Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46060-3 (ISBN)
Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. 'Madame le Commissaire und das geheime Dossier' war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete 'Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens' - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 02/2024) — Platz 20
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 01/2024) — Platz 8
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 52/2023) — Platz 9
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 51/2023) — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 50/2023) — Platz 10
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 49/2023) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 48/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 47/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 46/2023) — Platz 3
Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. "Madame le Commissaire und das geheime Dossier" war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.
2
Im Karton unter seinem Arm hatte er die neuen Speisekarten. Die alten waren so abgegriffen, dass manche Gäste sie nur noch mit spitzen Fingern anfassten. Außerdem mussten die Preise korrigiert werden. Sie einfach zu überkleben sah nicht gut aus. Wobei die meisten Stammgäste sowieso keinen Blick in die gedruckte Speisekarte warfen. Auch lud sich kaum jemand mit dem QR-Code am Tisch die digitale Version aufs Handy. Sie richteten ihr Augenmerk auf die Schiefertafel mit den plats du jour. Dort standen die täglich wechselnden Empfehlungen des Küchenchefs. Lucien hatte ein Auge drauf, denn Roland wurde gelegentlich Opfer seiner eigenen Kreativität. Gerichte, die kein Mensch verstand, nicht einmal das Servicepersonal erklären konnte, waren nicht gut fürs Geschäft – und mussten hinterher von den Angestellten gegessen werden.
Die Tische im P’tit Bouchon waren schon eingedeckt. Alle Plätze waren reserviert. Ein Abend nach Luciens Geschmack.
Später übernahm er es persönlich, die Gäste zu empfangen und sie an ihren Tisch zu bringen. Mittlerweile machte er das nicht immer selbst, schließlich konnte was dazwischenkommen – zum Beispiel ein Auftrag, jemanden umzubringen. Aber daran wollte er heute nicht denken.
Viele Gäste kannte er, weil sie immer wieder kamen. Ein größeres Kompliment gab es nicht. Aber natürlich lernte er auch neue Gesichter kennen. Vor allem während der Saison, in der Touristen das P’tit Bouchon stürmten – und sauer waren, wenn sie keinen Tisch bekamen. Lucien schaffte es, immer freundlich zu bleiben.
Bei einer jungen Frau, die heute zu den ersten Gästen zählte, fiel ihm das besonders leicht. Erstens hatte sie eine Reservierung, das war schon mal gut, zweitens sah sie super aus. Schwarze Haare, wenig geschminkt, tolle Figur, kein Ehering … Er bemühte sich, sie nicht allzu intensiv zu mustern. Das gehörte sich nicht. Im Reservierungsbuch überprüfte er ihren Namen. Anne Dalmasso.
»Madame Dalmasso, Sie haben einen Tisch für zwei Personen reserviert«, sagte er. »Noch haben Sie die Wahl, eher am Fenster oder näher an der Bar?«
Das P’tit Bouchon hatte zwar auch eine schmale Terrasse an der Straße, die wenigen Tische dort waren aber nur bei ausländischen Touristen begehrt, Franzosen saßen lieber drin. Einheimische sowieso.
»Ist mir egal«, antwortete sie. »Übrigens können Sie ein Gedeck entfernen, mein Begleiter kommt nicht.«
Fröhlich sah sie dabei nicht aus.
»Das tut mir leid …«
»Mir nicht, ich habe mich vor einer Stunde von ihm getrennt. Aber das ist ja kein Grund, nicht zu Abend zu essen. Dann halt allein.«
Kurz hegte er den Gedanken, diese Anne Dalmasso an seinen privaten Ecktisch einzuladen und den Empfang der weiteren Gäste Paul zu übertragen. Aber das erschien ihm doch zu plump. Außerdem wirkte sie so, als ob sie durchaus alleine zu Abend essen könnte, darauf vielleicht sogar gerade Wert legte.
»Sie haben völlig recht«, sagte er, »männliche Begleitung wird oft überschätzt. Ich hoffe, der Abend wird Ihnen dennoch gefallen.«
Anne Dalmasso sah ihn stirnrunzelnd an.
»Das sagen Sie ausgerechnet als Mann?«
»Nein, nicht als Mann, aber als jemand, der in der Gastronomie schon viel erlebt hat. Darf ich vorausgehen?«
Er zeigte ihr den Zweiertisch, der seiner Meinung nach der schönste war.
Inès, die zuständige Bedienung, kam vorbei.
»Ein Gedeck kann abserviert werden«, sagte er zu ihr.
