Doppelgänger -  Pola Swanson

Doppelgänger (eBook)

Das Gesicht der Anderen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
310 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-9675-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wir alle besitzen einen Doppelgänger Breslau 1925 Zu Beginn klingt alles märchenhaft. Zwei Herren bieten der überschuldeten Anita Ahlberg eine horrende Summe Geld an. Der Haken: Sie muss zwei Wochen lang die Rolle der in Indien verschwundenen Millionärin Elisa Becker übernehmen. Was anfangs wie ein Traum klingt, entwickelt sich jedoch zum Albtraum. Anita ahnt nicht: Die zunächst so freundlichen Herren planen etwas ganz anderes mit ihr ... Plötzlich findet sie sich im Sog einer riesengroßen Intrige wieder. Denn Elisa Becker ist bereits lange tot. Und Anita Ahlberg könnte ihr schon bald folgen ...

Pola Swanson schreibt vor allem historische Romane, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen. Die "Roaring Twenties" haben es ihr dabei ganz besonders angetan. Daneben verfasst Pola unter L.C. Carpenter auch die Fantasy-Reihe "The Converted Ones".

Prolog


Sie war eine vermögende, einflussreiche Frau.

Es hatte keinen Zweck, diese Aussage zu leugnen, denn ihr Kontostand und ihre Reputation sprachen für sich selbst. Sie genoss es, reich zu sein, doch noch mehr genoss sie die damit einhergehende Macht. Machtspiele bedeuteten ihr die Welt. Und wie weitreichend diese Spiele werden würden, sollte sie in wenigen Tagen erfahren. Der Weg zum Erfolg war lang, besonders für eine Frau in den 1920er Jahren. Niemand traute ihr viel zu. Doch nun hielt sie alle Fäden in den Händen.

Was für ein befriedigendes Gefühl, dachte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Vor allem wenn sie sich an die Szene zurückerinnerte, wie gewisse Personen hilfesuchend auf Knien vor ihr rutschen, obschon sie diese Jahre zuvor belächelten. Ja, die Liebe zur Macht trieb sie im Leben voran. Insbesondere bei all den einhergehenden Vorteilen. Sie verstand Politiker nur allzu gut, die ihre Seele für ein Fünkchen Einflussnahme verkauften. Geschäftsmänner, die sich ihren Weg mit Bestechungsgeldern pflasterten. Denn das, was am Ende auf sie wartete ... ja, das war es allemal wert, ein wenig über die Grauzone der Gesetzgebung hinwegzulinsen. Auch sie verstieß gegen Regeln. Besonders gegen Regeln der geltenden Moral. Allen voran jene Moral, welche Frauen in ihrem freien Handeln unterdrückte, bei Männern allerdings gern erlaubt und sogar erwünscht schien.

Momentan lag sie in ihrem Schlafzimmer in den Armen eines Mannes, der ihr eigentlich zuwider sein sollte. Und doch, es fiel ihr schwer, ihn gänzlich zu verlassen. Natürlich tat er ihr nicht gut, und natürlich konnte er ihr nicht im Entferntesten das Wasser reichen. Aber wenigstens behauptete er nicht von sich, am Ende des Tages zu einer gehörnten Ehefrau zurückzukehren. Und falls es doch so wäre? Nun, was kümmerte sie seine Ehe? Ehen wurden überbewertet, meistens entstammten sie einer vollkommenen Nutzlosigkeit, sofern der Ehemann nicht einen Keller voller Geld vorwies.

Glücklicherweise vermochte ihr verstorbener Ehemann genau dies.

Jetzt, lange nach dessen Tod, erschien ihr Leben erfolgreicher als je zuvor. Und der Mann, den sie just besuchte, hatte seinen Teil zu ihrem Erfolg beigetragen. Die kleinen Aufputschmittel, die er ihr stets mitbrachte, wirkten wahre Wunder. Mit Sicherheit tratschten die meisten ihrer Bekannten. Sie sei Alkohol und Opiaten verfallen, hieß es. Dabei nahm sie nur hin und wieder etwas zu sich, sofern sie in seiner Gesellschaft weilte – oder einen Abend allein zuhause verbrachte.

