Sommergrauen 2023: 5 Gruselkrimis -  Alfred Bekker,  W. A. Hary,  Hendrik M. Bekker

Sommergrauen 2023: 5 Gruselkrimis (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7501-7 (ISBN)
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Sommergrauen 2023: 5 Gruselkrimis Diese Sammlung enthält die auch einzeln erschienenen Romane und Erzählungen: Alfred Bekker: Das Juwel des Dämons Alfred Bekker und W.A.Hary: IM SCHATTEN DER ERDMAGIE Alfred Bekker und W.A.Hary: GEISTERHAUCH Hendrik M. Bekker: DAS GEISTERHAUS Alfred Bekker/W.A.Hary: Zombies erwachen Geschichten um übernatürliche Begebenheiten, rätselhafte Vorkommnisse und Ereignisse, die nicht zu erklären sind... Übernatürliche Grusel-Thriller von Top-Autoren des Genres!

Ich ging barfuß die Treppe hinunter, die von meiner Etage in die unteren Räume der Villa führte. Jener verwinkelten viktorianischen Villa, die meiner Großtante Elizabeth Vanhelsing gehörte, bei der ich seit meinem zwölften Lebensjahr wohnte.

In der Bibliothek war noch Licht.

Tante Lizzy saß sicher wieder über ihren okkulten Studien, denen sie sich verschrieben hatte. Innerhalb von vielen Jahren hatte sie eines der größten Privatarchive auf dem Gebiet des Okkultismus zusammengetragen und dokumentierte fleißig alles, was sich über übersinnliche Phänomene und rätselhafte Vorkommnisse aller Art in Erfahrung bringen ließ. Nächtelang saß sie über alten Geheimschriften oder den verstaubten Bänden exzentrischer Gelehrter, die versucht hatten in Bereiche vorzudringen, die der menschlichen Wissenschaft bis heute verschlossen geblieben waren.

Ich warf mein Haar zurück und ging lautlos über den abgewetzten Parkettboden im Flur. Dann stand ich an dem Türspalt, durch den das Licht fiel. Ich blickte hinein.

Tante Lizzy saß über einer staubigen Kiste, die voller Papiere war.

Sie war vor zwei Tagen damit von einem Trödelmarkt in Derby zurückgekehrt.

Tante Lizzy wirkte recht angestrengt. Als sie mich sah, zuckte sie kurz zusammen.

"Patricia!", entfuhr es ihr. Dann atmete sie erleichtert auf.

"Entschuldige", sagte ich. "Ich wollte dich nicht erschrecken."

"Meine Güte, mein schwaches Herz macht schon so einiges mit... Aber ich war so in diese Briefe vertieft, dass ich dich gar nicht habe kommen hören."

Ich kam in den Raum hinein. Mehrere runde, zierlich wirkende Tische befanden sich in der Bibliothek.

Die Wände waren bedeckt von prall gefüllten Bücherregalen. Und in einer Ecke stand ein ziemlich seltsamer Schreibtisch, der an allen vier Ecken eigenartige Schnitzereien aufwies. Tierhafte halbmenschliche Köpfe waren dort dargestellt. Die zahnbewehrten Mäuler waren weit aufgerissen. Wie kleine, böse Geisterwesen sahen diese Schnitzereien aus. Tante Lizzy hatte den Schreibtisch vor einiger Zeit erworben und war immer noch vergeblich auf der Suche nach dem Geheimfach, dass dieses Möbelstück angeblich enthalten sollte. Doch jetzt war der Schreibtisch mit einem wahren Gebäude aus dicken Folianten bedeckt, die Tante Lizzy noch nicht wieder in die entsprechenden Regale zurückgestellt hatte.

"Ich glaube, ich bin hier wirklich auf eine Sensation gestoßen, Patti", sagte Tante Lizzy. Und in den Augen der alten Dame leuchtete ein Enthusiasmus auf, der so mancher jüngeren zur Ehre gereicht hätte.

Ich musste unwillkürlich lächeln.

