Die Schwarze Königin (eBook)
544 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46388-8 (ISBN)
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Prolog
Vom Südwesten her über den Solling stieg es schwarz herauf in den düstern Abendhimmel. Nicht ein finsteres Sturmgewölk, sondern ein Krähenschwarm, kreischend, flügelschlagend: ein unzählbares Heer des Gevögels, ein Zug, der nimmer ein Ende zu nehmen schien. Und vom Norden, über den Vogler und den Ith, zog es in gleicher Weise heran in den Lüften, wie in Geschwader geordnet, ein Zug hinter dem andern, denen vom Süden entgegen.
[…]
Es war ein Wirbel von Tausenden und aber Tausenden von Streitern in der Luft, hier im Knäuel geballt sich drehend, dort im Einzelkampf der Führer aufeinander stoßend und nicht voneinander lassend, bis der Unterlegene sterbend oder tot zur Erde niederflatterte oder -schoß.
[…]
Ein spukhaft Gewoge von Leidenschaft, Grimm und Haß!
aus: Wilhelm Raabe, Das Odfeld.
Leipzig 1889
Die beschlagenen Hufe trommelten unablässig über den lichten Waldboden und hinterließen tiefe Abdrücke, rissen die grün bewucherte Krume auf und schleuderten harzduftende Erde davon.
Der Galopp brachte das im Takt der Bewegung schnaubende Pferd und seine Reiterin näher an den spurtenden Fuchs, der sein Heil in der verzweifelten Flucht vor seiner Häscherin und dem Rudel Bluthunde suchte.
Aber die Meute ließ sich in dem unterholzarmen Tannenforst nicht abschütteln.
Die gnadenlose Hatz ging schon eine Weile, die Kräfte des Raubtiers schwanden. Die bellenden und kläffenden Hunde gewährten keine Gnade und trieben es sogleich aus jedem noch so kleinen oder gewieften Versteck.
»Schneller!«, rief Maria Meute und Stute gleichermaßen zu. Sie hielt den langen, leichten Speer waagrecht mit einer Hand seitlich von sich, die andere führte die Zügel. Über der Schulter trug sie einen Bogen, und der gefüllte, geschlossene Pfeilköcher lag um ihre Hüfte.
Ihr Jagdausflug in den Bergen war nicht mit dem Hof abgesprochen. Sie hatte sich allein davongestohlen, um ihren neuen Sattel einzuweihen; ein Geschenk ihrer Schwester Hedwig, perfekt gepolstert, mit Gold verziert und gelbem Samt bespannt.
Bei offiziellen Anlässen saß Maria im Seitsitz auf einem Sambue, einem mit Stroh gefüllten Kissen mit Lehne und Fußstütze, doch zum Jagen bevorzugte sie den Mannessitz auf einem klassischen Sattel. Beides war sicherer und erlaubte abrupte Manöver und gestreckten Galopp, um das Wild zu verfolgen. Nur als Königin von Ungarn, als Mitregentin an der Seite ihres Mannes, war sie die Sittsame.
Mit einem Sprung setzte die Schimmelstute über einen liegenden Baumstamm.
Maria ging aus dem Sattel und federte den Schwung beim Aufsetzen geschickt ab. »Rasch! Bald haben wir ihn!« Sie liebte das Donnern der Hufe, den Wind im Gesicht und in den Haaren. Jagdfieber hatte sie gepackt.
Sie nahm an, dass es ihre letzte Hatz sein würde. Die voranschreitende Schwangerschaft machte sich zunehmend bemerkbar, das Bäuchlein wuchs. Der kommende Thronfolger durfte keinesfalls gefährdet werden. Ihr Hofstaat hätte den Ausritt strikt untersagt, weswegen sie weder den Truchsess noch den Marschall in Kenntnis gesetzt hatte.
Von daher genoss Maria die Treibjagd besonders. Den Pelz dieses Fuchses würde sie ihrem Kind zur Geburt schenken; dass es ein Knabe war, bezweifelte sie nicht. Für Marias Zukunft war es wichtig, Sigismund nach acht Jahren endlich einen Stammhalter zu gebären.
