Stepptanz (eBook)

Kommissar Schneider versteht die Welt nicht mehr
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
192 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31223-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stepptanz -  Helge Schneider
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Darauf haben seine Fans lange gewartet: Helge Schneider ist zurück als Buchautor, und damit auch sein Alter Ego Kommissar Schneider, der Alleskönner unter den Kriminalermittlern des Landes. Bei der Abgabe des Manuskripts für dieses Buch schrieb Helge Schneider an den Verlag: »Ich begann 2017 mit der Arbeit an diesem Bestseller. Es war mir klar, dass die Geschichte einschlägt wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Recherchen waren aufwändiger, als ich mir vorgestellt hatte, denn das Schreiben war ein brutaler Wettlauf zwischen meiner Story und der Realität, die ja in atemberaubendem Tempo voranschreitet. Grismann, was für ein Intelligenzverbrecher! Johnny Espelkamp, was für ein dumpfer Mörder! Jerry Vogel, was für ein faszinierender, aber undurchsichtiger Tanzlehrer. Und der Kommissar Schneider - zu welch grandiosem Spürhund ist dieser Mann im Alter noch aufgestiegen! Unglaubliche Entwicklungen, man kann sich an den Zeilen nicht satt lesen. Aber ich will hier nicht zu viel verraten. Nur eins ist sicher: Nichts für schwache Nerven.  Dazu habe ich 18 draws (Zeichnungen) angefertigt, die das Gesamtbild der Ereignisse abrunden.«

Helge Schneider, Autor, Musiker und Clown, geboren 1955 im Ruhrgebiet. Tritt regelmäßig auf den Bühnen dieses Landes auf und überrascht seine Fans stets mit neuen Einfällen. Nebenbei schrieb er bisher zehn Bücher in der KiWi-Taschenbuch-Reihe.

Helge Schneider, Autor, Musiker und Clown, geboren 1955 im Ruhrgebiet. Tritt regelmäßig auf den Bühnen dieses Landes auf und überrascht seine Fans stets mit neuen Einfällen. Nebenbei schrieb er bisher zehn Bücher in der KiWi-Taschenbuch-Reihe.

Inhaltsverzeichnis

III.


Der Mann hat in seiner Wohnung im 14. Stock des »William D. Rigotti Building« bereits sein Opfer in 7 Teile gesägt. Die oszillierende chirurgische Säge gehört zu seinen Lieblingswerkzeugen. Die Frau hätte einfach nicht den Elektronik-Fachmarkt betreten dürfen. Niemand darf wissen, wer er ist und was er kauft. Es geht niemanden etwas an, die Begegnung war ihr Todesurteil. Wer weiß, vielleicht hätte sie ihm gefährlich werden können. Den Verkäufer braucht er vielleicht noch, sonst wäre der auch schon klein gesägt. Der Mann hat die einzelnen Teile in Müllsäcke verbracht, nur den Kopf hat er erst einmal in einen Eimer mit Sägemehl gelegt. Beine, Arme und der zersägte Torso liegen schon in der Tiefkühltruhe im Keller des Hochhauses. Dafür musste er viermal mit dem Aufzug nach unten und wieder hoch. Sein Keller ist nur mit Holzlatten vom Kellergang getrennt, ein Zahlenschloss muss ausreichen, hier würde kein Mensch etwas Ungewöhnliches vermuten. Alle haben hier Tiefkühltruhen, und der Waschkeller mit den einzelnen Waschmaschinen und Trocknern wird zwar oft frequentiert, aber da würde niemand plötzlich neugierig werden. Nein, die Leute hier sind viel zu beschäftigt mit ihrem eigenen Scheiß, sodass sie nur schnell die Wäsche machen und sofort wieder abhauen.

Der Mann ist gerade noch im Begriff, mit einem Obstlöffel die Augen aus dem Kopf der zersägten Frau zu pulen, da schellt das Telefon.

 

»Karl. Bist du es?« Seine nüchterne, aber freundliche Art passte irgendwie nicht zu dem, was gerade geschehen war. Es war Karl. Karl wollte gleich mal vorbeikommen, er spielte mit dem Mann Schach. Sozusagen sein Schutzschild, sein Alibi, wenn man so will.

»Ja, ich bin zu Hause! … Ich würde mich freuen! … Ja! … Bis gleich!«

Er legte auf. Dann nahm er die Augen und wickelte sie in ein Leinentuch. Anschließend in den Kühlschrank damit, ins Gemüsefach, da blieben sie am längsten frisch. Er würde sie noch gebrauchen. Dann schnell alle sonstigen Spuren verwischen, es war noch Blut in der Badewanne, wo er die Frau zersägt hatte. Aber er war ja gut vorbereitet, er hielt alles sozusagen immer bereit.

