Zorn - Schwarze Tage (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller | »Ein neuer ?Zorn? ist ein absolutes Highlight im Bücherjahr.« literaturmarkt.info
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491556-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zorn - Schwarze Tage -  Stephan Ludwig
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Hauptkommissar Claudius Zorn und der dicke Schröder in ihrer dunkelsten Stunde - der dreizehnte Band der Kult-Thriller-Serie von Bestsellerautor Stephan Ludwig Hauptkommissar Zorn will nicht aufwachen. Nie wieder. Wenn er schläft, ist alles gut. Sobald er wach ist, muss er der kalten Wahrheit ins Gesicht blicken. Der wichtigste Mensch in seinem Leben ist tot, wurde vor seinen Augen überfahren. Auch sein Kollege Schröder hat mit der Situation schwer zu kämpfen. Aber Schröder weiß, dass er nicht ruhen kann, bis er Antworten hat. Mit Zorns Hilfe oder ohne. Wer ist der Todesfahrer und damit für diesen sinnlosen Tod verantwortlich? Als sich kurze Zeit später ein brutaler Mord ereignet, werden Zorn und Schröder stutzig. Und geraten selbst ins Visier der falschen Leute. »Das Erscheinen eines neuen ?Zorns? stellt ein absolutes Highlight im Bücherjahr dar, obwohl das Lesevergnügen immer wieder schon nach kürzester Zeit vorbei ist. Nur wenige deutsche Krimi-Autoren im Hier und Jetzt besitzen die Gabe eines Stephan Ludwig, den Leser derart zu paralysieren und seine gesamte Aufmerksamkeit auf das vor ihm liegende Buch zu richten. Möge diese spannende Reihe mit den wunderbaren Charakteren noch viele Fortsetzungen finden!« Literaturmarkt.info

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.

Neun


»Schön, dass ihr da seid.«

Sie hatten sich im Wohnzimmer um den großen Esstisch versammelt – Zorn selbst, Schröder, Edgar und Rufus, den Malina im Rollstuhl an die Stirnseite geschoben hatte.

»Tja, dann …«

Zorn langte nach der Porzellankanne, um Kaffee auszuschenken.

»Erst die Geschenke«, verlangte Schröder.

Zorn betrachtete die Pakete auf der weißen Tischdecke, griff nach einer Papierrolle und löste die rosafarbene Schleife.

»Du wolltest eigentlich was Großes«, entschuldigte sich Edgar. »Aber als wir dich gestern angerufen haben, war ich schon fertig. Du hättest mir früher …«

»Es ist wunderschön.«

Edgar hatte einen großen Regenbogen gemalt. Darunter sich selbst, umgeben von allen, die ihm wichtig waren.

»Ist das ein Düsenantrieb?«, fragte Zorn und deutete auf Rufus’ Rollstuhl, den Edgar mit goldenen Speichen versehen hatte. Daneben hatte er Malina mit einem Blumenstrauß in der Hand gemalt.

»Raketen«, sagte Edgar. »Rufus wollte es so.«

Ein zustimmendes Glucksen drang aus Rufus’ magerer Brust.

Zorns Blick wanderte über das Bild: Schröder auf seinem Rennrad, Zorn selbst mit Hakenhand und Zigarette im Mundwinkel. Edgar hatte auf jedes Detail geachtet, jedes Karo auf Schröders Hemd war abgebildet. Selbst das Klettband um seine Wade, mit dem er die Cordhose vor der Kette schützte, hatte Edgar nicht vergessen, auch nicht die Narben auf der Wange seines Vaters, die er mit einem spitzen Bleistift gezeichnet hatte.

»Ich hab’s letzte Woche gemalt.« Edgar begann zu weinen. »Da war sie noch …«

Sich selbst hatte er in einem Black Panther-Kapuzenshirt gemalt, das er auch jetzt anhatte. Seine linke Hand umfasste die seiner Mutter, seine andere Friedas, die ein hellblaues Kleid mit silbernen Sternen trug.

»Danke.« Zorn nahm seinen Sohn in die Arme. »Ich wusste gar nicht, dass du so gut malen kannst. Viel besser als ich.«

»Jeder malt besser als du«, schluchzte Edgar.

»Stimmt«, nickte Rufus.

»Und was ist das?« Zorn blinzelte, um wieder halbwegs klar sehen zu können, griff nach dem nächsten Päckchen und wickelte es aus. »Das neue Mario Kart?«

»Von Mama und Rufus«, schniefte Edgar.

»Aber Edgar hat’s ausgesucht«, sagte Malina.

