Das Blut der Orks (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46308-6 (ISBN)
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift Moviestar. Mit seiner Serie um die Orks wurde er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautor*innen Deutschlands. Seine Romane um Die Zauberer wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um Die Könige. Mit Die Welt der Orks setzt Michael Peinkofer die Erfolgsreihe um die beliebtesten Bösewichte der Fantasy fort.
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift Moviestar. Mit seiner Serie um die Orks wurde er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautor*innen Deutschlands. Seine Romane um Die Zauberer wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um Die Könige. Mit Die Welt der Orks setzt Michael Peinkofer die Erfolgsreihe um die beliebtesten Bösewichte der Fantasy fort.
Prolog
Frühjahr des Jahres 33152
Die Sonne war am Horizont versunken.
Die Nacht brach herein, senkte sich über die steingemauerten Gebäude, die sich entlang der Kais und der Wasserwege erstreckten, und über die zahllosen Schiffe, die dort vor Anker lagen, von kleinen Fischerbooten über die Karavellen der Händler bis hin zu den mächtigen Galeonen. Ein Wald von Masten zeichnete sich gegen das tiefe Rot ab, das den Himmel im Westen gefärbt hatte und nun allmählich verblasste. Und mit den Sternen, die nun hier und dort im violetten Mantel der Nacht aufblitzten, loderten auch die Flammen der unzähligen Talglichter, Öllampen und Laternen auf, die allerorten entzündet wurden. Sie machten die Nacht für all jene, die entlang der Piers Vergnügen und Zerstreuung suchten, zum Tag. Tavernen und Freudenhäuser öffneten ihre Pforten, die kühle Nachtluft war erfüllt vom Geruch gesottenen Fleisches und dem lockenden Gekicher der Huren.
Dies war ganz sicher nicht mehr der Hafen, von dem aus die Söhne Sigwyns einst in See gestochen waren und ihre Reise nach den Fernen Gestaden angetreten hatten; wenn es ein solches Goldenes Zeitalter überhaupt je gegeben hatte – was Pyaras stark bezweifelte –, so lag es in ferner Vergangenheit.
Vom Elfenstolz war wenig geblieben, außer ein paar steinernen Gebäuden, die den Glanz der alten Zeit noch ein wenig erahnen ließen – jedenfalls dort, wo sie nicht als Steinbrüche missbraucht oder durch grobe Anbauten aus Holz oder Stein verändert worden waren. Die neue Zeit überlagerte die alte, kroch und wucherte darüber hinweg. Seepocken gleich, die sich am Kiel eines Schiffes festgesetzt hatten …
»Darf’s noch was sein, Fremder?«
Pyaras sah von dem Bierkrug auf, in den er gedankenverloren gestarrt hatte. Die lärmende Umgebung – das Stimmengewirr und das derbe Gelächter, der Flötenklang und der metallische Rhythmus des Tamburins, zu dem mehr oder weniger bekleidete junge Frauen auf Tischen tanzten, zur hellen Freude der geifernden Zuschauer – hatte er für einen Moment völlig vergessen. Was vermutlich daran lag, dass dies schon sein vierter Humpen Bier war.
Wenn Pyaras zu viel getrunken hatte, wurde er bisweilen grüblerisch, verlor sich in seinen Gedanken. Nun jedoch wurde er sich des Ortes jäh wieder bewusst … des von rußgeschwärzten Bogen getragenen Gewölbes, das vom Schein der Öllampen beleuchtet wurde; der Nische, in der er auf einer grob gezimmerten Holzbank hockte; der warmen Luft, die nach Bier und Schweiß und Sünde roch.
Mit bereits etwas schwerem Blick sah Pyaras an der Gestalt empor, die vor seiner Nische aufgetaucht war. Sie war eine Schönheit, mit üppigen Rundungen und wildem rotem Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Ihr Kleid war ein grünes Nichts aus dünner Seide, an den Hüften so gerafft, dass es die endlos langen Beine wie beiläufig enthüllte.
»Ich habe gefragt, ob es noch etwas sein darf«, wiederholte sie, wobei ihr Lächeln ziemlich genau erklärte, worin dieses Etwas bestehen sollte.
