Glutstrom (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman | SPIEGEL Bestseller-Autoren
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46523-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glutstrom -  Daniel Holbe,  Ben Tomasson
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Wenn Dürre Mensch und Tier bedroht und der Fluss Nidda sich rot färbt ...  Im 8. Teil der Krimireihe um die hessischen Kommissare Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach machen die Bestseller-Autoren Daniel Holbe und Ben Tomasson ein hochaktuelles Thema zum Mittelpunkt ihres Kriminalromans: Wassermangel - und das mitten in Deutschland. Und es gibt unerwarteten Beistand aus Frankfurt: Kult-Kommissarin Julia Durant greift ein! Immer tiefer sinkt der Grundwasserspiegel im hessischen Vogelsberg. Die Dürre bedroht nicht nur die Natur, sondern auch Existenzen in der hessischen Provinz. Für die Betreiber eines Landschaftsbaubetriebs ist klar: So kann es nicht weitergehen - sie gründen eine Bürgerinitiative. Und wollen ein Zeichen setzen, um auf die drohende Naturkatastrophe aufmerksam zu machen: Das Wasser soll rot wie Blut aus den Leitungen ihrer Mitmenschen kommen. Doch für die jüngeren Mitglieder ist die Aktion nicht drastisch genug.  Als es zu heftigem Streit innerhalb der Gruppe kommt, beschließt einer der Initiatoren, den ursprünglichen Plan allein umzusetzen und das Wasser im Speicher in Frankfurt heimlich mit Lebensmittelfarbe einzufärben. Kurz darauf findet man ihn erschlagen in der Nidda. Und das Wasser ist blutrot ... Raffiniert, originell und hochspannend liefern die Bestseller-Autoren Daniel Holbe und Ben Tomasson auch in 'Glutstrom', dem 8. Fall für das Ermittlerduo Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach, klassische und hochaktuelle Krimi-Spannung für 'Tatort'-Fans. Die brisante und hochspannende Krimi-Reihe aus Hessen ist in folgender Reihenfolge erschienen: - Giftspur - Schwarzer Mann - Sühnekreuz - Totengericht - Blutreigen - Strahlentod - Schlangengrube - Glutstrom

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde. 

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan – und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde.  Ben Tomasson, Jahrgang 1969, ist Germanist und Pädagoge und promovierter Diplom-Psychologe. Ehe er sich ganz dem Schreiben gewidmet hat, war er einige Jahre in der Bildungsforschung tätig. Tomassons Leidenschaften sind die Geschichten, die das Leben schreibt, die vielschichtigen Innenwelten der Menschen, Motorradfahren und Reisen zu jenen Orten, an denen Sonne und Meer sich treffen. Tomasson ist verheiratet und lebt in Kiel. Momentan schreibt er am vierten Band seiner Reihe um den Göteborger Kommissar Forsberg.

4


Frankfurt

Die Morgenluft schmeckte nach Tau, und das, obwohl sie sich mitten in der Innenstadt befand. Julia Durant war viel zu früh wach gewesen und hatte nach endlosem Herumwälzen entschieden, eine Laufrunde zu drehen. Es war noch nicht einmal sechs Uhr, als sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte und auf dem Weg die Treppe hinunter mit den ersten Dehnbewegungen begann.

Im leichten Trab erreichte sie den nahen Holzhausenpark. Bald würde der Berufsverkehr sich verdichten und an den Knotenpunkten der Stadt zum Erliegen kommen. Doch für den Moment genoss sie die Stille, die ersten Vogelstimmen, die erwachten, ihren Herzschlag und den Rhythmus ihrer Füße auf dem befestigten Untergrund.

Kaum hatte sie den ersten Kilometer hinter sich, meldete sich ihr Handy. Die Nummer gehörte zum Kriminaldauerdienst. Na toll, dachte Durant. In zwei Stunden hätte sie ohnehin Dienstbeginn gehabt. Aber das Verbrechen hielt sich nun mal nicht an irgendwelche Pläne.

