Die Ouvertüre (eBook)

Die Vorgeschichte zu Eismusik - Fridtjof Nansens größte Liebe

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
32 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46826-5 (ISBN)

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Die Ouvertüre -  Angela Lund
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Die Vorgeschichte zu 'Eismusik': Der legendäre Polarforscher Fridtjof Nansen an der Schwelle zum größten Abenteuer seines Lebens.  Der junge Zoologe Fridtjof Nansen hat drei Leidenschaften: das ewige Eis, den noch jungen Skisport - und die Frauen. Um die Gunst der verwöhnten Kaufmannserbin Emmy zu erringen, scheut er keine Herausforderung, nicht einmal einen verrückten Ski-Marathon quer durch Norwegen, gefolgt von einem waghalsigen Wettbewerb.  Doch während er in romantischer Mission Europas größte Hochebene per Ski überquert - 250 Kilometer fast non-stop und mitten im Winter 1884 - da entdeckt er etwas noch viel Größeres: Seine Bestimmung.  Entdecken Sie mit dieser Kurzgeschichte schon jetzt die faszinierende Welt des hohen Nordens um 1900 und den Zauber von »Eismusik« - Angela Lunds biografischem Nansen-Roman über Forschergeist, Polarträume, die ganz große Liebe und den Lockruf des ewigen Eises.

Angela Lund ist das Pseudonym einer erfolgreichen Autorin historischer Romane, die an der rauen Nordseeküste und am Rhein aufgewachsen ist. Als junge Frau flog sie auf einer Reise in sternenklarer Nacht über Grönland - der Beginn einer lebenslangen Passion für die Arktis und das Goldene Zeitalter der Polarforschung um 1900.Für den biografischen Roman 'Eismusik' ist Lund tief in das Leben des norwegischen Polarhelden Fridtjof Nansen eingetaucht und das seiner Frau Eva, einer namhaften Sängerin. Sie hat dazu bisher unveröffentlichte Aufzeichnungen, Fotografien und Briefe studiert sowie intensiv an Wohnorten des Paars und weiteren Originalschauplätzen recherchiert - unter anderem an Bord des Polarschiffs, das Nansen eigens für seine Fahrt ins ewige Eis bauen ließ: die legendäre Fram.

Angela Lund ist das Pseudonym einer erfolgreichen Autorin historischer Romane, die an der rauen Nordseeküste und am Rhein aufgewachsen ist. Als junge Frau flog sie auf einer Reise in sternenklarer Nacht über Grönland - der Beginn einer lebenslangen Passion für die Arktis und das Goldene Zeitalter der Polarforschung um 1900. Für den biografischen Roman "Eismusik" ist Lund tief in das Leben des norwegischen Polarhelden Fridtjof Nansen eingetaucht und das seiner Frau Eva, einer namhaften Sängerin. Sie hat dazu bisher unveröffentlichte Aufzeichnungen, Fotografien und Briefe studiert sowie intensiv an Wohnorten des Paars und weiteren Originalschauplätzen recherchiert - unter anderem an Bord des Polarschiffs, das Nansen eigens für seine Fahrt ins ewige Eis bauen ließ: die legendäre Fram.

Kapitel 2


4. November 1883,
Bergen, Fjordnorwegen

»Dieser Regen raubt mir noch den letzten Nerv, Sigri, wenn ich nicht bald wieder Schnee sehe, werd ich verrückt!« Frido, der einen aufgespannten Schirm über sich und seine Begleiterin hielt, schnaubte verdrossen. »Geht es dir nicht so? Als Nordnorwegerin müsste dir das elende Dauergetröpfel doch auch ganz fremd sein …«

Die so Angesprochene sah mit ruhigem Blick über die nebligen Fjorde rund um die Stadt. Dass es bereits seit Beginn ihres Spaziergangs unablässig regnete, schien sie kaum zu berühren. »Ich bin froh, dass die Holdts mich im Magdalenehjemmet aufgenommen haben«, meinte sie nur, »in zwei Monaten ist meine Zeit dort ohnehin beendet, und ich muss das Heim verlassen.«

Sie hatten sich wie fast jeden Sonntag vor dem Heim getroffen und den Weg hinunter zum Torget genommen, dem zentralen Platz samt Fischmarkt am Hafen, wo das Herz Bergens schlug. Heute hatte Frido seinen Hund Flink allerdings zu Hause gelassen; ähnlich wie sein Herr hatte auch der sonst so muntere Mischling nicht viel übrig für nasskaltes Wetter.

»Wo zieht es dich hin, wenn du fertig bist?«, fragte Frido das Mädchen nun. »Gehst du zurück auf die Lofoten?«

Sigri sah ihn traurig an. »Glaubst du, es gäbe für eine wie mich ein Zurück?«

Da war etwas dran. Frido schwieg und ärgerte sich im Stillen über seine Achtlosigkeit. Als jugendlicher Hausgast des Pastorenpaars Holdt verfolgte er deren karitative Arbeit im »Magdalenenheim für gefallene Mädchen« lediglich am Rande. Die Prostitution hatte in der Hafenstadt Bergen zwar Tradition, doch offiziell war sie kein Thema. Auch im Pfarrhaus der Holdts wurde es eher vermieden, mit Frido über die frühere Tätigkeit der Heimbewohnerinnen zu sprechen.