Pyaras zögerte. Er war erst zwei Tage wieder an Land und hatte sich vorgenommen, die letzte Heuer nicht gleich wieder auszugeben. Andererseits war die Fahrt von Arun herauf lang gewesen und die Nächte in der Kajüte einsam …
Statt einer Antwort grinste er nur, worauf ihr Lächeln noch breiter wurde und sie sich auf seinen Schoß setzte und die schlanken Arme um seinen Nacken legte. Ihr süßlicher Duft hüllte ihn ein und benebelte seine Sinne noch zusätzlich, und was sie ihm ins Ohr flüsterte, ließ die Hoffnung auf eine Nacht aufkommen, die sehr viel weniger einsam werden würde als jene, die hinter ihm lagen. Er war gewillt, seinen Krug mit dem schal gewordenen Bier im Stich zu lassen und ihr nach oben in ihre Kammer zu folgen – doch dazu kam es nicht.
»Leutnant Pyaras?«
Die Stimme war unangenehm und ein wenig quäkend, wahrscheinlich war sie deshalb durch den Lärm und die Musik hindurch zu hören. Aber Pyaras wollte nicht hinhören. Wollüstig vergrub er sein Gesicht zwischen den Brüsten der Dirne in der Hoffnung, dass er dort seine Ruhe finden würde.
»Leutnant Pyaras«, beharrte die Stimme, jetzt so energisch, dass diesem keine Wahl blieb, als aufzusehen.
»Ja doch, verdammt«, maulte er mit vom Alkohol schwerer Zunge. »Ich bin beschäftigt.«
»Das ist offenkundig.« Der Blick, mit dem der Störenfried zuerst Pyaras und dann die beinahe entblößte Brust des Freudenmädchens bedachte, war unverhohlen despektierlich.
»Verdammt, wer … wer bist du?« Pyaras musste die Augen mehrmals zusammenkneifen, bis sie sich auf die kleine Gestalt fokussierten, die vor seinem Tisch stand.
Es war ein Zwerg – oder jedenfalls hatte der Kerl Zwergenblut in seinen Adern –, doch unterschied er sich grundlegend von allen anderen Söhnen und Töchtern Winmars, denen Pyaras je begegnet war. Das Alter des Fremden war unmöglich zu schätzen, denn zwar hatte sein Haar die Farbe von Gischt, doch trug er keinen Bart. Im Gegenteil, sein Kinn war so glatt wie ein frisch geteerter Schiffsrumpf, was ihm trotz seines in Wahrheit wohl fortgeschrittenen Alters einen recht jugendlichen Anschein gab. Seine Kleidung, die aus einem nach der neuesten Mode geschnittenen Mantel und gestreiften Pluderhosen bestand, ließ ihn aussehen wie einen Gecken. Das Symbol, das in Höhe des Herzens auf den Mantel gestickt war – eine blaue Blume –, verstärkte diesen Eindruck noch.
»Mein Name ist Nemion«, stellte sich der Zwerg vor. »Ich bin hier im Auftrag meiner Herrin.«
»Tut mir leid, Kleiner.« Pyaras setzte ein unverschämtes Grinsen auf. »Für heute Nacht bin ich schon beschäftigt. Deine Herrin wird sich gedulden müssen.«
Die Dirne kicherte, und Pyaras hielt die Sache damit für erledigt, wollte den Halbhohen einfach stehen lassen und endlich mit der Dame seiner Wahl nach oben gehen – doch der Zwerg hielt ihn zurück. Wortlos legte er ein Geldstück auf den Tisch.
»Was ist das?«, fragte Pyaras dümmlich.
»Gold«, erklärte Nemion. »Sie können es gerne überprüfen.«
Pyaras griff nach dem gelben Stück Metall, biss flüchtig hinein und betrachtete den Abdruck seiner Zähne. Der lästige Zwerg schien tatsächlich die Wahrheit zu sagen.