»Hallo?« Sie keuchte.

»Guten Morgen«, meldete sich die Stimme vom KDD. Sie klang leicht heiser. »Es gibt zu tun. Ein Riesenchaos! Haben Sie schon die Verkehrsmeldungen gehört?«

Durant verneinte. Im Folgenden berichtete die Kollegin ihr von einem verunglückten Transporter auf der Flößerbrücke. Noch während die Kommissarin sich fragte, wo genau die Mordkommission ins Spiel kam, der sie immerhin angehörte, kam die Stimme auf den Punkt: »Ein Techniker vor Ort will festgestellt haben, dass an dem Wagen manipuliert wurde. Ein potenzieller Mordversuch also. Ohne den Segen der Kripo wird da kein Handgriff mehr getan, und was das für die Rushhour bedeutet, können Sie sich ja vorstellen.«

Die Kommissarin blickte an sich hinab. Super, dachte sie. Aber das Polizeipräsidium war nur einen Katzensprung entfernt, und in ihrem Büro befand sich etwas zum Überziehen. »Ich bin unterwegs«, sagte sie daher.

 

Julia Durants Vater war Pastor gewesen, aber man musste nicht bibelfest sein, um von dem Bild, das sich von der Brücke aus bot, ergriffen zu sein. Die zehn Plagen des alten Ägyptens. Tote Erstgeborene. Flüchtige Gedanken, die sofort wieder von dem Hupkonzert zerrissen wurden. Von überlegen grinsenden Radfahrern und Rollern, die sich ihre Wege durch die Absperrung erkämpften. Deren Gesichtsausdrücke allesamt erstarrten, sobald sie die nackten Babykörper erblickten, die sich an den Uferseiten gefangen hatten. Manchen fehlte ein Arm oder ein Bein, ein Teil trieb mit dem Kopf nach unten, andere schienen einen mit aufgerissenen Augen direkt anzublicken. Der fensterlose Mercedes Sprinter mit dem Logo und Schriftzug einer Firma, von der Durant noch nie gehört hatte, schien mit der Brüstung der Brücke verschmolzen zu sein. Die Flößerbrücke wurde von einem grünen Pylonenpaar getragen, und genau von einem solchen war der Transporter zum Stehen gebracht worden. Es musste ein verzweifeltes Manöver gewesen sein. Die Schiebetür war aufgerissen, eine der Flügeltüren ebenfalls. Die Kommissarin suchte sich ihren Weg in Richtung zweier uniformierter Kollegen und ließ sich auf den neuesten Stand bringen.

»Da wurde vermutlich an der Bremsleitung rumgefummelt«, wusste der ältere der beiden, ein schlanker Mittvierziger mit Pockennarben und hoher Stirn. Er deutete in Richtung des Fahrzeugs. Es lag schräg genug, dass man ein Stück des Unterbodens erkennen konnte, aber nicht genug für eine eindeutige Diagnose. »Die Feuerwehr wollte nämlich wissen, wie viel Öl ausgelaufen ist«, erklärte der Beamte weiter, »also haben wir mal druntergeschaut. Öl und Kühlwasser sind ausgelaufen, aber die Bremsanlage scheint völlig leer gewesen zu sein. Der Fahrer hat es vermutlich zu spät bemerkt. Mit Karacho auf die Brücke, und dann hat er die Kontrolle verloren.« Er hob die Schultern. Mitgefühl ließ er dabei kaum welches erkennen.