»Diese armen Gotteskinder müssen wieder auf den rechten Weg finden«, hatte Pastor Vilhelm Holdt nur einmal beim Kaffee gemeint, »sie zu lehren, wie sie ihren Lebensunterhalt auf ehrbare Weise bestreiten können, ist unsere Mission. Doch lassen wir das Thema, mein lieber Junge! Du weißt, dein Herr Vater schickt mir fast jede Woche einen bangen Brief. Er würde mir wohl etwas erzählen, wenn ich nicht gut auf dich achtgäbe. Und deine Aussichten sind so glänzend, Frido, du hast die Zoologie, die Mikroskopie, die gute Stellung im Museum. Du solltest dich wahrlich nicht mit derlei unschönen Schicksalen belasten. Ach, Maria, schau! Mag unser Junge vielleicht noch eine Kanelsnur?« Holdt hatte sich mit einem zufriedenen Seufzer in seinem Lehnstuhl zurückgelehnt, und Frido war von der Pastorenfrau mit einer weiteren Zimtschnecke verwöhnt worden.

Was seine frommen Hauswirte allerdings nicht wussten, war, dass »ihr Junge« den letzten Neuzugang des Heims sogar recht intim kannte. Frido hatte Sigri vier Monate zuvor im De Fire Løver getroffen, einem der beiden großen Bordelle im Hafenviertel. Dort war er irgendwie hängen geblieben, als er seine Ankunft in Bergen, die mühsam errungene Freiheit nach seinem Auszug beim Vater und die neue Stelle am Universitätsmuseum feiern wollte. Einige Tänze und Schnäpse später war er mit einem der Mädchen aufs Zimmer gegangen, und eins hatte zum anderen geführt.

Frido erinnerte sich nicht mehr an vieles, nur an einen recht sachlichen Akt und dass er hernach mit dem Mädchen richtig gut übers Fischen hatte plaudern können. Einige Wochen später waren sie sich dann zufällig vor dem »Magdalenehjemmet« über den Weg gelaufen, wo Pastor Holdt seinen neuen Hausgast herumführte. Seitdem trafen sie sich zu Spaziergängen, meist sonntags, wenn die Heimordnung es erlaubte und Fridos Arbeit im Museum ruhte. Er schätzte die Treffen mit der jungen Frau aus dem Norden, obwohl, oder vielleicht auch gerade, weil sie meist nicht viel sagte und er nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für sie hegte. Und das Vertrauen, das immer wieder in Sigris Gesicht aufschien, bewies ihm, dass es ihr wohl ebenso erging.

Doch nun würde ihre gemeinsame Zeit bald enden. Sigri stand kurz vor dem Abschluss ihres Nähkurses und musste ihren Platz räumen. Wo würde sie hingehen? Heim auf die Lofoten? Doch wer würde sie dort noch heiraten wollen, wer ihr ein Auskommen bieten? Frido empfand Mitleid mit dem Mädchen, und vage wurde ihm bewusst, wie ungleich das Glück auch in seiner Welt verteilt war.

Jetzt schüttelte Sigri den Kopf und murmelte: »Ich werde mir wohl etwas anderes suchen. Gute Näherinnen kann man gottlob immer brauchen. Vielleicht gehe ich auch nach Übersee …«

»Tu das, liebe Sigri, tu das! Sei versichert, ich wünsche dir nur das Beste«, bekräftigte Frido, den allein beim Wort »Übersee« schon wieder heftigstes Fernweh ergriff. »Du machst dir keine Vorstellung davon, wie glücklich ich wäre, zu wissen, dass wenigstens du diesem Regenloch entkommst.« Verdrossen studierte er das nasse Pflaster.

Frido und Sigri hatten den Torget erreicht und schlenderten Richtung Hanseviertel. Dem trüben Wetter zum Trotz hatten sich nicht wenige Flaneure auf dem Platz eingefunden. Zwischen Marktständen und Hafenpiers bevölkerten sie die Gehwege mit ihren aufgespannten Schirmen, bildeten kleine Kolonien schwarzer Pilze im nasskalten Grau. In der Nähe zeigten sich zudem vereinzelte Sonntagsreiter.

»Aaah, noch ein Winter ohne Schnee, in diesem vermaledeiten Labor. Wie nur soll ich das ertragen?«, brach es aus Frido heraus. Nach einem Blick in Sigris verständnisloses Gesicht versicherte er, die Stelle an sich sei sehr angenehm, auch gut bezahlt und gar nicht mal uninteressant. »Doch dieses Drinnenhocken tagein, tagaus, es macht mich so trübsinnig! Sicher, ich gehe zur Jagd, wann immer ich kann, kann dazu meinen Hund mitnehmen, den die Holdts ebenso herzlich aufgenommen haben wie mich. Auch kocht mir die Frau des Pastors meine Lieblingsspeisen und ist immer bemüht um mein Wohl. Doch ich fühle mich wie ein wildes Tier im Käfig, diese Langeweile und Ödnis allenthalben! Öder fast als das, was Nordenskiöld den Zeitungen nach im Innern Grönlands vermutet. Ach, hatte ich dir von dem Artikel erzählt …?«

Sigri schüttelte ergeben den Kopf und versicherte glaubhaft, sie wisse von nichts.