»Abserviert klingt gut«, sagte Anne Dalmasso mit leisem Lächeln. »Genau das habe ich gerade mit diesem Idioten gemacht.«
»Es steht mir nicht zu, Sie zu diesem Schritt zu beglückwünschen, aber darf ich Sie zu einem Glas Champagner einladen?« Er wartete ihre Antwort nicht ab. »Bitte ein Glas Champagner aufs Haus«, sagte er zu Inès.
Anne Dalmasso nickte.
»Merci, das ist keine schlechte Idee. Champagner passt zu allen Lebenslagen.«
Sie wurde ihm immer sympathischer. Dennoch hielt er es für klug, sie jetzt alleine zu lassen.
Er deutete zum Eingang.
»Bitte entschuldigen Sie mich, die nächsten Gäste warten schon.«
»Sind Sie hier der Platzanweiser?«
»Ja, so kann man das sagen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Bon appetit.«
Später beobachtete er, wie sich Anne – in seinen Gedanken nannte er sie wie alle Frauen, die ihm gefielen, beim Vornamen – geradezu enthemmt aufs Essen stürzte. Sie begann mit Austern fines de claire. Die Platte mit zwölf Austern wurde normalerweise für zwei Personen serviert. Sie schlürfte die huîtres mit Hingabe aus. Dazu ließ sie sich mehrfach aus einer Flasche Muscadet Sèvre et Maine nachschenken, keine schlechte Wahl. Als Nächstes hatte sie sich für einen demi homard entschieden. Oder handelte es sich sogar um einen ganzen Hummer?
Lucien gewann den Eindruck, dass Anne die Trennung von dem »Idioten« doch nicht auf die leichte Schulter nahm. Gab es so etwas wie Frustessen?
Er hieß gerade Stammgäste aus Saint-Jean-Cap-Ferrat willkommen, da hörte er plötzlich einen Schlag und Stimmengewirr. Lucien drehte sich um und sah, dass die Aufregung von Annes Tisch kam. Sie selbst war nicht zu sehen. Lucien eilte durch das Lokal. Paul, der chef de service, traf fast gleichzeitig ein. Annes Stuhl war umgekippt, die Tischdecke heruntergerissen … Sie selbst lag zusammengekrümmt am Boden. Paul beugte sich zu ihr, versuchte, mit ihr zu sprechen, aber Anne war dazu nicht in der Lage. Sie rang nach Luft, ihre Augen waren geweitet, und ihr Gesicht war rot angelaufen.
»Das sieht nicht gut aus«, stellte Paul lakonisch fest.
Da hatte er zweifellos recht. Lucien nahm sein Handy und verständigte den Notarzt.
»Verdacht auf anaphylaktischen Schock«, gab er durch. »C’est urgent, es eilt.«
Die Symptome schienen ihm eindeutig. Als Ursache vermutete er eine allergische Reaktion auf die Austern und den Hummer. Das passierte gelegentlich bei einem Gast, weshalb er sofort daraufkam. Allerdings hatte er noch nie erlebt, dass die Reaktion so schnell und so heftig erfolgte.
Anne krümmte sich. Lucien fühlte ihren Puls. Er raste. Er sprach ihr gut zu. Eine wirkliche Hilfe war das nicht.
Die Bedienung Inès kam aus der Küche mit einem Notfallkoffer herbeigeeilt.
Lucien erinnerte sich an einen Fall vor einigen Monaten. Da hatte der Notarzt dem Gast als Erstes eine Spritze gegeben. Er wusste auch noch, welche.
»Paul, findest du im Koffer eine Adrenalinspritze?«
»Adrénaline, un moment … Et voilà …«
Lucien riss die Einwegspritze aus der sterilen Verpackung und entfernte die Schutzkappe.
Anne röchelte. Sie schien zu ersticken.
Lucien bat Inès, Annes Kleid nach oben zu schieben. Er wollte das nicht selber tun.
Sobald ihr Oberschenkel frei war, stieß er kurz entschlossen die Nadel in den Muskel und injizierte das Adrenalin. Dabei hoffte er inständig, dass er gerade das Richtige tat. Er hatte gelernt, Menschen umzubringen. Wie man sie am Leben erhielt, hatte man ihm nicht beigebracht.
Inès hielt Anne die Hand und redete beruhigend auf sie ein.
»Sie haben eine Spritze bekommen, gleich wird es besser. Der Notarzt muss auch gleich hier sein. Tout va bien, alles wird gut …«
»Sollen wir sie auf den Rücken legen und ihre Beine hoch lagern?«, fragte Paul.