»Die Kriminaltechniker sind unten am Ufer und sammeln die Puppen ein«, sagte der Jüngere. Ein kleiner geratenes Exemplar Mann mit strahlend blauen Augen und modelhaften Zügen. Er dürfte kaum Mitte zwanzig sein. »Was für eine Szene, ey. Das müsste man eigentlich filmen.«

Julia Durant blickte sich um. Überall standen Schaulustige und hatten ihre Smartphones im Anschlag. Manche heimlich, andere ganz offen und ohne jedes Schuldbewusstsein. An Handyvideos dürfte es also kaum mangeln. Sie war gespannt, welches Revolverblatt die erste Schlagzeile mit biblischer Phrase veröffentlichen würde. Schon allein der Gedanke daran, jeden Ermittlungsschritt im Fokus der Öffentlichkeit tun zu müssen, bereitete ihr größtes Unbehagen.

Sie nahm das Fahrzeug in Augenschein. Die zerschmetterte Windschutzscheibe. Den schlaff herabhängenden Gurt, der weder zerschnitten noch eingeschnappt war. Der Fahrer war demnach nicht angeschnallt gewesen. Sosehr ihr die mögliche Antwort widerstrebte, fragte sie: »Was ist denn mit dem Fahrer?«

Die Antwort kam von dem Älteren: »Wird im RTW wieder aufgepäppelt. Mann, was hat der einen Schutzengel gehabt!«

 

Julia erreichte den Rettungswagen just in dem Augenblick, als jemand den Motor startete und eine schwarze Rußwolke aus dem Auspuff drang. Sie hastete nach vorn, und ihre Handfläche traf gerade noch das Seitenblech am Heck. Sofort flammten die Bremslichter auf, und ein Lockenkopf lugte aus dem Beifahrerfenster. »Geht’s noch?«

»Durant, Mordkommission«, keuchte sie und wollte gerade ihren Ausweis herausfummeln, als der Mann sagte: »Hier ist doch gar niemand tot. Und wenn Sie uns nicht aufhalten, bleibt das auch so.«

»Ist das also der Fahrer?«, wollte sie wissen.

»M-hm.«

»Ist er bei Bewusstsein?«

»Nein. Er hat Unterkühlungen, und seine Lunge war voller Wasser. Aber wir kriegen ihn durch. Nur müssen wir jetzt los …«

Wie auf Kommando begann das Blaulicht aufzublitzen.

»Hatte er einen Ausweis bei sich?«

»Nichts dergleichen.«

Durant ließ den Wagen fahren. Sie musste sich wohl oder übel gedulden. Ein Schatten huschte durch ihre Erinnerungen. Körperlich mochte der Mann zu retten sein. Aber was, wenn das Gehirn zu lange von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten war? Wenn nicht viel mehr als eine Hülle blieb … Sie wischte die Vorstellung beiseite und stieg hinab in Richtung Ufer.

Auf einer Bank, eingehüllt in eine golden glänzende Rettungsdecke, hockte ein unrasierter Mann mit glasigem Blick. Neben ihm türmten sich zwei Supermarkttüten und ein Schlafsack. Ein Obdachloser also. Umso erstaunter war die Kommissarin, als er mit klarer Stimme und ohne eine von Kälte und Alkohol ermüdete Zunge zu ihr sprach.

»Mordkommission?«, wiederholte er. »Ist der Mann etwa tot?«

»Nein. Aber wir können ein Verbrechen derzeit nicht ausschließen. Bitte schildern Sie noch einmal, was genau passiert ist. Ach ja«, Durant warf einen Blick auf seine schmutzigen Hände, die nervös mit den Fingern spielten, »und zuallererst bräuchte ich Ihren Namen.«

»Jojo Reichelt. Also eigentlich Josef, aber niemand nennt mich hier so.«

»Hier?«

Er zuckte mit den Achseln, die Decke knisterte. »Na ja, hier unten eben. Unter uns. Sie haben sich’s ja bestimmt schon gedacht. Ich wohne hier.«

»Ja, der Gedanke ist mir gekommen.« Die Kommissarin lächelte. Offenbar schämte er sich, aber er machte auch kein Geheimnis aus dem Offensichtlichen. Und wie bei allen Obdachlosen steckte auch hinter diesem Mann eine Geschichte, der man vielleicht Gehör schenken sollte. Doch dann waren da diese vielen Puppen. Sie seufzte. »Deshalb waren Sie also so schnell zur Stelle? Sie haben dem Fahrer vermutlich das Leben gerettet.«

Jojo nickte nur.