»Nun, keine Sorge, ich erkläre es dir: Baron Nordenskiöld, ein Finnlandschwede, hat vor einigen Jahren als Erster den nordöstlichen Seeweg über die sibirische Küste bis nach Japan gefunden. Der Mann ist eine Legende! Seine letzte Expedition widmete sich nun der Erforschung Grönlands. Bis heute weiß niemand, ob uns dort im Innern hohe Berge erwarten oder Ebenen, endloses Eis oder unwegsamer Fels. Und vielleicht sogar grünes Land, wie manche vermuten? Jedenfalls hat Nordenskiöld in Grönland zwei Samen auf Ski ins Landesinnere gesandt, und diese haben dem Zeitungsbericht zufolge fast zweihundert Kilometer dort zurückgelegt, auf weitgehend ebener Schneefläche, wie sie berichteten. Und jetzt treibt mich die Frage um, ob das tatsächlich stimmt…«

»Würdest du hinwollen?«

»Aber sofort. Sofort! Dieses ewige Grau hier und die steife Angepasstheit lassen mich geradezu verkommen. Und wie du weißt, gehöre ich nicht gerade zu den Frommen. Wenn es damals nicht diese Missstimmung mit meinem Vater gegeben hätte, so wäre ich sicher in Kristiania geblieben. Eine Flucht war es hierher, das erkenne ich nun. Hätte ich doch nur Vaters Schwermut und sein Gemäkel leichter nehmen können. Jetzt sitze ich hier fest. Ein Tag gleicht dem andern. Und dazu dieser Dauerregen! Ja, es kommt mir vor, als würde hier in Bergen niemals irgendetwas passieren…«

In diesem Moment entstand bei den Reitern nervöse Unruhe. Im Zentrum des Aufruhrs stand ein scheuendes Pferd, eine fuchsfarbene Stute, die mitsamt ihrer Reiterin einen Satz gemacht hatte und nun durch die aufgescheuchten Passanten tänzelte. Das Tier rollte mit den Augen, die Nüstern geweitet, und reagierte kaum auf die hektischen Versuche seiner Herrin, es zu zügeln. Ja, sapperlot, half denn hier keiner?! Frido gab der Stute keine fünf Sekunden, ehe sie völlig den Kopf verlieren und mitten auf dem Torget durchgehen würde.

»Bin gleich wieder da«, rief er der verwunderten Sigri zu. Mehr seinem Instinkt denn einer bewussten Entscheidung folgend, sprang er dem aufgeregten Tier in den Weg und langte mit der Rechten in die Zügel. Glück gehabt, er bekam die Lederriemen zu packen und setzte nun alles daran, die Stute zu halten.

»Hoo, hoooo …« Frido behauptete breitbeinig seine Position und hielt den Arm ganz ruhig, obwohl seine Muskeln schon unter dem gewaltigen Zug des Pferdes brannten und er nicht sicher war, wie lange seine Kraft noch reichen würde. Unterdessen kam vom Sattel ein spitzer Schreckenslaut, und die Zügel wurden ihm komplett überlassen. Na bravo, dachte Frido, der die schnaubende Fuchsstute nun allein halten musste. Doch sein aufkeimender Ärger verflog, als das Tier langsam zur Ruhe kam und er die Reiterin genauer in Augenschein nehmen konnte.

Herr im Himmel, welch ein Gottesgeschenk!

Dunkle Augen und feuerrote Locken unter einem kecken Hütchen, dazu ein Stupsnäschen und ein Mund, der zum Küssen wie geschaffen schien. Ja, diesen Fuchs einzufangen hatte sich wahrlich gelohnt! Jetzt leuchteten die Augen der fremden jungen Dame auf. Offenbar hatte auch sie bei aller Panik die stattliche Erscheinung ihres Retters und dessen in Wald und Fjell gestählte Muskeln bemerkt.

»Ich bitte um Verzeihung, mein Herr«, kam es reichlich atemlos vom Damensattel. »Ich fürchte, meiner ›Beauty‹ gingen ein wenig die Nerven durch.«

»Nun, ich war ja zur Stelle. Und im Einfangen von Schönheiten bin ich recht gut…«,...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Bergen • Charmeur • Eismusik • Erste Liebe • ewiges eis • Frithjof Nansen • Große Liebe • Kristiania • Norwegen • Polarforscher • Vorgeschichte Eismusik
ISBN-10 3-426-46826-3 / 3426468263
ISBN-13 978-3-426-46826-5 / 9783426468265
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