Das Klippenmädchen (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
312 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2905-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Klippenmädchen -  Jill Childs
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Ein einsames Haus am Meer, verschlossene Türen und dunkle Geheimnisse.

Sophies Leben ist vollkommen aus den Fugen geraten und so nimmt sie die Einladung ihrer Jugendfreundin Caroline gerne an, sie und ihre Familie in ihrem wunderschönen, einsam gelegenen Strandhaus zu besuchen. Als Sophie dort ankommt, findet sie ihre Freundin völlig verändert vor. Caroline, die früher warmherzig und selbstbewusst war, ist nun verschlossen und nervös und verbringt viel Zeit alleine, fernab ihrer Familie. Und Carolines kleine Tochter Lucy hat kurz nach dem Einzug in das Haus aufgehört zu sprechen.

Eines Nachts wird Sophie von einem Schrei geweckt. Als sie zur Hilfe eilen möchte, trifft sie auf Lucy, die am Dachbodenfenster steht und entsetzt hinausstarrt. Beim Blick aus dem Fenster gefriert Sophie das Blut in den Adern ...

Ein düsterer, packender Thriller - für alle Fans von 'Big Little Lies' und 'The Couple Next Door'.



Jill hat schon immer Geschichten geliebt - echte und erfundene. Über 30 Jahre lang bereiste sie als Journalistin die ganze Welt - je nachdem wohin die Nachrichten sie führten. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihren Zwillingen in London.


Kapitel 1


Sophie

In meiner letzten Nacht zu Hause, der allerletzten in dem Häuschen, in dem Mum, Dad und ich so lange gewohnt hatten, träumte ich wieder von dem Mord.

Ich schreckte aus dem Schlaf, lag schwitzend und stocksteif da und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke, an der die dünnen Schatten der im Wind schwankenden Bäume draußen zuckten. Mein Herz pochte. Eine Weile lag ich einfach da, ohne dem Schrecken des Traums entfliehen zu können. Der gleiche Traum wie schon früher. Keine Gewalt. Kein Blut. Keine Darstellung des tatsächlichen Todes. Nur die Übelkeit erregende Gewissheit, dass ich irgendwie einen schrecklichen Mord, das ultimative Verbrechen, begangen hatte, und die entsetzliche Furcht, dass irgendjemand wusste, was ich getan hatte.

Zitternd lag ich da und zwang mich, ruhig zu atmen. Es war nur ein Traum. Ich hatte keinen Mord begangen, nicht im wahren Leben. Mir drohte kein Leben hinter Schloss und Riegel. Nur ein Traum.

Ich drehte mich auf die Seite und schaute auf mein Handy. Zehn nach vier. Ich kroch aus dem Schlafsack und tappte die Treppe hinunter.

Die Küchenfliesen waren kalt. Noch halb im Schlaf wollte ich mir ein Glas Wasser holen, öffnete den Küchenschrank und sah nur leere Bretter. Die frisch geputzten Oberflächen, bereit für den Verkauf, glänzten gespenstisch in der Dunkelheit. Sogar die Geräusche waren anders. Hohl. Ohne das vertraute Durcheinander der Möbel kamen mir die Zimmer fremd vor. Alles war eingepackt, und nur ein paar Erinnerungsstücke – wir besaßen nichts von großem Wert – eingelagert für eine Zukunft, die ich mir noch nicht recht vorstellen konnte.

Am Spülbecken drehte ich den Hahn auf, trank aus der hohlen Hand und begann zu zittern. Ich schlürfte lautstark, kam mir vor wie ein ungezogenes Kind, und als ich mich umdrehte, fühlte ich eher, als dass ich sie sah, die strenge Gestalt meiner Mutter am anderen Ende der Anrichte. Ich blinzelte im Dunklen. Nichts außer Staub und Schatten.

Ich schlich wieder nach oben und kroch zurück in den Schlafsack, rollte mich, so gut es ging, darin zusammen. Meine Füße waren eiskalt. Ich hatte Kopfschmerzen und wollte bloß weiterschlafen, aber jetzt war ich wach, und mein Magen krampfte sich zusammen, während ich mich an die letzten Augenblicke hier klammerte und versuchte, mir alles genau einzuprägen. Jede knarzende Bodendiele, jede windschiefe Türöffnung, das verblassende Muster der Tapeten.

Ich schloss die Augen, ließ die Dunkelheit glitzern und schimmern und wartete darauf, dass der Tag anbrach.

Verschwitzt und zerzaust stieg ich aus dem Zug und kämpfte mich mit meinen beiden Rollkoffern durch den unbekannten Bahnhof. Der Rucksack auf dem Rücken und die Handtasche vor der Brust zogen mich nach unten.

Auf dem Bahnhofsvorplatz blieb ich stehen und schaute mich um. Von Caroline war weit und breit nichts zu sehen.

Ich warf einen Blick aufs Handy. Sie hatte immer noch nicht auf die Nachricht geantwortet, die ich ihr aus dem Zug geschickt und in der ich ihr meine Ankunftszeit mitgeteilt hatte. Plötzlich kam ich mir sehr dumm vor. Ich hätte sie gestern noch einmal anrufen sollen, zur Bestätigung. Aber die letzten Wochen waren so voll von Notaren und Möbelpackern und Immobilienmaklern gewesen.

Dabei hatte Caroline in ihrer letzten Mail so dringend geklungen. Komm einfach her, bitte, hatte sie geschrieben. Steig in den ersten Zug, den du nehmen kannst. Ich werde da sein und hole dich vom Bahnhof ab.

Ich rief auf ihrem Handy an und ließ es klingeln. Keine Reaktion. Ich schickte noch eine Nachricht, inzwischen weniger zuversichtlich. Hi, Caroline, ich bin da. Kannst du mich abholen?