Lucien zuckte ratlos mit den Schultern.
»Klingt gut, kann aber auch verkehrt sein.«
»Ich mach’s.«
Zwanzig Minuten später war alles vorbei. Gottlob in dem Sinne, dass Annes dramatische Symptome im Abklingen begriffen waren und sie sogar wieder ansprechbar war. Der Notarzt hatte gesagt, dass ihr die Adrenalinspritze womöglich das Leben gerettet hatte. Eine solche Akutreaktion bei einem anaphylaktischen Schock könne zu einem Organversagen führen, zu Erstickung und Kreislaufstillstand.
Lucien sah dem Notfallwagen der SAMU hinterher, der mit Anne unterwegs ins Krankenhaus war. Bei dem Service d’Aide Médicale Urgente war sie in den besten Händen.
Plötzlich stand Achille Giraud neben ihm. Der Capitaine der Gendarmerie nationale klopfte ihm auf die Schulter.
»Salut, mon ami. Hast du gerade versucht, einen Gast umzubringen?«, scherzte er.
Lucien mochte seinen Humor nicht. Die Anspielungen nervten ihn. Sie waren befreundet, aber er wurde nicht schlau aus ihm. Was glaubte Achille von ihm zu wissen? Gegen seinen Vater hatte er was in der Hand gehabt, weshalb er sich von ihm hatte schmieren lassen. Achille hatte Lucien davon überzeugt, dass es besser war, diese Tradition fortzusetzen. Gegen ihn selbst hatte er gewiss nichts in der Hand. Warum dann diese blöden Witze?
»Du kannst meinen Koch verhaften«, antwortete Lucien. »Wenn, dann war es Roland, der einen Gast vergiftet hat.«
»Wirklich?«
»Quatsch, natürlich nicht. Die junge Frau hatte eine heftige allergische Reaktion auf zu viele Austern und Hummer. Aber sie hat überlebt. Ich hoffe, dass sie uns bald wieder als Gast beehrt. Wir haben ja nicht nur Muscheln und Schalentiere auf unserer Karte.«
»Ich liebe eure Lammkoteletts«, stellte Achille fest. »Apropos, hast du an deinem Tisch noch ein Plätzchen frei. Erstens habe ich Hunger, und zweitens gibt es was zu besprechen.«
Lucien konnte sich im Moment eine angenehmere Abwechslung vorstellen, als mit dem Capitaine zu speisen. Vor Kurzem hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, sich im Verlauf des Abends zu Anne an den Tisch zu setzen. Sie...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Monsieur-le-Comte-Serie | Die Monsieur-le-Comte-Serie |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Adel • Auftragsmörder • Bestseller • Bestsellerautor • Bruder • Bücher für den Urlaub • Cosy Crime • cosy crime deutsch • Cosy Krimi • Cosy-Krimi • cosy krimi deutsch • Cosy-Krimi Neuerscheinung • Cote d`Azur • der keinen umbringt • Die Kunst der Täuschung • Die Kunst des Tötens • Essen • Frankreich • frankreich-krimi • französische Krimis Provence • Französische Riviera • gutes Essen • humorvolle Krimi-Reihe • humorvolle Krimis • humorvoller Kriminalroman • Isabelle-Bonnet-Reihe • Kochen • Krimi • Krimi Frankreich • Krimi Humor • Krimi humorvoll • Krimi Kochen • Krimi Küche • Kriminalfall • Kriminalroman • Kriminalroman Serien • Krimi Provence • krimi reihen • Krimis mit Humor • Krimi Wein • Lucien Comte de Chacarasse • Lucien de Chacarasse • lustige Krimis • Madame le Commissaire • Menton • Monsieur le Comte • monsieur le comte 2 • Mord • Mord an der Riviera • Mörder • Mörder wider Willen • Mord in Südfrankreich • neue Provence-Krimis • Pierre Martin • PIerre Martin Krimi • PIerre Martin Reihenfolge • Provence • Provence-Krimi • Provence Krimis • Regiokrimi • Regionalkrimi • sterbender Vater • toter Bruder • Urlaubskrimi • Urlaubskrimi Provence • Urlaubslektüre Krimi • Wohlfühlkrimi • Wohlfühlkrimi kulinarisch |
ISBN-10 | 3-426-46060-2 / 3426460602 |
ISBN-13 | 978-3-426-46060-3 / 9783426460603 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 4,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich