Hüter des Gesetzes (eBook)
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60493-2 (ISBN)
Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, ist internationaler Bestsellerautor und lebt in Utah. Nach seinem Debütroman »Elantris« widmete er sich ab 2007 der Vollendung von Robert Jordans epischer Fantasyreihe »Das Rad der Zeit«. Zudem begeistert er mit seiner Saga um »Die Nebelgeborenen« weltweit die Fans. Er steht regelmäßig ganz vorne auf der New-York-Times-Bestsellerliste und seine Bücher wurden in 35 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2022 machte er Furore mit der größten Crowdfundingkampagne aller Zeiten, mit der er vier komplett neue Romane finanzierte. Die ersten beiden, »Weit über der smaragdgrünen See« und »Handbuch für den genügsamen Zauberer: Überleben im mittelalterlichen England« erscheinen im Piper Verlag.
Brandon Sanderson, geboren 1975, ist internationaler Bestsellerautor und lebt in Utah, USA. Er ist bekannt für charakterzentrierte Fantasy und Science-Fiction mit originellem Weltenbau und begeisterte u. a. mit seiner »Nebelgeborenen«-Saga weltweit die Fans. Seine Bücher erreichen regelmäßig Bestplatzierungen auf der New York Times-Bestsellerliste und wurden in 35 Sprachen übersetzt.
Prolog
Geduckt kroch Wax an dem zerbrochenen Zaun entlang. Seine Stiefel knirschten über den trockenen Boden. Er hielt seinen Sterrion 36 in Kopfhöhe; der lange, silbrige Lauf war mit rotem Lehm bestäubt. Der Revolver machte zwar keinen besonders ansehnlichen Eindruck, doch die sechsschüssige Trommel war mit solcher Präzision in den Rahmen – aus einer Stahllegierung – eingesetzt, dass in ihren Bewegungen nicht das geringste Spiel war. Das Metall schimmerte nicht, und in den Griff waren keinerlei exotische Materialien eingelassen. Aber die Waffe lag so gut in seiner Hand, als wäre sie eigens dafür geschaffen worden.
Der hüfthohe Zaun war baufällig, das Holz, mit der Zeit grau geworden, wurde von ausgefransten Seilen zusammengehalten. Es roch nach hohem Alter. Sogar die Würmer hatten dieses Holz schon vor langer Zeit aufgegeben.
Wax spähte über die Bretter, in denen sich viele Astlöcher befanden, und beobachtete die verlassene Stadt. Blaue Linien schwebten vor seinem Blick; sie nahmen ihren Ausgang in seiner Brust und deuteten auf Metallquellen in der Nähe – eine Auswirkung seiner Allomantie. Das Verbrennen von Stahl brachte dies hervor; es ermöglichte ihm, Metall aufzuspüren und dagegen zu drücken, wenn er es wollte. Sein Gewicht stand dann gegen das Gewicht des Metalls. Wenn es schwerer war als er, wurde er zurückgedrückt. War er selbst aber schwerer, dann wurde es von ihm abgestoßen.
Doch jetzt drückte er nicht dagegen. Er beobachtete nur die Linien und wollte herausfinden, ob sich eine der Metallquellen bewegte. Aber alles blieb ruhig. Es handelte sich um Nägel, die Gebäude zusammenhielten, um leere Patronenhülsen im Staub und um Hufeisen, die in der stillen Schmiede aufgestapelt waren. All das wirkte genauso reglos wie die alte Handpumpe, die rechts von ihm in den Boden gerammt worden war.
Auch er verhielt sich ganz still. Der Stahl brannte noch immer beruhigend in seinem Magen, und als Vorsichtsmaßnahme drückte er von sich aus recht vorsichtig in alle Richtungen. Noch vor ein paar Jahren hätte er diesen Kniff nicht beherrscht. Er drückte keinesfalls gegen einen bestimmten Gegenstand, sondern erschuf eine Art von Schutzblase um sich herum. Jedes Metall, das in seine Richtung fliegen mochte, würde dadurch ein wenig abgelenkt werden.