Während ich überlegte, was ich machen sollte, sah ich mich nach einer Sitzgelegenheit um. Ein Stück die Straße hinunter war ein Café, direkt am Ende der Kiss-and-Ride-Zone. Ich stolperte hinein und stellte mein Gepäck in einer Ecke ab. Es war ein seelenloser Ort, altmodisch und spartanisch eingerichtet. Eine rotgesichtige Kellnerin stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen und starrte stumpf ins Leere, als könnte sie nichts mehr überraschen.

Ich trank eine Tasse schlechten Kaffee und ließ mein Telefon nicht aus den Augen. Immer noch keine Nachricht und kein verpasster Anruf. Ich ging noch einmal Carolines Mails durch. Die letzten Monate, seit Dad so überstürzt ins Krankenhaus gekommen war, hatten wir keinen Kontakt mehr gehabt, aber ich war mir sicher, dass sie mir eine Festnetznummer geschickt hatte, zusammen mit ihrer neuen Adresse, als sie Anfang des Jahres in das neue Haus gezogen war.

Als ich die Nummer endlich gefunden hatte, nahm sie schon nach ein paarmal Klingeln ab. Es war seltsam, nach so langer Zeit ihre Stimme zu hören.

»Hallo?«

»Caroline?«

»Wer spricht da bitte?« Sie klang förmlich und ein wenig außer Atem, als wäre sie aus einem anderen Teil des Hauses zum Telefon gelaufen und in Gedanken immer noch dort.

»Ich bin’s, Sophie. Ich bin am Bahnhof. Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«

Pause. »Was? In Billingslow?« Sie kreischte auf. »Meine Güte, Sophie!«

Ich lächelte. Dieses Kreischen. Es versetzte mich sofort zurück in unsere Schulzeit. Es war, als wären nicht über zwanzig Jahre vergangen.

»Du hast mir geschrieben?«, stieß sie hervor. »An die neue Nummer oder die alte?«

»An die, die du mir im März geschickt hast. Hast du eine neue? Wie auch immer, ich bin jetzt da.«

Ich blickte hinaus in den trüben, wolkenverhangenen Himmel. Ein Bus fuhr vor und blieb eine Weile mit laufendem Motor stehen. »Ich bin in einem Café, bei der Bushaltestelle.«

»O nein, nicht diese Absteige.« Ihr Lachen war ansteckend. »Halte durch, ich komme sofort.«

Krachend wurde das Telefon aufgelegt.

Meine Laune besserte sich schlagartig, und ich freute mich darauf, sie zu sehen. Ich war hierhergekommen, weil Caroline in ihrer letzten Mail – die sie mir geschrieben hatte, als mein Vater ins Krankenhaus gekommen war und um sein Leben kämpfte – so verzweifelt geklungen hatte. Und weil ich nun, da er nicht mehr war, auf einmal das Bedürfnis verspürte, sie zu sehen. Caroline kannte ihn noch von damals, als wir beide Kinder waren. Auch wenn viele Jahre vergangen waren, seit wir uns tatsächlich gesehen hatten, würde sie mich verstehen.

Ich betrachtete den wartenden Bus und ließ die Gedanken schweifen. Eine junge Frau kam eilig aus dem Bahnhof, an der Hand zog sie ein vier- oder fünfjähriges Mädchen hinter sich her. Die fellbesetzte Kapuze rutschte der Kleinen vom Kopf, als sie über den Vorplatz zum Bus liefen. Ihre Haare waren zu zwei dünnen Zöpfen geflochten, die ihr über den Rücken fielen.

Ich stellte mir vor, wie die junge Frau mit geschickten Bewegungen die Haare kämmte und flocht. Hatte der Kamm geziept, hatte das Mädchen geschrien und sich gewehrt und war dafür gescholten worden? War sie so eine Mutter? Oder war sie langsam und vorsichtig gewesen und hatte, als sie fertig war, ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel gegeben, so wie meine Mutter immer? So wie ich es mit meiner Tochter getan hätte? Ich schüttelte den Kopf und rutschte auf meinem Stuhl hin und her, versuchte, den Kloß im Hals hinunterzuschlucken.

Ich hatte meiner Mutter nicht glauben wollen, als sie mich gewarnt hatte. »Ach, Sophie, verschwende deine Zeit nicht«, hatte sie gesagt, als ich ihr endlich von Andrew erzählt hatte. »Selbst wenn er seine Frau verlässt, was für ein Mann ist er dann? Könntest du ihm je vertrauen?«

Ich hatte bloß mit den Achseln gezuckt und mich abgewandt. Ich glaubte, sie verstand nicht, dass Andrew – der lustige, schlaue Andrew – nicht so einer war. Aber natürlich hatte sie recht. All die Jahre hatte ich gewartet, mir Hoffnungen gemacht, doch er hatte seine Frau und seine Kinder nie verlassen. Als ich endlich die Kraft fand, die Sache zu beenden, war ich vereinsamt, Mitte dreißig und lebte wieder zu Hause, um meinen Dad zu pflegen. Was blieb mir jetzt noch, nun, da ich ohne Partner auf die vierzig zuging?

Die Tür zum Café flog auf, und ein Schwall kalter Luft drang herein.

»Sophie?«

Eine laute...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2023
Übersetzer Nina Restemeier
Sprache deutsch
Original-Titel The first Wife
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Freundin • Geheimnis • Joy Fielding • jp delaney • Michael Robotham • Paula Hwakins • Stacy Willingham • Tochter • Verlassenes Haus
ISBN-10 3-8412-2905-0 / 3841229050
ISBN-13 978-3-8412-2905-2 / 9783841229052
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