Aus Langeweile entwand sie sich seiner Umarmung und setzte sich auf. Das ganze Nachdenken über Opiate brachte sie langsam auf den Geschmack. Aus diesem Grund griff sie in ihr Nachtschränkchen. Dort holte sie ihren Vorrat an Muntermachern heraus. Ein bisschen konnte sie durchaus davon schnupfen, damit tat sie ja niemandem weh. „Ich hoffe, dein Verlobter kommt nicht auf die Idee, früher als sonst hier aufzutauchen“, sagte ihr Besuch, gleichzeitig fuhr er sich breit lächelnd durch seine dunkelbraunen Haare.

Sie antwortete nicht sofort auf seine Bemerkung, denn ihr Blick fiel auf die teuren Seidenlaken, unter denen sie lagen. Eine kleine Menge des weißen Pulvers lag noch auf dem Stoff. Sogleich benetzte sie ihren Zeigefinger mit ein wenig Speichel, um die Reste ihrer Lieblingsdroge damit aufzufangen und diese von ihrem Finger zu lecken. In jenem Moment fühlte sie pure Glückseligkeit. Mit ihren Händen strich sie über die Laken, die sie regelmäßig aus Frankreich importieren ließ. Schon seit Jahren kam ihre Haut mit keinerlei Stoff in Kontakt, der nicht aus den exquisitesten Geschäften der Welt stammte. Eine der wenigen Regeln, die sie konsequent verfolgte. Sie grinste zufrieden, wandte ihren Blick auf den Mann neben sich. Ihr Besuch strotzte vor Attraktivität. Gut gebaut und äußerst dumm und anhänglich wie ein kleiner Welpe – somit der perfekte Liebhaber für sie. Und doch ... er redete zu viel.

„Ohne Gregor haben wir mehr Zeit für Zweisamkeit.“

Allein die Nennung ihres Verlobten ließ sie genervt aufstöhnen. Diese schreckliche Verlobung ging sie bloß ein, da das Gerücht umging, Gregor Taubeneck entsprang einer früheren Königsfamilie, weshalb sein Konto zum Bersten voll mit Geld gefüllt sei. Zwar fand sie recht schnell heraus, von dem lang erhofften Vermögen war kaum noch etwas übrig, dennoch oblag sie dem festen Glauben, allein Gregors Ruf als Adliger könne ihre eigene Reputation schicklicher erscheinen lassen. Tja nun, in jenem Fall musste sie ihren Irrglauben eingestehen. Dementsprechend einfach fiel ihr ihre kürzlich gefasste Entscheidung, die Verlobung in absehbarer Zeit wieder zu lösen. Obschon Gregor vom Erscheinungsbild perfekt zu ihr passte. Ein hübsches Paar gaben sie durchaus ab. Leider beschäftigte sie sich selten mit maskulinen Äußerlichkeiten. Ihre Auswahlkriterien beschränkten sich beim männlichen Geschlecht lediglich auf die Dicke des Geldbeutels und die Größe seines Ansehens. Oder, wie im Falle ihres Besuchs, auf die mitgebrachten Geschenke, die zu ihrer Heiterkeit beitrugen. Breit grinsend wandte sie sich deshalb zu dem Mann zu, strich ihm spielerisch über die nackte Brust, während sie gleichzeitig versuchte, Gregors Existenz aus ihren Gedanken zu verscheuchen.

„Mich würde etwas anderes viel mehr interessieren“, entgegnete sie. „Wie sieht es aus, Liebster, besitzt du zufällig noch etwas von den kleinen Heitermachern, die du mir vorige Woche mitbrachtest?“ Sie fragte ihn in einer Art und Weise, die den Männern regelmäßig Gänsehaut verursachte – und ihr dafür jeglicher Wunsch erfüllt wurde.