Dass ihr Gemahl derweil begonnen hatte, anderen Frauen nachzustellen, nahm sie stoisch hin. Während er sich auf seinen Reisen austobte, übernahm sie die Regierungsgeschäfte in Abwesenheit ihres Gatten. Dennoch gelang es ihr nicht, aus seinem Schatten zu treten.
Noch nicht.
Maria hielt den Blick fest auf ihre eigene Zukunft gerichtet, auf den Kaiserthron, auf dem sie in ein paar Jahren neben Sigismund sitzen würde. Je mehr Kinder sie bekam, desto besser. Dies war der Beginn einer Dynastie.
Die Meute schoss einige Schritte vor ihr einen steilen Abhang hinab und verschwand außer Sicht. Das Kläffen, Jaulen und Bellen klang nun wie ein Echo, als jagten verborgene Geisterhunde den Fuchs.
Maria zügelte die weiße Stute, damit sie nicht in vollem Galopp die Senke hinabpreschte und womöglich stürzte. Als das Donnern der Hufe verklang, wurde Maria sich der Stille gewahr, die urplötzlich im Nadelhain herrschte. Die Bluthunde schienen ihre Stimme verloren zu haben.
Sie sind doch nicht in einer Klamm zu Tode gestürzt? Gute Jagdmeuten waren schwer auszubilden. Es dauerte Monate, bis sich eine Gruppe eingespielt hatte.
Langsam lenkte sie das Pferd an den Rand des Abhangs und sah hinunter. Die vielen Pfotenabdrücke führten als breite Bahn im weichen Boden hinab und schlängelten sich um einen hausgroßen Felsbrocken, der vor dem Eingang in eine Schlucht lag. Nebelfäden krochen aus dem Hohlweg wie tastende Fühler.
Wieso höre ich die Hunde nicht?
Behutsam brachte sie das Pferd hinab in die Senke, über Schenkeldruck lenkte sie die Stute am zerklüfteten Felsen vorbei.
Dahinter öffnete sich eine Schlucht, deren Hänge trichterförmig gut zwanzig Schritte aufragten. Dazwischen verlief ein Weg von einer Manneslänge Breite, dessen Boden durch die Gespinste kaum zu sehen war.
Heiliger und großer Gott, steh mir bei! Was ist das für ein verdammter Ort, der Hunde verschlingt, ohne dass sie einen Mucks von sich geben? Maria klemmte den oberen Speerschaft unter die Achsel und hielt die Spitze stoßbereit nach unten, um auf einen Angriff aus den Gespinsten reagieren zu können, die bis an die Knie des Pferdes waberten. Mit der anderen Hand bekreuzigte sie sich und legte das geweihte Amulett des heiligen Oswald über das grüne Kleid, das den Märtyrer mit seinem Raben darauf zeigte.
»Heya, hey«, rief Maria nach der Meute und erhöhte den Schenkeldruck.
Unvermittelt wieherte die Stute unruhig und blieb stehen. Tänzelnd wehrte sie sich gegen den Befehl, weiter voranzugehen.
Da erst nahm Maria die roten Sprengsel auf dem Steinbrocken neben sich wahr. Blutspritzer reichten am Fels von der Nebelgrenze bis über ihren Kopf hinauf. Es glänzte und glitzerte frisch, rann in schmalen Bahnen über die raue Oberfläche. Zu viel für einen Fuchs, der von ihrer Meute erfasst und zerrissen worden war. Eher wirkte es, als blutete der Felsen selbst. Dies ist kein gutes Omen.
»Du hast recht«, raunte sie dem ängstlichen Pferd zu. »Wir kehren um. Die Jagd ist beendet.« Sie wendete den Schimmel.
Da schoss ein massiger Körper aus dem Nebel, wuchs neben Königin und Stute empor. Grollend reckte sich ein breiter Kopf mit weit aufgerissener, blutiger Schnauze bis auf die Höhe von Marias Gesicht.
Ein monströser Braunbär brüllte sie an, Fellfetzen zwischen den Zähnen verrieten ihn als Mörder der Bluthunde. Die Augen waren milchig-trüb. Wie bei einem Blinden, schoss es Maria durch den Kopf – wären nicht die rot leuchtenden Pupillen darin gewesen. Kirschblütenknospenklein und hell wie sengendes Licht aus geschliffenen Linsen starrten sie hasserfüllt auf die Königin.