»Das schickt Euch meine Herrin«, erklärte er dazu. »Es ist eine Anzahlung.«
»Soso. Und wofür?«
»Sie bedarf Eurer Dienste … als Seemann«, fügte der Zwerg der Korrektheit halber hinzu, wobei er Pyaras’ Begleiterin abermals einen geringschätzigen Blick schenkte. »Aus diesem Grund wünscht sie Euch zu sprechen – und zwar auf der Stelle.«
»Jetzt?« Pyaras starrte ihn an. »Aber ich bin gerade erst wieder an Land gekommen!«
»Das ist uns bekannt«, bestätigte der Zwerg mit einer Bestimmtheit, die Pyaras unangenehm berührte. Das Gefühl überkam ihn, dass der kleine Kerl mit der großen Klappe noch sehr viel mehr wusste, als er sagte. »Wo dies herkommt«, fügte Nemion hinzu, auf das Goldstück deutend, »gibt es noch sehr viel mehr für Euch zu verdienen.«
Pyaras stieß eine Verwünschung aus. »Und was soll ich dafür tun?«
»Nicht hier. Meine Herrin wird Euch alles sagen, was Ihr wissen müsst. Aber dazu müsst Ihr mich begleiten.«
Pyaras’ Schädel brummte und seine Zunge war schwer, er fühlte sich weder in der Lage noch hatte er Lust, Verhandlungen zu führen. So wie er auch kein Verlangen danach verspürte, gleich wieder in See zu stechen. Andererseits – ein Auftraggeber, der mit purem Gold bezahlte, war einfach zu selten geworden in diesen Tagen …
»Süßer, was ist jetzt mit uns?« Die Schöne auf seinem Schoß zog einen Schmollmund. »Ich habe schließlich nicht die ganze Nacht Zeit, wenn du verstehst …«
Pyaras überlegte, dann fällte er eine Entscheidung. »Doch, Schätzchen, hast du«, widersprach er, schob sie von seinen Oberschenkeln und erhob sich schwerfällig. Und noch ehe Nemion etwas dagegen unternehmen konnte, hatte Pyaras der Dirne schon das Goldstück in die Hand gedrückt. »Ist deine Glücksnacht heute«, knurrte er dabei.
»Wie könnt Ihr?«, fragte der Zwerg entsetzt, während das Mädchen in hysterische Begeisterung ausbrach.
»Du hast gesagt, dass Deine Herrin noch mehr davon hat, oder nicht?«
»Aber das Geld war doch noch nicht Euers!«
»Und wenn schon.« Pyaras zuckte mit den Schultern und deutete grinsend nach der verblüfften Dirne. »Jetzt gehört es jedenfalls ihr. Geh schon mal nach oben und halte das Bett für uns warm, Schätzchen. Ich komme nach, sobald ich kann«, fügte er mit einem letzten bedauernden Blick auf ihre wohlgeformten Brüste hinzu. Dann griff er zu dem großen Hut mit dem Federbusch, der am Wandhaken über dem Tisch hing, und setzte ihn auf. Den Gurt mit dem Entermesser legte er ohnehin nur bei wenigen Gelegenheiten ab. »Nach dir, Zwerg«, meinte er und gab mit einer galanten Geste den Weg frei.
Das Mienenspiel, das über Nemions kahle, von grauem Haar umrahmte Züge huschte, verriet nicht gerade Begeisterung. Dennoch leistete er der Aufforderung Folge und ging voraus. Mit für seine Körpergröße beachtlicher Durchsetzungskraft bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Pyaras folgte ihm in seinen ledernen Stulpenstiefeln, vorbei an tanzenden Dirnen, grölenden Matrosen und raufenden Orks, die sich im Hafen als Tagelöhner verdingten und hier ihr Geld versoffen.
Die Nachtluft, die sie draußen empfing, war mild und klar und vertrieb ein wenig die Benommenheit des Alkohols. »Und nun?«, fragte Pyaras seinen eigentümlichen Führer. »Wohin soll es...
Erscheint lt. Verlag | 2.10.2023 |
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Reihe/Serie | Orks | Orks |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer Fantasy • Abenteuer-Fantasy • Absturz • Aderyn • alter Kontinent • Anthony Ryan • asar • Balbok • Balbok und Rammar • das Blut der Orks • Das Gesetz dr Orks • Der Schwur der Orks • Die Ehre der Orks • Die Herrschaft der Orks • Die Könige • Die Orks • Die Rückkehr der Orks • Die Zauberer • Drachenkaiser • Durwain • Enok • epische Fantasy • Erbe • Erdbeben • Erdwelt • Fantasy Bestseller • Fantasy-Bestsellerautor • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Epos • Fantasy Humor • Fantasy mit Humor • Fantasy Neuerscheinungen 2022 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Ferne Gestade • Heer • High Fantasy Bücher • Humorvolle Fantasy • krähen • Krieg • Kristalltor • lustige Fantasy • lustige fantasy romane • Markus Heitz • Michael Peinkofer • Michael Peinkofer Orks • Mission • Monster • Ork-Brüder • Ork-Könige • Orkling • Orks • Orks 7 • Orks Peinkofer • Peinkofer Orks • Quest • Rammar • Rote Dunkelheit • Schiffswrack • Thronfolger • Tolkien-Fantasy • völkerfantasy • Zwerge |
ISBN-10 | 3-426-46308-3 / 3426463083 |
ISBN-13 | 978-3-426-46308-6 / 9783426463086 |
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