Doch anders als gewöhnlich gab man ihrer Forderung diesmal nicht augenblicklich nach. Ganz im Gegenteil, es entstand ein langes Zögern auf der Gegenseite. Sie wollte just nachhaken, ob er sie überhaupt verstand, da antwortete er im unsicheren Tonfall: „Nun, äh, ich habe durchaus noch etwas zu Hause. Allerdings sprechen wir hier von gehobenen Preisen.“

„Liebster, das Teuerste ist immerwährend das Beste“, erwiderte sie lapidar. Schließlich sprach er nicht mit einer ordinären Frau aus dem Proletariat, sondern mit einer feinen Dame der Gesellschaft, für die der höchste Luxus gerade gut genug war.

„Sicher, das Beste ist es durchaus. Allerdings nicht, sofern ich daran keinen Verdienst habe.“ Er seufzte schwer. Da er wusste, das nette Geplänkel sei nun endgültig vorbei, sprang er aus dem Bett, suchte seine Kleider zusammen, während sie von seiner abrupten Abkühlung leicht perplex zurückblieb. „Süße, du hast mir versprochen, du zahlst mir die Opiate, die ich dir mitbringe. Das hatten wir ausgemacht, bevor es ernster zwischen uns wurde.“

Ihre Miene wurde merklich kühler. Ihre Lippen pressten sich grimmig zusammen. „Es wurde niemals ernst zwischen uns. Das zwischen uns ist Spaß. Glaubst du tatsächlich, ich könnte mich mit dir sehen lassen?“

Er ließ die Bemerkung unbeantwortet. „Umso schlimmer ist es, wenn ich kein Geld für meine Dienstleistungen erwirtschafte.“

Barsch winkte sie ab. „Red‘ nicht so ein dummes Zeug daher. Du bekommst meinen Körper, ist das nicht genug?“

„Davon kann ich keine Miete zahlen.“

„Wie hoch kann die Miete einer schäbigen Einzimmerwohnung sein?“

„Ohne Geld deutlich zu hoch.“

„Ich bin nicht deine einzige Kundin, irgendwer wird dir die paar Pfennige schon zuwerfen.“

Obwohl er sie bereits so lange kannte, erschütterte ihn ihre abwertende Einstellung jedes Mal aufs Neue. Wie konnte ein einzelner Mensch bloß so ignorant sein? „Du bist einer meiner Stammkunden. Mit der Vorliebe für die besonders hochwertigen Rauschgifte.“ Erneut seufzte er, diesmal deutlich genervter. Irgendwann musste er dieses unangenehme Thema ansprechen. „Hör zu, ob du mich als Freizeitbeschäftigung siehst oder nicht, aber ich brauche das Geld. Du schuldest mir horrende Summen.“

Nun war es an ihr, echauffiert aus dem Bett zu springen. Eilig riss sie sich ihren Morgenmantel von einer Chaiselongue, die unweit vom Bett stand und zog diesen an. In ihrem Leben wurde sie des Öfteren beleidigt, allerdings niemals von einem solchen Widerling wie ihm! „Was willst du damit sagen?“ fauchte sie. „Ich bezahle meine Schulden nicht? Ich nutze dich aus? Das habe ich nicht nötig, du Dreckskerl! Ich bin mit dir zusammen, weil es mir Spaß macht, und nicht, weil ich mir deine dreckigen Opiate nicht anders leisten kann.“

„Dann macht es dir ja nichts aus, auch für meine dreckigen Opiate zu zahlen.“

„Ich gebe dir weitaus mehr, als du verdienst“, fauchte sie, dennoch hörte man den leisen Ton einer Drohung heraus.

„Nur weil du ein paar Mal in der Woche die Hure für mich spielst, heißt das nicht, dass ich dich gratis mit meinem Zeug versorge.“

Mit dieser Aussage brachte er das Fass zum Überlaufen. Niemand, vor allem kein lausiger Wicht wie dieser Mann, nannte...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7578-9675-0 / 3757896750
ISBN-13 978-3-7578-9675-1 / 9783757896751
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 363 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99