Tante Lizzy war auf dem Gebiet des Übersinnlichen eine unermüdliche Forschernatur. Sie brauchte nicht viel Schlaf, aber manchmal kam es dennoch vor, dass man sie morgens in der Bibliothek fand. Schlafend und mit einem Buch auf dem Schoß.

"In diesen Briefen?", fragte ich.

"Ja. Natürlich muss ich das Ganze erst sichten, aber es scheint, als wäre ich auf einen Schriftwechsel gestoßen, den Hermann von Schlichten mit einem Exzentriker namens George Flintworth führte, der seinerzeit in Cardiff ein Hutgeschäft betrieb und die okkulten Studien von Schlichtens hin und wieder finanziell unterstützte."

Hermann von Schlichten hatte um die Jahrhundertwende in Deutschland gelebt. Er war ein gleichermaßen berühmter wie geheimnisumwitterter Okkultist gewesen, der sein Hauptwerk, die sogenannten Absonderlichen Kulte ursprünglich in mittelalterlichem Latein verfasst hatte, um das darin enthaltene Geheimwissen vor dem Zugriff allzu unbedachter Zeitgenossen zu bewahren. Tante Lizzy besaß sowohl ein Exemplar des Originals, als auch verschiedene Übersetzungen dieses einzigartigen Kompendiums.

Tante Lizzy stand auf und zeigte mir einen mit zittriger Handschrift und verblasster Tinte geschriebenen Brief.

"Dieser Brief stammt von von Schlichten. Es ist seine Handschrift, das sehe ich auf den ersten Blick, auch wenn ich das natürlich anhand anderer Dokumente eingehend prüfen werde. Er dankt Mr. Flintworth darin für dessen Zuwendungen und die wohlwollende Förderung, die dieser Geschäftsmann seinen Forschungen angedeihen ließ und berichtet davon, dass er den zweiten Band der Absonderlichen Kulte zu zwei Dritteln abgeschlossen hätte!"

Tante Lizzys Stimme vibrierte vor Erregung.

Der legendäre zweite Band der Absonderlichen Kulte! Angeblich war er bei einem Hausbrand vernichtet worden, andere wiederum behaupteten, er sei nie geschrieben worden und nur ein Produkt der Einbildung. "Und nicht nur das!", fuhr Tante Lizzy fort. "Von Schlichten bezieht sich auf einen vorherigen Brief, in dem er einige Passagen aus diesem ominösen zweiten Band zitiert habe!" Sie atmete tief durch. Dann deutete sie auf die Kiste mit Papieren. "Wenn ich Glück habe, ist diese Perle irgendwo mitten unter diesem Plunder!" Dann sah sie mich an. Ihre Stirn runzelte sich. Die Augenbrauen zogen sich zu einer geschlängelten Linie zusammen. "Aber ich rede zuviel..."

"Nein, nein..."

"Du wirst sicher nicht um diese Zeit zu mir kommen, ohne dass es dafür einen triftigen Grund gibt!"

Sie kannte mich sehr gut.

Wie eine Mutter hatte sie mich nach dem frühen Tod meiner Eltern in ihre Obhut genommen. Und wenn sich unser Verhältnis im Laufe der Jahre auch mehr zu einer freundschaftlichen Beziehung hin geändert hatte - etwas vormachen konnte ich ihr nicht. Das war schlicht unmöglich.

"Hattest du einen... Traum?", fragte sie dann, sehr ernst.

Ich wusste, genau, was sie damit meinte. Nicht einen gewöhnlichen Alptraum, wie ihn jeder Mensch ab und zu hat, sondern jene Träume, in denen sich meine leichte übersinnliche Begabung unter anderem zeigte. Aber ich schüttelte den Kopf. "Nein", sagte ich, "damit hat es nichts zu tun."

Sie fasste mich am Arm.

"Was ist es dann?"

"Ach, ich kann einfach nicht schlafen.."

"Musst du morgen nicht früh in der Redaktion sein?"

