Der Tote im Weinhang (eBook)

Ein Gardaseekrimi

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46721-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tote im Weinhang -  Renato Pozzi
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Tödliches Weinfest am idyllischen Gardasee! Der neue Gardasee-Krimi von Renato Pozzi bietet jede Menge humorvolle Spannung und Urlaubsflair - der zweite Band von Renato Pozzis Italien-Krimi-Reihe um Geigenbauerin Sophia Lange und Commissario Andreotti. Ein sich gefährlich zuspitzender Konkurrenzkampf zwischen den Winzerfamilien aus Salò führt Geigenbauerin Sophia Lange und Commissario Andreotti in die Weinberge Italiens ... Winzer Giacomo klagt über Sabotage an seinem Weingut. Minderwertige Fässer, ungenießbarer Wein - Giacomo ist sich sicher, dass ihm jemand dazwischenpfuscht. Zugleich taucht ein Schatten aus Andreottis Vergangenheit auf und macht ihm ein Angebot, das er eigentlich nicht ausschlagen kann. Als nach dem rauschenden Weinfest eine Leiche zwischen den Reben gefunden wird, stehen die Ermittler bald vor der Frage, wer hier im beschaulichen Salò mehr sein will, als er tatsächlich ist ... Mit Atmosphäre und Charme liefert Renato Pozzi erneut ein amüsant-italienisches Lesevergnügen für Fans humorvolle Urlaubskrimis à la Pierre Martin oder Jean-Luc Bannalec. Nach ihrem Debüt in Tod im Olivenfass ermitteln Sophia Lange und Commissario Andreotti in Der Tote im Weinhang bereits in ihrem zweiten spannenden Fall im malerischen Salò am Gardasee.

Renato Pozzi lebt mit Frau und vier Kindern in München. Der Gardasee und insbesondere Salò sind ihm in den letzten Jahren zur zweiten Heimat geworden.

Renato Pozzi lebt mit Frau und vier Kindern in München. Der Gardasee und insbesondere Salò sind ihm in den letzten Jahren zur zweiten Heimat geworden.

3


Das Valtenèsi in Rosa hatte Sophia recht gut überstanden. Sie hatte einige gute Weine gekostet, aber nur gerade so viele, dass sie am Morgen nicht mit einem Kater aufgewacht war. Onkel Alberto würde es wahrscheinlich nicht so gut gehen wie ihr, aber Tante Marta würde ihm spätestens in einer halben Stunde Beine machen. Schließlich gab es in der Osteria immer etwas zu tun. An diesem Morgen führte Sophia keine Geige in ihrem Rucksack mit sich, weswegen sie mit dem Fahrrad zu Giuseppe Maggios Werkstatt fuhr. Inzwischen hatte sie sich zwar an die Fahrten durch die engen Gassen Salòs gewöhnt, die so manche Überraschungen mit sich brachten – hüpfende Kinder, Rentner, die plötzlich die Straßenseite wechselten, oder wild gestikulierende Motorrollerfahrer. Dennoch konnte sie es nicht riskieren, dass eines der wertvollen Instrumente aus Giuseppes Werkstatt, die man ihr zur Reparatur anvertraut hatte, bei einem Zusammenstoß zu Bruch ging. Zumal Giuseppe es ohnehin nicht gern sah, wenn sie überhaupt ein Instrument mit nach Hause nahm. Aber Sophia konnte sich zu Hause, wo der alte Meister nicht mit seinem kritischen Blick jeden ihrer Arbeitsschritte überwachte, einfach besser konzentrieren.

Gestern war sie mit der Sgarabotto-Geige von 1943 fertig geworden, und ihre Arbeit hatte selbst Giuseppes kritischem Blick standgehalten, wenn man davon absah, dass seiner Meinung nach der Lack hätte noch gleichmäßiger aufgetragen werden können und der Schaft des Halses um einen halben Millimeter zu schmal ausgefallen war. Nach Giuseppes Überzeugung war keine Arbeit perfekt, und wahrscheinlich hätte er selbst den legendären Antonio Stradivari noch auf Mängel an dessen Instrumenten hingewiesen. Aber zwei Kritikpunkte waren relativ wenig für den alten Meister, daher wertete Sophia die Restaurierung als Erfolg. Heute würde bereits das nächste Instrument auf sie warten. Plötzlich riss Sophia ein Rollerfahrer, der aus einer Einfahrt geschossen kam, aus ihren Gedanken. Sie wich ihm mit einem waghalsigen Schlenker aus. Nicht nur im Geigenbau war Sophia in den letzten Monaten besser geworden, sondern auch darin, in den engen Gassen Unfällen aus dem Weg zu gehen.