Kaum war er damit fertig, schellte es auch schon. Er öffnete die Wohnungstür, und Karl trat ein.

»Guten Abend, Jérôme! Hier, ich hab uns eine Flasche Rotwein mitgebracht.«

Sie küssten sich, und dann setzten sie sich ins Wohnzimmer, wo das Schachbrett bereits aufgebaut stand. Karl machte den ersten Zug. Allein der konnte schon dazu ausreichen, dass Jérôme verlöre, wenn er nicht höllisch aufpasste. Ein wahrer Meister, der Karl.

 

 

 

Der Tatort war unberührt. Kommissar Schneider fummelte in dem kleinen Häuschen an dem Plattenspieler rum, der auf dem Sideboard stand, es lag noch eine Schallplatte darauf, die sich anscheinend so lange gedreht hatte, bis der Strom abgestellt worden war von der Spurensicherung. Das wird immer gemacht, damit sich nicht vielleicht in der Zwischenzeit ein Unfall ereignet, es könnte ja eine Überspannung geben, somit eventuell eine Lampe durchbrennen und dadurch vielleicht ein Funke überspringen. Vielleicht war ja der Gasherd nicht ordnungsgemäß angeschlossen, und dann gäbe es eine Explosion, und dann wär der Tatort versaut. Kommissar Schneider legte die Platte noch einmal von vorne auf und lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in die gelbliche Couch hinein.

EKSEPTION. Eine holländische Band, das Album hieß »Beggar Julia’s Time Trip«. Rick van der Linden war der Organist und Komponist, aber er hatte auch viele Bach-Suiten bearbeitet. Das gefiel dem Kommissar, und er dirigierte mit geschlossenen Augen mit, fuchtelte mit dem rechten Arm in der Luft herum, wie es wohl Sir Simon Rattle oder sogar Richard Strauß auch nicht besser gekonnt hätten. »Jam Pam Pam Papaaadepaaa! Pampamdepamm!« … und so weiter.

Nachdem er die Platte bis zum Ende gehört hatte, fiel ihm wieder ein, warum er hier war.

Er wollte die Lampe abschrauben und mit aufs Präsidium nehmen. Da war Blut dran. Bisher waren keine Blutspuren auf dem Teppich gefunden worden oder in unmittelbarer Nähe des Fundortes der »Leiche«.

 

 

 

Mutter lag in ihrem Versteck. Sie trug die Klamotten der Frau, die sie eben erwürgt und anschließend achtlos weggeschmissen hatte. Dafür war sie sogar noch einmal zurückgekommen, einfach den Abhang runter, da, wo die alte vollgepisste Couch hochkant aus den Brennnesseln ragte, die leeren rostigen Konservendosen und das halbe Moped. Dass die Frau noch bei Bewusstsein war, hatte sie noch nicht einmal bemerkt. Nur, dass sie fast nichts wog. Sie dachte nach. Das war nicht ihre Stärke, aber diesmal wurmte sie etwas. Was hatte denn eigentlich dieser Kerl von ihr gewollt, und warum hatte er sich nicht gewehrt, als Johnny ihm den Schädel eingeschlagen hatte? Was war das überhaupt für ein komischer Typ, da war doch nichts echt dran, die vielen Drähte und das ganze Zeug, was aus dem rausguckte. Sie hatte das ja irgendwie bemerkt, und dann, als Johnny ihn vollends kaputt gehauen hatte, hatte sie sich ja auch total erschrocken, und dann sind sie ja sofort raus aus dem Haus und haben nur ein paar Kleinigkeiten mitnehmen können, Ausweis und Unterhosen, Zahnbürste, Kamm. Mehr war nicht drin gewesen. Es musste blitzschnell gehen, Johnny hatte sie einfach mitgerissen. Sie wollte noch bleiben. Die Lockenwickler zusammensuchen. Das Bratenfett und die Pfanne. Die Milch war auch noch ganz frisch. Aber nein! Johnny ließ es nicht zu. Mutter war sauer. Hier war noch nicht mal ein Kühlschrank. Nur Dreck. So sollte sie jetzt ihr Leben weiterleben müssen? Eine Schande!

Johnny kam ins Versteck reingekrochen.

»Mutter, wir müssen umziehen! Die Bullen haben was gemerkt! Die kommen uns sonst holen, komm, pack dein Zeug, wir hauen ab!«

Mutter wollte nicht.