"Sicher. Und du weißt ja, wie mein Chefredakteur ist!"

"Michael T. Swann  wird auf eine müde Reporterin nicht besonders gut zu sprechen sein..."

Ich lachte kurz.

"In meiner bisherigen Zeit bei den LONDON EXPRESS NEWS habe ich gelernt, so etwas geschickt zu verbergen!", meinte ich dann.

Sie sah mich prüfend an.

"Also, nun raus mit der Sprache. Was beschäftigt dich so, dass du nicht schlafen kannst. Am Vollmond kann es nicht liegen! Der ist noch eine ganze Weile hin..."

"Es geht um Tom", sagte ich. Tom Hamilton, jenen dunkelhaarigen und immer noch etwas geheimnisvollen Mann mit den grüngrauen Augen, der seit einiger Zeit ebenfalls bei den LONDON EXPRESS NEWS arbeitete und in den ich mich unsterblich verliebt hatte.

Eine Liebe, die in der Zeit, die wir jetzt schon zusammen waren, immer noch zugenommen hatte, obwohl mir eine Steigerung zunächst völlig unmöglich erschienen war.

"Ist etwas nicht in Ordnung zwischen euch?"

"Nein, nein, es ist alles bestens. Ich ertappe mich nur immer öfter dabei, wie ich in der Zeitung die Wohnungsanzeigen durchgehe..."

Tante Lizzys Gesicht zeigte im ersten Moment deutliches Erstaunen.

Dann lächelte sie.

"Und nun überlegst du, wie du deiner alten Großtante auf möglichst schonende Art und Weise beibringen kannst, dass sie dieses verwinkelte Gemäuer demnächst allein bewohnen muss!"

"Nein, nein..."

"Ich bin zwar ein paar Tage älter als du, aber ich kann trotzdem immer noch ganz gut auf mich achten, Patti!" Sie fasste mich bei den Schultern. "Du bist erwachsen. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, das wirklich einzusehen - es ist so. Und ich denke nicht im Traum daran, deinem Glück in irgendeiner Weise im Wege zu stehen!"

Ich schüttelte den Kopf.

"Es ist noch lange nicht so weit, Tante Lizzy. Obwohl es natürlich schön wäre, jeden Morgen neben ihm aufzuwachen."

"Was spricht dagegen?", fragte Tante Lizzy.

"Ich weiß nicht, ob wir schon soweit sind..."

"Ich glaube, du weißt es schon ganz genau..."

Ich musste unwillkürlich lächeln. Tante Lizzy hatte mich durchschaut. Und das hatte mit irgendwelchen übersinnlichen Fähigkeiten nun wirklich nicht das Geringste zu tun.

"Ja, vielleicht", gab ich zu.

"Hast du Tom denn schonmal gefragt, was er davon hält?"

"Es hat sich noch keine Gelegenheit ergeben..."

"Im Klartext: Du hattest noch keinen Mut dazu, mit ihm darüber zu sprechen", sagte Tante Lizzy.

Ich zuckte die Schultern.

Vielleicht war da sogar etwas Wahres dran. Aber das war nicht der einzige Grund. "Vielleicht bin ich mir auch einfach noch nicht sicher, ob wir schon soweit sind!"

"Dann lass dir Zeit damit, Patti!" Sie lächelte. "Ich werde dich bestimmt nicht aus dieser Villa treiben!"

Wir lachten beide.

"Na, da bin ich ja beruhigt", meinte ich dann. Ich atmete tief durch. Nach einer kurzen Pause sagte ich dann: "Weißt du, er ist für mich immer noch ein großes Geheimnis, Tante Lizzy..."

"Auf Grund der Tatsache, dass er sich an seine vergangenen Leben erinnert?"

"Ja, vielleicht hat es damit zu tun. Weißt du, es gibt Augenblicke, da glaube ich fast, ihn noch gar nicht wirklich zu kennen... Er war so...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7501-2 / 3738975012
ISBN-13 978-3-7389-7501-7 / 9783738975017
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