Bridge Kingdom - Der Verrat der Königin (eBook)
464 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60522-9 (ISBN)
Danielle L. Jensen ist USA Today-Bestsellerautorin diverser Romantasy-Romane. Zusammen mit ihrer Familie und mehreren Meerschweinchen lebt die Autorin in Calgary, Kanada. Die »Bridge Kingdom«-Reihe ist ihr neuestes Fantasyprojekt.
Danielle L. Jensen ist USA Today Bestsellerautorin diverser Romantasy-Romane. Zusammen mit ihrer Familie und mehreren Meerschweinchen lebt die Autorin in Calgary, Kanada. Die »Bridge Kingdom«-Reihe ist ihr neuestes Fantasyprojekt.
3
Aren
»Guten Morgen, Euer Majestät«, erklang eine Stimme, während jemand ihm die Augenbinde abnahm.
Aren blinzelte heftig, und Tränen strömten ihm über die Wangen, als die Sonne in seinen Augen brannte und ihm ebenso unerbittlich die Sicht nahm wie der mit Schweißflecken bedeckte Stoff. Nach und nach verblasste das grelle Weiß und wich einem gut gepflegten Rosengarten. Einem Tisch. Einem Mann mit silbernem Haar, sonnengebräunter Haut und Augen, die die Farbe der Stürmischen See hatten.
Der König von Maridrina.
Laras Vater.
Sein Feind.
Aren machte einen Satz über den Tisch. Er scherte sich nicht darum, dass er unbewaffnet war oder dass seine Handgelenke gefesselt waren. Er wusste nur, dass er diesem Mann wehtun musste, dem Mann, der alles zerstört hatte, was ihm teuer gewesen war.
Als seine Finger nur noch Zentimeter von ihrem Ziel entfernt waren, wurde Aren zurückgerissen – von einer Kette, die um seine Taille gewickelt war und die ihn an dem Stuhl festband wie einen Hund an einem Pfahl.
»Na, na. Lasst uns nicht unzivilisiert sein.«
»Fickt. Euch.«
Die Oberlippe des maridrinischen Königs verzog sich verachtend, als hätte Aren eher gebellt als gesprochen.
»Ihr seid so, wie Euer Königreich es war, Euer Majestät. Barbarisch.«
War.
Das höhnische Grinsen wich einem Lächeln. »Ja, Euer Majestät. War. Denn ich fürchte, Ithicana existiert nicht mehr, und Euer Titel ist jetzt nichts weiter als eine reine Höflichkeit, auf die Ihr, wie ich fürchte, werdet verzichten müssen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wie sollen wir Euch nennen? Master Kertell? Oder vielleicht wäre sogar ein gewisses Maß an Vertrautheit angemessen, immerhin sind wir ja irgendwie auch Familie, Aren.«
»Ich gebe einen Scheiß darauf, wie Ihr mich nennt, Silas. Was Eure andere Behauptung betrifft, die Brücke ist nicht Ithicana. Ich bin nicht Ithicana. Mein …«
»… Euer Volk ist Ithicana«, beendete Silas den Satz, und seine Augen leuchteten vor Erheiterung. »Hübsche Worte, mein Junge. Und vielleicht steckt sogar Wahrheit darin. Ithicana steht … solange Eranahl es tut.«
Arens Magen krampfte sich zusammen, und der Name seiner Stadt auf den Lippen seines Feindes war gleichzeitig ungewohnt und unwillkommen.
»Welch ein Geheimnis Ihr da gehütet habt.« König Silas Veliant schüttelte den Kopf. »Aber es ist nicht länger ein Geheimnis.«
»Wenn Ihr beabsichtigt, mit mir über Eranahls Kapitulation zu verhandeln, verschwendet Ihr Eure Zeit.«
»Ich verschwende meine Zeit nicht. Und ich verhandle nicht.« Silas rieb sich das Kinn. »Fast alle Eurer Untertanen haben sich auf einer einzigen Insel versammelt, wo sie von Vorräten abgeschnitten sind und keinerlei Hoffnung auf Rettung haben. Wie lange werden sie durchhalten? Wie lange wird es dauern, bis Eranahl keine Festung mehr ist, sondern ein Grab? Nein, Aren, ich brauche Euch nicht, um Ithicana endgültig zu vernichten.«
So weit würde es nicht kommen. Wer immer in Eranahl das Kommando führte, würde im Schutz der Stürme Zivilisten aus Ithicana schmuggeln. Nach Norden und Süden. Versprengt in alle Winde.
Aber lebend.
Und solange sie lebten … »Wenn ich so nutzlos bin, warum bin ich dann hier?«
Silas legte die Fingerspitzen zusammen und schwieg. Arens Herz begann, zu rasen, donnerte regelrecht in seiner Brust, und jeder Schlag war heftiger als der vorangegangene.
»Wo ist Lara?«
Eine unerwartete Frage, denn Aren hatte eigentlich erwartet, sie würde hier sein. Zurück in Maridrina. Zurück an der Seite ihres Vaters. Dass sie es nicht war … dass ihr Vater nicht wusste, wo sie war …
Ich liebe dich.