Sophia bog durch den weißen gotischen Torbogen der Porta de Marco in die Via Gerolamo Fantoni ein und schoss vorbei an dem creme-gelb verputzten Bau, über dessen Eingang die Inschrift »Questura di Salò – Polizia di Stato« prangte. Sophia starrte entschlossen auf die Straße. Sie war es leid geworden, nach oben zu schauen, um vielleicht einen Blick auf Commissario Andreottis Gestalt beim Rauchen am Fenster zu erhaschen. In seinem Leben gab es keinen Platz für so etwas Belangloses wie Freundschaft. Das hatte Sophia gestern wieder begriffen. Seine Welt bestand offenbar nur aus einer Aneinanderreihung von Kriminalfällen, und einen solchen hatten sie gemeinsam gelöst. Nicht mehr und nicht weniger. Danach war er wieder als Eigenbrötler in seiner Welt versunken und sie in ihre. Sophia trat fester in die Pedale, um das Kommissariat samt Andreotti hinter sich zu lassen, und wich einer älteren Dame aus, die aus der Bäckerei kam. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt durch Salòs verwinkelte Wege bog Sophia in die kleine, abgelegene Gasse ein, in der sich seit Generationen in einem alten unscheinbaren Haus Giuseppes Werkstatt befand. Plötzlich sprang eine kleine, drahtige Gestalt mitten auf die Gasse. Sophia riss an beiden Bremsen. Der Mann sah überrascht auf. Sophia erkannte das Gesicht, mitsamt den Augen, die immer größer wurden. Dann kam der unweigerliche Aufprall. Sophia brauchte einen Augenblick, um sich zu besinnen. Ein schmerzvolles Stöhnen drang zu ihr von dem Mann, den sie samt ihrem Mountainbike unter sich begraben hatte. Der Duft von Zitrone und Zedernholz stieg Sophia in die Nase. Sie wagte noch nicht, die Augen zu öffnen, ging stattdessen durch, ob alles in Ordnung war. Ihre Arme schienen unverletzt, auch im rechten Bein hatte sie keine Schmerzen. Nur das linke Knie hatte wohl etwas abbekommen. Sie streckte es langsam. Es schien nichts gebrochen zu sein. Hätte also schlimmer kommen können. Wieder kitzelte sie dieser penetrante Zitronenduft in der Nase. Sophia blinzelte, öffnete erst das linke, dann das rechte Auge und blickte schließlich in Fredos schmerzverzerrtes Gesicht.

»Du hast ein neues Aftershave«, sagte sie.

»Freut mich, dass es dir gefällt. Hättest du mir aber auch weniger stürmisch sagen können.«

»Was machst du hier, Fredo?«

»Unter dir liegen«, keuchte er. »Übrigens bist du schwerer, als du aussiehst.«

»Nicht sehr charmant.«

»Das sollte auch kein Kompliment sein, sondern eine Aufforderung«, presste Fredo hervor. Sophia rappelte sich auf und befreite Fredo, der nun seinerseits aufstand und, wie um sich zu vergewissern, dass auch wirklich alles in Ordnung war, seine Gliedmaßen schüttelte. »Das ist ein Geschenk von Ilona«, sagte er. Sophia verstand nicht. »Das Aftershave«, fügte er hinzu.

»Sicher. Das Aftershave. Aber deswegen bist du doch nicht hier?«

»Ich wollte dich treffen.«

»Hat ja hervorragend geklappt.«

»Kann man ahnen, dass du wie eine Besessene um die Ecke geschossen kommst?«, entgegnete Fredo trotzig, aber da war noch etwas anderes, das in seiner Stimme mitschwang, das bemerkte selbst Sophia, die sonst wahrlich nicht gut darin war, die Gefühle ihrer Mitmenschen zu entschlüsseln. Streichinstrumente verstand sie einfach besser. Doch in Fredo konnte selbst sie manchmal lesen wie in einem Buch.

Fredo war zwar eine Frohnatur, aber er gehörte zu jenen Menschen, die über viele Dinge schnell betrübt sein konnten, was sich sofort in seinem Gesicht widerspiegelte. Mal litt er darunter, dass sich eines seiner Kinder erkältet hatte oder gleich alle sechs, ein anderes Mal beschwerte sich seine bessere Hälfte Ilona, wenn sie ihn mal wieder dabei ertappt hatte, dass er noch immer dem traditionellen Beruf seiner Familie nachging, dem eines Taschendiebs. Dann wiederum ärgerte er sich über die Touristen, die mit der Zeit vorsichtiger geworden waren und ihm diesen Beruf schwer machten. Andererseits hatte Fredo ein gutes Herz, und Sophia und er waren so etwas wie Freunde geworden, obwohl er ihr vor wenigen Wochen das Portemonnaie gestohlen hatte. Das war für eine Freundschaft ein recht ungewöhnlicher Beginn, und schon kurz darauf waren sie zusammen mit dem commissario in einen nicht minder ungewöhnlichen Fall verwickelt gewesen. Während sich Commissario Andreotti aber wieder in seine Welt zurückgezogen hatte, hatte Fredo sie in die seine eingeladen – nicht in die eines Taschendiebes, daran hatte Sophia nicht das geringste Interesse, sondern in die eines liebenden Familienvaters. Beinahe wöchentlich war sie inzwischen bei seiner Frau Ilona und den Kindern zum Essen eingeladen, was turbulent, aber zugleich meist lustig war. Die sonst so eifersüchtige Ilona hatte Sophia zunehmend ins Herz geschlossen und klagte ihr heimlich in der Küche so manch ein Leid, das sie mit Fredo und seinen Eskapaden hatte. Aber zumindest war Fredo auf seine Art eine treue Seele, und das war mehr, als man von Andreotti behaupten konnte.