Er befand sich nicht in vollkommener Sicherheit, denn er konnte noch immer getroffen werden. Aber nicht alle Schüsse würden das Ziel treffen, auf das sie abgefeuert wurden. Dies hatte ihm schon mehrfach das Leben gerettet. Er wusste nicht einmal genau, wie er das machte. Die Allomantie war für ihn oft etwas Instinktives. Irgendwie war es ihm sogar gelungen, das Metall, das er bei sich trug, davon auszunehmen. Die Pistole wurde dabei nicht aus seiner Hand gedrückt.
Nachdem er die Blase erschaffen hatte, schlich er weiter am Zaun entlang und beobachtete die Metalllinien eingehend, damit sich niemand an ihn heranschleichen konnte. Feltrel war einmal eine blühende Stadt gewesen, doch das lag nun schon zwanzig Jahre zurück. Damals hatte sich ein Koloss-Klan in der Nähe angesiedelt, und das war gar nicht gut gewesen.
Heute schien die Geisterstadt vollkommen verlassen zu sein, auch wenn er wusste, dass dem nicht so war. Wax war hergekommen, weil er einen Psychopathen jagte. Und er hatte Unterstützung mitgebracht.
Er packte den oberen Rand des Zauns und sprang hinüber. Der rote Lehm knirschte unter seinen Füßen. Er duckte sich tief und rannte in gebückter Haltung zur Seite der alten Schmiede hinüber. Seine Kleidung war schrecklich staubig, aber gut geschnitten. Er trug einen feinen Anzug, hatte eine silberfarbene Krawatte umgebunden, und an den Ärmeln seines guten weißen Hemdes klimperten Manschettenknöpfe. Er hatte sich einen Kleidungsstil angewöhnt, der immer ein wenig fehl am Platze wirkte. Dabei sah er so aus, als würde er auf einen vornehmen Ball in Elantel gehen, und wirkte keinesfalls wie jemand, der in einer Geisterstadt des Raulands auf der Jagd nach einem Mörder war. Zur Vervollständigung seines Aufzugs trug er einen steifen runden Filzhut als Schutz gegen die Sonne.
Da hörte er etwas. Jemand trat an der gegenüberliegenden Straßenseite auf eine knarrende Planke. Das Geräusch war so schwach, dass er es beinahe nicht bemerkt hätte. Wax reagierte sofort. Er fachte den Stahl an, der in seinem Magen brannte. Dann drückte er gegen einige Nägel in der Wand neben sich, gerade als ein Schuss die Stille durchschnitt.
Die Wand erbebte unter seinem plötzlichen Drücken, während die alten, rostigen Nägel ächzten. Sein Drücken schob ihn zur Seite, dann rollte er über den Boden. Einen Augenblick lang erschien eine blaue Linie – es war die Kugel, die genau dort auf den Boden traf, wo er vorhin noch gestanden hatte. Als er wieder aufstand, folgte ein zweiter Schuss. Diese Kugel kam ihm näher und wurde nur um Haaresbreite abgelenkt.
Sie zischte an seinem Ohr vorbei. Wäre sie etwas weiter nach rechts geflogen, hätte sie ihn mitten in die Stirn getroffen, ob er nun in einer Stahlblase steckte oder nicht. Er atmete ruhig, hob seinen Sterrion und beobachtete den Balkon des alten Hotels auf der anderen Straßenseite, von wo der Schuss gekommen sein musste. Vor dem Balkon hing das Reklameschild des Hotels, hinter dem sich ein Schütze gut verstecken konnte.
Wax feuerte, drückte gegen die Kugel und trieb sie mit zusätzlichem Schwung vorwärts, damit sie schneller flog und eine größere Durchschlagskraft bekam. Er verwendete nicht die üblichen Blei- oder Kupferkugeln; er brauchte etwas Stärkeres.