»Mit ganz neuen Strecken, Papa.«

Edgar hatte das Nintendospiel damals von Frieda geschenkt bekommen, sie hatten es seit über einem Jahr nicht mehr gespielt. Nach anfänglicher Euphorie war sein Interesse schnell erlahmt, während Zorn, seinem Sohn hoffnungslos unterlegen, noch eine Weile verbissen trainiert hatte, bis er seinen Controller eines Nachts wutentbrannt aus dem Fenster in den Fluss geworfen hatte.

»Wir können zusammen üben«, versprach Edgar. »Ich bring dir ein paar Tricks bei, dann wirst du nicht immer Letzter.«

»Ich mach dich fertig«, drohte Zorn. »Wirst schon sehen, du Angeber.«

Er sah zu Malina, formte mit den Lippen zwei lautlose Silben.

Danke.

Sie lächelte ihm kurz zu. Ihr Haar war gewachsen und zu einem straffen Zopf gebunden. Sie hatte aufgehört, es zu färben, die grauen Strähnen standen ihr gut.

Zorn langte nach einem weiteren Päckchen, löste das bunte Papier und öffnete die Schachtel eines iPhones. Schröder hatte das Display von Friedas Handy ersetzt und die Risse mit Flüssigkleber repariert.

Zur Erinnerung, hatte er auf eine Karte geschrieben. Ich hoffe, es hilft Dir.

Zorn nickte ihm zu, schloss die Schachtel und nahm das letzte Geschenk, ein längliches, in Silberpapier gewickeltes Päckchen. FÜR CLAUDIUS stand auf einem Kärtchen, das an der golddurchwirkten Schleife befestigt war.

»Mach’s auf«, forderte Edgar.

Zorn betrachtete Friedas geschwungene Schrift und den Kussmund, den sie darunter auf die Karte gemalt hatte.

»Später«, entschied er. »Jetzt trinken wir erst mal Kaffee.«

Er verteilte den Kuchen und goss Edgar Kakao ein. Sein Sohn stocherte lustlos auf seinem Teller herum, während Malina Rufus fütterte. Dies geschah selbstverständlich, nach all den Jahren waren sie ein eingespieltes Team, wechselten kaum ein Wort und tauschten nur ab und zu ein stilles Lächeln aus.

»Zupfkuchen, den hat Schröder gebacken«, sagte Zorn zu Edgar. »Schmeckt super.«

»Kein Hunger«, murmelte Edgar.

Zorn, dem es genauso ging, stopfte ein großes Stück in den Mund. »Gulasch hat er auch gekocht«, verkündete er kauend, »den gibt’s heute Abend. Und vorher …«

»Papa?«

»Ja?«

»Wo ist sie jetzt?«

Zorn legte die Gabel beiseite. »Weißt du, sie …«

»Sie ist hier«, sagte Schröder, der seinen Kuchen ebenfalls kaum angerührt hatte. »Bei uns, weil wir alle an sie denken. Und weil wir sie nie vergessen werden, wird sie immer bei uns sein.«

Das war eine Plattitüde, für Schröders Verhältnisse jedenfalls. Doch jedes einzelne Wort stimmte, weil es echt war.

»Dann ist sie also nicht im Himmel, Papa?«

»Wer sagt das?«

»Herr Neumeyer.«

»Möglich«, erwiderte Zorn, der Edgars Religionslehrer nicht widersprechen wollte.

»Aber …« Der Junge runzelte die Stirn. »Sie kann doch nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein.«

»Es ist kompliziert«, gab Zorn zu. »Manche Menschen glauben daran.«

»Woran?«

»An Gott.«

»Und du, Papa?«

»Ich?« Zorn schob mit der Gabel ein paar Krümel auf seinem Teller hin und her. »Früher vielleicht, als ich so alt war wie du. Da hab ich geglaubt, dass Gott auf mich aufpasst.«

»Dann hätte er auch auf Frieda aufpassen müssen.«

»Hätte er.«

Es wurde still am Tisch, abgesehen von Rufus’ pfeifendem Atem und dem Brummen des Kühlschranks, das aus der Küche drang. Schröder bot Edgar die Schüssel mit der Schlagsahne an, doch dieser lehnte ab und wandte sich wieder an seinen Vater.

»Papa?«

»Ja?«

»Gott ist ein Arschloch.«

»Amen«, krächzte Rufus.

Zorn musste lächeln, obwohl ihm alles andere als danach zumute war. Rufus, vom Hals abwärts gelähmt, hatte nach dem Unfall sterben wollen und zunächst Zorn, später auch Schröder um Hilfe gebeten. Beide hatten sich geweigert, und tatsächlich war sein Lebensmut wieder zurückgekehrt, er trug ein Zwerchfellimplantat und konnte zumindest selbständig atmen. Nach Jahren der Bewegungslosigkeit war aus dem kräftigen, hochgewachsenen Kinderarzt ein verkrümmtes Männchen mit eingefallener Brust und verkümmerten Beinen geworden, doch seine Intelligenz war geblieben, auch den Humor hatte er sich bewahrt.