»Ich bleib! Du kannst ja machen, was du willst, du machst ja sowieso, was du willst, du Schwein! DU hast den Kerl doch kaputt gemacht! Nicht ich! Ich bleib hier!«

Johnny knallte ihr umgehend eine.

»Pack deine Sachen! Los!«

Mutter blieb nichts anderes übrig, sie nahm den Ausweis und die Unterhosen, den Kamm und die Zahnbürste, und dann, nachdem sie das Versteck mit den Füßen zertrampelt hatten, liefen sie in Richtung Süddeutschland. Man sah noch lange ihre Silhouetten am Abendhimmel, bevor sie ganz verschwanden.

 

 

 

»Nicht abmontieren! Nicht abmontieren!« Der Regisseur flippte förmlich aus. Vor der Linse seiner immens wichtigen Kamera spielte sich gerade ein Drama ab. Ein dicker, nur mit einer Art Windel bekleideter Mann, eingeölt mit Mandelöl, trug Sandalen aus Lederriemen. Er wurde von einem anderen Mann, der einen langen purpurnen Mantel trug, auf dem in großen Buchstaben »Petrus« gestickt war, unter den Achseln gestützt. Hinter den beiden auf einer Leiter waren zwei Monteure damit beschäftigt, den verrosteten Badeboiler, der in der Wand verankert war, abzubauen.

Eine Frau mit einem Stecknadelkissen um das Handgelenk fummelte ein bedrucktes Blatt Papier aus der Tasche und überreichte es dem Regisseur. »Hier, die Rechnung für die Stickereien!«

Der Regisseur flippte erneut aus. »Doch nicht JETZT, du dummes Stück! Du siehst doch, was wir hier für PROBLEMS haben, hier läuft doch mal wieder ALLES schief! Hau ab!«

Die Arme verdrückte sich schnell woandershin. Der Regieassistent hob die Klappe hoch.

»Warte! Los, aus dem Bild, ihr Schwachköpfe! Ja, ihr seid gemeint! LASST das doch! Der Badeboiler bleibt dran! READY

Die Klappe wurde ein weiteres Mal vom Regieassistenten hochgehalten: »Der Bulle von Nazareth, die 4.!« Dann summten die Innereien der wertvollen Kamera, und die beiden Darsteller begannen mit dem Schauspiel.

»Wilfried! Mein Ein und Alles! Was muss noch geschehen, damit du für immer bekannt wirst!«

»Mach dir keine Sorgen« (und mit einem verstohlenen Blick auf die Schrift auf dem purpurroten Mantel): »Petrus! Ich werd das Ding schon schaukeln!«

Der Regisseur raste vor Wut!

»… das Ding schaukeln!!! So ein Quatsch! So spricht man doch nicht im Jahre 28 nach Christi Geburt!«

Musik setzte ein, die Szene wurde noch einmal gedreht.

»Wie geil ist das denn, Bro, Fly! Echt mint, dein Sticker auf diesem Purple-Coat, du bist ein Killer, du Opfer!«

»Jaaaa! Das ist es! DAS ist ES!« Der Regisseur war zufrieden. Er sprang von seinem Klapphocker auf und verbreitete Atmosphäre. Etwas weiter weg vom Set warteten ein paar Statisten auf ihren Einsatz, sie lagen gelangweilt auf einer Holzpalette.

 

 

 

Jérôme hat verloren. Er schüttet Karl und sich einen trockenen Rotwein ein. Die Gläser sind halb voll.

»Prost, Karl!« Karl ist es etwas peinlich, wieder mal gewonnen zu haben. »Danke, Jérôme. Es war aber nicht leicht.«

»Ach Quatsch, Karl! Ich weiß doch, dass ich nicht der Größte bin im Schach! (Lacht) Ich habe noch nie gewonnen!«

Bei diesen Worten lässt Jérôme sich nicht anmerken, dass er innerlich so aufgewühlt ist wie lange nicht mehr. Wieso gewinnt dieser Scheißkerl immer? Was mache ich falsch? Bin ich nicht immer unheimlich zuvorkommend gewesen? Was bildet sich der Kerl eigentlich ein?! Ekelhaft!

»Hier, nimm noch ein paar Plätzchen! Ich habe sie selbst gebacken!«

Karl greift zu. Er weiß nicht, dass Jérôme diese...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2023
Zusatzinfo 18 s/w-Illustrationen des Autors
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte 00 Schneider • abstrus • Absurd • Ermittlung • Helge Schneider • Krimi-Persiflage • Musiker
ISBN-10 3-462-31223-5 / 3462312235
ISBN-13 978-3-462-31223-2 / 9783462312232
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