»Erzählen Sie es mir bitte noch einmal so genau wie möglich?«

»Was denn? Warum ich hier unten hause oder wie ich den Typen aus dem Wasser gefischt habe?«

Julia Durant zwinkerte. »Zuerst das Zweite, wenn’s recht ist. Danach spendiere ich uns gerne einen Kaffee und höre mir auch das andere an.«

»Abgemacht.« Jojo grinste breit. Seine Zähne waren weder gelb noch lückenhaft. Entweder war er noch nicht lange obdachlos, oder er hatte sich noch nicht aufgegeben. Er nahm die Decke von den Schultern, faltete sie hastig und ließ sie in einer der Plastiktüten verschwinden. Dann stand er auf und machte zwei Schritte in Richtung Ufer.

»Von dem Knall hab ich nichts mitbekommen«, schilderte er. »Ich meine, der Verkehrslärm, daran gewöhnt man sich. Es erwartet ja keiner, dass so was passiert. Aber dann diese Puppen, mein Gott, ich hab gedacht, das sind alles Kinderleichen. Ist natürlich Quatsch, aber im ersten Moment …« Er schüttelte sich. »Na ja. Dann hab ich mittendrin diesen großen Körper gesehen. Nur ein paar Meter entfernt, bäuchlings, den Kopf unter Wasser. Da hab ich nicht lange gefackelt. Hätte ja auch einer von uns sein können. Ich hab ihn rausgeholt und dann halt Erste Hilfe und so. Brustmassage. Kennen Sie ja sicher.«

»Und Sie offenbar auch«, sagte Durant anerkennend.

»Klar. Hab den Lehrgang genauso gemacht wie Sie.« Seine Augen blitzten auf. »Aber haben Sie nicht etwas von Kaffee gesagt?«

Julia Durant schmunzelte. »Zuerst noch ein paar Details. Was war mit der Massage? Haben Sie ihn wiederbelebt?«

»Nein. Ich hab’s versucht, aber die Sanitäter sind ziemlich schnell gekommen und haben das Ganze übernommen. Seitdem sitze ich hier. Die Decke habe ich von ihnen, aber Sie verraten mich nicht, okay?«

»Kommt drauf an.« Durant kniff die Augen zusammen und beobachtete den Mann sehr genau, als sie ihre nächste Frage stellte. »Haben Sie vielleicht sonst noch etwas, was niemand wissen sollte?«

Jojo...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2024
Reihe/Serie Ein Sabine-Kaufmann-Krimi
Ein Sabine-Kaufmann-Krimi
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ben Tomasson • Bestseller • bestseller autoren • Bürgerinitiative • Daniel Holbe • Daniel Holbe Reihenfolge • Dürre • Dürretod • Ermittlerduo • Frankfurt • Grundwasserspiegel • Hessen • Hessische Kommissare • Julia Durant • Kaufmann / Angersbach 8 • Klima-Aktivisten • Klimakrise • Krimi • krimi bestseller autoren • Krimi Hessen • Kriminalliteratur • Kriminalroman • Krimi-Reihe • Krimi Vogelsberg • Lebensmittelfarbe • LKA • Naturkatastrophe • Nele Neuhaus • Nidda • Protest • Protestaktionen • Ralph Angersbach • Regionalkrimis Hessen • rotes Wasser • Sabine Kaufmann • Toter • Umwelt-Aktivisten • Vogelsberg • Wassermangel
ISBN-10 3-426-46523-X / 342646523X
ISBN-13 978-3-426-46523-3 / 9783426465233
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