»Zurück, Dämon!« Maria blieb furchtlos, stach mit der schmalen Lanze zu und traf das Tier in die speckige Seite.
Gleichzeitig zuckten die mächtigen, rotfeuchten Tatzen vor – und krachend brach der schmale Speer entzwei. Die langen Krallen schnitten in weißes Fell und Fleisch, Blut spritzte auf den Waldboden. Die erschrockene Stute machte einen großen Satz zur Seite und keilte aus.
Die Hufe trafen den brüllenden Angreifer auf Schnauze und Brust, schleuderten ihn zurück in den Nebel.
Durch den Ruck des bockenden Pferdes konnte sich Maria nicht im Sattel halten. Aufschreiend stürzte sie durch die Nebelschwaden und landete auf dem weichen Boden. Etliche Pfeile fielen aus dem aufgesprungenen Köcher an ihrer Seite, der Bogen drückte schmerzhaft auf das Rückgrat.
»Großer Gott und heiliger Oswald, beschützt mich.« Sie sandte ein Stoßgebet und küsste das geweihte Amulett. Sodann nahm sie den Bogen ab und legte einen Pfeil auf die Sehne, während sie sich aus den hüfthohen Schwaden erhob. Ihr Unterbauch schmerzte leicht, die linke Schulter brannte und ließ sich nur unter Pein bewegen.
Schnell drehte sich Maria um die eigene Achse und hielt nach dem Braunbären Ausschau.
Die Stute stand einige Schritte entfernt am Eingang der Senke und schnaubte auffordernd. Blut tröpfelte aus den tiefen Schnitten, aber das treue Pferd verließ seine Reiterin nicht.
In dem rollenden, wogenden Nebel erklang das Schnuppern und zornige Brummen des gigantischen Raubtieres, doch Maria konnte nicht ausmachen, wo genau sich der Bär befand. Sie erkannte einen Schatten links von sich und schoss zwei, drei Pfeile danach. Aber den Geräuschen nach verfehlte sie ihn. Erneut der Schatten, diesmal auf der anderen Seite. Er umkreiste sie.
Am Boden bin ich einfache Beute.
Ohne zu zögern, warf sich Maria den Bogen erneut über und erklomm den Felsen am Eingang zur Trichterschlucht, der mit seinen Spalten und Aufbrüchen genug Halt für Finger und Fußspitzen bot. Das Ziehen im Unterleib warnte sie davor, es mit der Anstrengung zu übertreiben, und die linke Schulter knackte laut bei der Beanspruchung. Doch was sollte sie sonst tun?
Kaum dass sie drei Schritte über der Erde war, grollte der Bär auf. Das Trappeln seiner Tatzen näherte sich, gleich darauf scharrte und kratzte es hinter der Königin.
Maria sah nach unten und erkannte, dass sich das Raubtier geschickt mit den...
Erscheint lt. Verlag | 21.8.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Barbara von Cilli • beste fantasy bücher für erwachsene • Bestseller-Autor Markus Heitz • Blutsauger • Dark Fantasy • Dark-Fantasy-Bestseller • Dark Fantasy Bücher • Dark Fiction • deutsche Fantasy • deutsche fantasy autoren • Dracula • düstere Fantasy Bücher • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Horror • Fantasy-Neuerscheinung 2023 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • High Fantasy Bücher • Historische Dark Fantasy • historische Fantasy • Historischer Fantasy Roman • Judassohn • Königin der Vampire • Markus Heitz • Markus Heitz Bücher • markus heitz neuerscheinungen • markus heitz reihenfolge • Mystery • mystery thriller deutsch • Nosferatu • Pakt der Dunkelheit • Spiegel-Bestseller-Autor • Ulldart • Urban Fantasy Bücher • Vampire • Vampirliteratur • Vampirmythos • Vampirroman • vlad dracul • Vlad Tepesh • Wiedergänger • World of Darkness |
ISBN-10 | 3-426-46388-1 / 3426463881 |
ISBN-13 | 978-3-426-46388-8 / 9783426463888 |
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