Schröder räumte das Geschirr ab, Edgar stand auf, um die Nintendo anzuschließen.

»Er würde gern hier schlafen«, sagte Malina. »Ist das okay?«

Das war es, mehr als das. Es war kaum zu erwarten, dass Schröder eine weitere Nacht hier verbrachte, auch der morgige Sonntag würde nicht ganz so schlimm werden. Zorn konnte mit Edgar ins Kino gehen, vielleicht auch ins Schwimmbad. Irgendwohin, Hauptsache, er war nicht allein.

Malina nahm Rufus die Serviette ab, säuberte sein Gesicht und stand auf, um Schröder in der Küche zu helfen.

»Ich bin froh, dass du mir damals nicht geholfen hast«, keuchte Rufus, nachdem er nun mit Zorn allein am Tisch saß. »Trotzdem, es ist nicht gerecht.«

»Wie meinst du das?«

Rufus sah Zorn aus tief liegenden, aber wachen Augen an.

»Ich wollte sterben, aber ich lebe«, presste er hervor, unterbrochen von pfeifenden Atemzügen. »Frieda wollte leben, aber sie ist tot.«

»Stimmt.«

»Edgar hat recht. Gott ist ein Arschloch.«

»Hosianna. Preiset den Herrn.«

Zorn gab Rufus einen Kuss auf die bleiche Stirn und gesellte sich zu Edgar. Selbstverständlich hatten sich seine Fähigkeiten an der Nintendo keinen Deut verbessert, doch als Schröder zwei Stunden später zum Essen rief, war Zorn mehrmals im unteren Mittelfeld gelandet, das letzte Rennen ließ ihn Edgar gewinnen.

Das Gulasch wurde allgemein gelobt, Edgar verlangte sogar Nachschlag. Zum Nachtisch servierte Schröder Panna cotta mit Sauerrahm und Ananassauce, danach löste sich die Gesellschaft auf. Zorn brachte seine Gäste zur Tür, und als er sich von Schröder verabschiedete, umarmten sie sich kurz. In all den Jahren waren sie nie auf den Gedanken gekommen, jetzt geschah es zum zweiten Mal binnen kürzester Frist.

Zorn und Edgar sahen sich noch eine Folge der Simpsons an. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten putzte sich der Junge widerspruchslos die Zähne, und als er im Bett lag, bat er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder darum, dass Zorn etwas vorlese. Sie entschieden sich für O wie schön ist Panama, Edgar lauschte konzentriert, und als Zorn das Buch zugeschlagen hatte, schlief er nach wenigen Minuten ein. Zorn blieb noch eine Weile bei seinem Sohn und schlich sich schließlich davon, um Friedas Geschenk zu öffnen.

Manchmal war sie chaotisch gewesen, doch wichtige Dinge hatte sie immer langfristig geplant. So auch Zorns zweiundfünfzigsten Geburtstag; wahrscheinlich hatte sie das Geschenk schon vor Wochen besorgt und in der Küche im Regal hinter den Gewürzen deponiert – ein absolut sicheres Versteck, das Zorn (wenn überhaupt) erst viel später entdeckt hätte. Doch zum Schicksal gehörte auch, dass Schröder sich beim Kochen nicht nur mit Pfeffer und Salz begnügte und das schmale Paket beim Griff nach einer Dose Rosmarin entdeckt hatte.

Vorsichtig löste Zorn die Schleife und das goldene, mit Sternen bedruckte Papier. Zum Vorschein kam ein mit Samt...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2024
Reihe/Serie Zorn
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Attentat • Bücher Bestseller 2023 • Bücher für Männer • Buchgeschenk • Clan • Clan Kriminalität • Der nette Herr Heinlein • Geldschmuggel • Geldwäsche • Hawala-Banking • Hawala-System • Heinlein • Krimi Neuerscheinungen 2023 Taschenbuch • Krimi Neuerscheinungen 2024 Taschenbuch • Kronzeuge • Olaf Schubert • Organisiertes Verbrechen • Schröder • Spannung • Stephan Ludwig Neuerscheinung 2023 • Stephan Ludwig Neuerscheinung 2024 • Stephan Ludwig neues Buch 2023 • Thriller Bestseller 2023 • thriller bestseller 2024 • Weihnachtsgeschenk 2023 • Zorn • Zorn Neuerscheinung 2023 • Zorn neues Buch 2023 • Zorn neues Buch 2024
ISBN-10 3-10-491556-3 / 3104915563
ISBN-13 978-3-10-491556-2 / 9783104915562
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