»Es gibt ein Problem«, seufzte Fredo.

»Wird es nichts mit unserem Essen diesen Freitag?«

»Natürlich bleibt es dabei. Mein Wort gilt.«

»Dann können wir dein Problem doch am Freitag besprechen«, schlug Sophia mit einem Blick auf die Uhr vor. Sie müsste in einer Minute in der Werkstatt sein, und Giuseppe duldete keine Unpünktlichkeit.

»Es kann leider nicht warten.«

Musste es aber doch, zumindest für einen Augenblick, denn ein dreirädriger Piaggio-Transporter hupte energisch, um sich Durchfahrt zu verschaffen. Fredo zog Sophias Fahrrad zur Seite. Der Piaggio-Fahrer drängte mit einem stummen Gruß an ihnen vorbei.

»Vorderbremse verbogen, sonst scheint alles in Ordnung zu sein«, stellte Fredo fest.

»Dein wichtiges Problem«, drängte Sophia ihn mit einem weiteren Blick auf die Uhr.

»Es geht um Ilona.«

Das hätte sich Sophia gleich denken können. Ilona hatte Fredo bestimmt wieder die Hölle heißgemacht, und nun brauchte er jemanden zum Ausweinen. Nur fand Sophia, dass sie die letzte Person war, die als Beziehungsratgeberin etwas taugte.

»Ilona hat ein Problem.«

»Mit dir.«

»Wenn es nur das wäre«, sagte Fredo, legte all seinen Kummer in einen Seufzer und begann zu erzählen. Und mit jedem Satz fiel es Sophia schwerer, ernst zu bleiben.

»Das ist nicht lustig«, wies Fredo sie zurecht.

»Ich lache nicht.«

»Du schmunzelst. Das sehe ich genau.«

»Du musst aber doch zugeben, dass die ganze Sache schon eine gewisse Komik hat.«

»Für dich vielleicht, aber dir macht Ilona ja keinen Ärger. Eine schöne Freundin bist du.« Fredo verschränkte trotzig die Arme.

»Ich verstehe dich ja«, sagte Sophia so einfühlsam wie möglich. »Aber ich glaube nicht, dass ich die Richtige bin, die dir da helfen kann.«

»Aber du bist meine letzte Hoffnung«, flehte Fredo.

»Ich gebe dir einen Ratschlag unter Freunden«, erwiderte Sophia. »Geh mit der Sache zum commissario

»Genau das hat Ilona auch gesagt.«

»Und wenn zwei gescheite Frauen dir etwas raten, dann solltest du vielleicht auch darauf hören, Fredo.«

»Aber ausgerechnet Andreotti? Wie verzweifelt muss ein Ehrenmann und Taschendieb sein, um jemanden wie den commissario um Hilfe zu bitten?«

»Wahrscheinlich so verzweifelt, wie du es gerade bist.«

»Du siehst keinen anderen Weg?«, fragte Fredo mit dem letzten Funken seiner sterbenden Hoffnung.

Sophia musste sie ihm restlos nehmen. »Der andere Weg wäre, dass Ilonas Problem nicht...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Reihe/Serie Sophia Lange und Commissario Andreotti ermitteln
Sophia Lange und Commissario Andreotti ermitteln
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andrea Bonetto • Betrug • Commissario Andreotti • Cosy Krimi • Droemer-Knaur • Gardasee • Gardasee Buch • Gardasee Krimi • Gardasee Roman • Geigenbauer • Geigenbauerin Roman • Geigenbauerin Sophia • heiterer Krimi • Humor und Wein • humorvolle Krimis • Italien Krimi • Knaur Taschenbuch • Knaur Urlaubskrimi • Knaur Verlag • Konkurrenzkampf • krimi gardasee • Krimi Humor • Krimi humorvoll • Krimi Italien • Krimi kulinarisch • Kriminalromane Serien • Kriminalroman Gardasee • krimi reihen • Krimis mit Humor • Krimi Wein • Kulinarischer Krimi • kulinarischer Krimi Italien • lustige Krimis • Mafia • Mafiaboss • Mord • Münchner Badewanne • neuer Krimi • PIerre Martin Krimi • Polizei Krimis/Thriller • Renato Pozzi • Rückkehr in die Heimat • Salò • sonnig-charmanter Urlaubskrimi • Sophia Lange • spannendes Buch • Tod im Olivenfass • Urlaubskrimi • Urlaubs-Krimi • Urlaubskrimi Italien • Urlaubslektüre • Urlaubslektüre Humor • Urlaubslektüre Italien • Urlaubslektüre Krimi • Urlaubslektüre lustig • Urlaubsromane • Urlaubsroman Italien • Wein • Weinbau • Winzer • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-426-46721-6 / 3426467216
ISBN-13 978-3-426-46721-3 / 9783426467213
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