Aren schüttelte entschieden den Kopf, und eine Schweißperle rann ihm über die Wange. Sie hatte ihm einen Dolch in den Rücken gerammt, hatte ihn von Anfang an belogen. Nichts, was sie je gesagt hatte, spielte jetzt noch eine Rolle. »Ich habe keine Ahnung.«
»Ist sie noch am Leben?«
Seine Haut kribbelte vor Unbehagen, und Laras Stimme hallte durch seine Gedanken: Ich dachte, ich hätte alle Briefbögen vernichtet. Das ist … das ist ein Irrtum. Die Tränen in ihren Augen hatten wie Juwelen geglitzert. »Da kann ich wie Ihr nur raten.«
»Habt Ihr sie gehen lassen? Oder ist sie geflohen?«
Bitte, tu das nicht. Ich kann kämpfen. Ich kann dir helfen. Ich kann …
»Eine Verräterin gehen zu lassen, scheint mir eine unkluge Entscheidung zu sein.« Dennoch war es die Entscheidung gewesen, die er getroffen hatte. Warum? Warum hatte er sie nicht einfach getötet, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte?
Der andere Mann legte den Kopf schief. Dann griff er in die Tasche seines glänzenden weißen Mantels und holte ein zerfleddertes, fleckiges Stück Papier hervor, dessen Vergoldung an den Rändern schon lange abgegriffen war. »Das hier hat man bei Euch gefunden, als man Euch durchsucht hat. Ein sehr interessantes Dokument.«
Silas legte es flach auf den Tisch. Arens Handschrift war durch die Wassermale und Blutflecken kaum noch sichtbar. »Auf der einen Seite verrät sie mich. Auf der anderen« – er drehte das Blatt um – »verrät sie Euch. Ein Rätsel. Ich muss sagen, wir wussten nicht recht, was wir davon halten sollten, vor allem in Verbindung mit Eurem Besuch in meiner schönen Stadt. Verratet mir, was glaubt Ihr, wo Laras Loyalität wirklich liegt?«
Arens Hemd klebte ihm am Rücken, und der Gestank von Schweiß drang ihm in die Nase. »Angesichts unserer gegenwärtigen Umstände würde ich sagen, die Antwort liegt auf der Hand.«
»Oberflächlich betrachtet vielleicht.« Der maridrinische König strich mit den Fingern über das Stück Papier. »Wenn ich fragen darf, wer hat Marylyn getötet?«
»Das war ich.« Die Lüge entschlüpfte ihm, bevor Aren sich fragen konnte, warum er sie für notwendig hielt.
»Nein«, überlegte Silas laut. »Nein, ich denke nicht, dass Ihr das wart.«
»Glaubt, was Ihr wollt. Es macht keinen Unterschied.«
Laras Vater faltete das Papier wieder zusammen und beugte sich vor, um es in den Halsausschnitt von Arens Hemd zu schieben. »Lasst mich Euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über ein Mädchen, das zusammen mit ihren geliebten Schwestern in der Wüste erzogen wurde. Ein Mädchen, das, als es hörte, dass ihr Vater sie und zehn ihrer Schwestern töten wollte, entschieden hatte, sich nicht selbst zu retten, sondern sich in Gefahr zu begeben, um ihre Schwestern zu retten. Ein Mädchen, das sich entschieden hatte, nicht in eine sichere Zukunft zu fliehen, sondern sich selbst zu einem dunklen Schicksal zu verurteilen. Alles, nur um ihre geliebten Schwestern zu retten.«
»Ich habe diese Geschichte bereits gehört.« Teile davon. Von Lara. Und von der Schwester, die sie ermordet hatte.
»Die Geschichte gehört, vielleicht. Aber habt Ihr sie auch verstanden? Denn aus jeder guten Geschichte kann man etwas lernen.«
»Dann klärt mich bitte unbedingt auf.« Aren hob seine zusammengebundenen Handgelenke. »Ich werde wie gefesselt an Euren Lippen hängen.«
Silas kicherte und fragte dann: »Warum sollte dieses Mädchen, wenn es so verdammt entschlossen das Leben ihrer Schwestern schützen wollte, plötzlich selbst eine von ihnen töten?«
»Marylyn hat die anderen bedroht.«
»Die anderen waren aber nicht dort. Sie hatte Zeit. Doch statt diese Zeit zu nutzen, hat sie ihrer Schwester das Genick gebrochen. Was mich, Aren, zu der Auffassung führt, dass etwas, das ihr sehr teuer war, sich in unmittelbarerer Gefahr befand.«
Bilder blitzten vor Arens innerem Auge auf. Laras Gesicht, ihr Blick, als er auf dem Boden gekniet hatte, während ihre Schwester ihm ein Messer an die Kehle hielt. Die Art, wie sie den Raum abgesucht hatte, nicht nach einer Fluchtmöglichkeit, sondern nach einem Ausweg aus einer unmöglichen Situation. Es hatte nur eine einzige Entscheidung gegeben: sein Leben oder das von Marylyn.
Silas Veliant beugte sich erneut über den Tisch, und es schien ihn nicht zu kümmern, dass er jetzt in Reichweite von Arens Händen...
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2023 |
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Reihe/Serie | Bridge Kingdom |
Übersetzer | Michaela Link |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Brücke • enemies to lovers • epische Fantasy • High Fantasy • High Fantasy Reiche • high fantasy romance • karibisches Flair • Kriegerin • New Adult • Prinzessin • Romantasy • Spionin • stürmische See |
ISBN-10 | 3-492-60522-2 / 3492605222 |
ISBN-13 | 978-3-492-60522-9 / 9783492605229 |
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