Die großkalibrige Stahlkugel knallte gegen den Balkon, und aufgrund der zusätzlichen Kraft durchschlug sie das Holz und traf den Mann dahinter. Die blaue Linie, die zum Revolver des Mannes führte, zitterte, als er zu Boden sackte. Wax stand langsam auf und rieb sich den Staub von der Kleidung. In diesem Augenblick peitschte ein weiterer Schuss durch die Luft.
Er fluchte und drückte wieder gegen die Nägel, obwohl ihm sein Instinkt sagte, dass es zu spät war. Wenn er einen Schuss hörte, half ihm kein Drücken mehr.
Diesmal wurde er zu Boden geschleudert. Die Kraft musste irgendwo bleiben, und wenn sich die Nägel nicht bewegen konnten, dann musste er selbst es tun. Er ächzte auf, als er hinfiel, und hob seinen Revolver. Schweiß verklebte den Staub mit seiner Hand. Rasch suchte er nach dem Schützen. Er hatte Wax nicht getroffen. Vielleicht war die Stahlblase …
Ein Körper rollte vom Dach der Schmiede herunter und fiel auf den Boden. Eine rote Staubwolke stieg auf. Wax blinzelte, hob den Revolver in Brusthöhe und hastete wieder zum Zaun, hinter dem er in gebückter Haltung Deckung suchte. Er behielt die blauen allomantischen Linien im Auge. Sie warnten ihn, wenn sich jemand näherte – aber nur dann, wenn derjenige auch Metall bei sich hatte.
Auf den Leichnam, der neben das Gebäude gefallen war, deutete keine einzige Linie hin. Einige andere zitternde Linien wiesen allerdings auf etwas, das sich im hinteren Teil der Schmiede bewegte. Wax zielte mit seinem Revolver, als eine Gestalt um die Ecke des Gebäudes bog und auf ihn zulief.
Die Frau trug einen weißen Staubmantel, der am Saum gerötet war. Sie hatte das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, war in eine Hose mit einem breiten Gürtel gekleidet und trug dazu klobige Stiefel. Ihr Gesicht war kantig. Es wirkte stark; die Lippen hoben sich an der rechten Seite zu einem schwachen Grinsen.
Wax stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und senkte seine Waffe. »Lessie.«
»Wirfst du dich wieder selbst zu Boden?«, fragte sie, als sie sich neben ihn hockte, in den Schutz des Zauns. »Du hast mehr Staub auf deinem Gesicht, als Miles Runzeln hat. Vielleicht ist es an der Zeit, dich zur Ruhe zu setzen, alter Mann.«
»Lessie, ich bin drei Monate älter als du.«
»Es sind drei lange Monate.« Sie spähte über den Zaun. »Hast du sonst noch jemanden gesehen?«
»Ich habe einen Mann auf dem Balkon da oben getroffen«, sagte Wax. »Ich konnte nicht erkennen, ob es der verdammte Tan war oder nicht.«
»Er war es nicht«, sagte sie. »Er hätte nicht versucht, dich aus einer so großen Entfernung zu erschießen.«
Wax nickte. Tan mochte es eher persönlich. Ganz nah. Dieser Psychopath bedauerte es jedes Mal, wenn...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2023 |
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Reihe/Serie | Die Nebelgeborenen |
Die Nebelgeborenen | Die Nebelgeborenen |
Übersetzer | Michael Siefener |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Alloy of Law |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | abgeschlossene Fantasy Reihe • Brandon Sanderson deutsch • Cosmere • Die Nebelgeborenen 4 • Elantel • Epic Fantasy • epische Fantasy • Fantasy Krimi • Fantasy Reihe • Fantasy Saga • Fantasy Western • High Fantasy • Jäger der Macht • Kosmeer • Mistborn • Mistborn 4 • Nebelgeborene • Steampunk • The Alloy of Law • The Alloy of Law deutsch • Wax und Wayne • Wild West |
ISBN-10 | 3-492-60493-5 / 3492604935 |
ISBN-13 | 978-3-492-60493-2 / 9783492604932 |
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