Schädel stecken.

Der große Mann in der dunklen staubbedeckten Kleidung erhob sich ruhig. Er sah das Mädchen an, das mit schreckensbleichem Gesicht an der Hüttenwand lehnte.

»Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Miss«, sagte er. »Die machen Ihnen keinen Kummer mehr.«

Sie schluckte und nickte verkrampft. Dann sah sie an ihm vorbei zum See hin.

»Amos...«, rief sie aufgeregt, »wir müssen uns um ihn kümmern...!«

Gemeinsam liefen sie zum Ufer. Der alte Trapper hatte sich ein Stück aus dem seichten Wasser herausgearbeitet. Nur seine Beine wurden noch von den Wellen umspült.

Lassiter zog ihn ganz aufs Trockene. Amos war bei Bewusstsein. Die Kugel steckte in seiner Schulter. Wenn sie nicht so schnell wie möglich entfernt wurde, war er verloren.

»Lassiter!«, ächzte der alte Mann. »Du scheinst immer genau im richtigen Augenblick zu kommen.«

»Sprich nicht so viel«, sagte Lassiter. »Das schadet nur.«

Amos schüttelte den Kopf. Er hustete. Blutiger Schaum kam aus seinem Mund.

»Du kannst mir nicht mehr helfen, Lassiter«, sagte er mühsam. »Ich spüre, dass es – dass es zu – Ende geht...«

Seine Stimme wurde immer leiser. Schließlich formte sein Mund nur noch Worte, die nicht zu hören waren. Ein neuer Hustenanfall schüttelte seinen hageren Körper. Wieder trat blutiger Schaum über seine Lippen. Aber seine Augen waren noch sehr klar.

Lassiter schluckte trocken. Er hatte schon viele Männer sterben sehen. Aber das hier war etwas anderes.

»Kann ich noch irgendetwas für dich tun, Amigo?«, fragte er.

Amos nickte schwach.

»Whisky«, flüsterte er. »Holt Whisky. Dann hab' ich's leichter.«

Das Mädchen rannte zur Hütte zurück und kam gleich darauf mit einer halbvollen Whiskyflasche.

Amos trank mühsam. Ein großer Teil der Flüssigkeit rann in seinen struppigen Bart.

Dann begann er wieder zu sprechen. Es war schwer, alles zu verstehen, was er sagte.

»Tu mir einen Gefallen, Lassiter. Einen einzigen Gefallen. Die Frau... Bring sie nach Mexiko... Hilf ihr... Du bist der einzige Mann, der es schaffen kann... Versprichst du es mir, Lassiter? Diesmal kannst du keinen Dollar daran verdienen, Amigo... keinen Cent...«

Lassiter sah ihm in die eisgrauen Augen. Ringsum war es still. Die junge Frau schluchzte unterdrückt.

»Nun, Lassiter?«, flüsterte der Sterbende.

Lassiter kämpfte mit sich selbst um eine Entscheidung. Es fiel ihm schwer, dem alten Mann ein Versprechen zu geben. Er hatte selbst genug Ärger. Und diese Frau würde ihn nur belasten.

Sie berührte seine Schulter mit den Fingerspitzen.

»Hören Sie zu, Lassiter!«, sagte sie hastig. »Ich habe zehntausend Dollar. Das Geld gehört Ihnen, wenn Sie mich über die Grenze bringen.«

»Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Lassiter rau. »Warum müssen Sie von hier verschwinden?«

»Ich werde wegen Mordes gesucht«, sagte sie. »Mein Name ist Pilar Quintero.«

Den Namen hatte Lassiter noch nie gehört. Er sagte ihm überhaupt nichts. Aber die Frau stellte eine Verlockung dar.

Eine...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2023
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4954-3 / 3751749543
ISBN-13 978-3-7517-4954-1 / 9783751749541
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49